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Heidelberger Lokalanzeiger: Neuer Heidelberger Anzeiger (27) — 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.43807#0271

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Syicheint tönt
ATS Beilagen bas „Heidelberger Boltsblatt“ und
yo nuftrierte Sonutagsblatt/. Preis ZO Bfg., mit den Bei |
üttern 40 Pfg. monatlich. Durch die Boft vierteljährlich |

; 1 RE. ohne Beitelgeld.






















































28. Jahrgang.
Druck und Verlag von G. Geifendörfer,
_Serantwortlidh: Bch. Geiſendörfer.

Nr. 67.




Unſere verehrlichen

Poſtabonnenten

bitten wir höflichft, die Beftellung auf den „Heidelberger
Nofal-Anzeiger“ für das 2, Nuartal 1901 (April,
ai und Juni), gefälligſt ſofort bei dem nächſten
Dftamt aufgeben zu wollen. Nur in diefem Falle
ann die prompte Lieferung durch die Boft vom 1. April
8b erfolgen. Mach einer poftaliichen Beftimmung ſind
bei Beitelungen, welche nad) dem 26. März erfolgen, für
die Nachbeſtellung 10 fa. extra zur vergliten. Wir bitten
deshalb um recht baldige Erneuerung der Poſt—
beſtellung. Sämiliche Vriefträger, ſowie ünſere Agenten
Nehmen ebenfalls Beftellungen an.

Deutſcher Reichstag.
Spezialbericht des „Heidelberger Lokal-Anzeiger.“)
O Berlin, 19. März.
71. Sigung. * .
Am Bundesratstiſche Reichskanzler v. Bülo w, Graf
d Poſadowsky, v. NMidthofen und mehrere Kom-







Yifjare. .

— Bet mäßig befuchtem Haufe erledigt der Reichstag Heute
den Schlußatt der laufenden Arbeitsperiode und tritt in
die 3, Lefung des NeihShaushalts-Ciats ein.

(Welje) das Wort, der der Meichspolitik Egoismus vor-
Warf und ſich über die Zurücfebung von Vereinen bes
(werte, welche aus welfijchen Mitgliedern beftehen. Dann
erfolgt Schluß der Generaldebatte. Bei der Spezial-

(Soz.) eine Reihe von Bejchwerden über die politiſche
olizei vor; er erinnert an die Vorgänge des Sternberg»
und Tauſchproßeſſes, die er auf die Machenſchaften der

liner Poligei zurückführt und behauptet, daß die Mit—
zialdemofratijdhen Fraktion ſogar bei ihren
Fraktionsſitzungen im Reichstage beſpitzelt wurden und
langt Beſeitigung dieſer Zuſtände

ülow erwidert: die Sache gehöre

hard auf die Chinapolitik zurück und es kommt beſonders
e vom Reichskanzler am ketzten Freitag dargelegten Grund⸗

ſä an, meint jedoch,




















WMittwoch, den 20. März



Abkommen bezugl. der Mandſchurei wiſchen England und
Rußland proteſtiert würde. Ber Reichskanzler dankt für

der Mandſchureifrage in Abrede.

Auf die Frage des Abg. Pachn ike (freifl. B.) wegen
der Cl der Hagelſchaden-Konferenz nahm Staats-
ſekretär v. Richthofen das Wort zur Erklärung, daß die
Verbffentlichung der Beſchlüſſe noch nicht erfolgt jet.

Abg. Münch-Ferber (utl.) empfahl ſodann eine |
Reſolution zu Gunſten der Errichtung deutſcher
Handelskammern im Ausland. Nach ausführlicher
Diskuſſion und längerer Debatte wurde die Reſolution
angenommen.

Es folgt eine längere Debatte, welche ſich mit der
vorgelegten Rejolution: Berbot der Haͤusſklaverei
in unferen Kolonken beſchäftigt. Vom Regierungs-—
til aus fommt die Erklärung, daß, bevor die Reſolution
erfchienen, bereits Erörterungen gepflogen und. Erhebungen
angeftellt worden jeien und daß eine geſetzliche Regelung
jtattfinde. Mad längerer Debatte wird die Reſolution
mit der Abänderung angenommen: Die Aofehaffung der
Hausſklaverei durch behördliche Verordnung zu bewerk—
ſtelligen.

