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Heidelberger Lokalanzeiger: Neuer Heidelberger Anzeiger (27) — 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.43807#0595

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blttern ad Pfg. monatlich. Durch die Poͤſt vierteljährlich
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28. Jahrgang.
Druck und Verlag von G. Geiſendörfer.
Berantwortlich: Ich. Geiſendörfer.







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} durch Säulenanſchlag.











28. Jahrgang.



Nr. 148.



Deutiehes Reich.

5 Karlaruhe, 27. Juni. Zu den Gerüchten über


{chreibt heute die „Bad. Landesztg.“ noch folgendes: Lebter
Tage ift von verfdhiedenen Seiten berichtet worden, Nokks
Rücktritt ftehe für die nächfte Zeit bevor. Naturgemäß
läßt ſich eine authentiſche Beſtätigung dieſes Gerüchtes
nicht erlangen, da dieſe von Entſchließungen des Groß—
herzogs abhangenden Angelegenheiten geheim gehalten werden,
bis dieſe Entſchließungen endgültig erfolgt ſind. Es ver—
lautet, den maßgebenden Geſichtspunkt bei Neubildung des
Kabinets ſolle die Hereinziehung eines Katholiken, von den


woarten ließe, bilden. Unrichtig iſt auf alle Fälle die An—
nahme, Miniſter v. Brauer, der wohl bei Rücktritt
Nokl's die Stellung des Staatsminiſters übernehmen wird,
werde in ein anderes Reſſort übertreten. Auch die Kom—


Eiſenbahnen übernehmen werde, fällt damit hinweg.

. Karlsruhe, 27. Juni. Iubiläumsdenkmünzen.
Bur Erinnerung an das in den Monat April 1902
fallende fünfzigjaͤhrige Regierungs Jubiläum unſeres Groß—


Ausſicht genommen in der Form von Fünf- und Zwei-
markſtücken Um dieſe Münzen ohne weiteres als Reichs—
münzen zu kennzeichnen, erſährt ihre Reversſeite keine
Veränderung, die Aversſeite ſoll mit dem Bildnis des
Großherzogs und der Umſchrift; Friedrich Großherzog
von Baden“ ausgeftattet werden, und außerdem unter
dem Bildnis einen Lorbeerzweig mit den IJahreszahlen
— 1852—1902 tragen. € follen 250000 Mark in Fünf


rägt werden. Die Denkmünzen ſollen auf der Münz—
jtätte in Karlsruhe hHergeftellt werden. — Die Badijche
Regierung hat beim Bundesrat das Einverftändnis mit
der Ausprägung der Denkmlänzen nachgejucht.. 5


der Dampfer oder der Namen der mutmaßlich zurück


wecklos ſind, da das Kriegsminiſterium nur die Abfahrt
der Truppenvberbände mit den Namen der Dampfer und
den Ausfuhrtag erfährt. Hingegen werden die Namen
= nod) bei Ankunft der Dampfer in Port-Said, bezw. in
Neapel hier amtlich befannt und etwa 8 Tage vor ihrer


gehendſte Verbreitung durch die Prefje dringend erwünfcht
"ift, bezüglich der Rückkehr der Offiziere und Korpsbeamten
find die feiner Zeit veröffentlichten Stellenbefebungen der










Freitag, den 28. Juni

über den 30. September 1901 hinaus ſich verpflichteten
oder darüber hinaus kapitulierten. Von den bis zum
30. September Verpflichteten wird ein kleiner Teil noch
bei den Befagungsteilen verwandt, im September abgelöft
und zurücbefördert. Für Poftjendungen und Telegramme

die Angabe des bisherigen Truppenteils bei dem Expe—
ditionskorps vorerft unentbehrlich.

Kiel, 27. Juni. Halb 10 Nor vormittags begann
die WettfahHrt des Kaijerlihen YadhHtklubS auf dem
Kieler Hafen. 27, Yachten find gemeldet.

Biel, 27. Juni. Der KAaifer begab fih um 103/,
Uhr ans Land, machte im Düſternbrooker Walde einen
Spaziergang und kehrte um 12 Uhr an Bord der Yacht
„Hohenzollern“ zurück. Die letzte Wettfahrt der
Sonderklaſſe des kaiſerlichen Nachtklubs und des
Norddeutſchen Regattavereins auf der Kieler Förde

Gemeldet Hatten ſich 20 Machten. Prinz Heinrich
ſteuerte die Hamburger Yadt „Tilly; die franzöfijche
Yacht „Arcachon“ und die‘ amerifanifche Yacht „Weimi“
nahmen an der Wettfahrt teil.

Oeſterreich-Ungarn.

