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Heidelberger Lokalanzeiger: Neuer Heidelberger Anzeiger (27) — 1901

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Nr. 148.

Mannheim, 27. Juni, [Was ein Hüklden werden
will. ....] Etwa zehn‘ Jahre-alt mag das Bürfchehen
fein, daß geftern Mittag gegen zwei Uhr bei einem frechen
HKaubzug abgefaßt wurde. Die Asphalt-Arbeiter in der
Breitenſtraße Hatten ihre Röcke an die Fenftergitter in
einer Seitenſtraße gehängt und hier machte fidh der Heine
Sauner daran, die Taſchen zu. vifitieren.. Beim lebten
Objekt ſeiner Forſchungsthätigkeit wurde er abgefaßt, um
der Polizeijtation im Kaufhaus zur weiteren Behandlung
überwieſen zu werden. Eine zweckdienliche Abſchlagszahlung
in Form einer geſalzenen Tracht Prügel wäre in dieſem
Falle recht angebracht geweſen.

B.d. Philippsburg, 27. Juni. Ertrunken.] Beim

Baden im Altrhein ertrank geſtern Abend gegen 8 Uhr
wahrſcheinlich infolge eines 16jähr. taub⸗
ſtumme Sohn Joſeph des Landwirts Adolf Alt Hier.
Die Leiche Konnte noch nicht geländet werden. ;
. O Pforzheim, 27. uni. [Verhaftet.] Vor einigen
Jahren hatte ſich der Agent und Vertreter einer aus:
wärtigen Brauerei Ludwig Ungerer von hier Wechfel-
fälldjungen und verfchiedene andere Delikte zu Schulden
kommen laſſen. Um ſich den polizeilichen Nachforſchungen
zu entziehen, flüchtete er nach Amerika, wo er ungefähr
zwei Jahre weilte, bis er es für ficher genug hielt, nach
der Heimat zurüczufehren, die in diefen Tagen erfolgte.
Kaum war er jedoch auf deutjhem Boden angelangt, als
er jofort verhaftet wurde. Er fieht nun feiner Aburteilung
entgegen.

B.N. Großweier bei Achern, 27. Juni. Unglücks—
fall.] Geſtern Nachmittag fiel beim Kirchenneuban das
hier ein italienijher Arbeiter ſo unglücklich vom Gerüſte,
daß er fofort tot war. Derfelbe war erft feit Kurzer Zeit
hier beſchäftigt und galt als ein fleißiger und nüchterner
Arbeiter. ; .

B.N. Geifingen Aınt Donauejchingen, 27. Juni. [Töt-
licher Unglücksfall.] Der 20 Fahre alte Sohn des
Adlerwirts Kreuzer hier verunglücte bei einer Wagenfahrt
dadurch, daß infolge Scheuwerdens des Pferdes der Wagen
umgeworfen und er mit folcher Wucht weggefchleudert
wurde, daß er einen doppelten Schädelbruch erlitt und
geftern früh feinen Berlegungen erlag.

A Neberlingen, 26. Juni. [Verleihung] Se.
Königl. Hoheit der Großherzog verlieh dem Grenzauf—
jeher Wilh. Maier von Dingelsdorf für feine rettende
That am 20. März. d. Is die ſilberne Rettungsmedaille.
Maier rettete nachts halb 11 Uhr genannten Tages drei
auf dem See verunglückte Wallhauſer Einwohner vom
Tode des Ertrinkens.

Bonn, 25. Juni. Vom Pferd geſtürzt.] Auf
der Rheinpromenade in der „Gronau“ ſcheute heute Nach—
mittag ein Pferd und warf ſeinen Reiter ab, der mit ge—
brochenem Genick tot liegen blieb. Der Verunglückte war
der 19jährige Sohn eines hieſigen Rentners und ſtudierte
Pharmakologie.

