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Heidelberger Lokalanzeiger: Neuer Heidelberger Anzeiger (27) — 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.43807#0375

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Hicheint täglich mit Ausnahme der Som AD en
$ Beilagen das „Heidelberger Bolksblatt“ und das Sfeitige

Anftrierte Somtagsblatt“. Preis 30 Pfg., mit den Betz |
Müttern 40 Bfg. monatlich. Dir die Boft vierteljährlich



1 Mt. ohne Beſtellgeld.



— — —
2%, Sahegang.
SU and Berlag von G. Geiſendärſer.
Berantwortlich: Ich. Geiſendörfer.

Dr, 93.

Die Knfjerngefahr in Südafrika.
ns Tag ohne neue Sorge! So Wnnen die Eng-
ı der in Südafrika fagen, denen dort zu den alten Sor-
any antmerfort neue Sorgen erwachfen. Die tägliche Bers
Wilijte der Engländer redet ſchon an ſich eine deutliche
de Neben der Lijte der Gefallenen wächft die der
Aaroden, Kampfunfähigen und Kranken von Tag zu Tag
8 Ungeheure an.
er den englifhen Soldaten graffiert, fordert die Beft
u alich ihre Opfer. Aber noch weit bedrohlicher {ft die
Sirhung der Belt auf dem Transportdienft, die VBerz
Obiantierung und die Truppennachfhlübe, ıumd die Lage



Un ſich jetzt, wie es dent Anſchein hat, die Peſt
in Kapſtadt auch in Port Elizabeth feſtſetzen ſollte,
delches ſeit der Peſtverſeuchung Kapſtadts den wichtigſten
legshafen der Engländer in Südafrika bildet. .
„Bu all diefen Sorgen fommt jegt eine neue, die noch
it ernſthafterer Natur iſt oder es wenigſtens werden



© umfangreiche Kaffernverſchwörung feſtgeſtellt worden
En Biel dahin geht, das Land, welches die Eng-
% Der einjt den Kaffern genommen haben, wieder zurüc-
Nero ern und die Oberherrfchaft der Weißen abzufchütteln.
} ie Führer diefer Bewegung, deren Parole lautet: „Afrika
Mc Hanernl find fogenannte unabhängige SGeiftliche
„barzer Hautfarbe, und die CErhehung gegen die Weißen
Wird durch Yiliier geführt, welche in der Sprache der
eborenen gedruckt find.
Sonderlich überraſchen kann dieſe Nachricht, Niemand
„dem Greigniffen in Südafrika mit Aufmerkſamkeit
Ilst it. Wir haben fchon vor Beginn des {üdafrika-
ulen Krieges und wiederholt auch im Verlaufe des—
N darauf hingewiefen, daß die Folge des mörderifchen
Dies der Weißen unter einander die fein werde, daß
is dahin im Zaun gehaltene Kaffernbevölferung fich
„die Herrjchaft der Weißen auflehnen werde. Wun—
lanu man ſich nicht über die jegt aus Natal gemel—
© Kaffern-Bewegung, fondern Höchjtens darüber, daß
Naffernftämune in Südafrika ſich bisher verhältnis:
8 ruhig verhalten haben. Welche unermeßliche und
berſehbare Gefahr darin liegen würde, wenn die Be-
Mung in Natal um fich greift und aud) auf die. auderen


ae hervor, daß die ſchwarze Bevölterung in Süd-
! hl „der weißen um weit mehr als das Dreifadhe an
Al ee wdetlegen iſt. In Natal, wo ſich die Kaffern jetzt zu—
Hier Tegen, zählt die Kaffern Bevölkerung, die der Weißen
en das Fünffache überlegen ijt, ungefähr 450 000

En In der Kapkolonie iſt die farbige Bevölkerung
Weiße er 1150000 Köpfen dreimal fo ſtark als die
Leit )ebölferung. Im Baſutoland, wo fich kaum tauſend
— aufhalten, zählt die recht kriegeriſche Bevölkerung










Montag, den 22. April

Im Swaziland, wo Weiße
überhaupt Kaum zu ſinden ſind, zählen die Kaffern 60,000
Köpfe Das ſtärkſte Uebergewicht aber haben die Schwarzen


ſind, während die Matabele, welche nicht minder kriegeriſch


ſind
Anzahl der Kaffern ean 600,000 im Oranje Freiſtaat
ungefähr 130000.

Mithin zählt die Kaffernbevölkerung des von den


Millionen Köpfe, ſo daß die Weißen ſich bei einer allge—
meinen Erhebung der Schwarzen einem Maſſenheer von
über einer halben Million Neger gegenüberſehen können.


einmal ſcheint es ſich bisher nur um eine lokale Bewegung
in Natal zu handeln und andererſeits fehlt es den Kaffern


die Baſutos und die Matabeles, auch an Waffen und
on Mut.

