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Heidelberger Lokalanzeiger: Neuer Heidelberger Anzeiger (27) — 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.43807#0567

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Erſcheintt Ii 7— A * Con und Setertage. 8

Als Beilagen das „Heidelberger Volksblatt“ und N Sfeitige |

„Illuſtrierte Sonntagsblatt“ Preis ZO Pfg., mit den Heiz |

Hättern 40 Bi monatlig. Durg die oft vierteljährlie
ME, ohne BeiteNgeld.




















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durch Säulenanſchlag.







8. Jahrgaug.
—III—






Jeruſprechauſchluß Nr. 621. 1901. nn




Curhaben, 19. Juni. Nach Beendigung der geftrigen
— Regatta anf der Unterelbe fand an Bord der Dampfyacht
„Viktoria Qnije“ der Hamburg-Amerika-Linie ein Mahl
ſtatt, an dem der Kaiſer und Prinz Heinrich teilnahmen.
In Erwiderung auf die in ein Hoch auf den Kaifer aus:
llingende Rede des Bürgermeiſters Dr. Mönckeberg,


= Inüpft hatte, fagte der Kaiſer etwa folgendes:
ur die beredten Worte Ew. Magnificenz ſage ich
Ihnen Herzlichen Dank und ſpreche Ihnen und allen
Kameraden auf dem Waffer meine Freude aus, daß es
mir bvergönnt iſt, unter GÖhnen wieder einmal als Teil-
nehmer an den Wettfahrten des Norddeutſchen Regatta—
vereins zu erfcheinen. Se. Magnificenz ſchilderte uns
in kurzer markiger Anſprache ein Bild der Entwicklung
unſeres Vaterlandes auf dem Gebiete des Waſſerſports
und ſeiner Beziehungen zum Auslande im letzten Jahre
in ſo trefflicher Weiſe, wie es beſſer und ſchöner nicht
geſchehen konnte. Meine ganze Aufgabe für die


gelegt worden ſind, auch in Ruhe und Sicherheit auf—
ſprießen kann. Wir haben uns, trotzdem wir noch keine
Flotte haben, ſo wie ſie ſein follte, einen Platz an der
Sonne un und es wird nun meine Aufgabe fein,
dafür zu forgen, daß diefer Pla an der Sonne uns




wirken fönnen auf dey Handel und Wandel nach außen,
die Induſtrie und Landwirtichaft nach innen * auf
den Segelſport auf den Gewäſſern — denn unjere Zu- |
. Tunft liegt auf dem Waller. Fe mehr Deutiche auf
das Waſſer hinauskommen, ſei eS im Wettitreit des |
Segelſports ſei es auf der Reiſe über den Ocean oder
im Dienſte der Kriegsflotte, deſto beſſer iſt es für uns
Denn hat der Deutjche erft einmal gelernt, feinen Blick
auf das Weite und Sroße zu richten, ſo berſchwindet
das Kleinliche, das ihn im Leben hin und wieder um—
ängt. Wenn man dieſen hohen, freien Blick haben will
o iſt wohl eine Hanſ aſtadt der geeignetſte Standpunkt.
dafür Was wir vorher aus. der Gelchichte unferer
— Entwichung vernommen haben, i{t doch wohl weiter nichts,
als was ich ſchon einmal hervorgehoben Habe, als i
meinen Bruder hinausſandte auf die oſtaſiatiſche Station.
Wir Haben die Konfequenzen gezogen aus dem,
= was Kaijer Wilhelm der Große, mein unver
geßlicher Großvater und.der große Mann, deffen
. Denkmal wirfoeben enthüllt haben, als ihre
Schspfung uns hinterlafſen haben. Die Con⸗
ſequenzen beſtehen darin, daß wir dort einſetzen,
wo in alter Zeit die Hanſa hat aufhören
muſſen, weil die belebende und beſchützende Kraft des
Kaiſers fehlte.
Möge denn nun die Aufgabe meines Hauſes ſein, bis








— J ahre hinaus in Frieden den Handel
und Wandel zu fördern und zu ſchützen! Ich erblicke
in den Exeigniſſen die ſich in Chlna abgeſpielt haben
und die in der jetzigen Heimkehr der Truppen ihre Been
digung finden, eine Gewähr dafür, daß der europäifche
SFriedeauflange Jahregefihertift. EEE a
der einzelnen Contingente haben eine auf gegenfeitige Hoch:


hervorgerufen, die nur zu dem Beſtande des Friedens
beitragen fann.

