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Heidelberger Lokalanzeiger: Neuer Heidelberger Anzeiger (27) — 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.43807#0303

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35, Yahrgang.
Druck und Verlag von E. Geifendörfer,
_ Serantwortlid: Hd, Geifendörfer,

Leue







Anzeigen: die 1fpaltige Petitzeile-
20 Bin. Lokale Geſchäfts und Privat-Angeigen Ledeutend- CE
ermäßigt. Nekflamen 40 Pfg. Für Aufnahme von Anzeigen |

an beftimmten Tagen wird nicht garantiert. Gratisverbreitung
—— durch Saulenanſchlag.

ober deren Kaunı











Sahranım,




Sir. 20,

Böftet der Heidelberger Lokal Auzeiger monat
lich, frei in s Haus gebracht. Mit dem zwei Mal wöchentlich
ſchelnenden „Heidelberger Volksblatt“ uud dem


























tagsblatt beträgt der Mbonnementspreis monatlid

iur 18 Pig.

Deutſches Reich.
Berlin, 28. März. Im Hof der neuen Alexander—
Laſerne hielt der Kaiſer eine Anſ pache an das Kaiſer
Alexander: Garde- Srenadier - Regiment, in der er, der
renzztg“ zufolge, fagte: Wie eine felfe Burg vage die
ee Saferne in der nüchften Nähe des Schloffes auf, das
© Am erfter Linie zu ſtühen ftet8 bereit fein werde. Das
iment ſei berufen, gewiffermaßen als Leibwache Tag
nd Nacht bereit zu ſein, um für den König und fein

us wenn es gelte, Leib und Blut in die Schanze zu
Alagen, Die „Kreuzztg.“ führt dann fort: Der Katjer
übe, an den Opfermut des Regiments im Jahre 1848
nernd bemerkt Wenn jemals wieder in Berlin die
wie damals die Zeit der Auflehnung gegen den
une, kommen ſollte, ſo werde das Regiment jicher alle
“Nbotmäßigfeit und Ungehörigkeit wieder den König nach-
cklich in die Schranken zurücmeifen. Der Kaifer
Nichte dem Keginsent eine fhöne Zuhmft und ermahnte
zur Pflege der Erinmungen an feine- früheren Chefs
Homentlich erinnerte er an des großen Kaijers Zeit
alt Tapferfeit, Treue und unbedingtem Gehorſam

Frankreich.

aris 28. März. Unter den Barifer Studenten der
Öiedenen Fakultäten Hat {iq ein Komitee gebildet, zu
Öwede Kundgebungen gegen das Vorgehen
‚Yuffifden Regierung bei den jüngjten Unruhen
ruſſiſchen Uniberſitätsſtädten zu veranſtalten In
geſtern abgehaltenen Verſammlung waren auch ver»
ehe Profefforen zugegen, es wurden Reden gehalten
— katholiſchen und ſozialiſtiſchen
Kitten und auch von verfchiedenen Profeffjoren, die die
Aniffe darlegten und im fcharfer Weife gegen die Ge—

haten der rufſiſchen Polizel Einſpruch er—
%. Cine einftimmig angenommene Tagesordnung be—

Lt; „Die tiefe Entrüftung der Barifer Studenten-
Über die beifpiellofe Gerichtsbarkeit, die man den






Ireitag, den 29, März

tale Unterdrückung, die dem Widerfjtand letzkerer folgte.
Wir halten e$ Heißt eS zum Schluß, mit unſeren Pro—
feſſoren für eine gebieteriſche Pflicht, um jeden Preis die
Unabhängigkeit der Univerfitäts-Gerichsbarkeit, dieſer not
wendigen Vorbedingung der Wiſſenſchaft und des Gedankens
aufrecht zu erhalten.“ Nach der Verſammlung durchzogen
die Studenten in Haufen das Quartier Latin in Hoch
rufen auf die ruſſiſchen Studenten und Pereatrufen auf
die ruſſiſchen Gendarmen. —
Türkei.
Konfantinopel, 28. März. In dem Prozeß gegen
die wegen macedoniſcher Umtrlebe Bul-
garen, der in Salonik verhandelt wurde, iſt das Urteil
gefällt morden. Drei Angeklagte wurden zum Zode ver⸗
urteilt, fieben zu lebenstänglicher Haft, fünf zu fünfiähriger
und ein zu einjähriger Daft.
Anmerika.
Sefangennahme Aguinaldo’s.

