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Weitere Austritte / Mellos is de» Srtsoereisen / Griisdusg einer lageszeitmig
Dor wenigen Wochen noch wuvd-e jeder, der
non einer bevorstehenden Sp-alkun-g -als An-
sangser-scheinunig des völligen Zerfalls der -sozial-
demokraiischen Parke! sprach oder schrieb, von
der s-ozi-a-D-ew-okr-ak-i-schen Presse als Lügner be-
zeichne k.
Wir NakionalisoziaAsten, die wir besonders
die Verbindungen bis in die Vorstände der so-
Mldemobrakischen Orksvereine hinein seik jeher
liebevoll gepflegt haben, wußten Bescheid. Die
Dementis des Parkeivorstandes in Berlin, das
allmonatliche nervöse -Geschrei
Wo blsibt der zweite Mann?
Gebt uns die Macht!
bannten uns lediglich ein verständnisinniges
Lächeln entlocken. Wir schrieben schon damals:
Der zweite Mann ist längst bei Adolf
Hitler, und die ersten Männer laufen in
Hellen Scharen aus der SPD heraus. Rette
sich wer kann!
-Nachdem die -schon längst vorhandene
Spaltung monatelang nach außen hin ver-
schleiert -wurde, ist sie nun offen -zum Durchbruch
-gekommen.
Der erste -Stoß, der Vorbote des kommenden
Zusammenbruchs -erschüttert jetzt schon -bis in die
Grundmauern hinein den -morschen Parteibau.
Die Genoffen Dr. Kurt Rosenfeld und
Max Seydewih, beides sozialdemokratische
Reichskagsabgeordnete, sind aus der Partei aus-
geschloffen worden.
Die führenden Genoffen im Bezirk Ostsach-
sen, Rechtsanwalt Dr. Walter Fabian, Jung-
arbeiter Helmut Wagner und Blazeizack
teilen das gleiche „harte" Schicksal des Aus-
schlusses.
Desgleichen Genosse Dr. Eckstein, Vor-
sitzender -des Orts-vereins Breslau der SPD und
der Breslauer Parteisekretär Rausch.
Der Partei-Vorstand in Berlin -möchte glauben
-machen, es handle sich bei diesen Ausschlüssen
um die Kaltstellung einiger Eigenbrötler,
-als sei die Opposition innerhalb der -SPD eine
-w e n i g b e d eutende A n -g -e -lege n- h e i t.
Wer IM k Ml?
Die Tatsachen -sprechen eine deutliche Sprache
Genosse Oettighaus (M. d. R.), Westfalen,
ist zur KPD überg-ekrek-en, die Genoffen P-or-
tune (Frankfurt a. M.), Siemsen (Jena),
Ströbel, Hans Ziegler (Breslau) und
Paul Bergmann (Hamburg), sämtliche Mit-
glieder des Reichstags haben sich mit Syedewih
und Rosenfeld -solidarisch erklärt.
Die süddeutsche
MWWildmise SmriiW.
in deren Verlauf er auch in Heidelberg sprechen
-sollte, mußte abgesagt werden, weil der Orksver-
ein Berlin einem -glühenden Pulverfaß gleicht.
In Breslau weigert sich der abgesetzte Orts-
vorstand Dr. Eckstein, die Parteiräu-me zu -ver-
lassen. Er erklärt, daß er sich „die Vorstands-
geschäfte nicht aus der Hand reißen" lasse und
kritisiert die Politik des P-arkeiv-orftand-es in
Berlin als „Schrebergarlenpflege". 3m übrigen
-beseht die Opposition ein Heim der mit ihr gegen
die Bonzokratie rebellierenden S.A.I. (Arbeits-
gemeinschaft junger Sozialisten) und transportiert
-aus den -übrigen Heimen Möbel, Akten und
alles, -was greifbar ist, ab.
Wer Breslauer Reichskagsabgeordnete Zieg-
ler -führt mit Eckstein und Rausch gemeinsam
die -sch-leflsche Opposition.
In Zwickau kommt -gerade nur noch eine
Knappe Mehrheit gegen Seydewih zustande!
Der Breslauer reformistische Stadtrat
Schramm erleidet infolge der oppositionellen
Angriffe einen Zusammenbruch und muß in die
Nervenheilanstalt überführt werden.
