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Heidelberger Lokalanzeiger: Neuer Heidelberger Anzeiger (27) — 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.43807#0087

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Gryfeint tägligy .
— mit Ausnahme ber Sonn und
Felertage. Als Beilagen das
„Heidelberger Solkeblatt“ und
| Das Sfeitige „Sthritrierte ©unn-
| tagsblatt“. Preis 30 Min.)
| mit bes Beislättern 40 Yfag,.
| monatäg. Derech die Boft vier-
teljäßslig 1 Al, ohne Bes
; feeiigelb..















4







Geſch




koſtet der

Heidelberger
„Zokal-Zmeiger“

7 — nebit den Beilagen: ;
Heidelberger Volksblatt (2mal wöchentlid)
und Illuſtriertes Sonntagsblatt
an Poſtſchalter abgeholt für die Monate Februtar
md Wiärs. Dom Priefuräger oder unfern Agenten frei

| 8 Haus gebradt 28 Big, mehr.

Beſlellungen werden von allen Poſtanſtalten Brief—

trädern und unſeren Agenten jederzeit
entgegengenommen.

_ür Geidelberg und näherer Umgegend foftet
der „Geidelberger Lokal-Anzeiger” nur 20 Rig.,
Hut den Beilagen „Heidelberger Volksblatt und
„Yüuftriertes Sountagsblatt‘“ 10 Big. mehr.

Men eintretende Abonnenten erhalten das
Blatt 0is Ende dieſes Monats gratis,

Baum Abonnement ladet freundl. ein
N Der Verlag des
„Heidelberger Lofal-Anzeiger“
— „Neuer Heidelberger Anzeiger“
Untere Necdfarjtrane Hr, 19,

HM
































Albert Eduard, der nach einen auf das Yahr 1284 zurüc-
führenden Brauche im engliſchen Königshauſe ſeither den
Titel „Prinz von Wales“ führte, ift der ältefte Sohn der
derſtorbenen Xönigin. Er ift am 9 November 1841 ge-
boren und erhielt feine Ausbildung unter Aufficht feines
Baters durch Privatlehrer, beſuchte ſpäter die Univerſi—
täten Cdinburgh, Oxford und Cambridge und bereifte 1860
die Vereinigten Staaten und in den beiden folgenden
Jahren den ODrient. Als Herzog von Cornwall und
MNothejay trat er 1863 in das englifche Dberhaus ein.
In den Jahren 1875 umd 1876 hielt er ſich in Oft
Indien auf und. figurierte 1878 als Borfikender der eng-
liſchen Kommiſſion für die Pariſer Ausſtellung. Infolge

Der Hochzeitstag.
Aeoman von H. Palmé-Payſen.
Nachdruck verboten
SR Gorkfetzung.)
Aſta mochte das empfinden und ftellte jede Muskel
unter die Herrjehaft ihres Willens. Ein finnender, ge
Yeimnisvoder Ausdruck trat hervor. „Schade,“ fagte fie,
„daß ich den Brief jo Ichnell wieder hergeben muß, ſtatt,



5)

— indeß — ich kann das Papier w eder
eet ch Papier wohl nochmals wieder

Telten, freiem Blid. Sie mochte mit irgend welchen
N gerungen und nun zu einem Entſchluß gekommen
Indem ſie ihre, bereits dem Baron gegenüber ausge
\Prochenen Mutmaßungen äußerte und den Namen des um-

Veieilichteit Giſela's Gedanken zu koncentrieren und in
Un Unterhaltung zu verſtricken Was gab eS nicht alles
N Iten zu erzählen und gleichzeitig von Ulrich's und
© aria’Ss Che, denn Eines ftand mit dem Ändern in Ber-
a u Diener verſehen, kraf den Herrn und
attin und des Geheim-
nisvollen verhüllte Zeit.
Giſela ſaß mit hochroten Wangen und geſpanntem Ge—
ſichtsausdruck da und lauſchte





}






(28. Jahrgang.)

et








Aunzeigen:

die Laſpaltige Pelitzeile oder
deren Kaum 29 Ma. Lokale
Gefchäft®« umd Privat-An—
zeigen bedeutend ermäßigt.
dellanien 36 fg Dür
Aufnahme von Argeigen an
Geftiammsen Tagen Wied acht

garantiert.




