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Heidelberger Lokalanzeiger: Neuer Heidelberger Anzeiger (27) — 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.43807#0415

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; durch Säulenanſchlag.







Jahrgang.









_ Vreitag, den 3. Mai


jmäftselte: Mutere Hedenefenfe 17,
1901.











































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Vermittlungsvorſchlag in Südafrika.
Jahr und ſieben Monate dauert der ſüdafrikaniſche
Mach dem Ende des erſten Kriegsjahres hatten


ken annektiert, und als gar König Eduard zum


da wäre der ſüdafrikaniſche Krieg „zum unwider—
letztenmale“ beendet morden, wenn nämlich die


wie die Herren Engländer. Seitdem i{t der Krieg


Sie mußten ſich entſchließen, die Buren
als kriegführende Parter anzuerkennen, und fie
ereit$ dreimal Verhandlungen mit den Buren an:


Auch die Engländer Haben erkannt, daß
der Politik niemals „niemals“ fagen foll.


worden, die zwijchen Kitehener und Botba ange
jein follen und bei denen die Fran des Generals


efannt geworden, aber aus London wird jebt ein
ompromißvorfdlag berichtet, für den in den Irieas-


ſcheint. Schon in einem früheren Stadium des
war ein Vermittiungsvorfchlag aufgetaucht, der


wertvolle Hälfte Transvaals für ſich behalten
An dieſen Vermittlungsvorſchlag, von welchem es
hieß, daß die deutſche Regierung ſich um ſein


Das Kompromis,

ſollten und auch der Oranje-Freiſtaat ſeine Unab—
behalten follte.

ein ſolches Xompromiß einzugehen, glauben wir


nd dauernd erleiden, nicht. Wenn den Engländern
runde genommen an der nördlichen Hülfte der


er, Jondern nur für Viehzlichter und Ackerbauer




ermähnten Teilung der Burengebiete mitten zwijdhen den
engliſchen Befiß einfchieben würde, ſchwerlich aufgeben
wollen, fo lange fie nicht die eiferne Notwendigkeit dazır
zwingt. Dagegen ift eS keineswegs als ausgeſchloſſen zu
betrachten, jondern hat ſogar viel Wahrſcheinlichkeit für
ſich, daß ſich die Engländer, wenn der Krieg ſich noch
einige Zeit hinzieht, zur Aufgabe des nördlichen Gebietes
der Transyaal-Kepublik verftehen Könnten. Und möglicher—
weije bietet fih Hier eine Ausficht anf einen Ausgang des


Selbſtſtändigkeit laſſen würde

Wie die Dinge in Südafrika liegen, müſſen die Eng—
länder damit rechnen, daß, auch wenn ſie den Krieg früher
oder ſpäter zu einem für ſie günſtigen Ende führen ſollten,
doch der Revanchegedanke unter den Buren, die ſich durch
die Zähigkeit ihrer Raſſe auszeichnen, niemals erlöſchen
würde. Die Engländer würden ſich in Südafrika doch
nur ein neues Irland ſchaffen, ſie würden auf ein Jahr—
zehnt und länger hinaus eine ſtarke Beſatzungsarmee in
Südafrika brauchen, ſie müßten in Südafrika dauernd
Gewehr bei Fuß ſtehen. Nun meinen freilich die Eng—
länder, daß dies alles auch dann nötig ſein wird, wenn
ſie den Buren einen Teil ihrer Selbſtändigkeit laſſen.
Und das hat etwas für ſich, aber immerhin können die
Engländer auf eine ruhigere Entwicklung in Südafrika
rechnen, wenn ſie den Vernichtungskrieg nicht bis zum
änßerften durchführen. . ;

Freilich, daß die jekige Eutſcheideng nicht die letzt—
inſtanzliche ſein wird, daß der Mevanchegedanke unter den
Buren niemals erlöjdhen und daß früher oder ſpäter auch
für Südafrika die Stunde der Befreiung vom englilchen
Joche ſchlagen wird, die vor 118 Jahren für die Ver-
einigten Stanten von AYmerifa ſchlug, davon jind wir fo
fejit überzeugt, daß wir die Vorgänge in Südafrika zwar
al8 ein unermeßlidhes Unglück und als eine fchwere VBer-
letzung des Rechtes und der Moral, vom weltgeſchicht—
lichen Standpunkt aus aber doch
betrachten.

Deutſches Neich.

Berlin, 2. Mai. Unter dem Borjig des Reichskanzlers
und Minifterpräfidenten Grafen v. Bülow fand Heute
im Reichskanzlerpalais eine vertrauliche Beſprechung
der preußiſchen Staatsminiſter ſtatt. Auf morgen iſt
gemeinſame Sitzung beider Häuſer des preußiſchen Land-
tages anberaumt.

Berlin, 2 Mai. Der bisherige Chef des Militär—
kabinets, vortragender Generaladjutant Generaloberſt v.
Hahnke wurde zum Gouverneur von Berlin und Ober-
befehlshaber in den Marken, Generalmajor Graf v.
Hülſen-Haeſeler zum Chef des Militärkabinets und
vortragenden Generaladjutanten ernannt.




Potsdam, 2. Mai. Der Kaiſer traf um 8 Uhr
mittels Sonderzuges von Wildparkſtation hier ein und
begab ſich mit den Herren ſeiner Umgebung zu Pferde
nach dem Bornſtädter Felde, um, wie immer am Tage
von Großgörſchen 2. Mai 1812 Schlacht der ver—
bündeten Preußen und Ruſſen gegen Napoleon I.] die.


der Lehr-Infanteriebataillone vorzunehmen. .

