Verlag: Heidelberger Beobachter. Herausgeber: Otto Wetzel.
Schristleitung: Lucherstratze 22, Telephon 4048
Der Heidelberger Beobachter erscheint 8 mal wöchentlich und
kostet monatlich 2.40 RM. Bei Postbezug zuzüglich SS Psg.
Bestellungen nehmen die Postämter und Briesträger entgegen.
Ist die Zeitung am Erscheinen (auch durch höhere Gewalt
verhindert, besteht kein Anspruch auf Entschädigung.
ÄmMM Ser
flr VSrnmlS
zur zreiheit und Brot!
ÄMoilsWMv
imö MIM
Anzeigen: Die 8 gespaltene Millimeterzeile l0 Pfg. Die
4 gespaltene Millimeterzeile im Textteil 25 Pfg. Für kleine
Anzeigen: Die 8 gespaltene Millimeterzeile 5 Pfg. Bei Wieder-
holung Rabatt nach ausliegendem Taris. Schluß der Anzeigen-
Annahme: 18 Uhr. Anzeigen - Annahme: Lutherstraße 55,
Tel. 4048; Marktplatz 3, Tel. 86. Zahlüngs- und Erfüllungs-
Rr. 195 /1. Jahrgang
Donnerstag, den 17. Dezember 1931
Freiverkanf 15 Pfg.
Adils Mrs Mlmrt an Wmg
Warum griff Brüning die NSDAP an, aber nicht den Kommunis-
mus?/Die Zlluffonspolitik von Erzberger bis Brüning./Die große
Illusion der letzten Notverordnung.
Di« Antwort Adolf Hitlers -auf die. Rund-
funkrede des Reichskanzlers Brüning, die als
Sondernummer des „Völkischen Beobachter"
veröffentlicht wird, nimmt einleitend Stellung zu
den Angriffen des Reichskanzlers gegen die na-
tionalsozialistifche Bewegung, in' her ein so
großer Teil des deutschen Volkes zusammen-
geschlossen ist und stellt die Frage, in «welchem
ursächlichen Zusammenhang diese bewußten
Angriffe, für die weder politisch noch materiell
eine Notwendigkeit vorlag, mit der Notverord-
nung stehen sollen. Da eine zureichende Begrün-
dung dafür unterblieben fei, könnten nur par-
teimäßig bedingte Erwägungen der Anlaß ge-
wesen fein, die nationalsozialistische. Bewegung
mit Vorwürfen zu überschütten, die ebenso un-
gerechtfertigt, wie leicht zu widerlegen feien.
Der Erfolg allein
ist Gradmesser.
Brüning habe davon gesprochen, daß ihm die
Pflicht des gewissenhaften Arbeitens größer zu
sein scheine, als die des Redens. Gewiß, so
führt Hitler demgegenüber aus, könne nicht jede
Rede, die in der Welt gehalten werde, als eine
sachliche Leistung gewürdigt werden. Dieses
Eindruckes könne auch er sich nicht verschließen,
seit er besonders den deutschen Rundfunk in den
Dienst der rednerischen Regierungspropadanda
gestellt sehe. Aber es würde doch falsch sein,
aus solchen durch die Gegenwart illustrierten
Beispielen auf eine allgemeine Unterlegenheit
des geistigen Gehaltes von Reden schließen zu
wollen. ,-So manche Verordnung, die der grü-
belnde menschliche Verstand in emsigem Fleiß
und anerkennenswerter Ausdauer zuwege
brachte, ist in ihrem endgültigen und tatsäch-
lichen Wert spezifisch leichter gewesen als daS
Stück Papier, das das Unglück trug, diese Ver-
heißung der Menschheit 'zu vermitteln. Der
Werk eines Gesetzes liegt weder in der dafür
ausgewendeten Arbeitszeit noch im äußeren
Umfang, sondern ausschließlich im endgültigen
geistigen Gehalt. Der Blitz des Genies hak die
Menschheit zu allen Zeiten gründlicher ausgehellt
als tausend Pechfackeln durchschnittlicher' Ber-
ordnungs- und Gesehgebungskünstler. Die Re-
gierung, Herr Reichskanzler, kann handeln und
ihre Pläne mittels der ihr anvertrauken öffent-
lichen Gewalt verwirklichen. Und sie ist eifer-
süchtig darauf bedacht, daß kein anderer als sie
diese Möglichkeiten wahrnimmk. Was bleibt uns
anderes. Zerr Reichskanzler, als die Rede,
um so unsere Auffassungen der Verderblichkeit
Ihrer Pläne, über die Irrtümer, die ihnen zu-
grundeliegen und über die Fehlschläge, hjx ke-
inen müssen, dem deutschen Volke zur Kenntnis
zu bringen? Die Richtigkeit oder die Unrich-
tigkeit einer geistigen Leistung, ganz gleich ob
sie sich in geschriebenem oder gesprochenem
Work äußert, 'beweist am Ende mir der wirk-
liche Verlauf der Ereignisse. Der Kurs des
heutigen Systems hat aber bisher nicht den Ne-
gierungen, sondern den kritischen Rednern recht
gegeben. Wenn man heute aber dennoch in die-
ser unserer Tätigkeit etwas Unerträgliches
empfinden möchte, dann erspare man uns das
Reden und gebe man uns die Macht. Herr
Reichskanzler Brüning, wir sind jederzeit be-
reit, auch zu handeln. Oder haben wir uns etwa
geweigert, die Verantwortung zu übernehmen?