engliſcher Regimenter, ſondern gehört als Oberſtinhaber
der preußiſchen Blücherhuſaren ſeit 1883 auch dem deut—
ſchen Heere an, ſogar mit dem Range eines Generalfeld—
marſchalls, ebenſo dem öſterreichiſchen und dem ruſſiſchen
Heeren Perſönlich hat er dem militäriſchen Dienſte kaum


jagen, daß er ſich zu irgend einer Heit für Staatsge—
ichäfte Jonderlich intereffiert hätte, Er ijt ein Mann [ehr
nobler Bajfionen und ft dadurch aud nach außen Hin
ſchon in manche ſehr peinliche Lage gekommen. Es ſei
nur an den Spielprozeß vom Jahre 1891 erinnert, der
zur Folge hatte, daß der dem Prinzen befreundete Oberſt
Gordon Cumming wegen Falſchſpieles aus den Liſten der
Armee geſtrichen wurde; und ferner an die empörenden
Enthüllungen der „Pall Mall Gazette“ , in denen auch
auf ihn in nicht mißzuverftchender Weiſe hingewieſen
wurde. ES ift mur zu natürlich, daß das yerfünliche An-
fehen des Prinzen durch derartige Dinge ſchweren Scha—
den Kit. In frijeher Erinnerung ift noc) das angebliche
Attentat, das im vergangenen Jahre der hinterher frei—
geſprochene Sipido in Brüffel unternahm. Vermählt iſt


Prinzeſfin Alexandra bon Dänemark (geb. 1. Dez. 1844),
einer Tochter des däniſchen Königspaares. Aus Ddieler
(She find 5 Kinder hervorgegangen, von denen das ältefte,
der Herzog von Clarence, nachdem ev {ich fatra zuvor mit
feiner Roufine Fürftin von Te verlobt Hatte, am 14ien
Jannar 1892 ftarb. Sie ift jebt mit dem Herzog von
York (geb. 3. Iunt 1865) vermählt; auch dieſer Ehe find
icon 4 Rinder entfproffen: 3 Söhne und eine Zochter.


denen eine mit dem Duke of Fife, die jüngjte mit dem
Prinzen Karl von Dänemark vermühlt iſt die mittlere


Solland.

Ulirecht, 24. Yan. Vrofefior SOnellen und Dr.
Heymann Haben Heute Mittag eine Augenoperation
an dem Burenpräſidenten $rüger vollzogen.

Deutſcher Reichstag.
Berlin, 24. Januar.

Präſident Graf Balleſtrem keilt mit, daß vom
Kaiſer ein herzlicher Dank für die Trauerkundgebung
des Reichstags eingegangen if. .

(Er folgt die Ynterpellation der Polen wegen Nicht»
beförderung von Poſtſachen mit polniſchen Adreſſen und
Stadtenamen. — Staatsſekretär v. Podbielski erklärt,
daß er vom Reichskanzler ermächtigt ſei, die Interpellation



keineswegs ihre wirtlichen Pflichten.

Sie füllte nun zunn zweiten Male Giſelas Taſſe in—
deß ungeſchickt, ſehr ungeſchickt.
Wie es möglich war, wie es geſchehen lonnte, wußte
ſie ſelbſt nicht, Thatſache aber blieb es daß der Meine
ſilberne Waſſerkeſſel mit der brennenden Spiritusmaſchine
umfiel und ſich über den Tiſch plötzlich ein bläulichrotes

Aſta


Beide Damen waren erſchreckt aufgeſprungen.
riß Giſela vom Tiſch fort.

„Um Gotteswillen, zurück, urück meine Teure,
rief ſie angſtvoll, ein Fünkchen auf Ihr zartes Tüllgewand
und Sie find eine Feuerfänle.“ Und Gifela’s Hand um-
klammernd, zog ſie dieſelbe vollends in den Hintergrund
des Aimmers, drückte dort auf die elektrifche Schelle und
griff uun erſt zu einer ſchweren Decke, um dieſelbe über
den Tiſch zu werfen und hierdurch die Flamme zu er—
ſticken.

Noch ehe dies geſchah ertönte plötzlich ein Schreckens⸗
ruf von ihren Lippen: „Himmel der Brief! wo ijt der
Brief!“ Und wie gelähmt fantken ihre Arme zur Seite
nieder. ;

Die Dienerfchaft kam noch rechtzeitig genug um bas
Feuer in Kürze zu löſchen.

Der Brief war natürlich zu Aſche verbrannt.

Giſela kehrte in großer Erregung heim. Kannte ſie
jeit ihrer Verlobung überhaupt noch Frieden in der Bruft?