Hanſa wird Bahnen ziehen, ihnen neue Äbjabgebiete zu
‚erfämpfen und zu erwerben. Da Kann ich mich als
Oberhaupt des Reiches nur Über jeden Hanfeaten —
mag er Hamburger, Bremer oder Lübecker fein —
— freuen, der hinausgeht mit weitem Blick und nene
Punkte fucht, wo wir den Nagel einjhlagen fönnen, um
unſer Rüſtzeug daran aufguhängen. Deswegen glaube
ich wohl aus Ihrer aller Herzen zu ſprechen, wenn ich
mit Dank anerkenne, daß der Direktor dieſer Geſellſchaft,
die diefes wundervolle Schiff nach dem Namen meiner

Frucht dereinſt unſere Enkel einheimjen werden.
der freudigen Hoffnung daß dieſer unternehmende Han—
ſeatengeiſt ſich immer weiter ausbreiten möge, erhebe ich
mein Glas und bitte alle diejenigen, die meine Kame⸗
raden auf dem Waſſer find, mit mir einzuſtimmen in
ein Hoch auf den Segeliport und hanſeatiſchen Geiſt.


berener — bis gegen Ende 1 DE an —

Dentfches eich,
BN. Garten 19. Suni. Verkehr mit Wein.
Im Einverftändnis mit Großherzoglichem Minifterium der
Finanzen wird bekannt gegeben, daß zur Entgegennahme


ähnlichen Getränken bezeichneten Anmeldung die Finanß
und Hauptſteuerümter zuſtändig find, in deren Dienſt—


Die Vornahme der amtlichen Kenn⸗
zeichnung der Betriebsgefäße erfolgt nad Anordnung der


erhebungsperſonal. Als amtliches Kennzeichen dient eine
kreisrunde, fenerrote Marke aus Papier, welche die deut-
Verkauf nur bis 1. Oktober 1902 ge⸗

zeichnung veranlaſſenden Stelle verſehen iſt. Die Marke
iſt bei Flaſchen oberhalb der Stelle, an welcher die Eti⸗
ketten aufgeklebt zu werden pflegen, bei Gebinden ober—


bringen. Gebinde jind außerdem dadurch zu kennzeichnen,









mitteljt Delfarbe ein 5 Centimeter breiter feuerroler band
artiger. Streifen gezogen wird.
Brunsbütteltoog, 19. Juni

Nachmittag 12% Uhr die Hiefige Schleufe nah Kiel.
Kiel, 19. Sun,

helm II.“ nach dem Linienſchiff „Kaiſer Wilhelm der
Große“ verlegt worden. Das letztere ſebte die Flagge des
Prinzen auf. ;

Berlin, 19. Yun. Das Truppentransportſchiff
„Hamburg“ mit der Munitionskolonnenabteilung an
Bord iſt am 18. Juni in Sg eingetrofe und

geht heute weiter. ;
Ruß an d.

Petersburg, 19. Juni. Der „Negierungsbote“ macht
bekannt: Der Kaiſer hat geſtern befohlen: 1. Von den
wegen Teilnahme an den Unruhen relegirten und jebt
zur Strafe Militärdienit leitenden Studenten werden die,
die durch TFamilienrang Privilegien 1. Kaffe befiben,
oder die, welche durch) körperliche SGebrechen zum Militär-


freit.

züglich des Militärdienjtes eingejebt. 3. Allen anderen


die Dienfizeit angerechnet vom erften Tage des m Dee .
antritt Folgenden Monats ab.

Die Wirren in "China,

P etin g, ‘19. Sunt,



einzurüden. €$ wurde befchloffen, daß es nicht ratfam
jet, hierauf einzugehen, bis gegen Ende Auguft alle fremden
Truppen Peking verlaffen Hätten. Desgleichen haben die


botene Stadt ſo lange bewachen, bis die chineſiſchen Truppen
in Feeling eintreffen. .

Der jünafeifani{che Srieg.

Haag, 19. Yunl, Dr.
digungen des engliſchen Blaubuchs,
Führer ſeien von der Dynamitgeſellſcha ft in Zrans-




nur nah Sicherheit ihrer perſönlichen Fr eiheit ver⸗










— Des Bruders Braut,
. Roman aus der ruſſifchen Gefellſchaft von C. Golowin.
Mit Genehmigung des Verfaſſers Überfegt von A. Sauff,

71) — (Fortfegung.)








