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Heidelberger Lokalanzeiger: Neuer Heidelberger Anzeiger (27) — 1901

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Igeint täglich mit Ausnahme der Sonmu- und Feiertage.
Heilngen das „Heidelberger Volksblatt“ und das Sfeitige
ſtrierte Sonntagsblatt“. Preis 30 Pfg., mit den Bei—




— —







28. Jahrgang.
Verlag von G, Geiſendürfer.
antwortlich: Hch. Geiſpudörfer.

Nr. 156. Feruſprechanſchiu Nr. 621.
Opfer und Schuldige.

Nulla dies sine linea! Raum em Tag vergeht,
N daß eine neue Hiobspoſt vom Kriegsſchauplatz der
Miiger Banfkataltzophe eintrifft. „Zahlreiche Exiſtenzen
nd wie es bei der Größe dieſes Bankkrachs freilich nicht
nn zu erwarten war, in Mitleidenſchaft gezogen wor—
N and wicht wenige Exiſtenzen ſind leider durch jene
Bea NE meute Kataſtrophe vernichtet worden. Die ganze |
ya des Ungläcks, welches dieſe und die anderen Kata—
RW. Ophen früheren Datums anger#ütet Haben, wird ſchwer—
emals feſtgeſtellt werden, denn die Chronik ver zeichnet
„7 alte bernhteten Exiſtenzen, nicht das Geſchick jener
m CT ats einer ſorgenloſen Exiſtenz geworfen wurden
Yen neuem den Garten Kempf ums Dafein zu Ge:



mr

u Über diejenigen Fälle, weite die Chronik detr Tages-
Mile verzeichnet, reidjen hin, um fi ein Bild won

Größe des Unheils zu machen, welches die Leipziger
16 Stoftzophe im Gefolge, hat. "Wir Haben gehört, daß
„Ein Banfier in Leipzig, der dx den Zujommeteruch
ig Cioziger Bank ruiniert morden war, erſchoſſen, daß
ag Ct Seipziger Wollhändler aus demſelben Grunde und
ieleichneitig ein Kaſſenbote der Leipziger Bank ettränkt
und daß ein Superintendent in Gotha infolge ſeiner
Auſte bei der Leipziger Bank irrſinnig maworden if.
ſind erſchütternde Ünglücksfäll und wer will ſagen,

die Reihe dieſer Unglücksfülle bereits Ahr Ede ge

0 m hat! Und wer endlich vermnag all das Leid zu




SD
*

Gegen verhängt wurde, ohne daaß es um Die große
© der Deffentlichfeit gehängt wird!

eu Sit 08 nicht natürlich, daß ich augelithts diger ent.

inte Folgen der Leipziger Baul kataftraphe immer ent

je er der Ruf nach Vergeltung, nad) enter mnerbitt—

N Beftrafung der Schuldigen erhebt?

en die Todten nicht aufwecken, woir Türen aueh: durch

Ah
An
Ni

Verhangung der ſchwerſten Stuafen han trauernden

alien nicht den Ernährer zurü Kgeben. Aber Eines
dor doch geſchehen, es kann durch die Berhängung der
Nez eltem Strafen der eine oder ar dere „geniale“ Bank⸗
An (Dt oder Direktor einer Akltienge ſellfchaft in Hukunft
vr „Zurütgefchrect werden, einen Weg zum Rekchtum
) u Sblen, auf dem zwar der einne Wegweiſer zum
Yigg Si rSpalaft, der andere aber zum: Zuchthuns deutet.
ne Ander aber wird die mit aller Enutſchiebenheit und

ſchwächliche Rückſichten durchgeführte Reoreßklage

hen
We





























-





DU dienen. ;
In Ws Aufſichtsratsweſen, deſſen Beechtigung
apa) mieht beftritten werben fann, weil fi ün jeder
Dig ütiom, durch die es erſet werden könnte, die gleithen
9 Stände entwickeln fönnten, bedatt, wie wir ſchen



— —

Des Bruders Braut.
Ang man aus der duſſifchen Gehllſchaft von C. Golotrin.
80 Genehmigung des VerfaflerS uberſert von A Bauff.
(Fortiegung.)