Deſſau, 2. Mai. Nach dem Heutigen Bericht ft in
dem Befinden des Herzogs nach gut verbrachter Nacht
eine entſchiedene Beſſerung eingetreten.

England.

London, 2. Mai. Dem Bureau Laffan wird aus
Kalkutta vom 2. Mai berichtet: Der Emir von Afgha-
niftan hat eine Batterie Kruppjher Kanonen beſtellt.
Er gibt feine Abficht fund, eine Million Soldaten
auszuheben. DE . |
Spanten,

— Madrid, 2. Mat. In Barcelona in der Vorfiadt
Sanandras ſtürmte eine 2000föpfige Menge das Mariften-


Die Mönche flüchteten auf's Dach und wehrten ſich mit
Ziegeln und anderem Geſchoß, bis ſie von der Gendarmerie
erlöſt wurden. In Palma Mallorka) wurden im
Auguſtinerkloſter alle Fenſter eingeſchlagen.—
In Mazaron (Muecia) verlangten 1000 Minenarbeiter
unter Drohungen den Neunſtundentag und Lohner—
höhung
einige und töteten eine Frau.

Amerika.


gegen Mexico eine 10tägige Quarantäne.

Deutſcher Reichstag.
O Berlin, Mai

Der SGejebentwurf betreffend die privaten Verficherungs-
unternehmungen wird auf Antrag des Abg. Büſing (utl.)
in dritter Lefung en bloc difinitiv angenommen.
wird die dritte Beratung des Urheberrechts mit S$ 33 (Aus
dehnung der Schubfrift auf 50 Fahre) fortgejekt. In
zweiter Leſung war dieſer ſogenannte Cofimaparagraph ge—
ſtrichen worden. Abg. Eſche (ntl.) beantragt, den Para—
graphen wieder herzuſtellen, und begründet ſeinen Antrag
eingehend. ;
og. Richter tritt für Aufrechterhaltung der Streichung
ein. Staatsſekretär Nieberding befürwortet die Wider—
herſtellung. —
Abg. Dietz (ſoz): Die Sozialdemokraten würden ge—








Fortſetzung)


5

im Adelsklub, welches auf Initiative und auf
€ gab der
N amd Toajte fein Ende. Die Stimmung war

machte eine Rede des Minijters, worin er
„Die Landwirtjchaft und die Ge:



en Ende der neunten Stunde war am Portal der



an bewunderte die Eleganz der Haupt-Faſſade,
ſtrahlenden Kronen und einigen Reihen von
war.

Zum Glück wehte fein Wind. Der



VA






wunderung aus taufend Augen auf den Verhuch der Erden-


Stadt der dunklen Umhüllung zu entziehen.

Ms der Minijter, vom Gouverneur an der Treppe
empfangen, in den Saal trat in Begleitung von Mofchatsky
und Wiewolosd, hatte fich bereits die Elite der Geſellſchaft
verſammelt. In feierlicher Haltung empfing die Ge—
mahlin des Gouverneurs, den hohen Gaſt, welcher ſie in
majeſtätiſch herablaſſender Höflichkeit mit einigen gewählten
franzöſiſchen Worten beehrte. Auf ſeinem vornehmen Ge
ſicht lag auch fein Schatten von den gewöhnlichen Hoch-


zarten Geſchlechts Höflichkeiten austauſchte Aber er ſpielte
nicht Karten, und dieſer Umſtand verletzte die Feſtgeber
einigermaßen in Verlegenheit, da er ſie zwang, ſich
während zweier langen Stunden der Konverſation zu
widmen. Faſt während dieſer langen Zeit war die hohe


wobei ſeine Anweſenheit die Lebhaftigkeit der tanzenden
Jugend etwas abkühlte. Die Damen waren von ihm


wie es ihm vielleicht während feines ganzen Lebens noch
nicht vorgekommen war. — CN
Bekanntlich laſſen ſich Frauem noch weit mehr, als
Männer von Glanz eines hohen Sanges und der mit
Ordensſternen geſchmückten Bruſt einer Exzellenz beein
fluſſen, und ſelbſt in der Blütezeit ihres Lebens vergeſſen





ſie nicht ſelten die Anweſenheit auch Desjenigen, der ſonſt

ihr Gefallen findet, zu Gunſten einer Generals-Epaulette
oder eines Ordens erfter Klaffe. Wenn ein SGeftirn aus
der Refidenz an dem befehränkten Horizont einer Provinzial»
ſtadt erſcheint, ſo verfchwindet vor den davon geblendeten


durch den. betäubenden Weihrauch, der im noch dazır im -


ſchmachtenden Damen Chor zum Opfer. Der junge Mann
war ſeiner Rolle als Herzensſtürmer ſicher, und die ihm


unverfälſchtes Muſter einer verfeinerten Lebensart ſtand
Durch den Verkehr mit den jungen Leuten der Provinz
waren ſie nicht verwöhnt worden. Wie eine verfeinerte
Zunge beim erſten Schluck die Blume eines edlen Weines


Wſewolod's eine Art befonderen Cntzückens, und vielleicht


jenes herablaſſenden Selbſtvertrauens lag, welches fih bet
eimem durch das Reſidenzleben verwöhnten jungen Mannes
ausſpricht, wenn er in eine um eine Stufe tiefer ſtehende
Geſellſchaft tritt Wſewolod aber hatte genügende


ſläſſiges Benehmen ausarten zu laſſen. Er war an dieſem


Petersburg.




 
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