— Newyork, 28. März. Dem Keuter jchen Bureau zU-
folge haben nach einer Meldung aus Manila die Amerikaner
den Rebellen AMguinaldo mit feinem geſamten Stabe in
der Nähe von Cafiguran, 9 Meilen von Baller, ge-
fangen genommen. —

Newyork, 28. März Ueber die Art und Weiſe, wie
Aguinaldo von den Amerikanern gefangen genommen
wurde, wird aus Manila berichtet: Spione Hatten unter
dem Vorgeben, Injurgenten zu fein, {ih den Philipinern
erboten, ihnen den amerikaniſchen Oberſt Funſton in die
Hände zu ſpielen Die Liſt war don Erfolg gekrönt und
Aguinaldo wurde gefangen genommen. Der Philipiner
Lupez in Bofton Außerte einem Berichterftatter gegenüber,
die Sefangernahme Aguinaldo’s bedeute nicht das Ende
des Krieges, andere Führer würden denfelben fortjeken.

ae Ai NN eu

Die Wirren in China,

Paris, 28, März. Der „New-Nork Herald“ mel-
det aus Peking, daß in der vorgeftrigen Nacht eine
deutſche Schildwache drei Chineſen in der Ge—
fandtſchaftsſtraße erſchofſfen habe. Ueber die
Veranlaſſung ſeien widerſprechende Gerüchte im Umlauf
London, 28. März. Die „Morning Poft“ meldet
aus Beking vom 26, d. Mis.: Die Franzojen beabfich-
tigen, eine Bahnlinie nah Kalgan zu bauen, als
erſten Teil einer transmongoliſchen Bahn nach dem Bai—
kalſee. Wahrſcheinlich wird es dieſe Woche zwijdhen
Franzoſen und Chinefen bei Hwailn zu einem Zuſam—
menjtoß kommen. Li-Hung⸗Tſchang gab dem dort ſlehen—

rückzuziehen. Der General erwiderte, er werde dies thun,
wenn ec die Fremdlinge aus der Provinz Hinausgejagt





2 1901.
habe. General Baillond verließ am 26. d. M. Peking
und erhielt die Erlaubnis, zu fMlagen, falls die franzd-
ſiſche Abteilung angegriffen werden follte. Die Franzoſen
in Hwail betragen 1500 Mann, die Chineſen follen
25000 Mann ftart fein. Ein Sieg würde die Franzoſen
zu Herren der Hauptſtraße von Schanft machen und eine


Faping, welche ſich die Deutſchen ficherten. Der kriegs


entfernt. Es iſt deshalb möglich, daß der neue Gouver—
neur, welcher ein Mann von milderen Anſchauungen iſt,
dem Konflikte dadurch vorbeugt, daß er die chineſiſchen
Truppen zurückzieht.

Der ſüdafrikaniſche Krieg.

Sijjabon, 28. März. 650 Buren find Heute mit
dem Dampfer „Benguella“ von Lourenzo-Marguez hier
angekommen Zwei Sonderzüge bringen ſie nach Peniche
und Alcobaca (nördlich von Liffabon in Estremadura), wo
die Regierung für gute Unterkunft geforgt hat.
= Sondon, 28. März. Das Gerücht, der Gouver-
neur der Napkokonie, Sir Alfres Milner, Habe
jeine Entlaffung eingereicht, {ft nach dem Reuterſchen
Burean vollkommen unbegründet.

Steijnburg, 28. März. Die Kommando Kritzingers,
Scheepers und van Reenens haben fih vereintat und
rüden auf der Straße von Venterfiadt gegen den Dranje-

Vermiſchte Nachrichten,
Bon der Bergitraße, 27. März. [Mit dem Schnei-

den der Weinberge] jind ſoeben die Winzer beſchäftigt

Nach dem Befund der Keben find keine erfroren und haben


wir dieſes Jahr abermals ein gutes Weinjahr zu erhoffen.
Yu die Befürchtung, als habe die große Nälte den Win-
terfaaten namentlich dem Weizen, geſchadet, hat fi nicht
bewahrheitet, ſämtliche Samen ſtehen ohne Ausnahme ſchön
draußen. Die Obſtbäume zeigen ſchöne Tragſproſſen und


dieſelben ſehr gut iſt, vielleicht ſteht uns in dieſem Jahr
ein gutes Obſtjahr bevor. Nur ein ſehr wunder Punkt
iſt z. 8. für viele Landleute vorhanden, nämlich der, daß
Heu und Stroh zu Ende geht und man um teueres Geld
Letzteres wird in Eiſen
bahnwagenladungen teilweiſe aus Norddeutſchland gepreßt
bezogen. Tritt trockenes Wetter ein, ſo muß man eben
bei den Forſtämtern um Laubſtreuabgaben anhalten, um
dem Mißſtande einigermaßen abzuhelfen. Geſät iſt bis


Mannheim, 28. März. [Seitens der Pfäls.
Eijenbahnen] werden gegenwärtig Probefahrien mit
einer neuen Schnellzugsmafchine, die 120 Kilometer pro



Des Bruders Braut.
tan aus der ruſſiſchen Geſellſchaft von C. Golowin.
Genchmigung des Verfaſſers überſetzt von A. Hauff.