Her Tewofob unterbrach die Beweisführung eines Schwie⸗

Ai

dr
San Gegeben, zur wiſſen, in wie weit Wern von {einer
Ati Überzengt dei. Danach Hatte er ſeine Autwort ein⸗
en Et entſchloß fich alfo, aufs Geradewohl noch
nd Rolle als unſchuldig verleumdetes Opfer auf⸗
¶lauben Sie denn etwa nicht an Philipps Schuld 2“
ii er ſich mit erheuchelter Verwunderung an
Erun nicht gar! Du biſt noch ſchamlos genug
teren glauben wohl, sich damit überführen zu können”,
Yunge ihn Wſewolod raſch, „daß ich wor dem Unter-
% Stidter Petjas Ausiage befiätigt habe? Aber was
ar Denn weiter übrig? Wie fjollte i@ mid ſonſt
n en Ich ſah, daß man meinen Worten nicht
© wäh ſchentte. Beweiſe gegen Philipp hatte ich nicht,
{ Ölieh En ih im Gefängnis zur Unthätigfeit verur-
ter de fonnten meine Feinde mich nach Herzensluſt
Behtret eumden. Jetzt kann ich ihnen wenigſtens ent⸗
den

bet. edelmütige Anerbieten meines Bruders benubt 1“
E olod ſprach dies mit Eifer, und ſeine Augen be—





























— Montag, den 8 Juli





denn *
Poſition des Aufſichtsrats hat Ach leider zum geringen
Teil zu einer Art Sinekure entwickelt. Da bei vielen

Geſellſchaften die Leiter des Unternehmens einen ent»

Generalveammluhg oft genttg durchzuſetzen und was
kann ein geſcheidter und Geredter Menjch den Aktionären
gegenü er nicht durchlesen! — daß in den Auffichtsrat
jelche Herren gewählt werden, die ſich durch Fachunkennt⸗
nis, Beſcheidenheit und — Harmloſigkeit auszeichnen
Wean nun ein ſolcher Klub der Harmloſen“ ſich zur
Auffichtsratsſzung zuſennmenfindet, wen wollle es wundern
daß € einem geriebenen Direktor mit Leichtigkeit gelingt
einem ſolchen Äuffichtsrat, den doch in der Hauptſache die
Tantemen intereſſieren, ein X für ein U zu machen.

Die Hoffnung, baß hier die Selbſthilfe der Aktionäre
gründlich Wandel Mhaffen könne, hegen wir Nicht, denn
der zuſammenhangéloſen Maſſe der Mitionäre fehlt die
PMöglichiek eines gemeinſamen und geſchloſſenen Borgehens
Wir wiederholen deshalb, was wir ſchon einmal betonten
des nur urch eine ſchärfere Faſſung der civilrethtlichen
und ſtraftechtlichen Verantwortlichkeit der Aufſichtsräte der
Berſumd ung des Aufſichtsratsweſen abgehohſen werden kann
„ut EEE ONE . Z

Deutſches eich.
Behlin, 6 Juli. Prinz Heimrich At .geltern Abend
won Kiel nach Cronberg abgereift, am feine Mutter zu
beſuchen, beunr er am Montag mit dem Geſchwader die
Aebungsfahrtiauntritt.
Berlin, 6 Yuli, Die der ofkafiat then Befatzung s—










Anzeigen: die 1-{paltige BPetitzeile vder deren Raum
20 dien Lokale Gejhäfts- und Privat-Anzeigen bedeutend
ermäßigt. Reklamen 40 Pfag. FJür Aufnahme von Anzeigen
an beftimmten Tagen wird nicht garantiert. Gratisverbreitung

durch Säulenanſchlag.







