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Heidelberger Lokalanzeiger: Neuer Heidelberger Anzeiger (27) — 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.43807#0643

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Erſcheint tüglich mit Ausnahme der Sonn- und Fetertage.
| 98 Beilagen das „Heidelberger Volksblatt“ und das 8ſeitige
Preis 30 Pfg., mit den Betz
[ättern 40 fg. monatlich. Dura die Boft vierteljährlich
ee 1. ME, ohne Beitellgeld. -








28. Jahrgang.
Druck und Verlag von G. Geifendürfer,
Verantwortlich: Hd, Geifendürfer, .








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ermäßigt. Neklamen 40 Pfg. Für Aufnahme von Anzeigen





durch Säulenanſchlag.



+



„28, Jahrgang,
Gefmüftsftelle: Anfere Hodnehenhe 17,



Nr, 160. —
Deutſches Reich.




ſehr wichtige Entſcheidung hat das Berliner Kammerge⸗
richt gefällt. Ein in Breslau verſtorbener Spediteur
hinterließ ein eigenhändig geſchriebenes und unterſchriebenes
Privatteſtament, durch welches er Frau und Kinder zu
Erben einſetzte Die Erben waren mit dem Teſtament
einverſtanden, doch verweigerte ihnen die Behörde den
Erbſchein, da das Teſtament aus folgendem Grunde un-
giltig ſei Es trage nämlich am Kopfe in Druckſchrift
den Vermerk: Breslau, den . . ., KXitraße Nr. NY. Hinter
Breslau habe der Erblaffer Handfchriftlih das Datum
hinzugefügt, da das Wort Breslau aber nur gedruckt ſei,
fo entſpreche es nicht der Vejtimmung, daß alle Teile
des Teſtaments gefchrieben fein . müßten. Auch das


ſtanz angefchloffen. Die „Köln. Ztg.“ bemerkt dazu:
bb dies Urteil, das unzweifelhaft dem Buchjtaben des
Geſetzes entſpricht, auch in nichtjuriſtiſchen Kreiſen große
Anerkennung finden wird, iſt ſehr zweifelhaft Auf Grund
kiner leeren und nichtsſagenden Formalität iſt hier der


das, was er durch ſein Teſtament hat bekunden wollen,
kein Zweifel beſtehen konnte. Hier hat der Buchſtabe über
den Sinn des Geſetzes geſiegt.

Zu der Frage der Lohnzahlungsbücher für minder—
jährige Arbeiter Haben fich wieder verfchiedene Handels-
fammern dahin geäußert, daß die Einrichtung nad) den
damit gemachten Eıfahrungen verfehlt und daher . eine
Wiederabſchaffung der Bücher oder wenigſtens eine Aen—
derung des Gejeges anzuſtreben ſei, die die Benutzung
eines Firmaſtempels an Stelle der Unterſchrift oder die
Unterzeichnung der Lohnbeamten geſtalte. Es ſind hier
die Handelskammern ‚Zittau, Trier, Rottweil, Sorau,
Sagan zu nennen, endlich die Handels- und Gewerbe-


Aenderung der Unterſchriftsbeſtimmung.

S Karlsruhe, I1. Juli. Das Geſetzes- und Ver—
ordnungsblatt veröffentlicht heute die Verordnung beir. den
Vollzug des Reichsgeſetzes über die privaten Verſicherungs
unternehmungen Dernach iſt die zur Beaufſichtigung von
privaten Verſicherungsunternehmungen zuſtändige Landes—
behörde das Miniſterium des Innern. Der Verwaltungs:
gerichtshof erkennnt in erſter und letzter Inſtanz ber
Klagen gegen Entſcheidungen, welche die auffichtführende
Landesbehörde über die privaten Verficherungsunternehm-
ungen bezeichneten Art erlaſſen hat.

B.N. Karlsrnhe, II Juli. Das „Geſetzes- und Ver—
ordnungsblatt“ macht betr. die. Inkraftfeßung des reichs
geſetzlichen Grundbuchrechts bekannt. Für die Grundbuch:
bezirfe der Landgerichtsbezirte Mannheim, Heidelberg
und Offenburg {ft das Grundbuch mit dem



Des Bruders Braut.

Noman aus der ruſſiſchen Geſellſchaft von C. Golowin.

Mit Genehmigung des Verfaſſers überſetzt von A. Hauff.
90) (Fortjegung.)
Xu.

Zu derſelben Zeit, als Knjäſchitſch ins Gerichsgebäude
fuhr, wär Wſewolod zu ſeinem Verteidiger gegangen, um
Yich mit ihm zu beraten, auf welche Weiſe Petja befreit
werden fönnte, ohne daß er fich felbfit aufs Menue der Ge—
fahr ausfeßte, in die Unterfucdhung verwickelt zu werden.

