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Heidelberger Beobachter: Kampfblatt der Nationalsozialisten für Odenwald und Bauland (1 (September-Dezember)) — 1931

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https://doi.org/10.11588/diglit.44156#0417

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ort; Heidelberg. Ausschließlicher Gerichtsstand: Heidelberg..
Boftlchelllonto: Heidelberger Beobachter. Karlsruhe, ZI SS«,


Nr. 157/1. Jahrgang

Dienstag, den 3. November 1931

Freiverkauf 15 Psg.

Zer WM mj die MeitMen-MWr«.

Die kommunalen Spitzenverbände über-
stürzen sich in den letzten Wochen in Vor-
schlägen, Reformen und Programmen, die
angeblich den Stein der Meisen zur Ab-
wendung der kommunalen Finanzkatastro-
phen enthalten sollen. So hat der Landge-
meindeverband kürzlich eine vorübergehende
Aufhebung der Arbeitslosenversicherung ge-
fordert. Diesem Vorschläge schließt sich jetzt
der Reichsstädtebund an und es ist anzuneh-
men, daß auch die anderen Kommunalver-
bände hinterherklappern werden. Die Mil-
lionen der Erwerbslosen sollen einfach der
örtlichen Wohlfahrt überwiesen werden, die
ihre Bedürftigkeit prüft und nach dem be-
rüchtigten „Fürsorgesystem" mit ihnen ver-
fährt. Das Reich und die Länder sollen die
Kosten dieser „Fürsorge" übernehmen, da
die Kommunen hierzu einfach nicht mehr in
der Lage sind. Die Beitragsmittel der
Reichsanstalt für Arbeitsvermittlung wür-
den dann ebenfalls für diese Wohlfahrts-
pflege Verwendung finden. Praktisch gibt
es ja eine Arbeitslosenfürsorge, die dem
Charakter einer Versicherung entspräche,
überhaupt nicht. Nach dem Vorschläge der
Kommunalverbände würden jedoch die Ar-
beiter und Angestellten jeden Anspruch auf
eine Unterstützung, den ihnen die oft jahre-
lange Beitragszahlung zuspricht, verlieren.
Ein deMkrzrWbWn UMK.
Berlin, 2. Nov. Wie verlautet, hat der
Etillhalteausschuß des Mirtschaftsbeirates
der Reichsregierung auch am Sonntag ge-
tagt. Der deutsche Botschafter von Hoesch
ist, wie berichtet, erst am Sonntag Abend
nach Paris zurückgefahren und dürfte einen
ausführlichen Fragebogen mitgenommen ha-
ben, der sich auf die bevorstehenden Ver-
handlungen mit der französischen Regierung
bezieht. Dagegen dürfte der deutsche Bot-
schafter keinerlei Anweisungen bezüglich
bindender Abmachungen mitbekommen ha-
ben. Der französische Ministerpräsident
Laval wird, bevor er den deutschen Bot-
schafter empfängt, zunächst seinem eigenen
Kabinett Bericht erstatten.
Aussprache des Reichskanzlers mit dem
preußischen Ministerpräsidenten über die
Osthilfe.
Berlin, 2. Nov. Der Reichskanzler stat-
tete am Montag vormittag dem preußischen
Ministerpräsidenten Braun nach dessen Ge-
nesung einen Besuch im Staaksministerium
ab. Bei dieser Gelegenheit fand, wie ver-
lautet, eine Aussprache über die weitere
Durchführung der Oskhilfe statt. Vor allem
soil ein einheitliches Vorgehen von R-lch
und Preußen gesichert werden. Es herrscht
also nach wie vor marxistisch-zenkrümliche
Interessengemeinschaft, wie wir vorausgesagt
haben.
Die Tätigkeit der Parteien in den nächsten
Wochen.
Berlin, 2. Nov. Der volkswirtschaftliche
Ausschuß des Reichstages tritt am Mitt-
woch zu einer Tagung zusammen, in der zu-
nächst die Anträge über das Zugabewesen
beraten werden. Am Freitag folgt der so-
zialpolitische Ausschuß, am Montag nächster
Woche der Siedlungsausschuß, dem die