Budayejt, 27. Juni. In Nezfjider (Nenfiedl,
Komitat Moſon) wurden, wie in voriger Nummer nad
der „Frankf. Ztg.“ berichtet, zwei verdächtige In div i—
duen italienijdher Nationalität, die aus der Schweiz
zugereift waren, dort angehalten. Siner derfelben, der {ich
legitimieren konnte, wurde ſofort freigelaſſen; der Andere,
der ſich nicht ausweiſen vermochte, wurde in das Ge⸗
fängnis des DOberftuhlrichteramtes gebracht, wo er einem
eingehenden Berhör unterzogen wurde. Die Berhaftung

gegen Katfer Franz Joſeph, die vollſtändig grund:
fich bisher fein Anhaltspunkt, welcher die Annahme einer

Beit, 27. Juni. In Bruck an der Leitha, wo der
Kaiſer geſtern Truppenſchau abhielt, wurde ein italieniſcher
Arbeiler verhaftet, der verdächtig iſt, einen Anſchlag
gegen den Kaiſer geplant zu haben. Die Brucker Be—
hörden ſollen auf einer anonymen ſchweizeriſchen Poſtkarte
Kenntnis von dem bevorſtehenden Anſchlag erhalten haben.
Außerdem ſollen auch die Preßburger Behörden von der
Bajeler Polizet gewarnt worden fein. Der Verhaftete, der
Briefe anarchiſtiſcher Perſönlichkelten bei ſich führte und
ſich in den letzten Tagen ſehr verdächtig benahm, wurde
nach Neuſiedl geführt und dort verhört. In ſeinem Paß
ſind mehrere Worte ausgekratzt und ausgebeſſert Der
Arbeiter ſtammt aus Airolo und war zuletzt in Baſel be—
ſchäftigt. Da ; —
27 7 Franuetreich.

Paris, 27. Juni. Wegen eines Workwechſels in der



Des Bruders Braut.

— Roman aus der ruffifchen Geſellſchaft von C. Golowin.


78 (Fortjegung.)

daß fie beide fih bemübten, einander zu tröſten und zu


wolods Schuld überzeugt waren. —
2 „Wie {Oreck.ich mußte es Ionen fein, das zu leſen,
Wera! rief er unwilfürlih.. 22
Sie begriff, daß Petjas Worte {ich nicht auf Wſewo—
lods Verbrechen bezogen, fondern auf etwas anderes, noch
Schrecklicheres BL,
Ja“ erwiderte ſie, dieſes nichtswürdige Gerücht!
Wer konnte ſich nur ſo etwas ausdenken? Ich weiß ja
recht wohl, daß das nur auf Unwahrheit beruht!“
Um fo beffer, Wera! Ich denke ſelber ſo, und könnte
man wirklich glauben,
andere
Ihre Augen gllihteln
Das iſt unwahr! wiederholte fie mit feſter Stimme
und fügte dann faſt flüſternd hinzu: Das würde ich ihm
nie verzeihen können, Petja. Wenn ich auch alles übrige
ihm zu vergeben bereit bin ja, ich bin ſo ſchlecht,
19 egoiftijch, daß ich ſelbſt, wenn er ſchuldig wäre, nicht
— Aufhören würde, ihn zu lieben; aber dies würde ich ihn
Nicht verzeihen Können!“ 220202220 .
Niemals Hatte Petja in Wera's Geſicht einen ſo lei—















denſchaſtlichen Ausdruck bemerkt. Die Olut ihrer flam-
menden, fajt wilden Blie war ihm fajt unerträglich.

begann er wieder, um ſie von dieſem, ſie am meiſten be—
unruhigenden Gedanken abzubringen, „iſt irgend etwas ge—
ſchehen, um ihm zur Hilfe zu kommen? Deswegen bin
ich hierher geeilt. Laſſen Sie uns gemeinfam Überlegen."
Sie berichtete ihın mit fejter Stimme Über die Lage

Augen fah und bereit war, ihrem Gatten in allem und
zwar um jeden Preis beizuftehen, felbfit bei den augen-
jeheinlichften Beweifen von feiner Schuld...
Wſewolod bekannte ſich ebenſo wenig vor dem Unter-
ſuchungsrichter wie vor der Gattin ſchuldig Entſchieden
leugnete er jede Beteiligung an der Sache ab. Bei der
ſtatlgehabten Konfrontation mit Philipp Rasmetalski he—
ſchuldigte er, ohne ſelbſt zu erröten, dieſen der Lüge. Nie⸗
mand konnte den Beweis erbringen, daß er Philipp den
Außer Philipp waren feine Zeu—

Hatte die Vermutung gegen fich, Lediglich die eigene Schul
auf fremde Schultern abwälzen zu wollen.
ſyſtem. Zwar fanden die Schriftverftändigen bei der
Prüfung einige Aehnlichkeit zwijhen der Unterfchrift auf
dem Wechſel und Wſewolods Handſchrift. Sie, ließen auch
nicht den verhängnisvollen Strich über dem Buchſtaben
„m“ außer Acht, welcher fich auf dem, was Wiemwolod ge-








geftrigen Sitzung des Staatsgerichtshofs kam es heute zu
einem Piſtolenduell zwiſchen den Senatoren Aucoin
und Le Presoft de Launay, das unblutig verlief.