Aber auch im Westen des Reiches h-a-be-n
schon die oppositionellen Kräfte die Oberhand.
Eine Mit-gliederverf-amMlung in Frankfurt
a. M„ in der Genosse Porkune M. d. R.
sprach, -faßte mit starker Mehrheit eine scharfe
Entschließung -gegen den Parkeivorstand und den
Brüningk-urs.
In zahlreichen weiteren Orken sind Kund-
gebungen für Seyde-w-itz und Rosenfeld zu er-
warten.
Am 4. Oktober hält die Opposition in Ber-
lin eine Tagung ab, auf der die Gründung der
„Sozialistischen Arbeiterpartei" und die Her-aus-
g-abe einer eigenen Tages-zeikun-g a-b 1. Novem-
ber -beschlossen -werden soll.
Auch die Heidelberger Oppositionellen
denken, wie -uns -bekannt ist, nicht daran, den
Vertrieb der „Fackel" und der Bücher der
„Freien Ver-l-agsgefellschast" einzustellen. Aller-
dings wird Heidelberg keinen wesentlichen Ein-
fluß ausü-ben, denn die SPD ist hier bekanntlich
schon lange vor der Spaltung ebenso
-wie das Reichsbanner völlig zUsammen-gebroch-en.
-Einige aktive -Genossen, auch dem hiesigen Orts-
-vorstand bekannt, -sind oppositionell, die Bonzen
-in der Mehrzahl Reformisten und Brüningtreu.
— Einige -ganz schlaue Bonzen verbergen ge-
schickt ihre -oppositionelle Haltung, um ihre Pöst-
(Forlfetzun-g -auf Seite 2).
Beilaz: Heidelberger Beobachter: Herausgeber: Otto WitzL
Schriftleitung: Lutherstrabe SS, Telephon 4048
Der Heidelberger Beobachter erscheint S mal wöchentlich und
lostet monatlich r.40 RM. Bei Postbezug zuzüglich 8« Psg.
Bestellungen nehmen die Postämter und Briefträger entgegen.
Ist die Zeitung am Erscheinen (auch durch höhere Gewalt
verhindert, besteht lein Aulvruch aus EntlchLdigung.
ÄinMsn öer
für MiMslü
§ür Krerheit und Brot!
HsMnslWWen
ms Mlsnö
«MSW WKMWMt
Nr. 13V / 1. Z-KhrMng
Freitage dLN 2. Oktober 1931
Anzeige n: Die 8 gespaltene MiNimekerzrilr lv DM. M,
4 gespaltene Willimcterzeile im Textteil LS Psg. Für kleine
Anzeigen: Die 8 gespaltene Millimeterzeile L Pfg. Bei Wiede»
boiung Rabatt nach aufliegendem Taris. Schluß der Anzeigen,
Amiahmc: t8 Uhr. Anzeigen > Annahme: Lutherstrabe SS,
Tel. 4048; Marktplatz S, Tel. 8S. Zahlung?- und Erfüllungs-
ort: Heidelberg. Ausschließlicher Gerichtsstand: Heidelberg
Postscheckkonto: Heidelberger Beobachter, Karlsruhe Hl 834.
FreiÄsrLsWf 15 Pfg.
MitsW-MMDU M MW
Berlin, 1. Oktober. Der Borstand der
Reichsanstalt für Arbeitslosenversicherung
und Arbeitsvermittlung Hal am Donnerslag
nachmitlag beschlossen, dis Antersiützungs-
dauer von 26 auf 29 Wochen herabzusehen,
bei Saisonarbeitern aus 16 Wochen. Diese
Maßnahme erfolgte bei einer Annahme
eines Höchstsatzes an Arbeitslosen von 6.5
Millionen.
Die Krise in der Sozialdemokratischen
Partei. — Weitere Auskrikte von Reichs-
tagsabgeordnelen?.
Berlin, 1. Oktober. Wie das „Berliner
Tageblatt" erfahren haben will, haben die
sozialdemokratischen Reichstagsabgeordneten
Ströbel, Ziegler, Siemsen und Portune
einen Schritt vollzogen, der als die Einlei-
tung zur Trennung von der Sozialdemokra-
tischen Partei betrachtet werden kann. Sie
haben der Kasse des Reichstages mitgekeilt,
daß ihre Diätenbezüge nicht mehr an die
Sozialdemokratische Fraktion abgeführt
werden sollen.