Richtlinien über die Erwerbslosensiedlung
zur Stellungnahme vorgelegt werden sollen.
Ebenso finden in den nächsten Tagen
und Wochen in verstärktem Maße Bera-
tungen der politischen Parteien statt. Am
Dienstag hält die Fraktion der Wirtschafts-
partei im Reichstag eine Sitzung ab, in der
die allgemeine politische Aussprache fortge-
setzt werden soll, die am letzten Mittwoch
wegen der Sitzung des Reichsausschusses der
Partei nicht mehr beendet werden konnte.
Am Donnerstag tagt im Reichstag der

Reichsparteiausschuß der Zentrumspartei,
um zur gesamtpolitischen Lage Stellung zu
nehmen. Am Samstag hält die Reichstags-
fraktion des Christlich-Sozialen Volksdien-
stes in Mainz eine Sitzung ab. Am Mon-
tag tagt die deukschnationale Fraktion in
Darmstadt und Mitte Dezember wird der
Zenkralvorstand der Deutschen Volkspartei
zu einer Tagung zusammenkommen, um zu
den letzten politischen Entscheidungen im
Reichstag Stellung zu nehmen.

Japan und Amerika.

Wie ich mir Amerikas Stellungnahme in
einem japanifch-mandfchurifch-r-ussifchen Streit-
fälle denke, wurde ich schon des öfteren gefragt?
Auf meine Frage, wie sich wohl Amerika
Japan gegenüber verhalten wird, falls sich Ia-
pan einmal genötigt sehen sollte seine mandschu-
rischen Interessen energisch zu vertreten, äußerte
sich mir gegenüber vor Jahresfrist anläßlich der
russischen Wühlarbeit in der Mandschurei ein
hochgestellter Japaner wie folgt:
„Noch ist das japanisch-amerikanische Ver-
hältnis ein unbeschriebenes Blatt, das vom
Amerikaner dann beschrieben wird, wenn
der russische Bolschewismus glaubt, gegen
Japan stark genug zu sein."
Erinnern wir uns nun daran, daß im
März dieses Jahres die russisch-japanische
Freundschaft gar sehr getrübt war, weil die ja-
panischen Fischerei-Konzessionäre in den russi-
schen Gewässern den Russen die Anerkennung
des russischen Zwangskurfes für den Tscherwoneh
versagten und eine den Tatsachen entsprechende
Unterbewertung von 80 Prozent verlangten,
während die Russen nur 60 Prozent zugestehen
wollten. Das russisch - japanische Verhältnis
wurde dann noch dadurch verschlechtert ,daß zur
gleichen Zeit der russische Handelsvertreter A n i-
kiew in Tokio angeschlossen wurde. Die russi-
schen Zeitungen rasselten daraufhin erheblich
mit dem Säbel, an allen möglichen Plätzen
Moskaus waren Transparente zu sehen mit der
Aufschrift:
„Budet li wojna?" — Wird Krieg?
„Kapilalistitscheskij wojna bildet." — Der
kapitalistische Krieg kommt!
Doch der Eindruck dieses Geschreies aus Ja-
pan war gering, Japan blieb stark und der bluf-
fende Rätestaat lenkte ein. Als Antwort auf
das Säbelrasseln der Russen hob Japan aber das
über 1 Jahr in Geltung gewesene Verbot der Be-
kanntgabe und Verbreitung von Nachrichten -über
die im Mai 1930 in Tokio aufgedeckte große
Kommunistenverschwör-ung auf.
Japan zeigte plötzlich der ganzen Welt wie
der russische Kommunismus alle Staaten zu un-
kerwühlen sucht. Der Erfolg hiervon war, daß
einige Staaten, vor allem Amerika hellhörig
wurden, sich die Tätigkeit und unliebsame Herr-
schaften mit Ausweisung bedachten. Auch sud-
amerikanische Staaten, so z. B. Argentinien,
folgten gar bald dem Nordamerika Nischen Bei-
Als Charakteristikum möchte ich hier folgen-
des Erlebnis einschalten, das an sich nichts
mit der Frage Japan-Amerika zu tun hat, das
aber bezeichnend ist für das amerikanische Ver-
halten Rußland gegenüber.
lieber mir in Moskau wohnte der Deutsch-
Amerikaner Rickmann. Er wurde zusammen
mit zwei anderen amerikanischen Ingenieuren
deshalb von den Russen an der Ausreise ver-
hindert und gewaltsam festgehalten, weil er sich
weigerte in einem Verfahren gegen russische In-
genieure auszusagen. Im März des Jahres er-
schienen nun plötzlich früh morgens bei mir GPU.
gleich Beauftragte s3 Männer und 1 Frau), um
mich zu verhaften, sie hatten mich mit Herrn
Rickmann verwechselt. Nach langem Gerede
und Aufklärung des Irrtums wurde dann Herr
Rickmann in das Polizeiauto verladen.
Zwei Tage zuvor waren aber schon Ameri-

kaner aus Rußland äbgereift, die von

Deutscher Zunge!
Du gehörst
in die Hitler-Jugend!