Wern erwartete ungeduldig die Rückkehr des- Gatten.
Sie fühlte fih unwohl und fröftelte troß der warmen
Maienfonne. Ihre in lebter Zeit übermäßig angeſtrengten
Nerven erſchlafften plötzlich Es befiel fie ein unwillkir-
ücher Schrecken, ähnlich demjenigen, welcher Seefahrer auf
dem Meere kurz vor dem hereinbrechenden Orkan zu er—
greifen pflegt, ein Schrecken, der um ſo heftiger wirkt,
als man die drohende Gefahr nicht kennt und daher keine
Vorſichtsmaßregeln gegen dieſelben treffen kann.

Kaum hatte Wera ſich mit dem Gatten verſöhnt, als
ie die Sorge um Petja wieder ſtärker beunruhigte. Un:
Neachtet der Verſicherungen ihres Vaters, daß in zwei
bis drei Tagen Alles wieder geordnet ſein wuͤnde, konnte
Wera ſich doc nicht des Gedankens an das Unrecht er-


— 9efügt worden war.
. Zw Ereigniſſe voraus,

als Sühne für das begangene
Unrecht.





















Freitag, den 12. Juli

DANCE

heim vom Amtsgerichtsbezirk Mannheim der Bezirk der
Srund- und Pfandbuchbehörde Schriesheim; vom Amts-
gerichtsbezirk Schwetzingen derjenige Teil der Gemeindege
markung Ketſch, welcher früher die abgeſonderte Gemarkung
Karls Sndwig-CSee gebildet Hat; vom Amtsgerichtsbezirk
Weinheim der Bezirk der Grund- und Pfandbuchbehörde
Leutershauſen; im Landgerichtsbezirk Heidelberg vom Amts—
gerichtsbezirk Heidelberg der Bezirk der Grund- und Pfand-
buchbehörde Rohrbach, die abgeſonderte Gemarkung Bruch-
hauſen; im Landgerichtsbezirk Offenburg der ganze Amtée—
gerichtsbezirk Triberg und vom Amtsgerichtsbezirk Bühl
die abgeſonderten Gemarkungen Windeck-Herrenwies und
Windeck-Hundsbach.

Die Beerdigung des Altreichskanzlers.

Schillingsfürſt 11. Juli. Der Kronprinz traf heute
Vormittag 10 Uhr am Bahnhof Dombühl ein und fuhr
mit, dem Fürften Philipp Ernft zu Hohenlohe, der zum
Empfang am Bahnhofe erfchienen war, zu Wagen hierher.
Der Kronprinz begab ſich alsbald nach der Schloßkapelle
und legte einen Kranz am Sarge des Altreichskanzlers
nieder. :

Schillingsfürſt 11. Juli. Die Feier der Beiſetzung
des Altreichskanzlers Fürſten Hohenlohe Schillings
fürſt nafın heute Mittag 12'/, Uhr mit der erften Einſeg⸗
nung der Leiche in der Schloßfapelle ihren Anfang. Die
zur Teilnahme an der Feier zahlreich erſchienenen Herrſchaften
nahmen in unmittelbarer Nähe des Sarges Aufftellung.
Der Kronprinz, als Vertreter des deutjhen Kaiſers,

Domkapitular Dr. Shädler aus Bamberg, hielt die
Trauerrede, in der er zunächft des vor drei Sahren erfolgten
Hinſcheidens der Gemahlin des Verblichenen gedachte und
dann das politijche Wirken des Altreichskanzlers ſchilderte.
In dankbarem Gedenken an dieſes Habe der Kaiſer
heute feinen Sohn hierher gejandt. Unter dem Ge—
läute der Glocken bewegte ſich der Trauerzug
zur Gruft nach dem Frieddofe. Zunächit Hinter
ſchritt der Kronprinz zur Rechten des
Fürſten Philipp Ernft; alsdann folgten die übriben Mit—
glieder des fürftlihen Haufes und die Vertreter der fürſt⸗
lichen Perſönlichkeiten, ſowie zahlreicher Körperſchaften des
ganzen deutjchen Reiches. In der ruft auf dem Fried-

ſetzung jtatt. Der Kronprinz und nach ihm die Übrigen

Teilnehmer an der Trauerfeier warfen dem Hingeſchiedenen

drei Schaufeln Erde ins Grab. . ——
Aſien.

