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Heidelberger Beobachter: Kampfblatt der Nationalsozialisten für Odenwald und Bauland (1 (September-Dezember)) — 1931

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https://doi.org/10.11588/diglit.44156#0653

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8«r Freiheit uirü Brot!


Nr. 186 /1. Jahrgang

Montag, den 7. Dezember 1S31

FrewerLanf 15 Pfg.

Von 8ieg in 8ieg!
10V Prozent Zunahme der Nationalsozialisten. — Schwere Verluste
der SPD und der bürgerlichen Waschlappenparteien.

Das Endergebnis der Gemeindewahien
m Stuttgart.

Stuttgart, 6. Dezember. Bisher liegt von
den Müttembergischen Gemeinderatswahlen ledig-
lich das Endergebnis aus Stuttgart vor. Was
Endergebnis ist folgendes:

Kommunist. Oppos. 4 037
Christlicher Bolksdienst 9 075
Sozialdemokraten 48 810
Zentrum 18186
Deutschnak. Bolkspartei 19525
Frauenlifie 4 760
Bürgerliche Einheitsliste
sDemokr., DBP, Bolks-
rechtsp., Rat. Bolksgem. 23104
Nationalsozialisten ' 44 599
Kommunisten 37 803

12 SSI 1
60 IW 7
19 615 3
18 394 1

51587 S
2L 587 7
38 414 6

Wieviel Lumpen gibt es
in Deutschland?
Wegen versuchten Verrats militärischer
Geheimnisse zu zwei Jahren Zuchthaus ver-
urteilt.
Berlin, 3. Dez. Der erste Strafsenat
beim Kammergericht verurteilte den Musi-
ker Georg Dupke wegen versuchten Ver-
rats militärischer Geheimnisse zu Gunsten

Polens zu zwei Jahren Zuchthaus und drei
Jahren Ehrverlust. Dupke hakte versucht,
sich wichtige Nachrichten über den Verteidi-
gungszustand an der Grenze zu verschaffen.
Die Verhandlung fand unter Ausschluß der
Öffentlichkeit statt.
Der Maulkorb.
Weitere Redeverbote für Nationalsozialisten
Der Berliner Polizeipräsident hak ferner
über den Gauredner Dr. von Leers und
den Stadtverordneten Engel, den Leiter
der Bekriebszellen-Organisation, Berlin, ein
Redeverbot verhängt.
Die „Höllische Universitäkszeitung" auf
zwei Monate verboten.
Halle, 5. Dez. Die von der Deutschen
Studentenschaft an der Vereinigten Fried-
richs-Universität Halle-Wittenberg herausge-
gebene „Hallische Universitätszeitung" ist
für die Dauer von zwei Monaten verboten
worden. Das Verbot stützt sich auf die
Verordnungen des Reichspräsidenten zur
Bekämpfung politischer Ausschreitungen
und nimmt Bezug auf drei Artikel in den
letzten Nummern der Universitäkszeitung
den Überschriften: „Wider den undeuk-
schen Geist", „Das System Grimms",
„Wenn der Gummiknüppel auf Preußens
Hochschulen regiert".

Weitere Maßnahmen zur Bekämpfung poli-
tischer Ausschreitungen.
Karlsruhe, 5. Dez. Der Minister des
Innern hat angesichts der Tatsache, daß in
^en Verhandlungen radikaler Parteien und
Organisationen nach wie vor die Besorgnis
erregender Weise zu Gewalttätigkeiten auf-
gefordert oder angeregt wird, im Interesse
der Staaksautorikät Anweisung gegeben, daß
politische Versammlungen, in denen, wenn
auch nur in verschleierter Form zu Gewalt-
tätigkeiten aufgefordert oder angereizt wird,
sofort aufzulösen sind. Versammlungen, bei
denen solche Verstöße befürchtet werden
müssen, können vorbeugend verboten oder
jedenfalls nur unter Ausschluß solcher Red-
ner zugelassen werden, welche zu Gewalt-
tätigkeiten aufforderten. Des weiteren wird
eine beschleunigte Ahndung aller in Ver-
sammlungen begangenen Verstöße gegen die
Strafgesetze, gegebenenfalls Strafverfolg, im
Schnellverfahren angeordnet. Den angeb-
lich geschlossenen, politischen Versammlun-
gen, insbesondere angebliche Mitgliederver-
sammlungen, die sich häufig als verkappte
öffentliche, politische Versammlungen zur
Umgehung des Anmeldezwanges und der
polizeilichen Ueberwachung darstellen, soll in
Zukunft ein besonderes Augenmerk zuge-
wandk werden. Anstelle beanstandeter öf-
fentlicher Versammlungen, spontan einberu-
fene Mitgliederversammlungen dürfen nur
zeitlich oder örtlich ausreichend getrennt ab-
gehalten werden.

Aufklärung des Auslandes über
den Nationalsozialismus.
Das Ausland erwartet nationalsozialistische Regierung.

