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Heidelberger Lokalanzeiger: Neuer Heidelberger Anzeiger (27) — 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.43807#0783

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Ericheint täglih mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.
| 20s Beilagen das „Geidelberger Volksblatt“ und das 8ſeitige
Illuſtrterte Sonntagsblatt“ Preis 30 Pfge nmnit den Bet
lättern 40 Pfg monatlich. Durch die Poſt vierteljährlich
Ua 1 IE, ohne Beitellgeld, © .









28. Jahrgang.
Druck und Verlag von GG, Geifendürfer,
Verantwortlich: Uch. Geifendürfer,

dir. 195. Zeruſprechanſchluß Rt. 621.












heidelberger

Donnerstag· den 22. Auguſt







Deutſches Reich
Das Todesurteil gegen den Unteroffizier Marten
in ©umbinnen Hat, wie vielleicht noch nie ein ähnlicher













Ueber die Thatjache, daß der von dem erften Gericht nach
ſorgfältiger Verhandlung wegen Mangels an Beweiſen
Freigeſprochene vom zweiten Gericht zum Tode verurteilt

beigebracht jind, macht einen tiefen und erniten Eindruck,
dem ſich, wie man ohne Uebertreibung feſtftellen kann, nie⸗
mand entzieht. Diejer Eindruck, der beängftigend wirkt,

Staatsanwalt des zweiten Prozeifes ſelbſt auf Grund der
ganzen Verhandlung den Angeklagten nicht des Mordes,
ſondern nur des Totſchlags für ſchuldig hielt und daher
nicht gewagt hat, Todesitrafe zu beantragen. E$ ift ein

in der Beurteilung eines Nichterfpruches und noch dazu

= feit der Blätter aller politiiden Parteien
_ bherbortritt. Diefer Fall liegt vor: Bom „VBormärts" bis
zur „®ermania“ und der „Roft“ „und den Neueſten
— Nachrichten“, — die „Kreuzzeitung“ ſchweigt noch
zeigt fi in der fachlichen Kritik des Urteils weitgehende
Uebereinſtimmung und ſelbſt in der Form treten nur un:
— erhebliche Unterfchiede hervor. In einem Wuniche ſtimmen
alle überein, daß dieſe ernſte Cache mit dem nun gefüll⸗
| tem Todesurteil nicht abgefchloffen fein dürfe. Einzelne
Preßſtimmen werden wir morgen zum Abdruck bringen.



| führende Ausichuß des Deutſchen SGajtwirte = Verbandes
= einen Aufruf. Er fordert darin die Gaſtwirte zu einem
energiſchen Proteſt gegen die Erhöhung der Lebensmittel⸗
Alle auf, von der in erſter Linie der Gafjtwirtejtand be—
troffen würde. Bei der bekannten Schwierigkeit, eine
— Preiserhöhung für Speifen oder Getränke in den Reſtau⸗
ants durchzuführen, würde der Gaſtwirt ſelbſt die Mehr
belaſtung zu tragen haben und ſie nur zu einem geringen
Teile auf die Gäſte abwälzen Können. Andererſeits ſei
| Sud) von dem Rückgang der Kaufkraft der [tädtijchen Bes
| bölferung infolge der Zollerhöhungen eine mwefentlıche Ver-
| Minderung des Konfums zu befürchten. Die Gaftwirte
Werden jHließlich aufgefordert, den bekannten gegen den
Zolltarifentwurf gerichteten Aufruf des Handelsvertrags⸗
dereins in ihren Lokalen an auffallender Stelle anzubringen
und dabei von der in verjchiedenen Gaftwirtsvereinen ein-
| 9eführten Plakatjteuer Abftand zu nehmen. E
| x Kaffel, 21. Aug, König Cduard wird Freitag
} Nachmittag zum Bejuch des Kaiferpaares in Wil-
belmShöhe erwartet. 02
Wilhelmshöhe, 21. Aug Geſtern Nachmittag unter—
nahm das Kaiſerpaar mit Gefolge einen Ritt auf den


























Aug' um Auge, Zahn um Zahn.

Meoman von Karl Eden

e Machdruck verboten]
= ang) N















Der Brief von Eva an ihren Bruder Georg Don--
nington lautete weiter:
dr ging die ganze Sefelljchaft zu einem großen

£ S
©ntichuldigte mich mit Kopfihmerzen, weshalb Frau Mans-
Held die Kinder begleitete und ih allein im Hauſe zurück
lieb, wo ich einen ziemlid) trübfeligen Vormittag verlebte.
ad einem einjamen Frühftick unterhielt ih mich in
dem. großen Iceren Salon damit, ein altes Lieblingslied
ton Dir, Goethes „Nähe der- Geliebten“, zu fingen. Yo .
weiß Richt, warum ich gerade diefes Lied wählte. Ich
Yatte, die drei erften Verfe gejungen und eben die beiden
Iten Zeilen des vierten beendigt — Du erinnerſt

Ich bin bei Dir, wärſt Du auch noch ſo fern,
Du bit mit nad“, 0202022 —
18 eine Stimme, die id fo wohl kannte, plötzlich ruhig
Mate: „Io, id bin nah!”
or „Was folgte, weiß ich kaum mehr. Meine Ueber:
yelchung war ſo groß, daß ich kaum einen Schrei unters
konnte, und ich fühlte, wie die verräterifche Nöte
‚Meinen Wangen aufftieg, die wie Feuer glühtea.









