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Heidelberger Beobachter: Kampfblatt der Nationalsozialisten für Odenwald und Bauland (1 (September-Dezember)) — 1931

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https://doi.org/10.11588/diglit.44156#0661

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«erlag: Heidelberger Beobachter. Herausgeber: Otto Wetzel.
Schristleitung: Lncherstratze öS, Telephon 404«
Der Heidelberger Beobachter erscheint S mal wöchentlich und
kostet monatlich 2.40 RM. Bei Postbezug zuzüglich SS Pfg.
Bestellungen nehmen die Postiimter und Briefträger entgegen.
IN die Zeitung am Erscheinen (auch durch höhere Gewalt
verhindert, besteht kein Anspruch auf Entschädigung.


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A nze, sten: Die 8 gespaltene Millimeterzeile 10 Pfg. Die
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Anzeigen: Die 8 gespaltene Mllimeterzeile 5 Pfg. Bei Wieder-
holung Rabatt nach anfliegendem Tarif. Schluß der Anzeigen-
Annahme: !Z Uhr. Anzeigen - Annahme: Lurherstraße üb,
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ort: Heidelberg. Ausschließlicher Gerichtsstand: Heidelberg.
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Nr. 187 /1. Jahrgarrg

Dienstag, den 8. Dezember 1S31

Freiverkanf 15 Pfg.

Erzbischof Dr. Fritz gestorben.
Freiburg, 7. Dezember. Nach kurzem Kran-
kenlager verstarb im Montag nachmittag Dr.
Karl Fritz von her Erzdiözese Freiburg 'm 88.
Lebensjahr.

Einigung im Völkerbund
auf Kosten Chinas

Bemerkung anknüpft, baß die Machtergreifung
durch Hitler wahrscheinlich innerhalb
......... . . . Fast
brning Post" die
Sie unterstreicht

Lis Wo der ErkllirmM Mrs
in der eiMen PW.

Der amerikanische Kongreß
eröffnet.
Rervyork, 7. Dez. Wie aus Washing-
ton gemeldet wird, wurde der amerikanische
Kongreß am Montag um 12 Ahr feierlich
eröffnet. Wie allgemein erwartet wurde,
wurde der demokratische Fraktionsführer
Garner-Texas zum Sprecher des Repräsen-
tantenhauses gewählt. Die Demokraten be-

Iapanrsche Bombenflugzeuge gegen
chinesische Banditen.
London, 7. Dezember. Am Sonntag haben
nach Meldungen aus Mukden japanische Flug-
zeuge chinesische Banditen in Kungnipu im
Südwesten der Mandschurei und in Tienpingkai
mit Bomben beworfen. Dadurch sollen dreihun-
dert Chinesen getütet worden sein. Mie der
Sonderberichterstatter des „Daily Herald" mel-
det, hat General Honjo mitgekeilk, daß an drei
verschiedenen Stellen die japanischen Trappen
vorgerückt seien, um die chinesischen Banditen
zu zerstreuen.

marxistischen „Alarm" ist die ,,Tribüne", ein
ebenso berüchtigtes Skandal- und Erpresserblatt
für die „bessere Gesellschaft", in dem vor Wochen
als „Sensation" in Schlagzeilen Enthüllungen
über angebliche Beziehungen des Berliner Gau-
leiters, Pg. Dr. Goebbels, zu einer Tänzerin
Elly St. veröffentlicht wurden. Dr. Goebbels hak
in diesem Falle zum ersten Male durch seinen
Rechtsanwalt Kamecke Strafantrag wegen Be-
leidigung stellen lassen, um ein Exempel zu sta-
tuieren. Am 2. Dezember wurde darauf der
„Schriftleiter" dieses Winkelblättchens, ein ehe-
maliger ^Separakistenführer, wegen Beleidigung
zu MO RM Geldstrafe verurteilt. Bor Gericht
wurde festgestellk, daß von den „Enthüllungen"
kein Wort wahr sei, daß Dr. Goebbels vielmehr
die Tänzerin Elly St. nicht einmal dem Namen
nach kennt. Das beste Mittel für derartige
Schmutzfinken wäre die Reitpeitsche auf das
Lügenmaul.