SDortſetzung)

9 Dt zitternden Fingern ſchlug Karaſewitſch die obere
Fe qua und legte fie vorfichtig anf den Tiſch Es war
üg, „un, Dann wandte er diejenige um, welche vor ihm
T 3 war eine Figur, alſo Zehn,

bh," "eünzehn,“ fagte er mit unficherer Stimme. „Ih
Deieder gewonnen, — wirklich, es iſt mir peinlich.“




nt lie
“Nicht 108, al8 ob fie fie verteidigen wollten. Pawlik
nen Schrei aus. ; ;
"STlanben Sie, meine
Mt ige Zeit
tie „Ih muß Herrn Karaſewitſch erfuchen, uns
N al, welcher er nicht aus der Hand läßt, näher
Ale. ) |
Yon „it da zu Zeigen?
a 7
ſrtja konnte ſich nicht länger zurückhalten. Er ſtand
faßte Karafewitfh an der Hand.
te x) verlange, daß Sie fie vorzeigen, weil eine andere
arunter liegt.
Mivendeten,“

Herren,“ ſagte Petja, welcher

Sie ſehen {ie in oOne-
erwiderte Karaſewitſch halb ſcherzend, halb

-
S

Ich ſah, wie Sie zwei Karten zu—

7 %



In den Augen der beiden Genoſſen von Karaſewitſch
ſprach ſich dumpfes Entſetzen aus Der junge Knſaſchitſch
begriff nicht, um was es ſich handelte und ſah verwundert
Petja an. Der Herr des Kauſes trat zum Kartentiſch
heran, und verſuchte ſich einzumiſchen.

Wie können Sie ſo etwas ſagen, Herr Borosdin?”

Das iſt unerhört!“ rief Karaſewitſch mit beleidigter
Würde, ſichtlich ermutigt, durch dieſe Einmiſchung
„Ich ſage,“ ſprach Petja mit Ausdruck, Sie haben
abſichtlich zwei Karten zugleich umgeſchlagen, weil Sie in
Wirklichkeit verloren haben. Zeigen Sie her! So—
gleich werben fi Alle davon überzeugen, daß ich Recht
habe.” ; |
Einen Augenblick ſchienen Alle ſtarr zu ſein, Petja
ſtieß zornig die Hand Karaſewitſch's zurüc, die Neun ver-
ſchob ſich und darunter erſchien ein Aß.

„Betrüger!“ rief Petja, „Sie haben zwanzig, nicht
neunzehn Augen. Sie haben verloren!“

Jetzt konnte Karaſewitſch nicht mehr die beleidigte Un—
ſchuld ſpielen

„Das werden Sie buüßen,“ rief er wütend auf»
ſpringend. „Sie Beide! Und wie durften Sie ſich er-
lauben,“ wandte er ſich an Petja, „Paul Maximowitſch
Rat zu erkeilen? Das iſt gegen alle Regeln des Spiels.“

Gegen Betrüger iſt Alles erlaubt,“ bemerkte Petja
yubig. Im feiner Stimme Hang nur noch Verachtung.

Chowfurow und der Patriarch ftanden auf. „Uns






geht die Sache nichts an,“ ſchienen ihre beſtützten Ge


zumiſchen.
„Solche Ausdrückel In meinem Haus! Sie ver—
geſſen ſich,“ bemerkte er ſtreng zu Petja En
Karaſewitſch gelang es, ſeine Selbſtbeherrſchung wieder
zu gewinnen und etwas, wie ein boshaftes Lächeln zeigte
fid) auf feinen Lippen. ; SE
„Life Dich nicht ein, mein Lieber,” {agte er freumd-
jchaftlid) zu Polunin. — „Id werde auch ohne Dich mit
dieſem Herren fertig. it Ihnen, Borosdin, werde ich
ſpäter abrechnen. Aber vor Allem möchte ih gerne wiſſen


anficht ?” . \
Die lebten Worte, welche an Pawlik gerichtet waren,
ſprach Karaſewitſch ganz frech
Meine Verbindlichkeit?“ ſprach der junge Mann ſich
erhebend. „Ich denke, e8 ift jet volljtändig Mar..."
Er blidte Petja wie Rat ſuchend an
Vollſtadnig klar,“ unterbrach ihn Karaſewitſch—
„Ich willige ein, das lehte Spiel als ungültig anzu.
Im Uebrigen aber ſtelle ich Ihnen die Wahl,
entweber mir zweltanſend Rubel zu bezahlen, weil ich
Ihnen nicht mehr ſpielen will, verftehen Sie wohl?
er“

Pawlik riß die Geduld SA
„Sie mollen mir Bedingungen ftellen?“ rief er. „Sie
erwarten von mir Bezahlung? Sie find von Sinnen!
Und Sie wagen noch, zu fagen, Sie wollen mit mir nidt


 
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