Heute Bormittag unternahm das Kaiſerpaar einen Ritt
durch den Habichtswald. Später hörte der Kaifer den
Vortrag des Chefs des Zivilfabinets, der Heute hier eintraf.
Aiel, 21. Mırg. Die von China heimtehrenden Kreutzer
Irene und Gefion werden infolge der Blatternepidemie |
in Meſſina ihre Reiſeroute abändern und Malta anlaufen.
‚Ter Küftenpanzer „Siegfried“ Hat in der Nordfee eine |
Maſchinenhavarie erlitten und {it zur Reparatur in die |
Kaiſerwerft eingelaufen.
— * — *

‚Zur Wahlbewegung.

Seite ijt für Pforzheim Land als Landtagskandidat der
feitherige Abgeordnete: Herr Dekonomierat Frank-Pforz⸗
heim aufgeftellt worden. Ob der Kandidat für die Stadt,
Derr Fabrifant Wittmer, eine Kandidatur annimmt, {ft

fraglich Ss
A Frankreich. ;
Paris, 21. Mırg. Die hochgeſtellte ruſſiſche Perſönlich
feit“, welche den Wunſch des Präſidenten Loubet, den
ruſſiſchen Kaiſer auf franzöſiſchem Boden empfangen zu
lönnen, übermittelte, war der Großfürft Wladimir, der
Oheim des Kaiſers Der „Matin“ hört, daß das Mittel-






Anzeigen; die Upaltige Petitzeile oder deren Raum |
20 Are, Zolale Geſchafts und Privat-Angeigen bedeutend |

„| ermäßigt. Rekflamen 40 fa. Für Aufnahme von Anzeigen |
an beſtimmten Tagen wird nicht garantiert. Gratisverbreitung.

durch Säulenanſchlag.















28. Jahrgang. Sn
Geſchüſlſlelle: —I—
1901. —

einen Selbmordverſuch machte Er verſuchte auf dem
Schaerbecker Bahnhofe auf die Geleiſe zu gelangen, mußte
aber durch den Stationsvorſteher gewaltſam entfernt werden
Nyſſens fuhr dann vom Bahnhofe zu einem Waffenhändler,
kaufte den Revolver und erſchoß ſich im Gaſthofe
England,
London, 21. Aug. Der. „Daily Tetegraph“ ſchreibt
in einem Leitartikel zum Beſuch des Kaifers von Nußland
in Frankreich, beide Lander ſeien einander unentbehrlich,

Fernſprechanſchluß Rr. 621.













als echte Gewährleiſtung des europäiſchen Gleichgewichis
und der Ruhe der Welt anzufehen. Der Zweibund fet
ins Leben gerufen worden, um das diplomatijche Gleich⸗
gewicht wieder herzuſtellen und die Sache des Friedens jet
jidherer als je zuvor geworden, feit die zwei gleichen und


0 Rürle.
Konftantinopel, 21. Ang. Die Agentur Havas meldet:
Da der Sultan jein dem franzöſiſchen Botſchafter
vage
und jonftiger Forderungen zurücgesogen hat, benachrichtigte
diejer den erften Sekretär des Sultans, er breche alle










meer⸗Geſchwader an der Flottenſchan bei Dunkirchen teil-
nehmen werde, ve ee

7A DBelgten.
Brüffel, 21. Aug. Ueber das tragifche Ende des

/feit drei Jahren an einer Nervenkrankheit litt, die er ſich

hatten das Leiden verfehärft. Heilung ſuchte er in Neuen⸗
ahr und Bellagio. Er war erſt ſeit vierzehn Tagen von

dem befaßte er jich eifrig mit politifichen und Unterrichts
fragen, mit Induſtrie und Finanzgefchäften. Der amt-
liche Totenſchein ſtellt feſt, daß Nyſſens den Selbſtmord
in einem Fieberanfall begangen Habe. Die Blätter be—

fahrvollen Lage, in der ſich Belgien in Nobember wegen
der ſozialiſtiſchen Stimmrechtswühlerei befinden werde,
wohl wie. im Jahre 1893 als Vermittler zwijchen Reak-
tion und Revolution aufgetreten wäre. Seine politiſche


Verhältniswahl nicht preisgeben wollte. Sein Begräbnis
wird firclich fein, doch wird jedes Sepränge vermieden
werden.