grüßten die Wahl dieses populären Parla-
mentariers mit stürmischen Beifallskundge-
bungen.
Durch die Ergebnisse der letzten Nach-
nahlen haben die Demokraten bekanntlich
zum ersten Male seit 13 Jahren die Mehr-
heit im Repräsentantenhaus« erlangt.
Am Dienstag werden beide Häuser des
Kongresses zu einer gemeinsamen Sitzung
zusammentreten, um die Botschaft des Prä-
sidenten Hoover entgegen zu nehmen. >
Politische Hochstabler.
Der Weizen für die politischen Geschäfte-
macher blüht nach wie vor. Unter den Fittichen
der Parlamentswirtschafk haben diese Kreaturen
im letzten Jahrzehnt Gelegenheit genug gefun-
den, ihre Kräfte bestzahlend an den Mann zu
dringen. Mit dem Bankerott der Inkeressenpar-
teien ist das nun auch vorbei; man muß sich
seht eine andere „Beschäftigung" suchen. So hat
sich jetzt wieder eine neue „Front" aufgekan, die
„Volksfrontbewegung", die es bereits zu einem
Sekretär und einem Führer gebracht hat. Mik
lieblichen Aufrufen, die von „christlich", „nakio-
,.al" und „Volkstum" nur so triefen, wendet
man sich an die Oeffentlichkeik. Auch dieser
Spuk wird eben so bald zu Ende sein, wie seine
Borgänger. Für Bauernfänger ist im neuen
Deutschland kein Platz mehr.
Der Streit um Gdingen kommt vor den
Bölkerbundsrak.
Danzig, 7. Dezember. Gegen die Entschei-
dung des Danziger Völkerbundskommiffars,
Graf Gravina, vom 26. Oktober ds. 3s. im
Gdingen-Streik haben sowohl die danziger wie
auch die polnische Regierung Berufung eingelegt.
Die Angelegenheit wird also in zweiter 3nstanz
den Bölkerbundsrak in direkten Verhandlungen
beschäftigen.

Geschäftsträger in den nächsten Tagen nach
Tokio abreisen.
30 000 chinesische Studenten für Krieg
gegen 3apan.
London, 7. Dezember. 30 000 chinesische
Studenten haben am Sonntag, wie Daily Mail"
aus Schanghai meldet, in Nanking eine Kund-
gebung für einen Krieg gegen 3apan veranstal-
tet. Die Lage war so bedrohlich, daß der
Kriegszustand' erklärt und die Truppen bereit-
gestellt werden mußten. Die Studenten waren
im Laufe der vergangenen Woche aus allen
Teilen des Landes mit her Eisenbahn nach Nan-
king gekommen, ohne Fahrkarten zu bezahlen.
Die Studenten mußten nunmehr unter militäri-
schem Zwang Nanking auf dem Eisenbahnwege
wieder verlassen. 300 Studenten wurden fest-
genommen.

Paris, 7. Dezember. Der Zwölferausschutz
des Völkerbundsrates beschäftigte sich am Mon-
tag Nachmittag mit den chinesischen und japani-
schen Vorbehalten zu dem Wortlaut der Ent-
schließung des Redakionsausschufses. Aus diesen
Vorbehalten scheint hervorzugehen, daß die
Nankingregierung sich weigert, ihre Truppen
aus der Gegend von Kintschau zurückzuziehen.
Außerdem spricht die Nankingregierung Japan
das Recht ab, in der zu räumenden Zone die
Polizeigewalk auszuüben. Die japanischen Ver-
treter haben demgegebenüber unterstrichen, daß
ihnen die chinesischen Vorschläge unannehmbar
erschienen, daß sie aber trotzdem ihre Regierung
davon unterrichten wollten.
3n den Pariser Blättern wird allgemein die
Nachricht verbreitet, daß sich der Völkerbunds-
rat mit den Japanern einigen müsse, um dann
der chinesischen Abordnung zu verstehen zu
geben, daß sie das Abkommen anzunehmen
hätte, oder abzulehnen.
Unabhängigkeit m der Mandschurei?
Vorläufig Militärdiktatur.
Mos-Kau (über Kowno), 7. Dezember. Nach
Meldungen auus Tokio und Mukden sind neue
Bestrebungen im Gange, die Unabhängigkeit
der Mandschurei von China auszurufen. Die
Führer der japanfreundlich gesinnten mandschuri-
schen Kreise sollen in Tokio den Boden vorbe-
reiken, um eine neue Regierung in Mukden zu
bilden, die der Mandschurei ein« eigen« von
Nanking unabhängige Verfassung zu geben
hätte. Die Tokioter Zeitungen heben hervor,
daß bis zur Bildung dieser unabhängigen Regie-
rung die Militärdiktatur in Mukden herrschen
.werde. Der Generalsekretär der japanischen
Handelskammer in Mukden erklärte, daß Japan
nach der Amtsübernahme durch die neue Re-
gierung einen militärischen und einen Handels-
vertrag mit der Mandschurei schließen würde. —
Nach Berichten aus Nanking wird der japanische