Bom ehemaligen Nechtsanwalt Frig Friedmann.
Bon der „Berliner Morgenpoft“ wurde kirzlich die Mel—
dung gebracht, daß eS dem früheren Berliner Rechtsanwalt
Dr. Friß Friedmann, der nach feiner Rückfehr aus Ame-
rika ſich zuerſt in Brüſſel niedergelaſſen hat und,
ſoviel bekannt, jetzt in Paris wohnt, gelungen ſei, eine
„Viermillionenbraut“ heimzuführen. Nun erhält das Blatt
aus Paris, angeblich von dem Bruder der Braut, einem
Herrn A. Morel, folgendes Schreiben: „Bezugnehmend
auf die Mitteilung, Dr. Friedmanns Heirat betr., erlaube


treffenden Meilionärin bin, aljo damit der Schwager des
Herın Dr. Frie Friedmann. Nur auf einen Keinen
Irrtum muß ich Sie aufmerffam machen, nämlich darauf,
zujammengezogen, und während fie {prach, beftärkte {ich
in feinem Innern immer mehr die Ueberzeugung von der
Schuld des Bruders. Plötzlich hielt er vor ihr an mit

„Giebt es denn nicht ein Mittel, wenigſtens dieſe
Schande zu vermeiden, die Verhaftung und das Ge—
fängnis?“

Das bisher ſo bleiche Antlitz Wera's färbte ſich plötz—
lich lebhaft bei dieſer Frage.

„Wir haben alles gethan, was uns möglich war“,
erwiderte ſie halblaut. „Ich war fogar felbjt beim Ge—
richtspräſidenten und bat ihn, meinen Mann doch während
der Unterſuchung frei zu laſſen. Ich habe alle Bekaunten
aufgeboten, aber ſie benahmen ſich gegen Wſewolod ziem—
lich kühl. Auch Perchurow hat Schritte gethan; er iſt
noch der einzige, der wirklichen Anteil am Geſchick meines
Mannes nimmt. Aber da gelten gewiſſe Regeln oder
Vorſchriften — man hat ſie mir erklärt — Bürg-
Ichaften, Kautionen . . .“

Ihre Stimme erloſch.

„Nun, und weiter?“ fragte Petja weiter.

„Bürgſchaft wollte niemand für meinen Mann leiſten“,
erwiderte ſie kaum hörbar. „Und als Kaution werden
ſechszigtauſend Rubel verlangt; eine foldhe Summe konnte


Petja ging wieder, in ſchwermütige Gedanken verſun—
ken, auf und ab.

„Ich habe ein Telegramm an Papa nach Karlsbad
aufgegeben“, fuhr fie fort. „Cr wird in zwei Tagen hier
fein. Dann wird natürlich alles gut werden. Ich Habe
ſchon Antwort von ihm erhalten.“


wahrte Feſtigkeit ſchien nicht länger Stand zu Halten,
heftiges Schluchzen erſchütterte ihre Geſtalt.
— (Fortſetzung folgt.)



Franken, ſondern vier Millionen Dollars beträgt. Somit
wird es recht beträchliche Zeit in den Händen des Herrn
Doktors bleiben, ehe er es verſpielt hat.“

tötet wurde in Berlin der 35 Jahre alte Arbeiter Karl
Haberſtroh. Sein Mörder, der gleichaltrige Arbeiter Otto

als Flurnachbarn in beſtem Einvernehmen, das aber durch
Streitereien zwiſchen ihren Frauen und Kindern geſtört
wurde. Die vier Kinder des Hıwe und die drei des
Haberftroh maren beim Spielen in der von beiden Par-
teien gemeinſam unterhaltenen Laube aneinander geraten
und Nagten ihren Eltern. ihr Leid. Nachdem fie zunächft
die Mütter gründlich Ar Soruanf hatten, famen die Väter
in der Laube in ſcharfen Wortwechſel, währenddeſſen Haber—
ſtroh dem Huwe eine Ohrfeige applizierte. Der letztere
drohte feinem Gegner ihn im Haufe aufzulauern und nieder-
zuſchlagen. Zu Hauſe angekommen, rüſtete fih Huwe mit
einem Beil und einem langen, ſcharfgeſchliffenen Küchen—
meſſer, und erwartete an der Treppe den Nachbar. Als