kaner aus Rußland äbgereist, die von den
zwangsweise zurückgehaltenen drei amerikani-
schen Ingenieuren beauftragt waren, sofort nach
Ueberschreikung der russischen -Grenze sich tele-
graphisch mit den amerikanischen Behörden in
Washington in Verbindung zu fetzen und dort
die zwangsweise Zurückhaltung amerikanischer
Staatsbürger in Moskau mitzu-teilen mit dem
Hinweis, daß als Gegenmaßnahme die vorüber-
gehende Festsetzung des sich in Amerika aufhal-
tenden Führers der Anleihekommission, Herrn
Meschlaük, zu empfehlen sein dürfte. Ob in
dieser Richtung in Amerika etwas geschehen ist,
weiß ich nicht', jedenfalls wurde der Ingenieur
sehr rasch wieder in Freiheit gesetzt, er konnte
zwei Tage später unbehelligt das Land -verlas-
sen. Amerika hat keine amtliche Vertretung in
Rußland, es weih seine Staatsbürger aber trotz-
dem vor russischer Willkür zu schützen, im Ge-
gensatz zu anderen mit Rußland befreundeten
Staaten.
In Kenntnis all dieser Tatsachen konnte und
kann ich die von mir eingangs wiedergegebene
japanische Antwort nür so deuten, daß Amerika
zum mindesten gegen die Erteilung eines grö-
ßeren oder kleineren Denkzettels an die Räte-
russen durch die Japaner nichts einzuwenden hak,
daß aber nach japanischer Ansicht Amerika bann
schon zur gegebenen Zeit den Japanern feine
Rechnung präsentieren wird. Nur so war auch
zu verstehen, daß Amerika den japanischen Er-
folg bezüglich der japanischen Ingenieurkommis-
sion zwecks Reorganisierung des räterussischen
Bahnwefens ohne jegliches Kommentar hinge-
nommen hat, trotzdem es ein Erfolg gegen die
amerikanische Konkurrenz war.
Gegen diese meine Auffassung ist schon der
Einwand vorgebracht worden, daß aber Amerika
im Jahre 1928 als erste Macht mit der Nan-
king-Regierung einen Zollverträg abgeschlossen
hat, daß fernerhin Amerika selbst erhebliches
Interesse in der Mandschurei hat. Gegen diese
Einwendung erlaube ich mir zu bemerken, daß,
wenn es darauf ankäme, dann Amerika im
Jahre 1929/30 anläßlich der russisch-chinesischen
Kampfe um den Besitz der ost-chinesischen Bahn
in erster Linie Grund zum Eingreifen gehabt
hätte, denn dort wurden angebliche amerikanische
Interessen nicht weniger berührt. Amerika hat
aber nicht eingegriffen, amerikanisches Geld ist
eben weit weniger auf direktem Wege in die
Mandschurei geflossen als auf indirektem Wege
über — Japan!!! Nicht nur die Mandschurei ist
dem Amerikaner gegenüber Schuldner, sondern
weit mehr Japan.
Was wird also wohl der Inhalt sein, wenn
Amerika das noch leere Blatt im amerikanisch-
japanischen Verhältnis zu beschreiben beginnt?
Erfolgt die Beschreibung dieses Blattes vielleicht
erst dann, wenn es an die Verteilung der Beute
geht?