J



28. Jahr aug.


Fernſprechanſchluß Nr 621. 1901.
Cronberg, 6. Juli. Prinz Heinrich und Ge—
mahlin find heute Mittag auf Schloß Friedrichshof eins
getroffen.

Cronberg, 6. Iuli. 1
vom Preußen find um 4'/, Uhr von hier nad
am Stein abgereiſt.

MEN —
Zum Tode des Fürſten Hohenlohe.
Ragaz, 6. Juli. Der Tod des Fürſten Hohenlohe—

Schillingsfürft erfolgte gänzlich unerwartet. Der eintretende

Kammerdiener fand den Fürſten tot. Der Totenſchein

nennt als Todesurſache Herzlähmung. Der Züricher Pa⸗

thologe Ernſt iſt zur Einbalſamierung eingetroffen. Die

Leiche wird Anfang nächſter Woche nach Schillingsfürſt

übergeführt. Dort findet die Beiſetzung ſtatt. Der Kaiſer

kondolierte telegraphiſch, ebenſo zahlreiche Fürſtlichkeiten
Colmar, 6. Juli. Durch die heute Vormittag ein—
gekroffene Nachricht bom Tode des Altreichskanzlers Fürſten

Hohenlohe-⸗Schillingsfürſt iſt man hier um ſo ſchmerzlicher

betroffen, als der Fürft noch vor wenigen Zagen hier bei

ſeinem Sohne, dem Bezirkspräſidenten Prinzen Alexander

Hohenlohe, geweilt hatte. Am Sonntag war er von Paris

uͤn wenig befrledigendem Geſundheitszuſtande hier angelangt,

{jo daß die Fortſetzung der Reiſe nach Ragaz hinaus—

geſchoben werden mußte. Am Dienstag trat der Fürſt

mit ſeiner Tochter, Prinzeſſin Eliſabeth, die Reiſe nach der

Schweiz an, die ſeine letzte ſein ſollte

Berlin, 6. Juli. Der „Reichsanzeiger“ ſchreibt:

Fürſt Hohenlohe, der 3. Kanzler des deutſchen Reiches

ft heute fruüh 5Uhr in Ragaz ſanft entſchlafen In allen

Prinz und Prinzeſſin Heinrich
Münſter

erwecken; denn mit dem Fürſten Hohenlohe iſt ein Mann
von ausgezeichneten Verdienſten um Reich und Staat dahin



Uniform der Garniſon-Beauinſpektoren mit einer Roſette

er Intendantur ohne Roſente auf den Feldachſelſtücken
deren Futler bei den Bauwarten von dunkelblauem, bei
Wauſehreibern von ſchwarzenn Tuch iſt. Im übrigen richtet
av die Unſorm dieſer Beamten nach den allgemeinen Be—

moueſde Verluſtliſte Nr. 15 weiſt zwei Leichtverwundete
anf, außerdemn acht an Krankheiten Berfterbene.
Berlin, 05. Juli. Die „Nordd. Allg. Big.“ meldet:

gen Vormittag. wird die Botfchaft nach feierlicher Audienz
beine Kalſer im Stadtſchloß zu Potsdam an der Früh—
ſtückstafel des Kaiſerpaares teilnehmen.













‚gegangen. Im allen Stellungen, oft unter ſchwierigen
Verhaltniſſen als bayeriſcher Miniſterpräſident, als deutſcher

Eigenſchaften, aufopfernde Hingabe, unermüdliche Pflicht—

znänniſche Wirkſamkeit warme Anerkennung aller patriotiſchen
Kreiſe fand, ſo ſchätzte jedermann, dem es vergönnt war,
ihm perſönlich näher zu treten, feinen Hohen Sinn, ſein
einfaches, klares, freies Weſen, ſeine immer gleiche vor
nehme Liebenswürdigkeit. So wird die dankbare Verehrung
für ihn, den Mugen Staatsmann, den tapferen, deutſchen
edlen Menſehen, die Trauer an feinem Srabe überdauern.‘“