Brüſſel, 21. Aug Es wird

jetzt bekannt, daß der
ehemalige Miniſter Nyſ




fo feim ſoll!“ RT 2
„eurer Georg, was konnte ich jagen? Daß ih ihn.


und er habe die Geſellſchaft nur deshalb verlaffen und fei
zu mir zurückgeeilt, um ſich dieſer Thatſache zu verfichern.
Wie trügeriſch Ihr Männer ſeid! Sage, Georg, wirſt Du
ebenſo zu Deiner Fürſtin —
und ich
anftatt eine nüchterne Epijtel, mie ich be-
te. Aber ich bin ſo glücklich — o, ſo glück
lich! Ich glaube in der
wie dieſe einfältigen kleinen Engelchen von Gips, welche
an einem Draht von der Decke herabhängen, mit offenem
Mund, dicken Pausbacken und Lächerlihen Flügeln und
weiter nichts, mas der Rede wert wäre. :

„Und ſollte ich mich ſchämen, glüclid zu fein — nein,
bin wirklich glücklich! Ich weiß, daß Karl mich liebt,
und ic liebe ihn ach, ſo innig! Geſtern Morgen, als
id) idn beobachtete, wie er mit Alfred abfuhr, dachte ich,
iq) liebe ihn mehr, als irgend jemand in dieſer Welt je⸗

„Ach, Georg, meine Feder eilt mir davon,
ſchreibe Unſinn,


die ganze Nacht nicht ſchlafen; erft als das Tageslicht
wiederfehrte, fiel ih in einen Schlummer, weinend vor
Glück —





Ja, ich bin hier, Fräulein Percival Eva

Und ſtelle Dir vor, Georg, Alfred kühte mich hente











Beziehungen zur Türkei ab. Conftans machte der
franzöfijden Regierung davon Mitteilung. —
Der ſüdafrikaniſche Krieg

Kapſtadt, 21. Aug. Das Bureau Reuter‘ meldet:
Der Feind 309g ſeit einigen Wochen nach dem Bezitfe
von Barkly-Caft hin. Sein Bormarfeh wurde burdy
‚die Polizeitrunppen und andere Kofale Truppen aufgehalten.
Barkly-Eaſt iſt gut befegt, aber infolge der Nähe des
Feindes völlig von der Poſt und Telegraphenverbindung
abgefnitten. —— Sn : —

Bermiſchte Nachrichten.

+ Mannheim, 21. Aug. [Jubiläum] Die Kort- E
ſtopfenfabrik von H. A. Bender Söhne, welche nicht
allein bier, fdrndern auch in Spanien Fabriken befißt,..
‚beging gejtern “die Feier ihres 50jähr. Beftehens. Die
Firma beſitzt Zweigniederlaſſungen in Spanien, welche
den Export nach allen Weltteilen betreiben Die ECtabliffe=.
ments in Spanien find die bedeutendjten des Landes,
welche der Ausbeutung des Korkholzes, deffen Fabrikation
und Verſchleiß gewidmet find. Auch die- Gründung der
bedeutendſten Fabrik in Deutſchland ift von Herrn M.
Bender gemacht worden und beſteht unter der Firma
Bender & Co. in Fran’enthal. Rn Ze
)( Bruchfal, 21. Aug. EKindesraub.] Geſtern
Frauens

Zwei auf der Dorfſtraße in Forſt in der Nahe ſpielende —





— .
Leſer wird bemerken, daß die Dame nichts von ‚einer.
ähnlichen Operation vonfeiten. ihres Bräutigams erwähnt.


nennt mid) Eva, als ob er mich von Kindheit auf. ges:
kannt hätte! Alfred ift ein guter Junge, es ſcheint, daß
er und Karl die Sache verabredet hatten. Wenn ih nit
zurückgeblieben wäre, ſagte Alfred, ſo würde er Karl und:
mich auf dem Vorderkajtell eingefchloffen haben. — Wo.


Oder er hätte es ſo eingerichtet, daß wir den lebten Zug
‚berfehlen oder fonft ein verzweifeltes Mittel angewendet,
um uns zuſammenzubringen. BO DE
Und nun, Georg, bin ich verlobt, oder vielmehr, ih
‚werde verlobt fein, wenn Du Deine‘ Einwilligung nicht


Parf, wohin Karl jegt eben gefahren ift, um Tante Ranz


nichts geſagt werden, bis Deine Zuſtimmung eintrifft und
alles abgemacht iſt. Vielleicht iſt es Dir möglich nach
Hauſe zu kommen zu meiner Hochzeit, oder, liebſter Georg, CT


England ... . aber ih jOreibe wieder Unfiun! Karl

hat ich bemüht, fih Deiner zu erinnern, als ihr beide
auf dem Gymnaſium in Cton wart; aber ich fürchte, er
fann ji) Deine Züge nicht mehr ins Gedächtnis zurück







leben. Cr trug mir viele Grüße an Dich auf und will .
in einigen Tagen ſelbſt ſchreiben 7 E




 
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