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Heidelberger Beobachter: Kampfblatt der Nationalsozialisten für Odenwald und Bauland (1 (September-Dezember)) — 1931

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Dienstag, den 3. November 1931.

1. Iahrg. / Nr. 157

sehr kurzes Gedächtnis zu, wenn sie sich heute
für berufen halten, Adolf Hitler vor dem
„kapitalistischen und sozialreaktionären Hugen-
berg" zu warnen.
Damals fand Brüning bei Herrn Trevi-
ranus ein offenes Ohr und die Bereitschaft
als Minister mit Brüning zu gehen!
Wenn das Zentrum glaubt, heute bei Adolf
Hitler die gleiche Bereitwilligkeit zu finden, sich
dem Zentrum zu koalieren, so ist die Ansinnig-
keit dieser Annahme ebenso groß, wie der Un-
terschied zwischen dem scheinbar für Brüning un-
entbehrlichen Herrn Treviranus und unserem
Führer Adolf Hiller, oder wie zwischen den
„volkskonservativen Massen" und
der nationalsozialistischen Bewegung und ihrer
SA. —
Und wenn Prälat Dr. Schreiber meint,
„es müsse eine innere Umkehr der herrschenden
Meinungen im Nationalsozialismus stattfinden,
eine wirkliche Scheidung revolutionärer und posi-
tiv arbeitender Geister", so gestatten wir uns,
diesen Herzenswunsch des Herrn Prälaten mit
einem Lächeln zu quittieren und ihm zu empfeh-
len, sich das politische Lehrgeld wiedergeben zu
lassen, wenn er wirklich noch nicht gemerkt ha-
ben sollte, daß es nach allein maßgeblicher
Meinung Adolf Hitlers kein „positives
Arbeiten" ohne revolutionäre Gesinnung im
heutigen Deutschland geben kann! — Und wenn
Herr Schreiber von „Berankwortlichkeiten
und Garantien für eine regierungsfähige und
ausgeglichene Politik der Zukunft" spricht, die
der Nationalsozialismus zu geben habe, falls er
zur RegierungSmacht gelangen wolle, so geben
wir vorläufig einmal unserer Verwunderung
Ausdruck über die Selbstgefälligkeit und durch
nichts gerechtfertigte Aeberheblichkeik des
zentrümlichen Herrn Prälaten!
Falls das Zentrum den Wunsch haben sollte,
als ehrlicher Partner einer Zweckgemein-
schaft mit dem Nationalsozialismus zusammen
gegen den Marxismus und für den Neuvau des
deutschen Staates zu arbeiten, schiene es viel
eher notwendig, daß dem Nationalsozialismus zu-
nächst einmal vom Zentrum gewisse Garantien
gegeben werden, daß es grundsätzlich und für
immer bereit ist, den marxistischen Kurs im Reich
und in den Ländern aufzugeben.
Und wenn die „Tremonia", das Dort-
munder Zentrumsorqan meint, „Adolf Hitler
solle durch Auflösung der SA den Beweis seiner
völligen Legalität und dafür erbringen, daß ihm
ein gewaltsames Eingreifen in die Räder fern-
liege" —, so weisen wir diese Zumutung, über
deren Lächerlichkeit sich die „Tremonia"
wohl selbst im Klaren sein dürfte, als eine po-
litische Unverschämtheit allerersten Ranges zu-
rück.
Die Taktik des Zentrums ist schlecht und
uneinheitlich, das beste Zeichen dafür, daß es
den Zentrumskreisen nicht mehr ganz geheuer
ist vor der nationalsozialistischen Sturmflut. Man
wird nervös. Wir gönnen dem Zentrum diese
Unruhe. Möge sie innerlich läuternd im
Zentrum wirken! Man kann uns getrost
direkte und indirekte Bündnisangebote machen,
der Nationalsozialismus läßt sich durch die reich-
lich verantiquirierte Zenkrumsschläue nicht aufs
Glatteis locken. —
Die Zeit ist nicht mehr so fern, wo wir auch
ohne das Zentrum zu fragen, gestützt auf die
Mehrheit des deutschen Volkes die Macht über-
nehmen werden. Will das Zentrum diese doch
kommende Machtübernahme hinauszögern, so
mag es das ruhig tun. Es wird die Folgen zu
tragen haben.
Den Zenkrumsverkrekern aber versichern wir
zum Schluß: Man fängt vielleicht rote Mäuse
mit Koalikionsspeck, — aber den National-
sozialismus nicht!