Mit fadenscheinigen Anschuldigungen
gegen die NSDAP sucht sich das System
zu halten.
Das heutige Reichskabinetk, ja, das System
überhaupt, dessen Wesen sich auch in unserer
heutigen Regierung verkörpert, wird von der
überwältigenden Mehrheit der deutschen Nation
abgelehnk Zwei Erwägungen sollen nach Ihrer
Rede das heutige Regierungssystem mehr oder
weniger innerlich 'verpflichten, die öffentliche
Gewalt nicht aus der Hand zu geben:
1. Die nationalssozialistische Bewegung als
stärkster Faktor der nationalen Opposition sei
kein legaler Verband.
2. Die nationalsozialistische Bewegung und
im weiteren Sinne die gesamte nationale Oppo-
sition verfolgen kein Programm der Wirklich-
keit, sondern ein Programm der Illusion und
Wunschbilder.
Beide Einwände können an Hand Ihrer Ein-
leitungsrede, Herr Reichskanzler, der Notver-
ordnung und der tatsächlichen Wirklichkeit ohne
Mühe widerlegt werden. Zunächst ist es un-
richtig, «Herr Reichskanzler, daß etwa nur ich
als Führer der nationalsozalistischen Bewegung
die Legalität der Partei betone, während meine
Unterführer einer anderen Auffassung seien. —
Ich befinde mich in dieser Frage mit allen mei-
nen Führern und Parteigenossen in voller
Uebereinstimmung, ausgenommen jenen Elemen-
ten, die als bewußte Spihelprovokateure in die
"Partei hineingeschickt werden, für die aber nicht
ich, sondern die Hohen Auftraggeber verantwort-
lich zu machen sind. Gewiß, Herr Reichskanz-
ler, hak es in meiner Partei einzelne Führer
gegeben, deren Auffassungen ich nicht als mit
meinen legalen Auffassungen übereinstimmend
angesehen habe. Allein gerade diese Führer
hakten engere Beziehungen zu amtlichen deut-
schen Stellen als ich, der offizielle Parteiführer.
Sollten Sie, Herr Reichskanzler Brüning, Merk
darauf legen, dies« eigenartigen Tatsachen öf-
fentlich behandelt zu sehen, dann bin ich gern«
bereit, ein Material der öffentlichen Meinung
m unterbreiten, auf daß sich dies« auch ein
Bild machen kann, wie schwer es ist, di« Ver-
antwortung für eine große Partei zu überneh-
men, wenn an einzelne Mitglieder so verfüh-
rerische Möglichkeiten herangetragen werden.
Ich habe aber, Herr Reichskanzler Brüning,
solche Männer bisher ohne weiteres sofort ans
der Partei entfernt.
Es ist weiterhin nicht richtig, daß meine
Unterführer einen sinnlosen Bruderkampf pre-
digen. Richtig ist, daß wir diesen Kampf auf
das Schmerzlichste bedauern: allerdings richtig
ist auch, daß wir uns nicht schuh- und wehrlos
von der roten Mordbestie abschlachten lasten.