Noch eine
.Harzburger Front".
Die Ortsgruppe Bad Harzburg und
Bündheim des Verbandes der Hotelier usw.
des Harzes hat den braunschweigischen Land-
tag dringend ersucht, von der Einführung
des Schächkverbotes Abstand zu nehmen. —
Verleumder amPranger
Mit gemeiner Lüge und Verleumdung ver-
lucht man die Führer der nationalsozialistischen
Bewegung in den Augen der Oeffentlichkeik
Bn Gkandälchen aus der perversen Phantasie zu
mugen. So hat die SPD zusammen mit dem
Reichsbanner in der Reichshaupkstadt ein eige-
nes Skandalwochenblatt, den „Alarm" heraus-
8«drachk, in dem ein berüchtigter Asphaltschmie-
t«r wöchentlich sein« schmutzige Phantasie in
ab reagiert. Ein würdiger Partner di«s«s

An den gleichen Tagen, an denen die An-
wesenheit Alfred Rosenbergs das öffentliche In-
teresse Englands in Anspruch nahm, wurde die
Erklärung bekannt, die unser Führer der engli-
schen Presse gegenüber in Berlin abgegeben hak.
Aeberall ein ' durchschlagender Erfolg! Am
ausführlichsten wurde sie in den „Times" wie-
dergegeben. Es ist außerordentlich bezeichnend,
daß gerade sie, die als offiziöses Blakt sich bei
Prophezeiungen dis größte Zurückhaltung auf-
srlegt, am Schluffe des sachlichen Berichtes die

wahrscheinlich
nächsten fünf Monate erfolgen werde,
ebenso ausführlich gibt die „Morning P
Rede Adolf Hitlers wieder.
vor allem seine Ausführungen, daß aus dem ge-
meinsamen Interesse Deutschlands und Eng-
lands die Aufrechterhaltung der britischen Herr-
schaft in Indien Hsrvorgehe.
Die „Daily Mail", die besonders heftig für
eine allbrikische Wirtschaftseinheit und die Aus-
schaltung der billigen ausländischen Konkurrenz
rintritt, hebt ihrerseits Hitlers Erklärung her-
vor, daß die deutsche Produktion volkswirt-
schaftlich besser zur Hebung des inneren Marktes
verwendet werden würde als zu der infolge der
Tribute erzwungenen Schleuderausfuhr.
Die „Daily Expreß" räumt den Erklärungen
Adolf Hitlers ihre Haupküberfchrift und fast die
Hälfte der ersten Seite ein und bringt Bilder
von Adolf Hitler und Alfred Rosenberg.
Die Berichterstattung der englischen Presse
war also durchweg außerordentlich günstig. Ein«
Ausnahme macht nur der Berliner Korrespon-
dent des „Daily Telegraph".
Auf die sehr günstige Aufnahme der Erklä-
rungen Hitlers und Rosenbergs reagierte die
Regierung Brüning auf ein« Weise, die großes
Erstaunen in weiten politischen Kreisen Englands
hervorgerufen hat. Stakt die Forderung auf
Befreiung Deutschlands von den Tributen zu un-
terstützen, scheint sie — nach englischen Presse-
äußerungen zu urteilen — weit von den natio-
nalsozialistischen Erklärungen abgerückt zu sein,
was umso bemerkenswerter erscheint, als die
bekannte englische Zeitschrift „Saturday Re-
view" erst kürzlich einen Leitartikel brachte, der
sich fast völlig mit der nationalsozialistischen An-
schauung über die Tributpolikik deckte.
Wie stark di« Erklärungen Hitlers und Ro-
senbergs gewirkt haben, zeigt die Tatsache, daß
das größte Sonntagsblakt, der „Saturday Ex-
Preß'i in einem Leiarkikel der Redaktion die
nationalsozialistischen Forderungen voll und ganz
unterstützt.
Die Erklärungen Adolf Hitlers sowie die
Reise Alfred Rosenbergs waren also ein voller
Erfolg.