Zur hessischen Landtagswahl
Die Spitzenkandidaten der NSDAP, in Hessen.

Am 28. Oktober hak die Gauleitung Hessen
der NSDAP bei der zuständigen behördlichen
Stelle ihren Wahlvorschlaa zur Landtagswahl
am 15. November eingereicht. Die Liste umfaßt
65 Kandidaten. Vom Land- und Fabrikarbeiter
anfangend, stehen auf ihr Vertreter fast aller
Berufe, Stände und Bevölkerungsgruppen. Wie
überall in deutschen Landen zeigt sich auch hier,
daß die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiter-
partei die Vertreterin des ganzen deutschen
Volkes ist. Es zeigt sich, daß sie nicht nur alle
berufsständischen Gruppen erfaßt, sondern daß
sie auch versteht, alle einzelnen Glieder dieser
Gruppen zum Wiederaufbau unseres Vater-
landes und zur Befreiung des deutschen Volkes
in Einsatz zu bringen. Neben dem Regierungs-
rat wird im kommenden Landtag der national-
sozialistische Arbeiter und Bauer in entscheiden-
der Weise Politik machen.
Aber es wäre verfehlt, wollte man meinen,
die Zusammenstellung der NSDAP fei lediglich
unter ständischen Gesichtspunkten erfolgt, denn
tatsächlich war ausschlaggebend die Beurteilung
der einzelnen in Frage kommenden Persönlich-
keiten. Wie das für eine Partei wie die na-
tionalsozialistische von vornherein klar ist, wird
daher die Wahl am 15. November unter dem
Gesichtspunkte der Persönlichkeitswahl stehen.
Zn der Erkenntnis, daß nur starke Charaktere
und kraftvolle Persönlichkeiten die zukünftigen
Geschicke des deutschen Volkes zu gestalten ver-
mögen, hat auch die Gauleitung ' Hessen der
NSDÄP die Kandidatenliste vorzüglich auf eine
Auswahl der Charaktere, der Leistungen und
der allgemeinen Befähigung abgestimmk.
Bei dieser Gelegenheit ist es immerhin von
einiger Bedeutung, wenn auf die Grundlinien
einer kommenden nationalsozialistischen Politik
in Hessen hingewiesen wird. Verschiedene Pres-


sekommentare — besonders provinzieller Zei-
tungen — zeigen nämlich, daß man vielfach die
Arbeit der kommenden Landtagsfrakkion falsch
beurteilt.
Das Land Hessen ist innerhalb des deutschen
Länderverbandes ein Glied, das selbstverständ-
lich über keinerlei Sonderrechte verfügt. Die
gesetzgeberische und verwaltungsmäßige Gewalt
des Landes Hessen ist ebenso wie die anderer
Länder durch die Artikel 6 bis 18 der Wei-
marer Verfassung eingeschränkt. Dazu kommen
noch die einschränkenden Bestimmungen der
allgemeinen Neichsgesehgebung, sodaß die wirt-
schaftliche und allgemeine Äiae des Landes
Hessen nicht völlig geändert werden kann. Wenn
also im Anschluß an die hessische Landtagswahl
eine nationalsozialistisch beeinflußte Regierungs-
koalition in die Erscheinung treten würde, oder
wenn es gar der natonalsozialistischen Bewegung
gelingen sollte, ein Ministerium zu besetzen,
dann kann dadurch keineswegs die wirtschaft-
liche Gesamtlage des hessischen Volkes eine Bes-
serung erfahren, denn zuerst muß beachtet wer-
den, daß das deutsche Reich eine Wirtschaftsein-
heit bildet, die an reichsgesetzliche Bestimmungen
gekettet ist, sodann muß überlegt werden, daß