Erklärung
3m „Heidelberger Beobachter" erschien in Ar. 128 vom 26. September 31.
em Ausruf, der Schüler aufsorderte, in den Nationalsozialistischen Schülerbund
einzutreten. Wegen dieses Ausrufs ist unsere Zeitung verboten morden. Der
Ausrirs verstößt gegen eine badische.Verordnung, welche den Schülern den Ein-
tritt in den Schülerbnnd verbietet. Durch einen unglückseligen Zufall konnte die
Veröffentlichung .des Aufrufs nicht rechtzeitig verhindert werden. Da wir grund-
sätzlich gegen Gesetze und Verordnungen des Staates nicht verstoßen Wollen, be-
dauern wir die Veröffentlichung des obengenannten Aufrufs.
Verlag und Schriftleitung.
AkWtWk FU«M?
S.- Schon öfters haben wir die nicht
ungefährliche Pflicht gehabt, auf den ge-
radezu grandiosen Mangel an Verständnis,
an psychologischem Einfühlungsvermögen
in das Denken und Empfinden des deut-
schen Volkes, der bei den derzeitigen Koali-
tionsparteien zu Tage tritt, hinzuweisen. So
auch heute wieder. —
Wir haben unsere Meinung über die
politische Zweckmäßigkeit des französischen
Ministerbesuchs in Berlin deutlich genug
gesagt und verweisen deshalb heute nur auf
einige uns besonders wesentlich erscheinende
Punkte.
Herr Brüning und sein Kabinett emp-
fingen die Minister Frankreichs in Berlin
wenige Tage, nachdem dasselbe Frankreich
ihnen die schwerste diplomatische Niederlage
beibrachle, die ein deutscher Reichskanzler
seit 1919 erlitt, die Aufgabe der Zokunion.
Herr Brüning und sein Kabinett lassen
es zu, daß die Herren Briand und Laval
vom Reichspräsidenten von Hindenburg
empfangen werden, der noch heute auf der
infamen Liste der Kriegsverbrecher sieht.
Sie begnügen sich mit der französischen Er-
klärung, „man betrachte die Kriegsverbre-
cherliste als nicht mehr vorhanden," anstatt
wie es unserer Auffassung von der Ehre des
deutschen Volkes entsprochen hätte, einen
klaren und eindeutigen Widerruf zu ver-
langen.
Herr Brüning und sein Kabinett be-
schließen mit den französischen Ministern die
Einrichtung einer deutsch-französischen
Wirtschaftskommission, während zur gleichen
Zeit Frankreich seine Grenzen für die Ein-
fuhr von deutschem Holz, Wein, Fleisch
und anderer Waren sperrt.
Herr Brüning und sein Kabinett halten
Besprechungen mit französischen Ministern
ab, die u. a. nach bisher deutscherseits nicht
widersprochenen Meldungen französischer
Zeitungen, zum Ziel hatten, die Verwen-
dungsmöglichkeit der deutschen Arbeitslosen
in den französischen Kolonien und anderen
minder-zivilisierten Ländern zu prüfen.
Herr Brüning und sein Kabinett versichern
in trauter Aebereinstimmung mit Laval und
Briand, daß sich die deutsch-französische
Wirtschaftskommission keinesfalls gegen
dritte Staaten richte. Bekanntlich erklärten
das die Herren Curtius und Brüning auch
von der deutsch-österreichischen Zollunion.
Die übrigen Staaten schenkten dieser Erklä-
rung keinen Glauben. Meint Herr Brü-
ning, es werde ihm bei der deutsch-französi-
schen Wirtschaftskommission anders erge-
hen? Glaubt er, England werde nicht mit
Gegenmaßnahmen antworten?
Herr Brüning und sein Kabinett halten
sich trotz der Erfolglosigkeit der bisherigen
Politik, trotz der schlimmen außenpolitischen
Niederlage nicht für verpflichtet, zurückzu-
treten, wie es in parlamentarischen Staa-
ten, etwa in England, eine Selbstverständ-
lichkeit wäre.