Die französische Presse über die Lage in
Deutschland.
Paris, 5. Dez. Die Pariser Morgen-
dresse beschäftigt sich eingehend über die
^age in Deutschland und läßt sich aus Ber-
berichten, daß das Verhältnis zwischen
der Reichsregierung und den Sozialdemo-
kraten in ein gespanntes Stadium eingetre-
^n sei, als die Marxisteen dem Kanzler
^eine unklare Haltung gegenüber den Na-
tionalsozialisten zum Vorwurf machten. Das
-.Petit Journal" spricht von einem Zustand
äußerster Nervosität, was schon daraus zu
ersehen sei, daß das Reichskabinett sich ge-
kötigk sehe, einen vierzehntägigen politischen

Waffenstillstand zu proklamieren. Man
wolle auf diesem Wege versuchen, die erreg-
ten Gemüter zu beruhigen. Das „Oeuvre"
erklärt, die Machtergreifung Hitlers voll-
ziehe sich auf legalem Wege. Zum erstenmal
in -er deutschen Aachkriegsgeschichte gelinge
es einem deutschen Politiker psychologische
Fehler zu vermeiden und er sei sogar klug,
sich schon jetzt im Auslande Sympathien zu
versichern. Während der Abgesandte Hit-
lers in London den Finanzleuten der City
Versprechungen mache und auf die franzo-
senfeindliche Haltung Montague Normans
rechne, bestehe gleichzeitig in nationalsozia-
listischen Kreisen die Absicht, den hl. Stuhl

für sich zu gewinnen. Hitler versuche,
Deutschland seine militärische Macht von
1914 wieder zu gewinnen, indem er sich auf
seine ausländischeen Freunde stütze. Gleich-
zeitig aber gehe er von dem Grundsatz der
Verständigung mit allen Mächten, ein-
schließlich Frankreich, aus. Der rechtsra-
dikale „Ami du Peuple" hebt hervor, daß
das Kabinett Brüning morgen gestüzt sein
könne, wenn Hitler es wolle. Vor dein
Frühjahr werde der Führer der National-
sozialisten zweifellos nicht Reichskanzler
weiden, dock nütze er die Zeit bis dahin aus,
um im Ausland für seine Gedanken zu wer-
ben, gegen Frankreich zu intrigieren und

Frankreich einzukreisen. Praktisch gesehen
sei das die von Deutschland vor dem Kriege
so scharf befehdete Einkreisungspolltik, doch
richte sich diese Politik diesmal gegen Frank-
reich.
Der Eindruck der Hiller-Erklärung in
Amerika.
Rewyork, 5. Dez. Die Unterredung Hit-
lers mit den englischen und amerikanischen
Berichterstattern hat in -en Vereinigten
Staaken größtes Aufsehen erregt und wird
in der gesamten Presse an hervorragender
Stelle wiedergegeben. Besondere Beachtung
findet die Erklärung Hitlers, daß die Na-
tionalsozialisten, wenn sie die Macht erlangt
hätten, die privaten Auslandsschulden nicht
verleugnen würden, sondern lediglich die
Tributzahlungen bekämpfen wollten. Die
Ausführungen Hitlers sind für die Ossfenk-
lichkeit Amerikas umso bedeutungsvoller,
als die gestrigen Kursabschläge an der New-
yorker Börse auf die unsinnigen, leider zu
spät dementierten Gerüchte zurückzusühren
sind, daß Deutschland unverzüglich ein Voll-
moratorium erklären werde.

Neichstagsabgeordneker Rosenberg über die
Politik der NSDAP.
London, 5. Dez. Mährend Adolf Hitler
der englischen und amerikanischen Presse in
Berlin eine Unterredung über die Ziele der
NSDAP gewährte, empfing der Abg. Ro-
senberg, der Haupkschriftleiter ^„Völ-
kischen Beobachters", mehrere Vertreter
Londoner Zeitungen. Dem Vertreter der
„Morning Post" sagte er, die Natio-
nalsozialisten würden mit dem Völkerbund
solange Zusammenarbeiten, als er bereit sei,
seine eigenen Grundsätze in die Tat umzu-
sehen. Dabei würden sie besonders auf
den Artikel 8 des Völkerbundsskakutes Hin-
weisen, der die Gleichberechtigung der Na-
tionen vorsehe, die man Deutschland seit
dem Kriege abgesprochen habe. Wenn
Frankreichs Mindestforderungen für seine
Sicherheit verlange, so täten dies auch die
Nationalsozialisten für Deutschland. Sie
könnten nicht anerkennen, daß Frankreich
eine dauernde Vorherrschaft in Europa aus-
übe. Es sei Zeit, daß Deutschland auf sei-
nen Rechten bestehe. Eine andere Frage,
die reif zur Erörterung sei, sei die polnische.
Dem Vertreter der „Daily Mail" ge-
genüber betonte Rosenberg, daß Deutschland
ehrlich seins wirtschaftlichen Schulden be-
zahlen wolle. Die Nationalsozialisten müß-
ten aber gleichzeitig erklären, daß ein poli-
tisches und wirtschaftliches Unglück nicht ver-
mieden werden könne, wenn nicht alle Re-
parationen gestrichen würden. England
werde bald herausfinden, daß die deutsche
 
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