Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Lokalanzeiger: Neuer Heidelberger Anzeiger (27) — 1901

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.43807#0795

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext





Erſcheint täglich mit Ausnahme der Somn- und Felertage.
— und das 8ſettige
Aluſtrierte Sonntagsblatt⸗ Preis 30 Pfg. mit den Be—
biſenn Pig, monatlich. Duro die Boi vierteljährlich
. : ‚1 ME, obne Beftellgelh. er







28. Jahrgang.
Druck und Verlag von EG, Geifendörfer,
Derantwortlih: Hd, Geifendürfer,

Mr. 198. Fernfprehanfluß. Nr. 621,











WMontag den 26. Anguſt









































Deutſches Reich.
Wilhelmshöhe, 24 Auguſt. Der Kaiſer beſuchte
im Laufe des Vormittags den Maler Proſeſſor Knackfuß
in deſſen Künſtlerwerkſtatt. RR
Berlin, 24. Auguit. Das „Armeeverordnungsblatt“
veröffentlicht ‚eine Cabinetsordre des Katfjers, wo-
nad) das 2. Leibhuſarenregiment Kaiſerin künftig den
Namen: 2. Leibhuſarenregiment Königin Viectoria von
Preußen führen ſoll.
Berlin, 24 Auguſt. Nach der „Nordd Allgem Ztg
wird der Reichskanzler Graf Bülow der Begegnung des
Kaiſers mit dem Zaren beiwohnen. Nach den der
„Norddeutſchen“ zugeßangenen Meldungen ſoll dies auch
dem Wunſche des Kaiſers von Rußland entſprechen.
Inſterburg, 24 Auguſt. Die „Oſtdeutſche Volksztg.“
meldet: Eine Commi ſſion des Diviſſionsger ichtes
begab ſich heute Morgen nach Gumbinnen, um wegen der
Ermordung des Rittmeiſters v Kroſigk eine neue
Unterfuch ung anzuftellen. „Der Zeuge Skopekiſt
telegraphiſch von Allenftein geladen. (Notiz des Wolfichen
Telegraphen Bureaus: Weder in Allenſtein noch in Gum⸗
binnen iſt über dieſe Meldung Authentiſches zu erfahren.)
* *

x
Zur Wahlbewegung.
B Karlsruhe, 25. Aug. Auf Grund des 8 36 der
Landtagswahlordnung wurden bei der Aufſtellung der
Wählerliſten für die Wahlmännerwahlen zur Wahl‘ der
Abgeordneten zur II. Kammer 321 Perſonen als nicht
wahlberechtigt geſtrichen und zwar eine Berfon als ent-
mündigt
B. Freiburg, 25. Aug. In der am Freitag Abend
ſtattgefundenen Generalverſammlung des Liberalen Ver—
eins wurde u. a, Herr Prof. Keller, Direktor der höhe—
ren Mädchenſchule, als Kandidat für die bevorftehenden
Sandtagswahlen aufgeftellt. Derfjelbe Hat die Kandidatur
angenommen U
Donauejdhingen, 25. Ang. Für den Wahlkreis Donau-
eichingen wurde un einer äußerſt zahlreich beſuchten Ver—
trauensmänner=VBerjammlung als Zentrumstandidat für die
beborftehenden Landtagswahlen einftimmig Herr Nat chreiber
Matthias Willmann in Hochemmingen aufgeſtellt; der⸗
ſelbe hat die Kandidatur angenommen.
. B.N. Waldshut, 25. Aug. Die nationallikerale Partei
Mt nunmehr auch im 6. Landtagswahlfreis (Waldshut-
Bonndorf-Feſtetten) in den Wahlkampf eingetreten. Kan-
didat derfelben ift der bisherige langjährige Abgeordnete,
Herr Sparkaſſenverwalter Ferdinand Kriechle-Bonn—
dorf. Derſelbe hat die Kandidatur angenommen. Ueber
den Kandidaten der Centrumspartei verlautet noch nichts.
. — Frankreich, 2
Paris, 24. Aug. Der „SFigaro“ fordert in. einem
Offenen Brief den Präfidenten Lonbet auf, angeficht3 der
tvorftchenden Ankunft des Zaren von feinem Begnadigungs-



rechte Gebrauch zu machen und Deroulede, Habert, Buffet,

allen Zweifel erhaben fei, die Rückkehr nach Frankreich
zu erlauben Der Zar werde über dieſen Gnadenbewels
mehr erfreut ſein als über ein Feſtmahl und ein Prunk—
ſchauſpiel. Der Gaulois“ will wiſſen, daß Herr Loubet
den Gedanken einer Begnadigung ſchon ſeit mehreren Tagen
erwäge und auch das Einverftändnis Waldeck - Rouffealıs
dafür gewonnen habe. Die nationaliſtiſche Preffe, auch der
„Sigaro“", hält das BVerbleiben des Handelsminifters
Millerand im Miniſterium nach der geſtrigen zaren⸗
feindlichen. Kundgebung: der fozialiftifchen. Parter für un-
möglich, und ftellt ihn vor die Wahl, entweder feine Ent:
faffung zu nehmen oder feine Zugehörigkeit zur ſozialiſtiſchen
Partei zu verleugnen Er koönne nicht gleichzeitig der Po
liti£ der internationalen Revolutionäre dienen und der einer
Pegierung, die den Zaren zu nationalen und militärijchen
Feſten einlade — Der Botſchafter Conſtans hat dem
Sultan angezeigt, daß, wenn bis zu einer beſtimmten Friſt
den franzöſiſchen Anſprüchen nicht Genüge geſchehen ſei,
er das türkijche Gebiet verlajfen werde. —

Belgien.

