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Heidelberger Lokalanzeiger: Neuer Heidelberger Anzeiger (27) — 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.43807#0311

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"täglich nt Ausnahme der Somu- nnd Sekenmge, 1.
Sagen das „Geibelberger Boltsblatt“ und vos afeitlae
et N nl
40 Pifs monatlich Durch bie Bo

= 1 ME, olme Beitellgeld.





„8, Jahrgang.
an Verlag von €, Geifendürfer,
—Solig: Z, Geifendörfer,

Nr, 77. ©
nn Deutiches Meich.

Sarlärnhe, 30. März. — Der Großherzog von Sachfen-
Ber st abends 6 Uhr abgereift. Der Großherzog mit
r De begleitete feinen Sajt zum Bahnhofe, wo fich auch
reußiſche Geſandte v. Eijendeher zur Verabſchiedung
Befunden Hatte.
Et 30, März. Heute Vormittag fand die Ent—
des oder Denkmalsgruppe des Großen Kurfürften
Bilder nigs Friedrich Wilhelm III. und des Kaiſers
Der & X in der Siegesallee ſtatt. Anwejend waren:
A a ‚in der Uniform des 1. OGarderegiments,
Wilde erin, die Prinzen Eitel Friedrich, Adalbert, Auguft
eine Star und Friedrich Leopold, der Erbprinz von
heſs De das Hauptanartier des Kaiſers die Kabinets—
rgen Reichskanzler, mehrere Miniſter, der Ober—
eiſter, ſowie die Offizierskorps verſchiedener Garde⸗
ie Seien Am Standbild des Großen Kurfürjten legten
ft, üraſſiere und eine Wborduung der hiefigen fran-
Catan een Rränze nieder. Im Anſchluß an die
— rühitüg gSfeier fand im Cliſabethſaale des Schloſſes
& stafel ſtatt. |
von lettin 30. März. Der Kronprinz traf um 10° Uhr
Öbeepran hier ein und wurde auf dem Bahnhof von dem
und ſidenten, der Generalität dem Polizeipräſidenten
enpfee Vorſitzenden des Aufſichtsrates des „Vulcan“
) TEi8 On Der Kronprinz beftieg fofort den am Bollwerk
der R egenden Regierungsdampfer und begab ſich nach





















5

Ser
ken Drau des für den Norddeutſchen Lloyd er—
Fries pelſchraubenſchnelldampfers „Kronprinz

(di Wilhelm“ tat. . f

Fraukreich.

— 30. Marz. Die Maſchinenbauer und
nh duiede Haben die Arbeit wieder aufgenommen. Im



; 5533 Ausſtändige begaben ſich von der Arbeiter—
Derlanı ad) der Bürgermeifteret unter dem Rufe „Wir
nn N AOtjtändigen Arbeitstag !“ Die Kundgeber wurden
Ro Kavallerie zerftreut.
5 Attean les· Miues 30. März. Heute hat eine
Anzahl von Grubenarbeitern die Arbeit wieder
Sig Mn In einer Gruppe von Arbeitern Jah man
.. itglieder des Roten Syndikats, weldhe ein rotes
den gr or un Rnopflod) trugen, Diefelben wurden von
. en Bag Digen befchtmpft, weil fie den Kampf aufge—

Hasen Eugland, .
erg SE 30. März. Dbfhon die heutige Meldung
Price © Saltsburys Befinden von fortjchreitender Beſſerung

oO. Alde der Hafenarbeiter hat ſich nichts geändert.












on fuer Um in Parlamentskreiſen hartnäckige Gerüchte
And notwendigen Erxholungsreiſe nach der Riviera

An

Ai einer unvermeidlichen längeren Beurlaubung um.
m 1 Ot {ogar von der Möglichleit- einer zeitweiligen










Montag, den 1, April

erſten Mal wird das bisher hier und da geflüſterte Wort


Nachfolge aufgerollt.
Vermiſchte Nachrichten.

B.N. Markdorf, 31. März. Tötlicher Unglücks—
Fall.] Ein 22jähriger Ytalieuer war mit andern Urs
beiter befchäftigt, Schienen mit Stangen an unſerm Bahn—
bau aufzuheben, als die Lokomotive dahier fuhr. Er brachte
die Stange nicht zeitig genug bei Seite, die Lokomotive
fuhr auf diefelbe, die in die Höhe KEppte und ihn mit
jolcher Wucht auf den Kopf traf, daß der Tod ſofort
eintrat. S

Karlsruhe, 30. Mrz. [Der ältejte Geiftliche
der badijdhen evangelifhen Landestirhe.] In
voller körperlicher und geiſtiger Friſche feierte Pfarrer
Ludwig in Nußbaum bei Breiten vorgeftern feinen
87. Geburtstag. Er kann auf eine 65jährige Zhütigkeit
als Geiſtlicher zurückblicken Die Gemeinde Nußbaum,
als deren Seelforger der Jubilar ſeit 35 Jahren wirkt,
hat ihn zum Ehrenbürger ernannt.