das Beil, während er das in der Jackettaſche verborgene
Meſſer zog uud dem ſich zur Gegenwehr ſtellenden Haber⸗
ſtroh an der Schwelle ſeiner Wohnung ins Herz ſtieß.
Haberſtroh ſuchte ſich noch einmal auf ſeinen Gegner zu
ſtürzen, brach aber zuſammen und wurde nunmehr von
Huwe in beſtialiſcher Weiſe mit einem ſchweren Knotenſtock
ſo lange bearbeitet, bis der aus vielen Wunden am Kopfe
blutende Haberſtroh den letzten Atemzug that. Der Tot—
ſchläger legte ſich — wie der „Tag“ meldet — nach
ſeiner Unthat in aller Ruhe in ſein Bett, während die
Frauen ſich um den Toten zu ſchaffen machten, da ſie
glauben mochten, daß er den Wunden noch nicht erlegen
ſei. Erſt am andern Morgen wurde die Polizei von dem
Vorgang in Kenntnis geſetzt, worauf Huwe im Bett ver—
haftet wurde.

Ein Millionärsſohn als Wegelagerer. Die ſonder—
barſten Sachen paſſieren in Amerika. Man ſollte es nicht
für möglich halten und doch iſt es Thatſache, daß in New—
York am hellen lichten Tage der Sohn eines Millionärs,
ein gebildeter, ſchwer reicher Mann, der Frau und Kind
beſitzt, einen Bankboten zu Boden fchlug und fchlimm ver-
wundet, um ihn zu beranben. Die Perfon, um welche
es ſich Handelt, it Louis Hays ein Sohn des Milionärs Simon
Hays, der früher Präjident des Harlem Demokratic: Klub war.
Der Ueberfall trug fih am 11. Juni im Gebäude der
„Twelfth Ward Bank“ zu. Ein 65 Jahre alter Kaffen-
bote der Broux Borough Bank, eine unter dem Namen
„der alte Mellert“ bekannte Perfönlichteit, war nad) der
erftgenannten Bank gekommen, um Baargeld zu deponieren.
AS er fich im der Vorhalle befand, trat ihm aus einer
etwas dunklen Ehe an der Treppe ein elegant gekfleideter
junger Mann entgegen, der etwas in der Hand hatte, das
ſich ſpäter als eine ſchwere, in Zeitungspapier gewickelte
Feile herausſtellte. Dieſe in die Höhe hebend, raunte der
junge Mann dem alten Mellert mit heißerer Stimme

Im ſelben Augenblick ſauſte die Feile auf des alten Mannes
Schädel nieder. Mellert taumelte, aber der Schlag war
nicht wuchtig genug geweſen, um dem Bankboten dıe Be-
ſinnung zu rauben. Der alte Mann hielt krampfhaft ſein
Geldſäckchen feſt, das ihm der Andere zu entreißen ſuchte.
Schließlich zerriß der Beutel und die Goldſtücke rollten
mit vielem Geräuſch die Treppe hinab. Dadurch wurden
die Bankbeamten aufmerkſam gemacht, daß irgend etwas
auf der Treppe nicht in Ordnung war. Sie ſprangen
auf und ſchloſſen die Hausthür: dann warf fich der Haus-

Kunſt und Wiſſenſchaft.
Stadttheater Heidelberg. Gaſtſpiel Matkowsky.
2, Abend: Die Berfhmwörung des Fiesco zu Genua.

Ein republikanifches Trauerfpiel von Fr. v Schiller.
Samlet und Fiesco, welche Gegenſtzel Es war ein kühnes
Beginnen des jugendlichen Dichters, ſich ein politiſches Ideal
zum Vorwurf zu nehmen. Und wieviele Schickſale hat der
„Fiesco“ erleben müſfen, bis er für „bühnengerecht“ gelten
konnte. Trotz aller Aenderungen aber blieb das Stück ein roh
gezimmerter Bau. Selbſt die nicht ſeltenen Bühneneffekte können



handgreiflichen Fehler
Verhältniſſe hinweghelfen

Sollen aͤlle dieſe Schwächen bei der Darſtellung möglichſt
verdeckt werden, ſo werden an die Darſteller keine gewöhnlichen
Anforderungen geftellt. Das zeigte uns auch die deſtrige Auf

führung recht deutlich

Sm Mittelpunkt des Intereſſes ſtand natürlich Mat—
fowsfy als Fiesco. Man fragt ſich, warum ein fo gott:
ERDE Künſtler, der alle Gefühlsſkalen des Menſchen mit
erſchütternder Lebenswahrheit wiederzugeben verſteht, feine Kraft
— und es erfordert ſchon phyſiſch keine geringe — an einen
Fiesco verſchwenden mag.
den geſpendeten Lorbeer ehrlich verdiente, bewundert, aber wir
haben ihn auch bemitleidet. Einen würdigen Partner hatte