die ursächliche Not der Gegenwart keineswegs
beschränkt ist auf ein einzelnes Land des deut-
schen Reiches, sondern ihren Ursprung hak in den
Tribukverpflichtnngen gegenüber dem inker-
nakionalen Finanzkapital.
Danach wird ersichtlich, daß die machkpolilische
Eroberung des Hessenlandes zweifellos eine
äußerst wichtige Etappe bildet auf dem Wege
zur Eroberung des Reiches und daß die Säube-
rung des hessischen Verwaltungskörpers eine vor-
dringliche Aufgabe darstellk zur Zurückgewinnung
des verlorengegangenen Vertrauens. — Eine
kommende nationalsozialistisch beeinflußte Re-
gierung wird daher zwar nicht grundlegende Re-
formen durchführen können, aber den Staat und
die Verwaltungsorgane mit einem neuen Geist
aosfüllen. An die Stelle eines nachnovember-
lichen Systems, dessen Regierungsweise näher
zu bezeichnen die Notverordnung verbietet, sehen
wir Nationalsozialisten eine Regierung der Ord-
nung, Sauberkeit, Sparsamkeit und Verank-
wortungsfreude.
Wir Nationalsozialisten lehnen es im gegen-
wärtigen Augenblick ab, Besprechungen zu
machen. Wir haben dagegen eine Reihe grund-
legender Forderungen zu stellen, die wir un-
beugsam verteidigen werben. Das hessische Volk
hat ein Recht, endlich regiert zu werden. Darum
wird es am 15. September seine Stimme der
Hitlerbewegung geben, die die Voraussetzungen
zur Regierungsübernahme voll mit sich bringt!
Mas im übrigen jene Politik anbelangt, die
die Partei in Hessen anstrebk und zur Durch-
führung bringen wird, so wird davon zu gege-
bener Zeit gesprochen werden.
gez. Karl Lenz, M. d. R.
Gauleiter des Gaues Hessen
der NSDAP.
Wahlvorfchlag der nationalsozialistischen
Deutschen Arbeiterpartei zur Wahl des
Landtages am 15. November 1931.
1. Karl Lenz, Schriftsteller, Darmstadt:
2. Professor F. Werner, Skudienrak,
Butzbach:
3. Fritz Kern, Fabrikarbeiter, Eberstadt:
4. Heinrich Ritter, Bürgermeister, Gau-
Obernheim:
5. Dr. R. Daum, prakk. Arzt, Oppenheim
a. RH-:
6. Wilhelm Schwinn, Gast- und Land-
wirt, Oberkainsbach-Spreng:
7. Edm. Phil. Diehl, Landwirt, Gau-
Odernheim.
M-Wm ttWagmMWiW.
Schwerin, 2. Nov. In der Nacht zum
Montag wurde in Bad Sülze der dortige
Kommuniskenführer Willi Braun erschla-
gen aufgefunden. Die Leiche wies eine
schwere Kopfverletzung auf. Der Schädel
war zertrümmert, vermutlich infolge eines
mit großer Heftigkeit geführten Schlages mit
einem stumpfen Gegenstand. Am Montag
vormittag begaben sich die Mordkommission
sowie Beamte der Landeskriminalpolizei an
den Tatort. Bei Durchsuchung der Kleidung
des Toten stellte man fest, daß dieser außer
einem Revolver mit Munition ein Dolch-
messer und ein Beil bei sich trug.