Autmrt R W Mm
S.— Vor etwa 3 Wochen hat der Zentrums-
abgeordnete Joos im Reichstag die dümmste
und frecheste Rede gegen den Nationalsozialis-
mus gehalten, die das „Hohe Haus" jemals
gehört hat.
»Harzer Roller", „ Brockenge-
spenster" und dergleichen waren noch die
mildesten Ausdrücke, die Herr Joos für uns
Nationalsozialisten übrig zu haben schien. —
Die nationalsozialistische Parole: „Brüning
regiert, Hitler marschiert" wurde von Joos da-
hingehend kommentiert, „beim einen komme es
eben auf -en Kopf, beim andern nur auf die
Beine an!"
Diese Erklärung des Herrn Joos ent-
spricht dem geistigen Fassungsvermögen dieses
Herrn. Jedes Wort der Erwiderung hieße ihm
eine Ehre antun. Man wird ihn zu gegebener
Zeit an diesen Ausspruch erinnern. Vergeffen
wird er nicht! —
Das war jedenfalls vor drei
Wochen!
Seitdem scheint sich das Zentrum entschlossen
zu haben, eine „neue" alte Taktik gegenüber
der NSDAP einzuschlagen.
Auf die bisherigen Lleußerungen der „Ger-
mania" und des Blattes des DHV gingen
wir schon vor einigen Tagen ein. Inzwischen
haben sich sowohl Pg. Stöhr, als auch Pg. Gre-
gor Straßer zu dem Koalikionsangebok der
Herrn Brüning nahestehenden Kreise geäußert.
Beide haben keine Unklarheit darüber ge-
lassen, daß es an Herrn Brüning -liege, eine
Aenderung der Zentrumspolitik herbeizuführen!
Adolf Hitler hat im übrigen niemals einen
Zweifel darüber gelassen, daß er mit anderen
Gruppen eine Zweckgemeinfchaft zu bilden be-
reit sei, soweit diese Gruppen eindeutig anti-
marxistische Politik ohne Kompromisse zu trei-
ben gewillt feien und sobald durch eine solche
Zweckgemeinfchaft „das heutige System auf kür-
zestem Wege beseitigt werde!"
Die Zentrumsfraktion hat lm Gegensatz da-
zu vor drei Wochen erklärt,'sie werde
niemals mit den Nationalsozialisten in eine
Regierung gehen, noch werde sie eine national-
sozialistische Regierung tolerieren.
Diese Erklärung der Zenkrumsfrakkion zeugt
nicht gerade von politischer Klugheit, aber es
ist ja schließlich Privatangelegenheit des
Zentrums, sich so gut zu blamieren, wie es das
vermag, oder wie es dazu lustig ist! —
Inzwischen konnte man indessen in der
„Germania", dem Zentralorgan des
Zentrums, lesen:
„Wir hätten jedenfalls keinen dringen-
deren Wunsch, als uns mit dem National-
sozialismus sachlich zu besprechen!"
Daß sich das Zentrum nach den Ioos-
fchen Flegeleien und nach der Entschließung der
Fraktion mit dieser Erklärung in der „Germa-
nia" selbst ohrfeigt, scheint den Herren ent-
gangen zu sein!
Es ist ein unnützes Beginnen, darü-
ber zu diskutieren, ob di« Wahlen in Anhalt
und Hamburg, oder die englischen Wahlen, oder
die Wahlen in Mecklenburg-Schwerin diese
Aenderung der bisherigen Zenlrumstaktik her-
vorgerufen haben.
Es bleibt nur festzustellen, daß es sich keines-
wegs um eine Aenderung der Gesinnung
des Zentrum, sondern lediglich um eine Aende-
rung der Taktik bei den ganzen „Koalitions-
gesprächen" handelt!
Die Taktik, die das Zentrum neuerdings
anzuwenden beliebt, ist uns nicht unbekannt,
aber wie alle Maßnahmen, die die in die Enge
getriebenen Zentrümlsr jetzt ergreifen, ist auch
diese reichlich durchsichtig und in ihrem Ziel
leicht erkennbar!
Wir erinnern -uns noch recht gut der Ver-
suche des Herrn Brüning, Dr. Hugenberg und
die gesamte deulschnationale Partei in die Brü-
nin-gfronk einzugliedern.
Damals hat Dr. Hugenberg dem Zentrum
und feinem taktischen Führer Brüning das
Konzept gründlich verdorben, obwohl er' vom
Zentrum vor dem „sozialistischen Hit-
ler" gewarnt wurde. — Diese Störung der
Zentrumspolitik hak man ihm heute noch nicht
verziehen. —
Allerdings muten uns die Zenkrümler ein
 
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