Soeul, Korea,) 11. Juli. Der „Köln. 3.“ wird

Tage lang hindurch zwiſchen katholiſchen Miſſionaren

Miſſionsſchülern und der Bevölkerung zu blutigen



Wſewolod blieb lange aus Sein Verte diger ließ ihn
zuerſt warten und führte dann mit ihm eine ansgedehnte
mit allerlei Nebenſächlichem ausgeſchmückte Unterhaltung

Wera ging inzwiſchen unruhig von einem Zimmer ins
andere und horchte auf jedes Geräuſch. Plöglich hörte

anjcheinend unbekannte, ihrer Stimme nach noch junge
Dame verlangte hartnäckig Einlaß. Der Diener erwiderte
ihr kurz, es ſei ihm verboten, Unbekannte einzulaſſen, und

Wera horchte erſtaunt auf.
„Ich habe Ihrer Herrin eine wichtige Mitteilung
au machen”, Hörte fie wieder die unbekannte junge Dame
Jagen. .
Ich ſage Yonen aber“, entgegnete der Diener. „daß
ih Sie fo nicht einlaffen darf. „Kyrill“ — rief er
einent anderen Diener zu — „melde der gnädigen Frau,
daß eine unbekannte Dame Zutritt bet ihr verlangt, aber
ihren Namen nicht nennen will!“ .
Wera Hifnete nun ſelbſt die Thüre zum Vorzimmer
Auf dem Vorplatz ſah fie eine junge, ſchwarghaarige Dame
ſtehen, von hohem, inerkwürdig ſchlankem Wuchs. Die
Fremde war außerordentlich einfach in Schwarz gekleidet.
Ein Schleier bedeckte ihr SGeficht. In den Händen hielt
jie einen Heinen Lederkoffer ; . .
Was bedeutet denn der Lärm, Saweli?“ fragte
Wera den Lakai.







Nun“, verſuchte ſich dieſer zu entſchuldigen, man

Fernſprechanſchluß Nr. 621. 1901.

Zuſammenſtößen. 15 Eingeborene und gegen 300 Miſ—
fionsjchüler find gefallen, Die Schuld. ift nach Anſicht
des Gouverneurs den Miſſionsſchülern beizumeſſen, da die
Steuereinnehmer mit ihrer Unterſtützung ungeſetzlich hohe
Steuern von den Eingeborenen erhoben Hätten. Ein fran—










da auch zwei fränzöſiſche Miſſionare gefallen fein ſollen
Indeſſen ſind beide noch lebend vorgefunden worden, ſodaß
das Schiff wieder abdampfen Konnte.
Regierung beauftragte die Beamten in Huanktan, ſowie


mit. Aus der Nachricht läßt fich nicht erfehen, ob man
e8 mit erneuten Unruhen oder mit der verfpätet in Soeul
eingetroffenen Nachricht kürzlich vorgefommenen Unruhen
Damals
Jandte Nırfland drei und England zwei Kreuzer nach der


treffenden Kreuzer längſt abgedampft ſind, und es demnach
nicht unmöglich iſt, daß es N um neue, durch den fana-


ſchreitungen handelt.

Wahl-Bewegung.
B.N. Pforzheim, 11. Yuli. In einer heute Abend




wurde für die bevorftehende Landtagswahl im Bezirk
Pforzheim = Stadt als Kandidat Netchstagsabgeordneter
Adolf Ge ck- Offenburg aufgeftellt. \ :

Vermifchte Nachrichten,






die Leiche des 33 Kahre alten Korbmachers Georg Beilz
felder von Neckarau geländet.
und hinterfäßt eine Witwe mit 7 Kindern.
ſcheinlichkeit nach liegt Selbftmord vor.

B.N. Mannheim, 11. Juli
Unglücsfall.]

heim in raſendem Tempo.

hindert, bemerkte Weiß ein ihm entgegenfommendes

Fuhrwerk zu ſpät.

X





Einlaß.“
„Was wünſchen Sie von mir?“ — fragte Wera mit

leiſer, jedoch etwas herablaſſend klingender Stimme.

Sie erkennen mich nicht?“ fragte die Eingetretene.

Den Schleier in die Höhe

Wera zu. ;











ihr gegenübergetreten war.


das Gedächtnis der jungen Frau eingegraben, daß lebtere
ie augenblicklich wiedererkannte. ; ;

Wera trat, von unüberwindlichem Abſchen getrieben,
einen Schritt zurüd. „Sie wagen e$ noch, zu mir zu
kommen“, rief fie
Stimme aus.




nur, um mich nach Ihrem Manne zu erkundigen.“
„Nach meinem Mann? Was
Mann zu ſchaffen?“
Ein Lächeln überflog Katjas ſchmale Lippen.
ſie antwortete, warf ſie einen flüchtigen Blick auf Wera,
in dem ſich unverhohlene Bosheit ausdrückte




\



 
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