Dingeldey redet mal wieder
Gießen, 2. Nov. Zn einer Wählerver-
sammlung der Deutschen BolkSpartei in
Gießen erklärte der Parteiführer Dr. Din-
geldey u. a., Deutschland stehe diplomatisch
und machtpolikisch wieder, da, wo es stand,
als Präsident Hoover das Feierjahr ver-
kündet habe. Er übte dann Kritik am 2.
Kabinett Brüning. Innenpolitisch müsse das
Steuer herumgeworfen werden. Unsere Po-
litik müsse hinweg von den sozialistischen
Grundsätzen. Wie in England, müsse auch in
Deutschland eine nationale Regierung ge-
bildet werden. Der Redner erinnerte an
seine Unterredung mit Hitler und betonte,
solche Aussprachen hätte auch die Staats-
führung vornehmen müssen. Es komme dar-
auf an, alle ausbauenden Kräfte heranzuzie-
hen. Eine wirkliche Verständigung zwischen
den Nationen werde auf die Dauer nur
möglich sein, wenn sie von den nationalen
Kräften getragen werde.
Taufen im Namsch.
Im „Hamburger Fremdenblakt" (281)
findet sich folgende Anzeige: Israeliten kön-
nen in der evangelischen Religion unent-
geltlichen Privatunterricht erhalten von Pa-
stor Dr. A. Franck, Schäferkampsallee 32,
und Pastor Moser, Bismarckskraße 90. Die
Berliner „Welt am Morgen", die ein ko-
scheres Blatt ist und es also wissen muß, be-
merkt dazu, ein Hering bleibe immer ein
Hering, auch wenn er gewässert werde. Uns
ist der Bekehrungsfimmel des guten Pastors
Franck seit Jahren bekannt. Es handelt
sich wohl um einen pathologischen Fall.
Letzte Drahtmeldungen.
Versammlungen unter freiem Himmel
und Umzüge in Preußen verboten.
Berlin, 2. November. DaS preußische
Innenministerium hak am Montag auf Grund
der Notverordnung des Reichspräsidenten zur
Sicherung der öffentlichen Ruhe und Ordnung
für das gesamte Gebiet des Freistaates Preußen
alle Umzüge und Versammlungen unter freiem
Himmel verboten.
Bisher konnten derartige Veranstaltungen
nach eingeholker Genehmigung flaktfinde».
Der japanische Kriegsminister über die
russisch-chinesische Zusammenarbeit.
London, 2. November. Der japanische
Kriegs Minister gab am Montag im Kabinetts-
rat bekannt, daß dauernd Meldungen über ein«
russisch-chinesische Zusammenarbeit aus der
Nordmanbschurei einliefen. Der Minister be-
tonte ausdrücklich, daß bisher keinerlei Bestä-
tigung dieser Nachrichten vorliege, er sei jedoch
davon überzeugt, daß diese Meldungen wenig-
stens teilweise ^begründet seien.

Haupkschrifkleiker: B. Seeger-Kelbe. — Verant-
wortlich für Reichspolitik, Wirtschaft, Beilagen,
Feuilleton und Romanteil: B. Seeger-Kelbe. —
Für badische Politik, Kommunalpolitik und Be-
wegungskeil: Fritz Kaiser. — Für Lokales, Na-
und Fern, Sport: lieber!«. — Für Anzeigen:
Hammer. — Sämtliche in Heidelberg. —
Druckerei Winter, Heidelberg.


34. Fortsetzung.
Rudolf Korn hört anerkennende
Worte, sie gehen an ihm vorüber. Er be-
antwortet die Frage des Schuhmanns,
ob er mit Pferden umzugehen wisse, mit
ja, steigt auf den Bock, lenkt das Gespann
in die Bergerstraße, fährt durch das Tor
des schönen Hauses, ist eine halbe Stunde
später Kutscher des Bankiers Werner.
Zu sich selber erwacht er erst, als er
in der ihm zugewiesenen Stube auf dem
Bette liegt und die Bäume vor seinem
Fenster rauschen hört.
Da seht er sich auf und horcht in sich
hinein. Mar das alles oder träumte er?
Es war. Gluck und Not einander be-
nachbart, Finsternis und Licht einander
verschwistert. Und das Ganze: Leben!
Wieder schürzt er die Lippen. Lehr-
zeit! Bater, wenn du das wüßtest, wür-
dest du noch immer nicht über einen
Strohhalm Hinwegkommen? Ein liebes
Bild wacht auf, der Berteles Garten und
das blondhaarige Mariele!
Heinrich Korn hakte sich an dem Mor-
gen, an dem er dem Sohne die Hand zum

Abschied gegeben, nicht wieder niederge-
legt, obwohl es nur eben zu dämmern be-
gann, und keine Arbeit auf ihn lauerte.
Mik der Heuernte wollte er noch acht
Tage warten. So lief er ziellos über den
Hof, durch den Garten, hinaus in die Fel-
der. Es war reichlich Tau gefallen. Die
Aehren hingen schwer an den Halmen,
in den Glockenblumen glänzten die kla-
ren Tropfen. Die erste Lerche rüttelte
das Gefieder, trippelte vor dem wan-
dernden Manne über den Wiesenweg,
jubelte ein paar melodische Töne und stieg
dann an ihres Liedes Leiter zum Himmel
hinauf, gerade der Sonne entgegen. Lang-
sam erhob sich die glühende Scheibe aus
den Wäldern im Osten. Sie sah — Ru-
dolf. Der konnte jetzt im „Langen Holze"
auf Breitengrunder Flur sein.
Der alte Hohlöfner fuhr sich durch das
dichte Haar. „Dunnerlichting, Dunner-
lichting!" Wie soll das werden, wenn
nun die Heuernte kommt! Und dann die
Schnitternke! Hernach das Ackern!
Und doch war es nicht die Arbeit, vor
der es ihn leise gruselte. Der Sohn fehlte
ihm. Hatte er auch nie viel Mesen um
ihn gemacht, war er sogar kürzer und
herber gewesen, als es nötig, und, viel-
leicht, recht war, er hatte sich doch immer
des stillen, zuverlässigen Menschen ge-
freut. Im Morgenwandern hörte er die
Klänge, die von Seele zu Seele gegangen
waren, und nun würde der Klang irre
gehen. Er, der Bauer, würde ins Leere
fragen, und Rudolf — — vielleicht fragte
er überhaupt nicht. Lüg nik, Hohlöfner,
schalt sich der Mann. Lüg nik, er fragt,

