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Heidelberger Lokalanzeiger: Neuer Heidelberger Anzeiger (27) — 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.43807#0095

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Grſche rrt täglich
Mit Ansnahnte der Saun- und
| Üeiestage. His Belngen das
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14 ; Be—









. Anjteigen:

—— Barigadle oder
devern Basen BO Wa, Lokale
Sohäf- und Yaldat- An-
zeigen bebentend wmäbßigt.
Koßkamon 33 Dig. Sür
Aerſereche von Mhealen an
boſthniten Tagen wird nicht

garantiert.







| Der Arbeitsmarkt in Großherzogtum Baden
| im Dezember 1900.
| m Dom Statiftijchen Landes-Amt gehen der „Südd.
} NMeihstorreip." folgende Mitteilungen zu:

Sm Monat Dezember 1900 wurden in den Zwölf

kanz, Lohn, Lörrach), Mannheim, Müllheim, Offenburg,













Tlangt gegen 3714 mönnliche und 1521 weibliche,
ich
aupt im Dezember 1899.



nd 30
terung b
Niger
Seichlecht,

Olfen fanden als im
Monat im Nobember.

) die der weiblichen Perſonen
457), to daß demnach bie Arbeitsgelegenheit im ver—
ugenen Monat gegen den
cheint.






















de Eine weſentlich andere Anſchauung gewinnt man in—
© N bei Betrachtung der Bahl der Arbeitſuchenden und
ueſtellten und wenn man dabei die beteiligten Berufs—
Den berückſichtigt. Die Zahl der Arbeitſuchenden iſt im

Sim YHovember, aber fehr viel Höher als im Dezember
9. Sie betrug nämlich:



mithin die Buz (+)
im Dez. oder Abnahme (—)

im Nov. im Des.
1900

bei den 1900 | 1899

gegen :
Nov. 1900 Dez. 1899



769 + 3125
1535| 1880| 1092 2051 + 448
13 601 | 14 665 | 10.083 | — 1064| + 3568
100 verlangte Arbeitsträfte famen danach Stellen-

12.066 12 835 8 941











if. Überhauft
; Auf
chende
















; hef im Des. | im Nov. | im Dez.
Det den 1900| _1900 | 1899

Ünnlichen Berfonen 526,4 | 345,6 391,6
Se lien N 1105 | 1208| 172
onen aupt 369,5

‚280,1 |





er Hochzeitstag.
Roman von H. Palmé-Payſen
Machdruck verboten
GWeortſetzung.)

Giſela fah Flemming mit einem klugen Blick an. Sie
land ihn pflöglih. Er it ein unverbefferlicher Kour-
er, dachte fie bei ſich, ich muß ihm feine Schmeiche-
MM durgaus abgewöhnen. —

x. Sin Bug von Schelmerei, der früher ſehr oft mit
Mt herzigen Lächeln um ihre Lippen freten konnte, kam
9 jebt, ihr Antlig erhellend, darin zum Ausdruck,
„Sprechen Sie immerhin von den, was Sie von
bis {pät bejhäftigt, von den Sorgen ımd Freuden
Dienfies. CS ift ja fo natürlich. Ich chue ganz
N einmal einen Blik in das frifche, lebhafte Soldaten
©, Was ift denn augenbliclich Schlimmes paffiert P"
Öttete fie, „merden Sie außer Dienft gefeßt ?"

Er war fNammenrot geworden, aber feOnell gefaßt.
Es ſieht faſt ſo aus, mein gnädiges Fräulein,” ant-
ete er mit bligendem Bi, „aber 8 giebt unter uns
gern ſolche, die ſich durch fagen wir, Meine allerliebſte
beiten nicht aus dem Felde ſchlagen laſſen und zu
“N gehörte ich.“ ;

Dieſe Antwort war fehr nach Giſela's Sinn,

erart ließ Sich reden mit ihın, und abgefehen
— gern ließ fie fich einmal aus dem Kreis:
ſchwerer Gedanken herausloden in ein leichtes,
lütſcherndes Fahrwaſſer Daß es auch dort Un-




der
Ol

























Dementiprechend geſtaltete ſich die Vermittelungsthätig
keit der dem Verbande badiſcher Arbeitsnachweiſe ange⸗
hörigen zwölf Anſtalten wie folgt. Es wurden eingeſtellt















im Dez. 1900 [int oo. | im et
Perſonen aa 1900 180
. Zahl ST in Proz. der
fenDen Arbeitſuchenden
männliche 2020 16,7 24,3 923,0
weibliche 657 2,8 55,9 55,0
Überhaupt 2647 | 19,7 38,2 | 26,5





Hiernach iſt an einer weſentlichen Verſchlechterung des
Arbeitsmarktes nicht blos gegen den Vormonat (Moventber
1900) ſondern auch gegenüber dem gleichen Monat des
Borjahrs (Dezember 1899) nicht mehr zu zweifeln, und
zwar iſt beſonders die Arbeitsgelegenheit für das männ-
liche Geſchlecht ganz erheblich ungünſtiger geworden.