Brüffel, 24. Aug. Der Brüffeler Ausſchuß der
internationalen -fozialiftifldhen Partei hatte befanntlid an
die englifche Arbeiterpartei eine Anfrage gerichtet, ob ſie
geneigt wäre, einen Ausſtand der engliſchen Induftrie—

ſtellung der Feindfeligkeiten in‘ Südafrika zu erzwingen.
Der Führer der fozialdemokratifjchen Föderation Hyndman
hat darauf folgendermaßen geantwortet: Wir Wunen in
diefer Beziehung feine nügliden Schritte unternehmen:
Ihre Vorſchläge können zu keinem praktiſchen Ergebnis
führen und zwar aus folgenden Gründen: 1. {ft der Krieg
in Südafrika nicht mehr aufzuhalten, 2. Haben wir ſchon
alle Einſpruchsmittel erſchöpft und 3. würden uns die
Gewerkvereine nicht folgen; die den Ausſtand empfehlen,
kennen offenbar das engliſche Leben nicht; wenn aber der
Ausſtand auch möglich wäre, ſo wäre ich doch dagegen.
Eine internationale Einſpruchsverſammlung in London
würde ohne Wirkung bleiben. Alle Mächte haben Ber-
gewaltigungen auf dem Gewiſſen. Japan und Amerika
in China, Deutjhland in Oft: und Weſtafrika wie
in China, Belgien im Congoſtaat, Frankreich auf Mada⸗
gaskar, Amerika auf Cuba und den Philippinen, Rußland

wollen, um dort eine, internationale Kundgebung gegen
England zu veranftalten, als wären die Engländer um-
menjchlicher als die anderen Nationen?“ In gleichem
Sinne haben {ich die italienifchen und fhweizerifchen Ge-
hoffen geäußert. Die Burengreife knüpft an dieſe Antwort
Betrachtungen über den Bankerott des Sozialismus auf
dem Gebiet der Menjehlichkeit und will nicht verſtehen,
warum die englifchen Arbeiter wohl für eine Lohnerhöhung








un

Aug um Auge, Zahn um Zahn.
oman von Karl Eden. —

0 . [Nachdruck verboten.)

: Sortſetzung.)
„Bleibe hier!“ rief er Moſes zu, welcher verſuchte,
Mit der Ordonnanz hinauszufchleichen, „Sleibe hier, und
ließe die Thüre! Wie verteufelt ſchwer iſt dieſe Chiffre⸗
chrift zu leſen! Moſes“, ſagte er plötzlich, als er das
elegramm enträtfelt Hatte, „Du mußt heute Nachmittag |
ach Tiraspol gehen! Keine Widerrede ! Morgen wird dort
ine Nihiliſtenverſammlung ſtattfinden, bei der Di an⸗
eſend ſein mußt!“ — Das Geficht des Kurden erbleichte.
Bringe mir ein Verzeichnis der thatigſten Verſchwörer
Hd, nun merfe Dir! — Seine Stimme wurde leife und
ndringlich — „wenn Dur Fürft Sudakow mit dieſen
Aufrührern verwickeln kannſt, wenn Du gegen ihn etwas
orbringen kannſt, was ſofortiges Eingreifen rechtfertigt,
„fo follft Dir fogleich die zehntaufend Rubel zurüc-
Halten, die ich entlehne, und dazn noch halb ſoviel als
inſen, verſtehſt Due

Schlumm nickte und wilde Geldgie
nſtäten Augen —
WMoſes verſteht Exzellenz ſehr wohl“, ſagte er, „aber
tun Sie wollen, daß die Lampe brennt, müſſen Sie

el eingießen.“ ;
Dort mit Dir! Schaffe Dir felbft die Mittel 1" rief
„Fort und mache

r funkelte in ſeinen







Schlumm ſchlich eingeſchüchtert aus dem Zimmer und
fuhr ſogleich nach Tiraspol. Dort angekommen zog er
zuerſt Erkundigungen ein, welche den Fürften betrafen,
mußte aber zu ſeinem Leidweſen erfahren, daß der Fürſt
an der Gicht darniederliege und wohl noch manche Woche
nicht fein Schloß werde verlaffen Können. Er erfuhr auch,
daß die Fürftin mit der Gräfin Bromirska am folgenden

er Bodiskow durch den Telegraphen. Dann ging er ſo⸗
gleich nach dem Haufe eines feiner Glaubensgenoſſen, wo
er die Nacht ſchlaflos zubrachte.