Richtig ist weiter, daß wir nicht daran denken,
Deutschland dem Schicksal Rußlands auszu-
zuliefern. Ferner ist richtig, daß wir nicht
daran denken, uns durch den Terror kommu-
nistischer Meuchelmörder die politische Propa-
ganda abbinden zu lassen. Richtig ist, Herr
Reichskanzler, daß seit vielen Monaten meine
waffenlosen und damit praktisch wehrlosen
Parteigenossen von Meuchelmördern überfallen,
niedergestochen, verletzt und getötet werden,
ohne daß die Regierung, Ihre Regierung, Herr
Reichskanzler Brüning, es fertig gebracht hätte.
diesem Wüten Einhalt zu gebieten. Ich habe
in Verfolg meiner legalen Versicherungen
schweren Herzens meinen treuen Anhängern
Waffenlofigkeit befohlen. Aber den Befehl,
sich wehrlos abschlachten zu lassen, Herr Reichs-
kanzler Brüning, können Sie nicht -verlangen
und werde ich nicht geben. Es würde vielleicht
zweckmäßiger gewesen sein, die Welk auf diese
Tatsachen hinzuweisen, als Zweifel in die Le-
galität einer Bewegung zu sehen, die mehr als
taufend fällige Beweise von der Aufrichtigkeit
ihrer Geisinnung gegeben hak.
Die Torheit der Außenpolitik des Systems.
Es ist weiter unrichtig, Herr Reichskanzler
daß irgendjemand Verantwortlicher in der
Partei zu außenpolitischen Torheiten aufgefor-
derk hätte, die Sie auch nur zu einem Tausend-
stel etwa mit jenen außenpolitischen Torheiten
messen könnten, die in den letzten zwölf Jahren
tatsächlich begangen wurden und nun heute eine
geschichtlich erwiesene Tatsache sind. Glauben
Sie, Herr Reichskanzler Brüning, daß es
außenpolitisch richtig und klug ist, eine Bewe-
gung, die nationalp'olitisch gesehen den einzigen
Aktivposten Deutschlands für eine wirkliche
nationale Außenpolitik überhaupt darstellt,
planmäßig der Welk gegenüber als eine ille-
gale und verderbliche Räuberbande vorstellen zu
iassen, ohne dabei auch nur im geringsten den
Sieg dieser Bewegung verhindern zu können?
Ist es wirklich staatsmännische Weisheit, eine
Partei, deren Siegeszug eine zwölfjährige Un-
terdrückung nicht aufz'uhalten vermochte, der
Welt durch sine übelwollende Parkeipresse
wdeöspruchslos als Gefahr für die menschliche
Gesellschaft, für Ruhe, Frieden und Ordnung
hinstellen zu lassen, nur um damit von vorn-
herein das unweigerlich kommende Deutschland
vor der Welt zu belasten.
LlnLauglichLeiL
der Demokratie.
Der -zweite Teil Ihrer Bemerkung, Herr
Reichskanzler Brüning, ist mir offen gestanden,
unverständlich. Sie lehnen es als „Staatsmann"
ab, -daß wir legal zur Macht gekommen, dis
Legalität durchbrechen könnten? Herr Reichs-
kanzler, das Grundgesetz der Demokratie lautet,
alle Macht geht vom Volke aus. Das Volk
selbst entscheidet am Ende auch über feine Ver-
fassung. Wenn die deutsche Nation die natio-
nalsozialistische Bewegung legitimiert, eine an-
dere Verfassung als die heutige niederzulegen,
und zum Gesetz'unseres Lebens werden zu lassen,
dann können Sie es nicht verhindern. Die
deutsche Nation aber lebt nicht für eine Ver-
fassung, sondern sie gibt sich die Verfassungen,
die zum Leben taugen, und wenn sich ein« als
lebensunwirklich erweist, dann stirbt nicht die
Nation, sondern dann ändert sich die Ver-
fassung. Wir haben, Herr Reichskanzler Brü-
ning, glaube ich, selbst den Geist der heutigen
Verfassung richtiger erfaßt, als das derzeitig
herrschende System. Denn es gibt nicht nur eine
Verfassung dem Buchstaben nach, sondern auch
eine Verfassung dem geistigen Sinn und inne-
ren Wesen nach. -Glauben Sie, Herr Reichs-
kanzler Brüning, aber, daß es dem Wesens-
gedanken der Demokratie entspricht und damit
dem innersten Sinn auch der Weimarer Ver-
fassung nahekommk, wenn eine Regierung bleibt,