— und — du wirst ihm antworten. Und
wenn du selber fragst, wirst du auch nicht
ohne Antwort bleiben. Da drüben liegt
die Stadt, dort hinter Wäldern und Ber-
gen. Du siehst nichts von ihr, aber was
macht das aus? Siehst vom Herrgott noch
weniger und verständigst dich doch mit
ihm.
Aber hart ist es, daß eure Gedanken
einen so weiten Weg zu machen haben,
und es.müßte nicht sein, wärst du nicht
ein so querköpfiger Baker.
„Ist ein Uebergang," sang die Lerche.
„Soll ein Uebergang sein und soll nit
lange dauern," antwortete der Mann.
Die Furchen, die ihm das Grübeln durch
die Stirn gezogen, glätteten sich, die Au-
gen, die gewohnt waren, das Nahe und
das Ferne gleichzeitig mit raschem Blick
einzufangen, wurden wieder blank, der
Mund spitzte sich zum Pfeifen. Er sollte
der Hohlöfner sein und nicht auch dabei
einen Spaß auflesen können? Wie sie
ihn im Dorfe ansehen, wie sie auf den
Busch Klopfen werden! Er wird sie alle
hinter die Fichte führen. Wer meint,
ein verdrossenes Gesicht bei ihm zu sehen,
der soll sich irren.
Mas er ihnen sagen wird? Ei nun,
er wird den klugen Mann und Bater
spielen. Warum der Rudolf davongelau-
fen sei? Wer das Wort: Davongelaufen
braucht, der soll's mit ihm zu tun Kriegen.
Der Einzige vom Hohlofenhofe läuft nicht
davon wie ein Polacke, der geht für einige
Zeit aus dem Baterhause, um — zu ler-
nen, seinen Gesichtskreis zu erweitern.
So wird er sagen. Und er wird sagen.

das sei längst unter ihnen ausgemacht ge-
wesen, nur über die Zeit sei man sich
noch nicht einig gewesen. Mit dem Ber-
teles Mariele und der Fünftausend-Ta-
ler-Mette habe das gar nichts zu tun,
auch nicht einen Deut.
Rudolf habe immer auf die Schule
gewollt. Was seien Schulen! Das Le-
ben sei die richtige Schule.
So wird der Hohlöfner sagen und da-
bei ein Gesicht machen, daß nicht einmal
der Ender auf einen anderen Gedanken
kommen soll.
Aber — — die fünftausend Taler muß
das Mädel in die Hand Kriegen, und das
muß klug angefangen werden.
Der Hohlöfner lächelt. Darum ist ihm
am wenigsten bange. Und es müßte wun-
derlich zugehen, käme gerade dabei nicht
mancher Spaß heraus.
Der Bauer drehte um, schlug einen
Bogen, schritt den Hang hinab, zu sehen,
wie das Gras auf den Bodenwiesen
stünde, und atmete mit voller Brust den
herben Duft der Wälder und Miesen.
In Bodenwege begegnete ihm der
Ender, der mit seinen Kühen in die
Mühle fuhr. Der Mann trug ein un-
frohes Gesicht in den Morgen hinaus, und
die Kühe waren, weiß Gott, die schlech-
testen im ganzen Dorfe.
Heinrich Korn blieb am Wegrande
stehen und schüttelte den Kopf. Ender
grüßte knurrend und kurz.
„Morgen," erwiderte der Hohlöfner,
„fahr stad, Nachbar, wirst sachte andre
Kühe einstellen müssen."
(Fortsetzung folgt.)
 
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