Prachtleiſtung darbot
und drolligen Geſellen, der in ſeinem letzten Stündlein zum
tollſten Galgenhumor wird, (Aber hängt mich nur an feine
chriſtliche Kirche) kann man wirklich nicht beſſet zum Ausdruck
bringen. Veopold Sachfe, der uns als Berrina anfangs nicht
erwärmen konnte, charakteriſierte im Verlauf der Handlung den
fanatifchen Republikaner recht gut und fchuf eine Figur voll
‚Mark und Wahrheit. Das Gleiche gilt auch von dem Andreas
Doria Walther Zollins. Viel zu fehr übertrieb dagegen
Ewald Bach als Gianettino Doria. Bon den Vertreterinnen
der weiblichen Hauptrollen Julia Imperiali (Eliſabeth Kra—
mer), Veonore (Helene Fertda) und Bertha (Hedwig Ger no)
läßt ſich Beſonderes nicht ſagen. Die Regie MiBehrend
waltete ihres Amtes mit gutem Erfolg, wenn auch in den
Maifenfzenen das Zufammenfpiel ein flotteres hätte fein dürfen.
Die prächtigen Roftime {tachen fehr angenehnı gegen die heimi:
1 e Das Haus war gut beſucht und kargte
nicht mit Beifall. Recht ſtörend wirkte leider des bfteren das
Harmonie Konzert.

Heidelberg, den 27. Juni 1901. Rı













. 1901
meifter der Bank auf Louis Hays und hielt ihn fo lange
fejt, bis Dilfe kam. Durch dem im Gebäude angebrachten
Diebesalarm wurde die Polizei von dem Borgefallenen in:
Kenntnis gefebt; drei Poliziſten eiltem im Geſchwindſchritt
nach der Bank und nahmen den mittlerweile völlig unſchäd—
lid gemachten Räuber in Empfang. Für Hays mwahn-
witzige That, die natlirlich das größte Aufijehem erregte
findet fein Menfjch eine Erklärung. Simon Hays behauptet,
daß fein Sohn feit einigen Jahren dem gewohnheitsmäßigen
Morphiumgenuß ergeben jet und die That in einegr An-
fall von SGeiftesgeftörtheit begangen haben müffe. ;
ONE

Ein folgenſchweres Bauunglück
ereignete ſich, wie geſtern kurz gemeldet, am Mittwoch
Nachmittag kurz nad) 21/, Uhr in Mannheim in der im
Bau begriffenen Leichenhalle auf der Erweiterung des chriſt⸗
lichen Friedhofes. Die Leichenhalle ſelbſt ſah bereits in
ihrem Rohbau ihrer Vollendung entgegen. Die Mittel—
front des im gothiſchen Stile gehaltenen Baues wird auf
der der Friedhofserweiterung zu gelegenen Seite ſowohl
wie auf der Rückſeite, die dem jetzigen Friedhofe gegen—
überliegt von hohen gothiſchen Spitzgiebeln gekrönt. Unter


Der vordere Giebelbau, der von Bogengewölben getragen
Un dem Rück⸗
giebel dagegen follte nunmehr die leßte Hand angelegt
werden, indem Mahn zUr Zeit mit dem Ausfugen des
Zu dieſem Behufe war eine
Anzahl Maurer auf dem vor dem Giebel aufgeſchlagenen
Serüfte befchäftigt. Um die angegebene Zeit heute Mit—
tag kam das Gerüſt plötzlich ins Schwanken, was wohl
darauf zurückzuführen ſein dürfte, daß das Mauerwerk
aus irgend einer jetzt noch nicht feſtgeſtellten Urſache nach—
gegeben hat. |