Herr Brüning und sein Kabinett regieren
Weitere Austritte / Mellos is de» Srtsoereisen / Griisdusg einer lageszeitmig
Dor wenigen Wochen noch wuvd-e jeder, der
non einer bevorstehenden Sp-alkun-g -als An-
sangser-scheinunig des völligen Zerfalls der -sozial-
demokraiischen Parke! sprach oder schrieb, von
der s-ozi-a-D-ew-okr-ak-i-schen Presse als Lügner be-
zeichne k.
Wir NakionalisoziaAsten, die wir besonders
die Verbindungen bis in die Vorstände der so-
Mldemobrakischen Orksvereine hinein seik jeher
liebevoll gepflegt haben, wußten Bescheid. Die
Dementis des Parkeivorstandes in Berlin, das
allmonatliche nervöse -Geschrei
Wo blsibt der zweite Mann?
Gebt uns die Macht!
bannten uns lediglich ein verständnisinniges
Lächeln entlocken. Wir schrieben schon damals:
Der zweite Mann ist längst bei Adolf
Hitler, und die ersten Männer laufen in
Hellen Scharen aus der SPD heraus. Rette
sich wer kann!
-Nachdem die -schon längst vorhandene
Spaltung monatelang nach außen hin ver-
schleiert -wurde, ist sie nun offen -zum Durchbruch
-gekommen.
Der erste -Stoß, der Vorbote des kommenden
Zusammenbruchs -erschüttert jetzt schon -bis in die
Grundmauern hinein den -morschen Parteibau.
Die Genoffen Dr. Kurt Rosenfeld und
Max Seydewih, beides sozialdemokratische
Reichskagsabgeordnete, sind aus der Partei aus-
geschloffen worden.
Die führenden Genoffen im Bezirk Ostsach-
sen, Rechtsanwalt Dr. Walter Fabian, Jung-
arbeiter Helmut Wagner und Blazeizack
teilen das gleiche „harte" Schicksal des Aus-
schlusses.
Desgleichen Genosse Dr. Eckstein, Vor-
sitzender -des Orts-vereins Breslau der SPD und
der Breslauer Parteisekretär Rausch.
Der Partei-Vorstand in Berlin -möchte glauben
-machen, es handle sich bei diesen Ausschlüssen
um die Kaltstellung einiger Eigenbrötler,
-als sei die Opposition innerhalb der -SPD eine
-w e n i g b e d eutende A n -g -e -lege n- h e i t.
Wer IM k Ml?
Die Tatsachen -sprechen eine deutliche Sprache
Genosse Oettighaus (M. d. R.), Westfalen,
ist zur KPD überg-ekrek-en, die Genoffen P-or-
tune (Frankfurt a. M.), Siemsen (Jena),
Ströbel, Hans Ziegler (Breslau) und
Paul Bergmann (Hamburg), sämtliche Mit-
glieder des Reichstags haben sich mit Syedewih
und Rosenfeld -solidarisch erklärt.
Die süddeutsche
MWWildmise SmriiW.
in deren Verlauf er auch in Heidelberg sprechen
-sollte, mußte abgesagt werden, weil der Orksver-
ein Berlin einem -glühenden Pulverfaß gleicht.
In Breslau weigert sich der abgesetzte Orts-
vorstand Dr. Eckstein, die Parteiräu-me zu -ver-
lassen. Er erklärt, daß er sich „die Vorstands-
geschäfte nicht aus der Hand reißen" lasse und
kritisiert die Politik des P-arkeiv-orftand-es in
Berlin als „Schrebergarlenpflege". 3m übrigen
-beseht die Opposition ein Heim der mit ihr gegen
die Bonzokratie rebellierenden S.A.I. (Arbeits-
gemeinschaft junger Sozialisten) und transportiert
-aus den -übrigen Heimen Möbel, Akten und
alles, -was greifbar ist, ab.
Wer Breslauer Reichskagsabgeordnete Zieg-
ler -führt mit Eckstein und Rausch gemeinsam
die -sch-leflsche Opposition.
In Zwickau kommt -gerade nur noch eine
Knappe Mehrheit gegen Seydewih zustande!
Der Breslauer reformistische Stadtrat
Schramm erleidet infolge der oppositionellen
Angriffe einen Zusammenbruch und muß in die
Nervenheilanstalt überführt werden.