obwohl sie weiß, daß der Ausgangspunkt ihrer
Gewalt, nämlich das Volk, sich schon längst von
ihr gewendet hat? Glauben Sie, Herr Reichs-
kanzler Brüning, daß der Gesetzgeber selbst der
Weimarer Verfassung die demokratische Willens-
bildung und Willensmeinung der Nation als
letzten Träger der Gewalt verwechselt wissen
wollte mit der Angst parlamentarischer Parteien
als tragende Basis eines Kabinetts? Wie un-
tauglich die Demokratie für Deutschland ist, weil
sie selbst als Träger dieser Melkauffassung ihren
Geist nicht versteht, hak in einem wunderbaren
Beispiel uns gegenüber England bewiesen. Im
Moment, da die frühere Regierung MacDonald
zu der Ueberzeugung kam, daß im Volke eine
weitgehende Verschiebung der politischen Wil-
lensbildung stakkgefunden hakte, löste sie das
englische Parlament auf und appellierte an das
britische Volk, gab seinem nationalen Selbst-
erhaltungstrieh einen der ganzen Welt deutlich
werdenden Ausdruck. Das ist nicht nur ein
fairer Vorgang, sondern auch ein logischer. Was
aber geschieht hei uns? Man beginnt den klein-
lichsten Krieg gegen die nationalsozialistische
Bewegung und hofft, auf dem Wege von Ver-
ordnungen und schikanösen, halb empörenden
und halb lächerlichen Polizeimaßnahmen metter-
nich'schen Wesens das herrschende System ge-
gen di« Demokratie zu verteidigen. Jawohl, ge-
gen die Demokratie, Herr Reichskanzler Brü-
ning, und gegen die Verfassung. Für eine Be-
sorgnis hinsichtlich verfassungswidriger Akte im
heutigen Deutschland wäre meines Ermessens
mehr als genug Anlaß vorhanden. Schenken
Sie doch diesen nächstliegenden Gefahren Ihre
geschätzte Aufmerksamkeit, stakt sich durch poli-
tischen Astigmatismus ablenken zu lassen durch
die Sorge um ein von Ihnen lediglich be-
fürchtetes illegales Handeln meiner Bewe-
gung nach ihrer legalen Machtübernahme. Wir
Rationalsozialisten respektieren die Verfassung
in unserem Kampfe um die politische Macht und
hoffen, daß es uns möglich sein wird, dem
deutschen Volke eine neue und unseres Erach-
tens gesündere Verfassung zu geben. Ich -ver-
spreche Ihnen aber schon jetzt, daß wir die je-
weils gültige Verfassung auch dem Sinne nach
treuer respektieren, als das heutige System die
von Weimar!
Die Illusionen
von Erzberger bis Brüning
Der Vorwurf der Illusion trifft nicht di«
nationale Opposition und am wenigsten die
nationalsozialistische Partei oder mich, sondern
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verhindert, besteht kein Anspruch auf Entschädigung.
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Rr. 195 /1. Jahrgang
Donnerstag, den 17. Dezember 1931
Freiverkanf 15 Pfg.
Adils Mrs Mlmrt an Wmg
Warum griff Brüning die NSDAP an, aber nicht den Kommunis-
mus?/Die Zlluffonspolitik von Erzberger bis Brüning./Die große
Illusion der letzten Notverordnung.
Di« Antwort Adolf Hitlers -auf die. Rund-
funkrede des Reichskanzlers Brüning, die als
Sondernummer des „Völkischen Beobachter"
veröffentlicht wird, nimmt einleitend Stellung zu
den Angriffen des Reichskanzlers gegen die na-
tionalsozialistifche Bewegung, in' her ein so
großer Teil des deutschen Volkes zusammen-
geschlossen ist und stellt die Frage, in «welchem
ursächlichen Zusammenhang diese bewußten
Angriffe, für die weder politisch noch materiell
eine Notwendigkeit vorlag, mit der Notverord-
nung stehen sollen. Da eine zureichende Begrün-
dung dafür unterblieben fei, könnten nur par-
teimäßig bedingte Erwägungen der Anlaß ge-
wesen fein, die nationalsozialistische. Bewegung
mit Vorwürfen zu überschütten, die ebenso un-
gerechtfertigt, wie leicht zu widerlegen feien.
Der Erfolg allein
ist Gradmesser.