Kann ſomit bis auf weiteres kaum von der Gefahr
eines allgemeinen Kaffernaufſtandes geſprochen werden, ſo
müſſen die Engländer doch, wenn der Krieg ſich noch
fange Zeit hinzieht, mit der Möglichkeit eines Kaffern—


hervorgeht. Beſonders die Baſuto, welche zwar unter der
britiſchen Oberhoheit ehen, aber in der Prarxis ihre Un—
abhängigkeit behauptet haben, bilden mit ihrem nahezu
50.000 meift gut bewaffnelen Kriegern eine ſchwere Ge—
fahr für die Engländer. |

Rhodeſia find ebenfo wenig wie die Baſutos jemals unter-
worfen worden, fondern auch Hier ijt die Herrſchaft der
Chartered-Company im größten Teil des ungeheuren Ge—
bieteS nur cine nominelle. Regen ſich die Kaffern erſt
auch in anderen Gebieten als in Matal, dann könnte das
die engliſche Regierung leicht dazu veranlafjen, den Buren
weſentlich günftigere Friedensbedingungen anzubieten.


der Weißen gegeneinander ſtändig wachſende Gefahr einer
Erhebung der Kaffernſtämme in Südafrika iſt von ſo un—


haben werden, dieſe Gefahr mutwillig heraufzubeſchwören

Deutſcher Reichstag.
O Berlin, 20. April.
Beratung der Reſolutionen zum Urheberrecht.
Die erſte Reſolution, die beantragt, die Berner Lite—
raturconvention vom 9. September 1886 dahin auszu—
dehnen, daß Uebertragungen von Muſikſtücken auf ſolche
Inſtrumente, die zu deren mechaniſcher Wiedergabe dienen,






Anzeigen: die 1-[paltige‘ Petitzeile oder deren Raum
20 Big. Lokale Gejhäfts- und Privat-Anzeigen bedeutend
GE Sem Reklamen 40 Bfg. Für Aufnahme von Anzeigen
an beftimmten Tagen wird nicht garantiert. Gratisverbreitung
; 5 durch Saulenanſchlag.













egen die Stimmen einiger Freifinnigen angenommen.
Die zweite Kefolution beſagt, den Reichskanzler zu er⸗—
ſuchen, zu erwägen, ob nicht bei der neuen Herausgabe
von Werken der Literatur und Tonkunſt, deren Urheber-
recht mehr geſchützt werde, ſowie bei der Aufführung ſol—
cher Werke von den Verlegern eine Abgabe erhoben werden
kann, deren Ertrag bedürftigen Schriftſtellern und Kom—
poniſten des Inlandes, ſowie deren Hinterbliebenen zu—
komme. Die Reſolution wird mit großer Mehrheit ab-
gelehnt.
der Geſetze über den Schutz des Urheberrechts an Werken
der bildenden Kunft und Photographieen, [owie das Urheber
vecht an. Modellen und VMuftern. Die RKefolution wird
einftimmig angenommen. ———

Es ſolgt die Beratung des Geſetzentwurfs betreffend
das Verlagsrecht.

$$ 1—15 werden nach der Kommiſſionsfaſſung ange⸗
nommen. ;

Bu $ 16, der von der Vervielfältigung eines Werkes
durch Verleger handelt, {tellt und begründet Abg. Fiſcher


von Romanen, findet die Beſtimmung des Reichsgerichts
die ſie auf jede einzelne Lieferung vorſchreibt, keine An—
wendung

Geheimrat Werner bittet, den. Antrag abzulehnen.

Der Antrag wird abgelehnt. ©

Hierauf werden die SS 16—27 in Kommiffions-

fajfung angenommen. S- 28 Handelt von der Nebertrans
barfeit des Verlagsrechts. Die Kegierungsvorlage gibt
dem Verleger das unbedingte VBerlagsrecht. Die Kom—
miſſion ſucht dieſe durch eine andere Faſſung einzuſchränken;
Die Rechte des Verlegers ſind übertragbar, ſobald die
Uebertragung nicht ausgeſchloſſen iſt.

Abg. Fiſcher (Soz.) beantragt für S 28 folgende
Faſſung: Die Rechte des Verlegers ſind ohne Zuſtimmung


tragung eingeräumt werden, ft unzuläfiig.

8 werden beide Anträge abgelehnt und der

Paragraph
in Kommiſſionsfaſſung angenommen.