Aber auch im Westen des Reiches h-a-be-n
schon die oppositionellen Kräfte die Oberhand.
Eine Mit-gliederverf-amMlung in Frankfurt
a. M„ in der Genosse Porkune M. d. R.
sprach, -faßte mit starker Mehrheit eine scharfe
Entschließung -gegen den Parkeivorstand und den
Brüningk-urs.
In zahlreichen weiteren Orken sind Kund-
gebungen für Seyde-w-itz und Rosenfeld zu er-
warten.
Am 4. Oktober hält die Opposition in Ber-
lin eine Tagung ab, auf der die Gründung der
„Sozialistischen Arbeiterpartei" und die Her-aus-
g-abe einer eigenen Tages-zeikun-g a-b 1. Novem-
ber -beschlossen -werden soll.
Auch die Heidelberger Oppositionellen
denken, wie -uns -bekannt ist, nicht daran, den
Vertrieb der „Fackel" und der Bücher der
„Freien Ver-l-agsgefellschast" einzustellen. Aller-
dings wird Heidelberg keinen wesentlichen Ein-
fluß ausü-ben, denn die SPD ist hier bekanntlich
schon lange vor der Spaltung ebenso
-wie das Reichsbanner völlig zUsammen-gebroch-en.
-Einige aktive -Genossen, auch dem hiesigen Orts-
-vorstand bekannt, -sind oppositionell, die Bonzen
-in der Mehrzahl Reformisten und Brüningtreu.
— Einige -ganz schlaue Bonzen verbergen ge-
schickt ihre -oppositionelle Haltung, um ihre Pöst-
(Forlfetzun-g -auf Seite 2).
Beilaz: Heidelberger Beobachter: Herausgeber: Otto WitzL
Schriftleitung: Lutherstrabe SS, Telephon 4048
Der Heidelberger Beobachter erscheint S mal wöchentlich und
lostet monatlich r.40 RM. Bei Postbezug zuzüglich 8« Psg.
Bestellungen nehmen die Postämter und Briefträger entgegen.
Ist die Zeitung am Erscheinen (auch durch höhere Gewalt
verhindert, besteht lein Aulvruch aus EntlchLdigung.
ÄinMsn öer
für MiMslü
§ür Krerheit und Brot!
HsMnslWWen
ms Mlsnö
«MSW WKMWMt
Nr. 13V / 1. Z-KhrMng
Freitage dLN 2. Oktober 1931
Anzeige n: Die 8 gespaltene MiNimekerzrilr lv DM. M,
4 gespaltene Willimcterzeile im Textteil LS Psg. Für kleine
Anzeigen: Die 8 gespaltene Millimeterzeile L Pfg. Bei Wiede»
boiung Rabatt nach aufliegendem Taris. Schluß der Anzeigen,
Amiahmc: t8 Uhr. Anzeigen > Annahme: Lutherstrabe SS,
Tel. 4048; Marktplatz S, Tel. 8S. Zahlung?- und Erfüllungs-
ort: Heidelberg. Ausschließlicher Gerichtsstand: Heidelberg
Postscheckkonto: Heidelberger Beobachter, Karlsruhe Hl 834.
FreiÄsrLsWf 15 Pfg.
MitsW-MMDU M MW
Berlin, 1. Oktober. Der Borstand der
Reichsanstalt für Arbeitslosenversicherung
und Arbeitsvermittlung Hal am Donnerslag
nachmitlag beschlossen, dis Antersiützungs-
dauer von 26 auf 29 Wochen herabzusehen,
bei Saisonarbeitern aus 16 Wochen. Diese
Maßnahme erfolgte bei einer Annahme
eines Höchstsatzes an Arbeitslosen von 6.5
Millionen.
Die Krise in der Sozialdemokratischen
Partei. — Weitere Auskrikte von Reichs-
tagsabgeordnelen?.
Berlin, 1. Oktober. Wie das „Berliner
Tageblatt" erfahren haben will, haben die
sozialdemokratischen Reichstagsabgeordneten
Ströbel, Ziegler, Siemsen und Portune
einen Schritt vollzogen, der als die Einlei-
tung zur Trennung von der Sozialdemokra-
tischen Partei betrachtet werden kann. Sie
haben der Kasse des Reichstages mitgekeilt,
daß ihre Diätenbezüge nicht mehr an die
Sozialdemokratische Fraktion abgeführt
werden sollen.