B. Stein a. Rh., 31. März [Durch die Erd-
erſchütterung] beim letzten Erdbeben wurde unſere Ge—
meinde an einer Stelle eine Kohlenſchicht blosgelegt. Da
nun die elektriſche Kraft der Gemeinde unentgeltlich zur
Verfügung geſtellt worden iſt, werden ſchon Montag Nach—
mittag Bohrrverſuche mit elektriſchem Betriebe aufgenommen.
Um der Freude der Gemeinde darüber richtig Ausdruck
zu verleihen, iſt für den Tag, an dem die Arbeiten in
Angriff genommen werden ſollen, ein Feſtzug anbergumt
worden, an welchem außer den örtlichen Behörden jämt-
liche Vereine und ſelbſt eine Regierungsabordnung teilzu—
nehmen gedenken. Zum Eintritt in das Bohrwerk, be—
rechtigen Eintrittskarten, die in allen hieſigen Wirtſchaften




B.N. Ronftanz, 31. März. [Noch felten] war die
Einwanderung der Italiener jo groß. Zäglih kommen
hier mit den Öfterreichifchen Schiffen von Bregens her


mit Extrazug weiterreiſten. Die Italiener reiſen nach
Metz, Mannheim und Frankfurt.

Neuſtadt, Pfalz, 30. März. Durch die Latten
Der Direktor und Prokuriſt der hieſigen Altiengeſellſchaft
für Mühlenbetrieb, Jakob Gerſon, iſt nach Amerika
entflohen, naddem er ſich Unterſchlagungen und
Wechfelfählichungen in ganz bedeutenden Beträgen hat zu
Schulden kommen lafjen. Nach dem „Pfälzijdhen Kurier“
ijt bis jeßt ein Fehlbetrag von 106000 IM. fejtgeftellt
doch glaubt man annehmen zu müffen, daß fich die Ber-
untreunngen ‚auf eine viel Höhere Summe belaufen.

‚ Wörth a. Roh., 29: März. [Brand.]




















Des Bruders Braut.
Olten u3 der ruſſiſchen Geſellſchaft von C. Golowin.

9 m gung des Berfaſſers überſetzt von A. Hauff.
7 Fortjegung.) ——
ie gg rief Karaſewitſch, ganz grün vor Bosheit,
In treffen. = | uns. Mer ich {age Ihnen ich ſchieße, um

die Clin Haben Sic fi alfo doch entſchloſſen! Aber
TedeSanbrug a 11 0t aufgehoben. _ Sad) Heute Dei
; © Str ) vor der Stadt. Sie wijfen, linls von der

* traße, drei Werſt von der Stadt iſt ein kleines
Betthure Abhang des Fluſſes Dort erwarte ih Sie
nf den 7 Nor. € bleiben Ihnen noch ganze
WM beforge en, um auszuruhen und ſich Sekundanten zu

Amer erwiderte nichts weiter. BPetja brach die
halte 21 8 kurz ab und ging, ohne, Abjchied. Polunin
„3 offen für Karaſewitſch Bartei genommen.

N Dom falten Dur SUN: Aha

Öbenstrat. bleichen Mondlicht übergoffene Straße

Sa 00 iS Pawlik, der kaum verftand, eine
ae 3 Dalten, (hüben mußte.

Sgenbliet unſchlüſſig aber

*

tünden, Aber die Erinnerung an die vielen

ite, war ihm ſehr peinlie.










IV.

Petja fand Perchurow ſchon im Bett. Diefer war
unzufrieden, daß er geweckt wurde, und ganz ſchlaftrünken
begriff er kanm, was man von ihm wollten Je mehr ihm
aber Petjas Erzählung verſtändlich wurde, deſto höher
ſtieg ſeine Aufmerkſamkeit. Er riß ſeine verſchlafenen
Augen weit auf und rief, aus dem Bette ſpringend
Du willſt Dich wohl gar mit ihm ſchießen? Schämſt
Du Dich nicht, Dich mit ihm auf eine Stufe zu ſtellen?
Und ich will nod nicht einmal von der Gefahr fprechen,
obgleich fie vorhanden ift, und zwar in hohem Maße
denn dieſer Karaſewitſch ſchießt ausgezeichnet.“
Nun, ich konnte ihm doch nicht Pawlik als Opfer

überlaſſen.“
Eh, Bruderherz, wer ſpricht denn davon? Du
hätteft mich benachrichtigen follen, id) Hätte ihm den
Standpunkt Har gemacht. Aber das Leben aufs Spiel
zu feben! wegen eines ſolchen Schurken! Schießt man
fich eiwa mit Falſchſpielern ? Jetzt iſt's freilich zu ſpät
Natürlich bin ich Dein Sekundant, obgleich mir die Sache
fehr zuwider ift. Und weiches find die Bedingungen des
Duells ?" : N —

„Gar keine. Wir beſtimmten nur, wo und wann wir
uns treffen werden.“ —

Petja erinnerte ſich jeht erſt, daß von den Bedingungen
gar feine Rede geweſen war
Schlimm, ſehr ſchlimm, bemerkte Perchurow in be—









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28. Jahrgaug.