Brüning habe davon gesprochen, daß ihm die
Pflicht des gewissenhaften Arbeitens größer zu
sein scheine, als die des Redens. Gewiß, so
führt Hitler demgegenüber aus, könne nicht jede
Rede, die in der Welt gehalten werde, als eine
sachliche Leistung gewürdigt werden. Dieses
Eindruckes könne auch er sich nicht verschließen,
seit er besonders den deutschen Rundfunk in den
Dienst der rednerischen Regierungspropadanda
gestellt sehe. Aber es würde doch falsch sein,
aus solchen durch die Gegenwart illustrierten
Beispielen auf eine allgemeine Unterlegenheit
des geistigen Gehaltes von Reden schließen zu
wollen. ,-So manche Verordnung, die der grü-
belnde menschliche Verstand in emsigem Fleiß
und anerkennenswerter Ausdauer zuwege
brachte, ist in ihrem endgültigen und tatsäch-
lichen Wert spezifisch leichter gewesen als daS
Stück Papier, das das Unglück trug, diese Ver-
heißung der Menschheit 'zu vermitteln. Der
Werk eines Gesetzes liegt weder in der dafür
ausgewendeten Arbeitszeit noch im äußeren
Umfang, sondern ausschließlich im endgültigen
geistigen Gehalt. Der Blitz des Genies hak die
Menschheit zu allen Zeiten gründlicher ausgehellt
als tausend Pechfackeln durchschnittlicher' Ber-
ordnungs- und Gesehgebungskünstler. Die Re-
gierung, Herr Reichskanzler, kann handeln und
ihre Pläne mittels der ihr anvertrauken öffent-
lichen Gewalt verwirklichen. Und sie ist eifer-
süchtig darauf bedacht, daß kein anderer als sie
diese Möglichkeiten wahrnimmk. Was bleibt uns
anderes. Zerr Reichskanzler, als die Rede,
um so unsere Auffassungen der Verderblichkeit
Ihrer Pläne, über die Irrtümer, die ihnen zu-
grundeliegen und über die Fehlschläge, hjx ke-
inen müssen, dem deutschen Volke zur Kenntnis
zu bringen? Die Richtigkeit oder die Unrich-
tigkeit einer geistigen Leistung, ganz gleich ob
sie sich in geschriebenem oder gesprochenem
Work äußert, 'beweist am Ende mir der wirk-
liche Verlauf der Ereignisse. Der Kurs des
heutigen Systems hat aber bisher nicht den Ne-
gierungen, sondern den kritischen Rednern recht
gegeben. Wenn man heute aber dennoch in die-
ser unserer Tätigkeit etwas Unerträgliches
empfinden möchte, dann erspare man uns das
Reden und gebe man uns die Macht. Herr
Reichskanzler Brüning, wir sind jederzeit be-
reit, auch zu handeln. Oder haben wir uns etwa
geweigert, die Verantwortung zu übernehmen?
Mit fadenscheinigen Anschuldigungen
gegen die NSDAP sucht sich das System
zu halten.
Das heutige Reichskabinetk, ja, das System
überhaupt, dessen Wesen sich auch in unserer
heutigen Regierung verkörpert, wird von der
überwältigenden Mehrheit der deutschen Nation
abgelehnk Zwei Erwägungen sollen nach Ihrer
Rede das heutige Regierungssystem mehr oder
weniger innerlich 'verpflichten, die öffentliche
Gewalt nicht aus der Hand zu geben:
1. Die nationalssozialistische Bewegung als
stärkster Faktor der nationalen Opposition sei
kein legaler Verband.
2. Die nationalsozialistische Bewegung und
im weiteren Sinne die gesamte nationale Oppo-
sition verfolgen kein Programm der Wirklich-
keit, sondern ein Programm der Illusion und
Wunschbilder.
Beide Einwände können an Hand Ihrer Ein-
leitungsrede, Herr Reichskanzler, der Notver-
ordnung und der tatsächlichen Wirklichkeit ohne
Mühe widerlegt werden. Zunächst ist es un-
richtig, «Herr Reichskanzler, daß etwa nur ich
als Führer der nationalsozalistischen Bewegung
die Legalität der Partei betone, während meine
Unterführer einer anderen Auffassung seien. —
Ich befinde mich in dieser Frage mit allen mei-
nen Führern und Parteigenossen in voller
Uebereinstimmung, ausgenommen jenen Elemen-
ten, die als bewußte Spihelprovokateure in die
"Partei hineingeschickt werden, für die aber nicht
ich, sondern die Hohen Auftraggeber verantwort-
lich zu machen sind. Gewiß, Herr Reichskanz-
ler, hak es in meiner Partei einzelne Führer
gegeben, deren Auffassungen ich nicht als mit
meinen legalen Auffassungen übereinstimmend
angesehen habe. Allein gerade diese Führer
hakten engere Beziehungen zu amtlichen deut-
schen Stellen als ich, der offizielle Parteiführer.