Unter donnerähnlichem Getöſe ſtürzte das Gerüſt in
ſich zuſammen. Die nachfolgenden Steinmaſſen hatten
nahezu kein ſichtbares Zeichen von dem früheren Vorhanden—
fein des Gerüſtes mehr übrig gelaſſen. Das ganze


geſtürzt. Sofort eilten die übrigen an dem Bau beſchäf—
tigten Maurer und Handlanger hinzu, um, wie ſie leider
richtig vermuteten, ihren unter den Trümmern begrabenen
Arbeitskollegen Hilfe zu bringen. E3 erforderte eine große
Anitrengung, um die Berunglücten unter den Trümmern
hervorziehen. Leider Hat die Kataftrophe auch zwei
Menſchenleben gefordert. Es find dies der verheiratete
51 Jahre alte Maurer Fr. BierrethH aus Wallitadt
und der 27 Yahre alte Manrerpolier Georg SHneider.
Schwer verlegt ijt der hier wohnhafte Maurer Jakob
Nühl. Des weiteren haben Verlegungen erhalten. der
28 Yahre alte verheiratete gleichnamige Sohn des Bau-
unternehmers Wendelin Mayer, welch Lebterer von der
Stadt die Ausführung des Baues im Submiſſionswege
übertragen erhalten hat. Ferner find verlegt die Maurer


Wilhelm Schneider von Bruchjal und der 19 Jahre
alte Heinrich Hiß von hier.

Es wurde ſofort von dem Unglück das Allgemeine
Krankenhaus verſtändigt, um Ambulanzen heraus zu be—
ordern. Dieſe trafen denn auch ſchnellſtens ein und legten
den Verletzten Notverbände an. Die beiden Toten bettete
man vorläufig auf den Raſen des Friedhofes, bis zur
Ankunft der Gerichtskommiſſion, die ebenfalls von der
Kataſtrophe in Kenntnis geſetzt worden war. Die Ver—
letzten wurden ſofort nach dem Allgemeinen Krankenhaus
überführt. Dortſelbſt wurde feſtgeſtellt, daß der Maurer
Jakob Rühl am ſchwerſten verletzt iſt. Derſelbe hat außer
einer Schädelfraktur eine Lungenquetſchung davongetragen
und dürfte kaum das Leben retten.

Der Sohn des getödteten Maurers Bierreth war,
während fein Vater oben auf dem Gerüſte ſchaffte, unten
thätig, nahm aber das Herannahen der Kataſtrophe recht-
zeitig wahr und konnte ſich durch einen Seitenſprung
retten. Von einem Gerüſtbalken wurde er jedoch am
Arm geſtreift, aber nur unerheblich verletzt. Bemerkens—


nehmers Wendelin Mayer, dem die eigentliche Bauaufſicht
obgelegen hat, erſt heute von einer Militärübung zurück—
gekehrt iſt und heute Nachmittag ſich auf die Bauſtelle
begeben hat.
Nach dem Bekanntwerden der Kataſtraphe begaben
ſich nach der Unglücksſtätte die Herren Landeskommiſſär
Pfiſterer, Geh. Regierungsrat Lang und Oberamtmann
Dr. Strauß. Des Weiteren fand ſich alsbald auch eine
Gerichtskommiſſion ein, beſtehend aus den Herren Staats-


Gerber und Medizinalrat Bezirksarzt Dr. Greif. Auch
hatte fi Herr Baurat Cifenlohr nach der Unglücks:
{tele begeben. Herner foll ſich auch Herr Oberbürger—
meiſter Beck dort eingefunden haben. Später erfchien
als Sachverftändiger Herr Baurat Schäfer. Wie wir
hören, foll derfelbe die Anficht geäußert haben, daß auch
der „vordere Spitgicbel, welcher ebenfalls herabzuſtürzen
droht, niedergeriffen werden müffe. Wir geben dies jedoch
unter allem Vorbehalt wieder, indem fich bis Heute Abend
noch nicht mit Beftimmtheit fejtftellen ließ, durch welche
Urfache das Unglück hervorgerufen wurde. Auf bauz,
polizeiliche Anordnung wurde die Unglücksitelle abgefperıt
und Niemandent der Zutritt geftattet. ; ;

Wie bei allen derartigen Ereigniffen Hatten ſich trotz
des entfernten Weges viele Neugierige, hauptſächlich Bau—
beflifjene auf dem erweiterten Friedhofsterrain eingefunden.


dieſelben auch gleich mit verblüffender Schnelligkeit mit
ihren „Kaſten“ zur Stelle. Sie konnten jedoch nur aus
einiger Entfernung das Bild auf ihrer Camera feſthalten







 
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