Erklärung
3m „Heidelberger Beobachter" erschien in Ar. 128 vom 26. September 31.
em Ausruf, der Schüler aufsorderte, in den Nationalsozialistischen Schülerbund
einzutreten. Wegen dieses Ausrufs ist unsere Zeitung verboten morden. Der
Ausrirs verstößt gegen eine badische.Verordnung, welche den Schülern den Ein-
tritt in den Schülerbnnd verbietet. Durch einen unglückseligen Zufall konnte die
Veröffentlichung .des Aufrufs nicht rechtzeitig verhindert werden. Da wir grund-
sätzlich gegen Gesetze und Verordnungen des Staates nicht verstoßen Wollen, be-
dauern wir die Veröffentlichung des obengenannten Aufrufs.
Verlag und Schriftleitung.
AkWtWk FU«M?
S.- Schon öfters haben wir die nicht
ungefährliche Pflicht gehabt, auf den ge-
radezu grandiosen Mangel an Verständnis,
an psychologischem Einfühlungsvermögen
in das Denken und Empfinden des deut-
schen Volkes, der bei den derzeitigen Koali-
tionsparteien zu Tage tritt, hinzuweisen. So
auch heute wieder. —
Wir haben unsere Meinung über die
politische Zweckmäßigkeit des französischen
Ministerbesuchs in Berlin deutlich genug
gesagt und verweisen deshalb heute nur auf
einige uns besonders wesentlich erscheinende
Punkte.
Herr Brüning und sein Kabinett emp-
fingen die Minister Frankreichs in Berlin
wenige Tage, nachdem dasselbe Frankreich
ihnen die schwerste diplomatische Niederlage
beibrachle, die ein deutscher Reichskanzler
seit 1919 erlitt, die Aufgabe der Zokunion.
Herr Brüning und sein Kabinett lassen
es zu, daß die Herren Briand und Laval
vom Reichspräsidenten von Hindenburg
empfangen werden, der noch heute auf der
infamen Liste der Kriegsverbrecher sieht.
Sie begnügen sich mit der französischen Er-
klärung, „man betrachte die Kriegsverbre-
cherliste als nicht mehr vorhanden," anstatt
wie es unserer Auffassung von der Ehre des
deutschen Volkes entsprochen hätte, einen
klaren und eindeutigen Widerruf zu ver-
langen.
Herr Brüning und sein Kabinett be-
schließen mit den französischen Ministern die
Einrichtung einer deutsch-französischen
Wirtschaftskommission, während zur gleichen
Zeit Frankreich seine Grenzen für die Ein-
fuhr von deutschem Holz, Wein, Fleisch
und anderer Waren sperrt.
Herr Brüning und sein Kabinett halten
Besprechungen mit französischen Ministern
ab, die u. a. nach bisher deutscherseits nicht
widersprochenen Meldungen französischer
Zeitungen, zum Ziel hatten, die Verwen-
dungsmöglichkeit der deutschen Arbeitslosen
in den französischen Kolonien und anderen
minder-zivilisierten Ländern zu prüfen.
Herr Brüning und sein Kabinett versichern
in trauter Aebereinstimmung mit Laval und
Briand, daß sich die deutsch-französische
Wirtschaftskommission keinesfalls gegen
dritte Staaten richte. Bekanntlich erklärten
das die Herren Curtius und Brüning auch
von der deutsch-österreichischen Zollunion.
Die übrigen Staaten schenkten dieser Erklä-
rung keinen Glauben. Meint Herr Brü-
ning, es werde ihm bei der deutsch-französi-
schen Wirtschaftskommission anders erge-
hen? Glaubt er, England werde nicht mit
Gegenmaßnahmen antworten?
Herr Brüning und sein Kabinett halten
sich trotz der Erfolglosigkeit der bisherigen
Politik, trotz der schlimmen außenpolitischen
Niederlage nicht für verpflichtet, zurückzu-
treten, wie es in parlamentarischen Staa-
ten, etwa in England, eine Selbstverständ-
lichkeit wäre.
Herr Brüning und sein Kabinett regieren