Die Wirren in China,
Bremerhaven, 27. Juni. Der Dampf. r des Nordd.
Qoyd „Wittekind“ traf. Heute früh -mit 415 Rekonvaless
centen und den Leihen des Generals Shwarzhoff
und des Oberftabsarztes Kohlſtock ein. In der jhwarz

dekorierten Lloydhalle fand Trauergottesdienſt ſtatt, welchem
die heimgekehrten Soldaten der Lehe'r Marinegarniſon
und der Kriegerverein beiwohnten. Nach dem Gottesdienſt
wurden die Särge unter dem Salut der Matroſen Ar—
tillerie in den Eiſenbahnzug geladen. Bon den hHeimge-
fehrten Soldaten blieben 200 Typhus- und Kuhrkranle
im Militärlazaret, die übrigen fuhren am Nachmittag nach
Berlin. : ; —
Sondon, 27. Juni. Der „Standard“ meldet aus
Shanghai vom 26. Yuni: Nach Berichten die aus Saunt»
fchafıt, der Hauptitadt der Provinz Kans in Nanking ein—
getroffen find, paffierte Prinz Zuan mit mehreren Tau—

Fernſprechanſchluß Rr. 621.










Hengtfchen, 90 Meilen von Ninghfiafu. Es heißt Tunge
fırhfiang bleibt ruhig in Kuguentjchau, 150 Meilen öftlih
von Launtſchaufu und hat anſcheinend nicht die Abficht,
zum Prinzen Tuan zu f{toßen, oder auf Taiyuanfu zu
marſchieren

Vermiſchte Nachrichten.

. Friedrichsfeld, 21. Juni. Verſchiedenes
Bei dem am Mittwoch niedergegangenen Gewitter fielen
Schloſſen in Größe von Haſelnußkörner. Auch über
mehrere angrenzende Gemarkungen gingen Hagelſchauern
nieder, die glücklicherweiſe feinen großen Schaden anrich-
teten. — An Sonntag nachmittag findet dahier die Grund=-
fteinlegung zur neuen proteſtantiſchen Kirche ſtatt

B.N. Mannhein, 27. Juni. [Von ecinem Bankr ot-
teur], welcher an der Spielbank fein: Heil fuchte, be-
richtet die „N. Bad. Ldsztg.“: Vor einigen Zagen
wurde über die Kohlen und Koaks-Engrosfirma von
Blecher, Bottfämper u. Cie. der Konkurs verhängt.
Alleiniger Inhaber der Firma war zulekt Heinr. Blecher.
Kurz vor der Eröffnung war ein Wechjel von ca. 19000
ME. fällig. Vor dem Fülligkeitstermin entnahm Blecher
feinem Kaffenfchranfe die ganze Baarfumme, welche er im
Befige hatte — es follen 22000 Wit. gewejen fein —
und reifte damit nad Monte Carlo, wo er am Spieltijdh
bis auf wenige Mark fein ganzes Geld verlor. Er rveifte
nach Deutſchland zu Verwandten in Göppingen. Die
Staͤatsanwaltſchaft, welche mittlerweile einen Steckbrief
hinter im erlaffen, madte jedoch feinen Yufenthalt aus:
. und wird nad) Hier


























transportiert werden.



{rieben, Häufig vorfand und Enjäichith’s Schrift durch-
aus nicht eigen war — doch was bewies das alles?
Augenzeugen der That waren nicht vorhanden, und die

den. doch ſehr abgeſchwächt durch Wſewolods Hinweis
darauf, daß er, als Schwiegerfuhn eines fo reihen Man-

Erbin, zur Erlangung einer verhältnismäßig jo unbedeu-
tenden Summe doch wohl nicht nötig hätte, eine Fälſchung
zu begehen. ! ;
Wera erinnerte ſich lebhaft, mit welcher ruhigen Ent»
ſchiedenheit Wſewolod die gegen ihn erhobenen Beſchuldi⸗
gungen zurücgewiefen hatte. In der erften Minute allers
dings, als ihnı-die Vorladung zugeftellt wurde, war er
{ehr erregt erfchienen, aber ſpäter, als fie ihn im Gefängnis
befuchte, — man hatte ihr zweimal den Befuch ihres SGat-
ten geftattet, — war er fo beruhigt über den Ausgang der
Sache gewefjen und eifrig bemüht, fie zu tröften. ——
Anfangs war Wera ſich ſelber nicht deſſen bewußt,
daß ſie begann, ihren Mann vor ſeinem Bruder zu ver—
teidigen, als ob fie vermutete, daß Petja von ihren Wor-
ten nicht überzeugt wäre. Aoer aus ihrer beredten Vers
teidigung Hörte er doch nur ihre eigenen Zweifel an der
Unſchuld ihres Gatten heraus. : 2

Doch nicht an Schuld oder Unfchuld dachte fie jebt.
Retten mußte man ihn, gleichviel, ob er ſchuldig oder
unſchuldig war! —

Petja ging im Zimmer auf und ab, ohne auf ihre be⸗
redten Worte zu antworten. Seine Augenbrauen waren


 
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