Sollten Sie, Herr Reichskanzler Brüning, Merk
darauf legen, dies« eigenartigen Tatsachen öf-
fentlich behandelt zu sehen, dann bin ich gern«
bereit, ein Material der öffentlichen Meinung
m unterbreiten, auf daß sich dies« auch ein
Bild machen kann, wie schwer es ist, di« Ver-
antwortung für eine große Partei zu überneh-
men, wenn an einzelne Mitglieder so verfüh-
rerische Möglichkeiten herangetragen werden.
Ich habe aber, Herr Reichskanzler Brüning,
solche Männer bisher ohne weiteres sofort ans
der Partei entfernt.
Es ist weiterhin nicht richtig, daß meine
Unterführer einen sinnlosen Bruderkampf pre-
digen. Richtig ist, daß wir diesen Kampf auf
das Schmerzlichste bedauern: allerdings richtig
ist auch, daß wir uns nicht schuh- und wehrlos
von der roten Mordbestie abschlachten lasten.
Richtig ist weiter, daß wir nicht daran denken,
Deutschland dem Schicksal Rußlands auszu-
zuliefern. Ferner ist richtig, daß wir nicht
daran denken, uns durch den Terror kommu-
nistischer Meuchelmörder die politische Propa-
ganda abbinden zu lassen. Richtig ist, Herr
Reichskanzler, daß seit vielen Monaten meine
waffenlosen und damit praktisch wehrlosen
Parteigenossen von Meuchelmördern überfallen,
niedergestochen, verletzt und getötet werden,
ohne daß die Regierung, Ihre Regierung, Herr
Reichskanzler Brüning, es fertig gebracht hätte.
diesem Wüten Einhalt zu gebieten. Ich habe
in Verfolg meiner legalen Versicherungen
schweren Herzens meinen treuen Anhängern
Waffenlofigkeit befohlen. Aber den Befehl,
sich wehrlos abschlachten zu lassen, Herr Reichs-
kanzler Brüning, können Sie nicht -verlangen
und werde ich nicht geben. Es würde vielleicht
zweckmäßiger gewesen sein, die Welk auf diese
Tatsachen hinzuweisen, als Zweifel in die Le-
galität einer Bewegung zu sehen, die mehr als
taufend fällige Beweise von der Aufrichtigkeit
ihrer Geisinnung gegeben hak.
Die Torheit der Außenpolitik des Systems.
Es ist weiter unrichtig, Herr Reichskanzler
daß irgendjemand Verantwortlicher in der
Partei zu außenpolitischen Torheiten aufgefor-
derk hätte, die Sie auch nur zu einem Tausend-
stel etwa mit jenen außenpolitischen Torheiten
messen könnten, die in den letzten zwölf Jahren
tatsächlich begangen wurden und nun heute eine
geschichtlich erwiesene Tatsache sind. Glauben
Sie, Herr Reichskanzler Brüning, daß es
außenpolitisch richtig und klug ist, eine Bewe-
gung, die nationalp'olitisch gesehen den einzigen
Aktivposten Deutschlands für eine wirkliche
nationale Außenpolitik überhaupt darstellt,
planmäßig der Welk gegenüber als eine ille-
gale und verderbliche Räuberbande vorstellen zu
iassen, ohne dabei auch nur im geringsten den
Sieg dieser Bewegung verhindern zu können?
Ist es wirklich staatsmännische Weisheit, eine
Partei, deren Siegeszug eine zwölfjährige Un-
terdrückung nicht aufz'uhalten vermochte, der
Welt durch sine übelwollende Parkeipresse
wdeöspruchslos als Gefahr für die menschliche
Gesellschaft, für Ruhe, Frieden und Ordnung
hinstellen zu lassen, nur um damit von vorn-
herein das unweigerlich kommende Deutschland
vor der Welt zu belasten.
LlnLauglichLeiL
der Demokratie.