Alle die kleinen Plaͤne, die Moſes Schlumm gemacht
Hatte, wurden durch die unerwartete Krankheit des Fürſten

ficht mehr habe, fein Geld aus den Krallen ſeines gefürch—
teten Gebieters zurückzuerhalten. Doch es konnte immer
noch etwas ſich ereignen, und er beſchloß, die Nihiliſten⸗
berfammlung zu befudhen, wo er ficherlich ein Stück Geld
verdienen fonnte, indem. er die Mitglieder verriet oder
ihre Geheimniſſe ausſpionierte Schon oft hatte Mojes
gute Nachrichten, die ihın Geld einbrachten, erfahren, in-
dem er anderer Leute Angelegenheiten ausfpionterte. Sein

er die alte Wahrheit erkannt, daß der Sieg nicht durch
Faulheit zu erringen ſei.
Am folgenden Morgen zwiſchen elf und zwölf Uhr



in





St Oberft, indem er fich zornig erhob,
ine Sache gut, dann erhältft Dur Deine Belohnung.“














Anzeig die 1-{paltige Betitzeile oder deren Kaum
20 — Zofale Ge{dhäfts- und Privat-Anzeigen bedeutend.
ermäßtgt. Meklamen 40 Pfg. Für Aufnahme von Anzeigen.
an beittimmten Tagen wird nit garantiert. Gratisverbreitung
: We durch Säulenanſchlag. —










9

Fernſprechanſchluß Nt 621. 1901.





Idee.

England,

pfing vor jeiner Einjchiffung in Simonstown eine Ab-
ordnung von gefangenen Buren, die ihn und der Her⸗
zogin mehrere Serviettenringe und eine Broſche, alles aus
Münzen mit Krügers Bildnis angefertigt, zum Geſchent
machten. . S , ;
London, 24 Aug. Wie der Pekinger Berichterſtatter
der „Times“ meldet, werden, während der chineſiſche Hof
die Erfüllung der zur Vervollſtändigung des Protoko ils
nötigen Förmlichkeiten verzögert, großartige Mengen von
Waffen in den chineſiſchen Zeughäuſern angefertigt und
auch eingeführt, hauptſüchlich auf dem Yangje. Der Be-
richterjtatter der „Morning Boft,“ der joeben von einer
Reiſe in die Mandſchurei zurückgefehrt ift, berichtet aus
Z{Oifur vom 23., Rußland habe etwa 180000 Mann
in Oſtaſien, davon ungefähr ein Drittel in der eigentlichen


ſtarke Beſatzungen in Mukden, Girin und Charbin belaſſen

würden. Dieſe Eiſenbahnwache werde auf eine Slarke von
29000 Mann gebracht. —

Nord Amerika.
Newyork, 24. Aug, Aus Colon wird gemeldet : Aır

Bogoto (Columbien) datierter amtlicher CErlaß gerichtet
worden des Ynhalts: Da der Krieg mit Hilfe von Ans-

drohe, jehe id) die Regierung gezwungen: 1) die Zahlung
aller [hwebenden Rechnungen für Kriegsmatertial vorläufig
einzuſtellen und die Ausgaben und die Zahlungen der
Heeres und VBerwaltungstoften vorläufig zu beichränken,

und freimige Anleihen und Kriegskontributionen zu er⸗

„Südamerika,

Buenos-Ayres, 23. Auguſt. Wie die „Times“
meldet, legten etwa 5000 am Bau einer Zweigeifenbahn
der „Great Southern Railway“ befchäffigte Arbeiter die
Arbeit nieder mit der Begründung, daß fie den ihnen
zufommenden Lohn nicht voll erhielten. Die meiften von
ihnen jind bewaffnet md nehmen eine drohende Haltung
an. Die Regierung gab Befehl, daß {ich Cavallerie und
andere Truppen
zu halten haben.



















chen leiſe und ernjthaft; man fand darunter alle Typen.
Es maren Studenten und Künſtler, in abgetragener Klei—

man meiſt Thee und Branntwein, auf einigen auch Teller
mit verdächtig ausjehender Suppe. > —

Moſes ſprach mit einem andern Juden mit einer Taſſe
Thee in der Hand. Er hielt ſeine Augen auf eine Thür

fand und nach einem anderen Zimmer zu führen ſchien,
wo etwa vierzig Perſonen verſammelt waren. Die UÜnter
haltung wurde aber ſo leiſe geführt, daß das ſchärfſte
hr wenig oder nichts vernehmen konnte. —

Plötzlich wurde dieſe Zhüre geöffnet, tiefes Schweigen
herrſchte, während drei Männer eintraten, welche ihrer

ſſen ausſeheuder junger
Mann, warf einen haſtigen, aber



Stimme als das Verſtändnis der aufgeregten Perſonen
erforderte: „Diefen Abend wollen wir das Schachturnier
beendigen, um halb acht Uhr, merkt euch, in Anton Petro
witſch's Werkſtatt. Bis dahin lebt wohl!“ —

Der Sprecher durchjhritt rafd das Zimmer und ver-

daß in einer halben Stunde Mofes S
in dem verräucherten Zimmer fah.
Sobald er bemerkte, daß cr allein war, ftand er auf,

chlumm ſich allein


 
Annotationen