das Befinden des Fürſten Hohenlohe Schillingsfürſt ſchon

ohne daß man jedoch von einer eigentlichen Krankheit reden
konnte. In Ragaz nahm dann geſtern Nachmittag die






obachteten unterdeſſen verſtohlen welche Wirkung ſeine
Worte auf Werks Antlig Henporbrächten. Waren fie doch
nur für diefe beſtimmt, denn daß er Den Schwiegervater
nicht überzetsgen würde, war ihm klar. Auch ſchien es
ihm wirklich gelungen, Wera's Mißtrauen erheblich abzu—
chwächen ———
„Wera“, wandte er ſich direkt nun wieder an ſie, und
Teine Stimme {Arten daber unter Zhränen zu zittern, „auch
Dir fannft mich befhuldigen, Wexa, und auch Dir, die
Du mir das Tenerfie Lift auf Erden, gelten meine Worte
nichts mehr ?“

Raſch ging er auf fie zu und ffueckte ihr beide Hände
entgegen. — 7

Kußäſchitſch bemerkte daß ſie ſchwankend wurde; er
die Frechheit Wſewolods verſetzte ihn in Zorn.

„Dör” nicht auf ihn, Wera, er lügt!“ rief er ihr zu.
Dann wandte er ſich an Wſewolod: „Ich ſehe, Du biſt
noch weit verdorbener, als ich gebacht Habe, Sin anderer
an Deiner Stelle würde ſich wenigſtens ſchämen, in mei—
ner Gegenwart mit ſolcher Frechheit zu lügen! — Du
kamſt damals zu mir, um mich um Geld zu bitten, und
als ich es Dir verweigerte, haſt Du einfach dieſen Wechſel
fabriziert. Ich weiß, daß er durch Philipp Rasmetalski
am Tage nach Deiner Rückkunft hierher diskontiert wurde,

und dennoch wagſt Du, zu behaupten, es ſei dieſem Dumm—
kopf Philipp eingefallen, meine Unterſchrift nachzumachen ?“



Knjäſchitſch hatte das mit Donnerſtimme ausgerufen





Wſewolod fühlte ſich an die Wand gedrückt. Er verſuchte
etwas zu erwidern; aber fein Schwiegervater unterbrach
ihn in entſchiedenem Ton:

Kein Wort weiter! Mit einem ſolchen Nichtswürdigen,
wie Du biſt, lohnt es ſich nicht, noch weiter Worte zu
wechſeln. Den Wechfel werde ich felbverftändlich einköfen,
denn ich kann e8 nicht zugeben, daß Deinetwegen der
arme Petja in Haft bleibt. Daranf Haft Du natürlich
auch von vornherein gerechnet. Du dachteſt, daß ſchließ
lich Dir doch meine Börfe zu Hilfe kommen würde. Aber
freute Dihy nicht zu fehr, ich will Dir zwar jebt aus der
Patſche helfen, aber ſpielen laſſe ich nicht mit mir. Ich
nehme Wera mit mir nach Hauſe, und Du kannſt hier
leben, wie Du es vermagſt. Mit einem ſolchen Ehemann
wie Du kann ſie nicht zuſammen leben!“ 2

Wiewolod lachte boshaft auf. 7

„Wir wollen doch einmal fehen, wer fie mir fortnehmen
fann,“ warf er fpöttijch ein. 7

„Sie will. felbjit nicht mit Dir zuſammen bleiben!“

„Wie, Wera?“ wandte Wijemolod {ich fragend an feine
Gattin, welche unbeweglich bei Seite ftand. Du könnteſt
mid) verlaffen und zu Deinem Vater zurückehren ?“

Noch bevor Wera antworten konnte, Öffnete fi ge-
räuſchvoll die Thüre und auf der Schwelle erfchien die
Generalin. 2

„Das hat auch gerade noch gefehlt!” murmelte
wolod, als er jeine Mutter erblickte. A



„Du Hier?! Endlich, endlich [ehe ich Di wieder!“









 
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