Sadı" unterbrach ihn Wjewolod, indent er ein Bein über
508 andere legte und fich eine Cigarette anzündete. Das
betrübte Ausſehen Philipps gab ihm feine überlegene Hal-
!Ung wieder.

Nun, ich denke, das iſt nit das erſte Mal! Haben
Sie denn jo dringend Geld nötig?“

„So dringend, Väterchen“, ſeufzte Philipp, „daß ich
die ertränfen muß, wenn ich es nicht erhalte. Und wozu
ſißt denn eigentlich dieſer Geizhals bei ſeinen gefüllten
Geldjehränten? Ich werde e8 ja doch einmal erhalten!
ber jet und fo large er lebt, giebt cr nichts Heraus!“
m Mit der VMiene eines Menſchen, deſſen Lage alles
Mitgefügt verdient, erzählte num Philipp, daß er an den
rafen Sergantſchikow, einen jungen Mann aus den
Geſellſchafte reifen, achttauſend Rubel verloren und
abel nicht einen einzigen in der Taſche habe. .

Wenn ich an irgend jemand von meinen guten Be⸗
unten ‚verloren Hütte”, feßte er hinzır, „Io würde ich mich

Nicht genieren, ihn warten zu laſſen. Die wiſſen es ja,

eſſen Sohn ich bin, aber mit Sergantſchitow kann ich
icht t jo verfahren!“

_ Obgleich Wiewolod nicht jcherBaft zumute wär, "mußte














r doch mem.




irgend ein Wucherer mit Bergnügen das Geld vor⸗
ſtrecken!“

„Das iſt leicht geſagt! Aber wiſſen Sie wohl was
mein wertgeſchätzter Papa gemacht hat? Er hat öffentlich
der ganzen Welt erklärt, daß er meine Wechſel nie ein—
Sehen Sie, ſo iſt er! Ich würde mich
freuen, wenn ich erſt ſagen könnte Leicht fer ihm die


Bitten um Unterftüßung wird mir nur eine entfohiedene
Weigerung zuteil. Was fol ich nun anfangen? Straßen:
raub iſt noch das einzige Mittel, das mir verbleibt!“

„Dazu find Sie nicht gewandt genug“, fagte Wiewo-


fügen, 5a ev erwartete, Philipp würde {ich num entfernen.
Die Bekenntniſſe des Erben Rasmetalskis intereſſierten
ihn herzlich wenig.

— „SO kam anf den Gedanken“, nahın indes Philipp
ſchüchtern die Unterhaltung wieder auf, „ob Sie mir nicht


„Wie, ich? Da kommen Sie gerade an die richtige
Adreſſe!“
Wſewolod war ganz erſtaunt vom Stuhl aufgeſprungen.
„Yun — ich meinte nur — Sie haben ja doch Geld.
Gott fer Dank, für Sie iſt ein ſolcher Betrag ja nur
eine einigkeit!
Jetzt verfiel Wſewolod in Nachdenken.

\







„Wie viel Haben Sie denn nötig?“ fragte er.
ich nicht irre, fpradjen Sie von achttaufend ?“
„DO, wäre e8 nicht möglich, zehntaufend zu erhalten ? .


Sie wollen? Sie nehmen ja doch immer noch weniger
als ein Wucherer“, fügte Rasmetalski junior lebhaft Hinzu.


zeug zur eigenen Rettung benuken Könnte.
„Es handelt ſich nicht um die Prozente“, ſagte er


jet, feine Gedanken zu erraten.
aus dieſer ſchwierigen Lage Helfen, aber unr unter einer
Bedingung.

nicht vorrätig .

in SGejchäften angelegt.”


dem Kopfnicken, als ob das Wort „Geſchäfte ihn in


„Und nicht nur habe ich kein bares Geld“,

Sinnen nötig. Natürlich wird es mir nicht ſchwer
fallen, foldhes zu beichaffen; denn an Kredit fehlt eS mir
ja nicht. ‘ Mber ih möchte nicht gerne einen Wechjel mit
meiner. UnterfArift ausgeben. Sie begreifen das natürlich?"
Philipp nickte mieder mit dem Kopfe zum Zeichen der





















 
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