Beim Etat des Reichsamts des Innern kommt eine

Wettbewerbsgeſetzes die Regelung des Kohlenverkaufs nach
Maß und Gewichtseinheiten vorzuſchreiben
Aog. Dr. Haben (B. d. Ldw.) bringt zur Sprache,
daß der Bundesrat die in dem Gejet gegen den unlauteren |
Wettbewerb enthaltenen Vollinachten zum Verlauf von
Kohlen nach Maß- umd SGewichtseinheiten bisher zur An—
wendung gebracht habe, dies fer aber keine Fürſorge für,
den Mittelftand. A U a
Nach längerer Rede des Abg. Fijdher (El.) wird die
Vorlage geſchloſſen. Nächſte Sitzung Mittwoch 12 Uhr
NENSENSE NENNEN

Deutſches Reich.

Berlin, 19. März. Der Kaiſer empfing geſtern
Mittag den Landrichter Donandt aus Bremen, der
Unterfuchungsrichter in der bekannten Attentatsjache it, |
und hörte fpäter den Vortrag des Reichskanzlers Grafen
v. Bülow. [Die „Deutfche Tageszeitung“ meldet, der

tat8 vom Unterfuchungsrichter al Zeuge vernommen
$ 71 der Strafprozeßordnung befagt: „Die
Landesherren und die Mitglieder der landesherrlichen
Familien ſowie die Mitglieder der fürſtlichen Familie



































Nleines Feuilleton.
e Frauenbewegnng in Eugland. Daß man in
gland jo viel unverheirateten Danıen begegnet, hat, abs

en davon, daß Überhaupt mehr Mädchen als Knaben
dur Welt fommen, vor allem feinen rund darin, daß
die Mädchen aus dem niederen Bürgerftande weit beffer
rrichtet werden, als ihre Brüder und deshalb mit den
en Männern aus ihren, Gejelljhaftstreifen feine Che
hen mögen. Ueber die Lebensweije diejer weiblichen
ageſtolze, die ſich von der klaſſiſchen alten Jungfer da—
kch unterſcheiden, daß ſie freiwillig auf die Ehe ver—
Öten, teilt Mille. Claire de Prag in der „Nevue Bleu”

€ — ift gegenwärtig in London Legion. Viele von
Men widmen fi dem Lehrberuf, andere der Daktylkio-
Atayhie, Stenographie oder Journaliſtik; wieder andere
Ind grankenpflegerinnen, Aerztinnen oder halten öffentliche
Sorträge. Manche lernen in Paris Zeichnen und Malen
Ad machen dann Yuftrationen für Mode-Fournalen und
eſchäfte, deren es in London eine Unzahl giebt. Im
faft jämtlichen. Berufszweigen verdienen die Bachelor-
Vomen ohne viele Schwierigkeit ihren Lebensunterhalt
Und ihre Bezüge Ichwanken zwijchen 2500 und 12 000 Fr8s.
ührlich. Nach der Tagesarbeit kommen fie in Boarding
uſes zuſammen.
dies Reſidential Flats geſchaffen, die zwar ziemlich
uer find, aber den Penfionärinnen zugleich die Vorzüge
2 Hotellebens und die Annehmlichkeiten des Heims

n. Die weniger begüterten wohnen in Artiſans Flats
OD fie mit Hülfe eines automatijchen Herdes ihre Küche
lbſt beſorgen tönnen. Der im Jahre 1899 in London









abgehaltene Frauen Kongreß hat auf Vorſchlag eines Par⸗

befürwortet, in denen die Bachelor-Women zugleich Woh—
nung und Verköſtigung, Bibliothek, Spiel- und Konver—
wöchentlich fänden. Die Salons würden im modernen
Jones geſchmückt; denn die Bachelor⸗-Women ſind faſt aus—
Ihre
Bahl wächft zujehendsS und Könnte Bedenken erregen, wenn
nicht do ſo manche unter ihnen ſich entſchlöſſen, im
Alter zwiſchen 30 und 40 Jahren das zu thun, was
die anderen Mädchen früher thun, nämlich ſich zu ver—
heiraten. '

Gin Krieg mit der Poſt. Die „DBoff. Ztg.“ teilt
folgende Köftliche Hıiftorie mit: Herr © raves, einer der
bedeutendſten Meſſerſchmiede in Sheffield, hatte ſich ſeit
einiger Zeit über das dortige Poſtamt ſehr zu beklagen,
weil ſeine Poſtſachen ihm mit großen Verſpätungen zuge—
ſtellt wurden. Alle Reklamationen blieben furchtlos. Da
verlor Mr. Graves die Geduld und beſchloß, zur Selbſt—
hilfe zu greifen. Er machte ſeine Truppen d. h. die
200 Angeſtellten ſeiner Fabrik, mobil und zog ins Feld
Um 28. Februar.