Das war ein cwiges Ringen mit ſchmerzenden Erinner⸗


zu beantworten. — Äbg. v. Gebot (Pole) begründet
die Interpellation unter Anführung einzelner Fälle, bei
denen das Verfahren der Boftbeamten der Poſtordnung
und dem Weltpoſtvertrag widerſprochen habe

Staatsſekretär v. Podbielski erklärt daß das Pub⸗
fifnm im Allgemeinen recht undentlich adreffiere. Auf die
Aufforderung eines polniſchen Blattes hin {ci plötzlich eine
Hochflut polniſcher Adreſſen über die Poſt hereingebrochen.
Das ſei für die Beamten und Briefträger eine ſchwere Sache
Deutſche Städtenamen habe man in polniſche überſetzt.
Das biete die polniſche Bevölkerung der Poſt. Das ſei
eine Vrovokation.

Abg. Roeren (Centr.) führt aus: Aus der Rede
des Slaatsſekretärs gehe nur das eine Deutlich hervor,
was er fonft nicht dekvediert Habe; die Vorgänge in der
Oberpoſtdirektion zu Poſen müßten aber gründlich unter-
ſucht werden. . ;

Staatsſekretär v. Podbielski: Er habe während der
¶Jahre ſeiner Amtsführung niemals geduldet, daß poli⸗
fiſche Rückſichten auf die Poſtbeförderung Einfluß geübt
Hätten. ı

Nach weiteren Bemerkungen der Abgeordneten Roeren,
Schrempf, Kunath und Haußmann wird die Beſprechung
der Interpellation geſchloſſen.

Es folgt bie erfte Beratung des Geſetzentwurfes betr
die Reliktenverſorgung für die Teilnehmer an der China—
Expedition. —

bg. Graf Stollberg (f.) bedauert, daß die Borz
lage nicht ſchon früher eingegangen it, und ſpricht den
Wunſch aus, die Bezüge dieſer Vorlage auch den alten
Kriegsbeleranen zu Teil werden zu laſſen —

Nelchskanzler Graf Bulo w hält dieſen Wunſch er
berechtigt und erklart, daß noch im Laufe dieſer Seſeſſion
eine gleichmäßige Behandlung der Invaliden aus ſämmt⸗
ichen Feldagen herbeigeführ werden [oll. (Bravo.)

Morgen 1 Uhr Fortſetzung.

Die Wirren in China.

Berlin, 24. Jan. Graf Walderfee meldet unterm
22, aus Beking: CinNeines De tadhement unter Haupt—
mann Wangen heim geht auf Wunjh der Ortsbehörde zur
Beruhigung der Einwohner nach Schaho, 23 Kilometer
nordweftlich von Peking, ab.

Dermiiehte Nachrichten.

O Ober Abfteinadh, 24. Jan. Ein großes Sch ü-
denfener] äfcherte vorgeftern Morgen kurz vor 5 Uhr
die ziemlich ausgedehnten Wohn- und Oekonomiegebäude des



Muhſam niedergezwungen ſtürzken fie jetzt wiede
nach dem Begegnen mit Ulrich, gleich einer Horde Feinde
yon Neuen uͤber ſie her. Der kräftige geſunde Wille in
ifr vermochte immer nur auf kurze Beit, nicht auf die
Dauer, Sieger darliber zu bleiben. Aſta hatte Recht, wenn
fie zum Yeifen vier! |

Das bewegte, heitere Leben im Elternhauſe, die viel⸗
ſeitigen Berührungen mit der Außenwelt und eine nach
jeder Richtung hin großartige Umgebung, hatte ſie für
das Stillleben einer Heinen Stadt mit ihren Nichtigkeite
und lleinlichen Intereſſen, verdorben.

Eine kurze Beſuchszeit bei dem Onkel, den ſie liebte,
war und blieb eine Freude, aber jetzt mit dem zehrenden
Weh im Innern, das zu zeigen ihr Stolz nicht erlaubte,
ließ ſich's in der Idylle nicht leben!

In der Zerriſſenheit dieſer Empfindungen, zu denen
fich das drückende Bewußtſein geſellte, den ihrer Sorg⸗
falt anvertranten Brief nicht wieder zurückgeben zu können,
betrat fie den Garten des Onkels. .

Der Rat fand, mit einer mit Bogelfutter gefüllten
Schale in der Hand, auf dem freien Platz zwiſchen dem
Haus und den ſchattigen Hängeweiden, umflattert von
feinen Tauben und den zutraulich gewordenen Gartenvögeln
während ſich das ſchönſte Abenoſonnengold in Buſch und
Baum hineinſpann.

„Ich erſcheine wieder
bemerkte Giſela traurig,

ungen.

als Störenfriedin, lieber Onkel,"
nad) dem fie ihn begrüßt und
dabei aber, trotz be—







ſich unweit von ihm medergelaſſen




 
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