Paragraphen des Gejeges werden debattelos erledigt, ebenſo
die von der Kommiffion geftellte Refolution betreffend baldiger
Vorlegung einer Neubearbeitung des Geſetzes betr. das

Verlagsrechte über Werke der bildenden Kunſt und Photo—
graphte

Abg. Dr. Arendt Rpy beantragt eine Reſolution,


lichungen an die Verleger zu zahlen.
"Das Haus vertagt fich hierauf auf Montag. Zagess
ordnung: Süßitoffgefeß. ——






























— Des Bruders Braut.

Die man auS der ruſſiſchen Geſellſchaft von C. Golowin
Genehmigung des Verfaſſers überſetzt von A. Hauff.

De m Fortſetzung)

* Brüder ſahen ſich nur ſelten. Alles an ihnen
® im ſchroffſlen Gegenfaß: ihr Gejhmac, ihre Ge-
A 8 und ihre Neigungen, und obwohl Betja dem
0% ya frühere Verehrung bewahrte, ſo kreugten ſich

A un ihre Wege. Mit einem Wort, Petja blieb
Samili ſt überlaſſen Dabei war ihn aber der von der

tilie

— J mit diel Ur Aa . 7 —

BEDIENEN in immer größere Geldverlegen

ie

de
e fich immer mehr in Schulden. Bald


4; verzweifelten Mittel. Schon ſeit lange wurde
; 8 N Kameraden verfpottet,. weil er keine Karte
M Ser le Hahn. Yet gab er ihrem Drängen nach
M dem Den Hoffnung, durch Spielgewinn {ich
‚1 Orud der Schuldenlaft zır befreien. Aber das

, Wet iüm ultht günftio, und enes Worum
)E erh A icht günftig, und eines Morgens gegen

betänpee 909 & fich vom Spieltiſch abgelpannt und mit
A ap ettoen, nach einem Berkuft von über dreitanfend
Wußte ni En war für ihn ein fAhreclidher Schlag. Er
Stern 21, woher er das Geld nehmen follte! Die
in jO ſchon ſeit langer Zeit Schwieriakeiten,
gegen Wechſel zu borgen, und nun Hatte er












obenein das Unglück, an einen fajt unbekannten Menfchen


ſeines ©lüces mit einer fo deprimterenden Liebenswürdig-
feit, daß Petja nicht Übel Luft fpürte, auf feine glatten
Worte mit einer Herausforderung zu antworten. Denn
er glaubte darin offenen Spott und die Bermutung zu


zu leiſten. Das wäre nach den Geſetzen der Geſellſchaft
ein Schimpf geweſen, nicht nur für ihn, ſondern auch für


es vergeblich wäre, ſich mit der Bitte um Hilfe an einen
ſeiner Kameraden zu wenden. En
Wiſcha Perchurow rettete ihn aus der Verlegenheit.
Er war mit ihm mehr befreundet, als mit allen Uebrigen
Perchurow hatte ſchon vor Jahren das Regiment verlaſſen;
aber ſeine Freundſchaft für Petja hatte ſich nicht ver
mindert. Mit ſchwerem Herzen machte der arme Junge
dieſen Freund mit feinem Kummer bekannt.
„Du weißt,“ erwiderte ihm Perchurow mit ernſter
Miene, „daß ich mich nicht in glänzenden Umſtänden be—


Dir diesmal aushelfen; ich Habe ſoeben eine Meine Summe
befommen. Nimm es mir aber nicht übel, wenn ih das
Geld wieder zurück verlangen muß, — man kann plößlich
fofort ohne Ausflüchte ein,
Das Geld, welches

Perchurow willigte alſo
wenn auch mit erſichtlicher Unluſt.








liche Abweiſung. Wſewolod verſprach ihm zwar, die zur


überreden; er erwog, daß die Angelegenheiten des Bruders
ſchon im FJamilienintereffe geordnet werden müßten. Aber
auch feine Bemühungen führten diesmal zu keinem Erfolg.
Vergeblich fuchte er die Generalin zu Überzeugen, daß es


don dem einen noch. von dem andern hören

So verging ein Monat. An einem trüben März-
morgen kam Petja früher als gewöhnlich aus Zarskoje
Selo zur Stadt gefahren.
gegnete er feiner Mutter, die ſich in großer Aufregung

Komm herein, ſagte ſie, indem ſie ihn in ihr Kabinet


und verkaufe diefe Mitien hier zum Tageskurs. Hoffentlich

Gaftig reichte fie ihr eine Anzahl farbiger Papiere ——
ji.

Halt! Wohin?“ hielt fie gleid) darauf Petja zurück.


ordentlich durch und fich im der Zeitung nad dem heutigen
Kurs.“ EN . SE

NS —













 
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