Werden die betreffenden Zahlen für die wichtigeren
Berufsarten in Betracht gezogen, fo ergibt ſich, daß nur
die günftigen Witterungsverhältniffe des Dezember 1900,

welche um dieje Jahreszeit ſonft einem großen Bruchteil
der Stellerndhenden, ausmachen, ermöglichten, noch größten—
eils im Freien zu arbeiten, bewirkt haben, daß die Schar
der männlichen Arbeitslofen im Dezember 1900 nicht noch
erheblich ungünſtiger iſt als im Nodember 1900 und
Dezeinber 1899. ;

Bei der Stellenvermittelung für weibliche Perſonen
ſind es die Fabrik und gewerblichen Arbeiterinnen, ſowie
insbeſondere die häuslichen Dienſtboten, bei denen einer
ſtarken Nachfrage ein geringes Angebot gegenüberſteht, wo
durch bewirkt wird, daß die Arbeitsgelegenheit ziemlich
günſtig erſcheint Bon den 290 arbeitfuchenden Fabrik
arbeiterinnen 20. murden auffälligerweife nur 47 oder 16,2
Prozent eingeſtellt. Ob es troßdem notwendig war, wie
aus der Seegegend neulich in FTagesblättern berichtet
wurde, daß der Betriebsleiter eines größeren Unternehmens
der Zextilbrandhe nach Ktalien reifen mußte, um fehlende
Arbeitskräfte herbeizuholen dürfte zweifelhaft fein. Bei
einem gut geregelten Austauſch der angemeldeten offenen
Stellen und arbeitſuchenden Perſonen zwifdhen den jtoat-
licherfeit$ fo freigebig unterftfüßten gemeinnüigigen Nach⸗
weisanſtalten — vorausgeſetzt, daß Lebtere überhaupt um
ihre Bermittelung angegangen merden — follte es unferes
Erachtens doch möglich fein, die im Seekreiſe fehlenden
weiblichen Mrbeitsträfte unter den Stellenfuchenden in an-
deren Teilen Badens aufzutreiben. ;






bedachte























ppen geben konnte, ie
nicht.

„Da müßte ſchon Schlimmeres kommen, meinen Sie,
und was zum Beiſpiel?“

Allerhöchſte Ungnade der angebeteten Majeftät. Uber

hochmütig zurück S
„Weil id) armer Teufel mir nichts Schlimmeres
bewußt bin, als in Demmt zur Sonne hinaufgeblicht zu
haben.“ )

Hinaufgeblickt!“ betonte Giſela mit gnädigem Lächeln,
„das ſei geſtattet.“

Dann lebhaft zu ihrem ungedulig ſcharrenden Pferde
„Was meinen Sie, befteigen wir die
Pferde? Es kann noch eine Weile dauern, bis Onkel
kommt. Inzwiſchen reiten wir langſam vorauf, oder auch
nur den Feldweg auf und nieder.“

Er konnte nicht ſchnell genug zuſtimmen, übergab ſein
Pferd dem Reitburſchen und führte Oifela’s „Wildling“

Stahl ſtieg aus der kräftigen Bruſt der Hals empor der
dem beweglichen Kopf trug, mit den klug vordringenden
feurigen Augen und den auſhorchenden, hin und her ſpielen⸗

„S$ heißt nicht nur Wildling, es iſt auch wohl ein
Wildling? fragte tellnemend der Leutnant Flemming