Straße von Sheffield zum Hanptpoftamt. Jeder feiner |
Kämpen mar mit einer [Aier endlofen Menge Packete be—
waffnet, deren jedes ein an irgend einen Kunden der Gra—

lichen „poftmen“ mußten der Expedition der zahllojen @ra-
ves ſchen Sendungen den ganzen Tag widmen; der Übrige
Poſtdienſt war vollſtündig lahmgelegt und das Publikum











Anzeigen; die yaltige Petitzeile oder deren Raum

20 Bfg. Lokale Gejchäfts- und Privat-Anzeigen bedeutend

| ermäßigt. Neklamen 40 Pfg. Für Aufnahme von Anzeigen |
an beftimmten Tagen wird nicht garantiert. Gratisverbreitung

durch Säulenanſchlag.










Hohenzollern ſind in ihrer Wohnung zu vernehmen. Den
Eid leiſten dieſelben mittels Unterſchreibens der die Eides—
Zur Hauplverhandlung
werden fie nicht geladen. Das Protokoll Über ihre ge-


Die Red.)

Die. Wirren in China.
Petersburg, 19. März. In ihrem geftrigen Leit-

liefert.


Erklärungen Bülows zurück und ſpricht ſich dagegen
aus, daß China die Mächte für die gefallenen und vers
Eine derartige
Forderung beleidige die Ehre der rufjjijhen Soldaten.
Das Blatt hofft, daß auf der Konferenz der Geſandten


Die chineſiſche Kriſis dürfe nicht als Mittel zur Ver—
beſſerung ruinierter Finanzen betrachtet werden, ſondern
es handle ſich nur um die Pazifizierung Chinas
Tientfin, 19. März. Der Parifer „Newyork Herald”
läßt {ich von hier melden: die Spannung war geftern


{tehen unter den Waffen. Die franzöjijchen Soldaten


bemühen, ſie zur Neutralität zu veranlaſſen. Vorgeſtern
zogen mehrere Trupps franzöſiſcher Soldaten durch


den Engländern!“ Drei franzöſiſche Soldaten griffen


aus ſeinem Wagen auszuſteigen; engliſche Soldaten kamen
dem Offizier zur Hilfe.

fijchen Soldaten mehr einzulaſſen Graf Walderſee ſei
telegraphiſch verſtändigt worden 2

London, 19. März. Die „Times“ erfährt daß
nach hics singetroffenen Nachrichten Walderfjee inter-
yeniert Hätte,
ruſſiſchen und engliſchen Truppen in Tientſin ein Ende
zu machen.

Der ſüdafrikaniſche Krieg.
London, 19. März
Bloemfontein vom 18. ds.: Die zweds Umzing e-
lung Fourie8 und feiner 800 Mann unternommenen
Operationen mißlangen. Die Hülfte der Feinde ent-
fam in der lebten Macht. In einigen Tagen wird eine




drohte mit Rebellion. Erft der AWbend brachte die Er⸗


geſchloſſen und die Graves ſchen Truppen zogen ſich in
ihre Quartiere zurück. Am 1. März, in aller Herrgotts-


nommen.
das Boftamt. Die Polizet befürchtete Ruheftörungen und
richtete einen befonderen Sicherheitsdienjt ein. Jeder An—
gejtellte des
Feldzugstage ein Säckchen mit Scheidemünze mit und ver-


und wartete geduldig, bis er wieder an den Schalter ge—
langte, um von Neuem eine „Half penny“ zu erfiehen ;
fo wiederholte {ich das Spiel unendliche Male. AlS die


flehendlich um einen Waffenſtillſftand. Der Gewaltige
erfchien perfönlich im Bureau und beſchwor Herrn Graves


die andern Kunden der Poſt befriedigt werden Könnten.


beſchloß, zu kapitulieren. Es kam ein Präliminar-Frieden
zuftande; der Poftmeifter gab die Verficherung, daß Mir.


flagen Haben würde und daß alle ſeine Beſchwerden ernft—
Lich ‚geprüft werden follten. Unter dem Jubel der Bevöl—
ferung und von der Bolizet geleitet 309 Mir. Graves mit


tiſches Poftamt geführt hat.












 
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