1901.




die hieſige Station paffierte, bemerkte man, daß aus einem
Waggon verladener Möbeltransportwagen Rauch entſtieg
Sofort wurde der Waggon ausgeſchaltet und der Möbel⸗
wagen gewaltſam geöffnet. Im Nu ſchlugen nun die
Flammen hervor und man gewahrte, daß das ganze Innere
des Wagens vom Feuer ergriffen war. Schnell wurde
der Wagen an die Wafferpumpe gebracht und das Feuer
gelöfcht. Viel wertvolles Möbel, große Spiegel und vieles
Getüch find verbrannt. Mur wenige Stücke waren vom
Heuer verfhont geblieben. Der Inhalt des Transport-
wagens gehörte einer vornehmen Familie, welche von
Frankfurt nach Zürid) verzog. ;

Badiſche Helden aus der Zeit
Napoleons NM.

Original⸗Bericht des Badi'chen Nadhrichten-Bureaus.
(Unberechtigter Nachdruck verboten.)
I

Bald ijt ein Jahrhundert dahingegangen, ſeit jener denk
würdigen Zeit, in der Europa vom Lärm der Schlachten
des erſten Napoleon wiederhallte. Auch unſer badiſches
Heimatland wurde in die allgemeinen Wirren hineingeriſſen
und die Ungunſt der Verhältniſſe brachte es mit ſich, daß
Badens Krieger ſich Jahre hindurch Seite an Seite mit
den franzöſiſchen Eroberern gegen die deutſchen Stammes—
genoffen fchlagen mußten. Erſt nach der großen VBölfer-
ſchlacht war es den badifehen Truppen vergönnt, ihre Waffen
gegen den Feind des gemeinſamen deutſchen Vaterlandes
zu wenden. Auf welche Seite aber auch immer die Ba—
dener das Geheiß ihres Fürſten rief, überall haben ſie
ihre Soldaten: und Menfhenpflicht redlich erfüllt und
manches Heldenſtück und manche menſchlich ſchöne That
verrichtet, die der Erinnerung wert iſt. Leider haben
die nachfolgenden Geſchlechter dieſen wackeren Söhnen des
Badenerlandes nicht das geblihrende Andenken gewahrt.
Während in Preußen jedem Schulkinde die vaterländiſchen
Ruhmesleiſtungen jener Zeit eingeprägt find, deckt der
Staub unverdienter Vergeſſenheit die Thaten unſerer ba—
difchen Helden. und „ihre Namen meldet Kein Lied, Kein
Heldenduch“. Es ift daher Zweck dieſer Veröffentlichung,


Verſchollenheit zu entreißen und mit ihren Thatenm ein
größeres einheimijdhes Publikum bekannt zu machen. In
Erfüllung diefer Aufgabe werden mir eine Reihe Epiſoden
aus den Feldzügen von 1805—1814 berichten, in denen
badiſche Truppenteile oder einzelne Badener kriegeriſchen
Mut oder menſchlich edeln Sinn bethätigt haben. Wir
werden dabei bemüht ſein, in der einfachen, ſchmuckloſen
Art zu erzählen, in melcher die uns vorliegenden Auf-
“zeichnungen der Zeitgenoffen gehalten find. .

Zu beſſerem Verſtändnis ſei vorausgeſchickt, daß das
badiſche Armeekorps in dem in Betracht kommenden Zeit—

er Dich eigentlich forderte, ſich gar noch als den belei—
digenden Teil anſehen und vielleicht noch allerlei Forder⸗
unden aufftellen kann. Nun, ich werde mich bemühen,
das alles einzurichten, ſo gut es geht. Das iſt nun meine
Sache ©
Er kleidete ſich raſch an. Die ihm bevorſtehende Ob⸗
liegenheit eines Sekundanden hatte ihn neu belebt, in allen
Bewegungen, wie in feinem Ton war eine gewiſſe bedäch⸗
tige Geſchäftigkeit zu bemerken.
Hoͤre jebt meinen Rat,“ ſchloß Perchurow, „lege
Dich ſchlafen bis zum Morgen. Ich werde Dich wecken,
wenn es Zeit iſt. In ſolchen Sachen find die Nerven
das Wichtigite. Wenn ſie Dir gehorchen und die Hand
nicht zittert, iſt Dir kein Feind gefährlich.” |


ſchlafen konnte er nicht. Er ſah, wie Perchurow irgend
etwas ſchrieb und daun das Zimmer verließ. Petja lag
ruhig da mit offenen Augen. Bei dem ſchwachen Schein
einer einzigen Kerze in dem großen Zimmer ſtiegen düſtere,
unbeftimmte Bilder vor ihm auf. Immer wieder führte
ſeine Phan tafie weit zurück in die erſten Tage feine


Gefühl mit einer Beimifchung von Schwermnt wehte 38


Nach einer. Stunde etwa kehrte Perchurow zurück.

„Wie? Du ſchläfft nicht?“

„Wohin warft Du denn gegangen
zu antworten. : .
„Sch Habe einem Arzt beftellt. ES ift doch beffer.“

?# fragte Petja, ohne
 
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