Deutſcher Reichstag.
Berlin, 26. Januar
Bei der fortgeſetzten Etatsberatung bei dem Titel
„Gehalt des Staatsſekretärs des Innern“ führt Abg. Dr.
Hige (Centr.) gegenüber dem Abg. v. Vollmar aus, die
Centrumspartei ſei thatſächlich nicht identiſch mit dem
Katholizismus. Die Sozialdemokratie könne keine gläu—
higen Katholiken, Proteſtanten oder Juden anführen, die
ſich in ihr wohl fühlen. Dem Ausſpruche „Religion iſt
Privatſache“ ſtehe der problematiſche Saß Bebels „Den
Himmel überlaſſen wir den Engeln und den Pfaffen“
gegenüber, ,
og. Stadthagen (Soz.): Die Sozialdemokratie habe
genitg damit zu fYun, den Arbeitern hier auf Erden Brot
zu fchaffen, und fümmere fih als Partei nicht um dem
Himmel. Der fozialdemokratifche Minifter Millerand habe
jeit feinem Amtsantritt fhon cine ganze NMeihe den Yr-
beitern nützlicher Maßnahmen durchgeſetzt In Deutſch—
land hätten die Arbeiter noch kein Kolationsrecht.

Abg. Stöcker (hriſtlichſoz); Die Religion Wnne

unter ſtürmiſchem Beifall ſeiner Genoſſen geſagt: Repu—
blikanismus, Kommunismus und Atheismus find unfere
Ziele. Der brutale Egoismus der Sozialdemokratie iſt
kulturfeindlich

bis jetzt noch
briefe.) ;
Stöcder (fortfahrend): Wegen des Scheiterhaufen»
briefes habe ich ein ſehr ruhiges Gewiſſen. Aber denken
Sie an den von Bebel erfundenen Brief Tucker, (Burufe
links: Lüge) A

Stöcer {Hließt mit einem Appell an die gebildeten
Klaſſen, ſich mehr als bisher um die Arbeiterbereine zu
kümmern.

Abg. Reißhaus (Soc): Die Behauptung, Bebel
hätte den Tuckerſchen Brief erfunden, fteht auf derſelben
Höhe wie Stöders bekannter Eid. (Ruf rechts: Bringen
Sie doch den Brief herbei.) Dazu habe ich gar Keine

nicht erlebt. (Zurufe linfs: Scheiterhaufen:

Veranlafiung. (Ruf rechts: Aha!) Die „Borwärts“-
Nummer vom 18. Januar enthält nur hiſtoriſche That⸗
ſachen

og. Dertel (fonf.): Wenn die Sozialdemokratie der
Reviſion unparteiiſch gegenüberſtehen wolle, folle fie ſorgen
daß die Chriftenfeindlichfeit in ihren Blättern nicht ſolche
Orgien feiere IH freue mid zu hören, daß einige
DHerven fortfahren, ihre Abgaben an die Synagogenkaffe
zu zahlen. Bielleicht fehren auch einige zum Chriftentum
habe der Lichtfeiten



„Ja, aber im beften Sinne des Wortes, fenrig, Hihn
und ehrliebend — es hat einſtmals auf der Rennbahn
kurz am Ziel den ſchnelleren Renner mit den Zähnen feft
gehalten. Sie lachen — es iſt kein Scherz, es iſt that⸗
jächlich gefchehen. Und bet allem Feuer freu wie ein
Hund und fanft wie ein Samm. Schauen fie.“
Giſela ging eine Strecke vorwärts, ftand dann ftill
und bat den Leutnant Flemmig, die Zügel des Pferdes
fahren zu Kaffen.
„So,“ rief fie, „nun fomm, Wildling — Wildling
komm!“ und immer wieder mit lockender, fröhlicher
Stimme: „Wildling komm!“ dabei dem Pferde die
Hand entgegenſtreckend Das richtete den Kopf auf ſpitzte
die Ohren und ſchüttelte die Mähne, als wolle es ſich
erſt vergewiſſern, ob es ohne Zügeldruck frank und frei
daſtehe und dann, mit blitzenden Augen und zitternden
Nüſtern mit hellem Triller beginnend und in weichen,
aber tief hervorgeſtoßenen Lauten endigend, ertönte ein
freudiges Wiehern. Es ſtampfte und fharrte mit den
{Ihlanfen Beinen in der Erde, und als num mieder der
Lockruf ertönte „Wildling komm — Wildling komm!“
ſchritt es, den Kopf auf- und nieder werfend, auf Giſela
zu und nahm aus ihrer Hand ſchnuppernd den Zucker.

Das gab ein allerliebſtes Bild, auf das der junge
Offlzier traumverloren hinblickte

Dann beſann er ſich auf die Lage, eilte auf Giſela
zu und half ihr ritterlich auf das Pferd



Giſela's Blick leuchtete auf.



Gleitch darauf ritten Beide langſam den Feldweg ente
lang, zu deffen Seiten, in üppiger Pracht, hier die goldige












 
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