MWWe,,HoAemter"
lieber den hessischen Nationalsozialisten
Dr. Best, der von der jüdischen, marxi-
stischen und demokratischen Journaille mit
Wut und Haß verfolgt wird, weil er ohne
Wissen und Kenntnis der Partei völlig
privat den Entwurf eines Schriftstückes
anfertigke, das für den Fall eines kom-
munistischen Umsturzes gewisse Maßnah-
men zur Ileberwindung von Chaos und
Not in Erwägung zog, schreibt ein Leser
der „Deutschen Allgemeinen Zeitung" aus
Mainz seinem Blakt einen Brief, den wir
der weiteren Oeffentlichkeit nicht vorent-
halken wollen. Der Verfasser des Brie-
fes, der nicht Nationalsozialist ist, schreibt
über die Persönlichkeit Dr. Best's:
„Gerichtsassessor Dr. Werner Best, zuletzt
verwendet als Amksanwalt in Alzey, nunmehr
aber seines Dienstes entsetzt, zum Landtags-
abgeordneten der Nationalsozialistischen Parket
gewählt, 28 Jahre alt, wurde erst vor etwa zwei
Jahren trotz bester Examina und nur ungern von
der rot-schwarzen Regierung Hessens in die Iu-
stizlaufbahn zugelassen -(von wegen feiner schon
damals höheren Ortes unliebsam vermerkten
rechtsradikalen Einstellung). Er ist der ältere
von den -beiden Söhnen eines im Herbst 1914
als Oberleutnant der Reserve gefallenen Höheren
Postbeamten aus Mainz, der zuletzt in Dort-
mund tätig war. Die Mutter zog als Witwe
alsbald mit den zwei Jungen in das Haus der
Schwägerin nach Gensenheim, dem halb bäuer-
lichen, halb villenarkigen Vorort von Mainz.
Umhegt von der Liebe der beiden Frauen, aber
ohne die überlegene und strenge Führerhand
eines Vaters wuchs der hochbegabte Junge durch
die Kriegsjahre und die Franzosenzeit heran zu
früher geistiger Reife und verfrühter Selbstän-
digkeit. Im Herzen das Vorbild des Vaters und
aller der teuren, gefallenen Heiden, früh bereit
zu opfernder Hingabe ans Vaterland — und
vor Äugen all den nationalen Jammer der Re-
volution und der Separatistenfrechheit! Die
französische Einquartierung viele Jahre lang im
eigenen Hause, die französischen Spitzel, Gen-
darmen und Soldaten auf allen Straßen: das
war die Jugend Werner Bests!
Bald nach dem Einzug der Franzosen geschah
es, daß eines Tages ein höherer französischer
Offizier, im Auftrag des kommandierenden Ge-
nerals, das Mainzer Gymnasium mit seinem
Besuch beehrte, d. h. revidierte. Mit einem
Pack französischer Bücher in Goldschnitt unter
dem Arme, zog er von Klasse zu Klasse, um nach
französischer Art die besten Schüler zu prämi-
ieren und damit, wie er wohl vermeinte, ihre
Sympathie für Frankreich zu erwerben. Als
der hohe Herr, begleitet von dem Direktor der
Anstalt, der sich dem nicht entziehen konnte, in
Werner Bests Klasse erschien, spielte sich fol-
gende Szene ab: „Wer ist der beste Schüler
Ihrer Klasse?" Der Klassenlehrer wies auf Best
hin und stellte ihn zugleich vor. Mit zeremo-
nieller Freundlichkeit reichte ihm der Franzose
das französische Goldschnittbuch hin, mit einigen
anerkennenden Worten. Der aber wies es ab
mit dem trotzigen Blick des 15jährigen, und als
der Offizier in ihn drang, erklärte der deutsche
Junge ruhig und fest, er könne kein Geschenk an-
nehmen von der Hand des Vertreters der Na-
tion, gegen die sein Vater i mKampfe gefallen
sei. Der Franzose wollte zunächst den Klassen-
führer für diesen „Affront" verantwortlich ma-
chen. Indessen konnte dieser einwandfrei nach-
weifen, daß die ganze Schule sa doch durch sei-
nen Besuch völlig überrascht worden sei, was der
Franzose nicht bestreiken konnte. Er zog ab und
kam nicht wieder.
Dies war die erste Tat des hessischen „Hoch-
verräters".
Wenn ein französischer Junge so ge-
gen den Landesfeind ausgetreten wäre, würde
sein Beispiel für alle Zeiten gefeiert sein. Wer
weiß aber in unserem Deutschland heute noch
etwas von dem Abwehrkampf des rheinischen
Volkes? Ist doch selbst in Mainz die Geschichte
von dem tapferen Mainzer Schulbuben Werner
Best längst vergessen!
Dann zog er auf di« Universität und studierte
Rechtswissenschaft und machte in Gießen «in
 
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