Der -zweite Teil Ihrer Bemerkung, Herr
Reichskanzler Brüning, ist mir offen gestanden,
unverständlich. Sie lehnen es als „Staatsmann"
ab, -daß wir legal zur Macht gekommen, dis
Legalität durchbrechen könnten? Herr Reichs-
kanzler, das Grundgesetz der Demokratie lautet,
alle Macht geht vom Volke aus. Das Volk
selbst entscheidet am Ende auch über feine Ver-
fassung. Wenn die deutsche Nation die natio-
nalsozialistische Bewegung legitimiert, eine an-
dere Verfassung als die heutige niederzulegen,
und zum Gesetz'unseres Lebens werden zu lassen,
dann können Sie es nicht verhindern. Die
deutsche Nation aber lebt nicht für eine Ver-
fassung, sondern sie gibt sich die Verfassungen,
die zum Leben taugen, und wenn sich ein« als
lebensunwirklich erweist, dann stirbt nicht die
Nation, sondern dann ändert sich die Ver-
fassung. Wir haben, Herr Reichskanzler Brü-
ning, glaube ich, selbst den Geist der heutigen
Verfassung richtiger erfaßt, als das derzeitig
herrschende System. Denn es gibt nicht nur eine
Verfassung dem Buchstaben nach, sondern auch
eine Verfassung dem geistigen Sinn und inne-
ren Wesen nach. -Glauben Sie, Herr Reichs-
kanzler Brüning, aber, daß es dem Wesens-
gedanken der Demokratie entspricht und damit
dem innersten Sinn auch der Weimarer Ver-
fassung nahekommk, wenn eine Regierung bleibt,
obwohl sie weiß, daß der Ausgangspunkt ihrer
Gewalt, nämlich das Volk, sich schon längst von
ihr gewendet hat? Glauben Sie, Herr Reichs-
kanzler Brüning, daß der Gesetzgeber selbst der
Weimarer Verfassung die demokratische Willens-
bildung und Willensmeinung der Nation als
letzten Träger der Gewalt verwechselt wissen
wollte mit der Angst parlamentarischer Parteien
als tragende Basis eines Kabinetts? Wie un-
tauglich die Demokratie für Deutschland ist, weil
sie selbst als Träger dieser Melkauffassung ihren
Geist nicht versteht, hak in einem wunderbaren
Beispiel uns gegenüber England bewiesen. Im
Moment, da die frühere Regierung MacDonald
zu der Ueberzeugung kam, daß im Volke eine
weitgehende Verschiebung der politischen Wil-
lensbildung stakkgefunden hakte, löste sie das
englische Parlament auf und appellierte an das
britische Volk, gab seinem nationalen Selbst-
erhaltungstrieh einen der ganzen Welt deutlich
werdenden Ausdruck. Das ist nicht nur ein
fairer Vorgang, sondern auch ein logischer. Was
aber geschieht hei uns? Man beginnt den klein-
lichsten Krieg gegen die nationalsozialistische
Bewegung und hofft, auf dem Wege von Ver-
ordnungen und schikanösen, halb empörenden
und halb lächerlichen Polizeimaßnahmen metter-
nich'schen Wesens das herrschende System ge-
gen di« Demokratie zu verteidigen. Jawohl, ge-
gen die Demokratie, Herr Reichskanzler Brü-
ning, und gegen die Verfassung. Für eine Be-
sorgnis hinsichtlich verfassungswidriger Akte im
heutigen Deutschland wäre meines Ermessens
mehr als genug Anlaß vorhanden. Schenken
Sie doch diesen nächstliegenden Gefahren Ihre
geschätzte Aufmerksamkeit, stakt sich durch poli-
tischen Astigmatismus ablenken zu lassen durch
die Sorge um ein von Ihnen lediglich be-
fürchtetes illegales Handeln meiner Bewe-
gung nach ihrer legalen Machtübernahme. Wir
Rationalsozialisten respektieren die Verfassung
in unserem Kampfe um die politische Macht und
hoffen, daß es uns möglich sein wird, dem
deutschen Volke eine neue und unseres Erach-
tens gesündere Verfassung zu geben. Ich -ver-
spreche Ihnen aber schon jetzt, daß wir die je-
weils gültige Verfassung auch dem Sinne nach
treuer respektieren, als das heutige System die
von Weimar!
Die Illusionen
von Erzberger bis Brüning
Der Vorwurf der Illusion trifft nicht di«
nationale Opposition und am wenigsten die
nationalsozialistische Partei oder mich, sondern