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Heidelberger Lokalanzeiger: Neuer Heidelberger Anzeiger (27) — 1901

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Seldeine tänlich mit Ausnahme der Somn= und Feiertage.

N Beilagen das „Heidelberger Bolfsbhlatt“ und das 8feitige

{N Ytrierte Sonmutagsblatt“. Preis ZO Pfg., mit den Bei-

üttern 40 Big. monatlich. Durch die Poft vierteljährlich
I ME ohne BefteNgeld. .





28. Jahrgang.
MC and Verlag von G. Geiſendörſer.


r. 184.

Die Heimkehr Walderſee's.
Hamburg, S. Hug. Eine zahlreiche Menjchenmenge
& id) am Hafen, der bis weit über Altona hinaus mit
ſahnen und Gewinden geſchmückt iſt, angefunden Auch
* Strahen Hambargs, beſonders die, welche der General
marſchall Geaf Walderſee puſſieren wird, find
x geſchmückt Um 11 Wr traf der Dampfer „Gera“,
SM Zahlreichen Paſſagierdampfern begleitet, ein., Die
dannſchaften waren auf dem Oberdeck verſammelt umd
achten beim Paſſieren der St. Pauli-Landnagsbrücke ein
aches Hurrah aus, das von der Menge erwidert wurde
Alta vor M Uhr verließ der Generalfeldmarſchall mit
‚TOlge die „Gera“ zrid begab ſich auf den feſilich ge—
"Omücten Dampfer „Willlommen“. Ohne Muſit und
| Mer den braufenden Hochrufen einer nach Taufenden
| Olenden Menge fuhr der Deimpfer die Kurze Strece bis
A Se feſllich geſchmückten St. Pauli-Laudungsbrücke, wo
ürgermeiſter Heckmann mwie zahlreiche Generäle {ich
Si dem dort ertichtenden Em fangszelt eingefunden Hatten.
a fand militärificher Empfang ftatt.
detende General des N Armeekorps v. Wittich
ichtetete an den Generalfeldmarſchall eine Anſprathe. Ge—
Ei bon den Generälen und zahlreichen anderer Offizieren
nn Nunmehr Graf Walderjee in der Uniforu der Königs:
anen, den Marſchallſtab in der Rechten, bei ſirömendem
N aus dem ‚Zelte. «Die Chrenkompagwie präfentierte
u abermals erſchollen brauſende Hochrufe. Der Gene—
afeldmarſchall ſcheitt die Front der Ehrenkompagnie ab
nahm dann vor dem Zelte Aufſtellung während, die
hrenkompagme einen Parademarſch ausſuührte Darauf
ſtieg Graf Walderſee mit dem General v Wittich den
ülawagen und fuhr durch die reich geſchmückten Straßen
A dem Rathaus, mo um Halb 2 Uhr der Empfang
ACC den Senat {tattfand. Vor und Himter dem Wagen
lten Abteilungen der Königsulanen, bei Denen Graf
% alderſee a ka suite ftcht. Während der Fahrt grüßte
N Graf fortmührend und ermwiderte auf das herzlichſte
© Huldigungen des Bublikums. An den Empfang {chloß
ein Frühkück san. Das Ausſehen des Generalfeld—
— ſchalls war vorzüglich. Der Bürgermeifter betonte in
ner Anſprache die Verbienſte des Grafen Walderſee um
% Weltfriedem and Die Erhöhung des deutjeen Anfehens.
| brachte daum win. Hoch auf den Kaifer aus und teilte
SM Grafen die Berleihung des Ehreubürgerrechts der
ut Hamburg mit. Graf Walderſee betonte in ſeiner
Iegnung daß ihm allein nicht das Verdienſt gebühre,
ern ebenſo den Offizieren des Armeeoberkommandos
di oſtaſiatiſchen Expeditionskorps und der deutſchen Marine,
© alle voll, und ganz ihre Schuldigkeit gethan hätten.
und Tinnerte an die Achweren Kämpfe der Flotte vor Zafır
Au an die vorzügliche Haltung des Landungskorps.
N das Expeditionskorps bewies eine vorzůgliche haltung
derwarb ſich dunch ſeine Tüchtigkeit und Manneszucht



















t














3 — —
ug' um Auge, Zahn um Zahn.
N Roman von Karl Eden. ;
5 Machdruck verboten.
Gortſetzung.)
Bo „Daben Sie Heute Morgen viel zu thun?“ fragte
ea, als er fein Sehreibzimmer betrat, wo Georg
lee Öffnete und beantwertete, „ich habe Ihnen etwas
Mges zu ſagen.“
„Nein, ich habe nichts Eiliges zu erledigen“, erwiderte
Jünge Mann etwas verwundert. „Hier ift ein Brief
ogazki über die Eiſenminen im Ural.“
„Pah, er will wieder Geld haben“, erwiderte Bon-
a en er kann warten! Mun, Georg, was ich Ihnen zu
daß habe, erfordert nur einige Minuten, aber ih wünfche,
sn £S eine Woche lang überlegen, ehe Sie mir ant-
ren ‚Sie ſprechen franzoſiſch und deutſch?“
„Ja.“ —
Und ruſfiſch“
„Nicht fließend, es fehlt mir noch die Uebung.“
4. Weun ich Sie zum Geſchaftsführer in Odeſſa machen
glauben Sie, daß Sie imſtaͤnde wären, das Ge:
zu leiten? Das iſt die Frage, die Sie gründlich
in a jollen. Ich werde Bonsfield behalten, er {ft
n Atrefflicher Mann und ſoll ſechs Monate lang bei
en bleiben, um Sie mit allen Einzelheiten bekannt zu
N, und dann foll das Gefchäft ganz in Ihre Leitung
chen. Nun fahren Sie nach Wafkefield, befuchen Sie
© Eohweiter, nehmen Sie Äbſchied, wenn Sie ſich

I)














S








Freitag, den 9. Auguſt

die Mehtung aller Nationen. Nicht allein diele, [ondern
aucg die Achtung der Feinde, der Chinefjen, worauf er be⸗
ſonderen Wert lege, denn ein Aſiate habe nur Hochachtung
por überlegener Kraft. Er hoffe, daß die deutſchen Handelsbezieh⸗
ungen im fernen Oſten weiter aufblühen, wo der deutſche Name
n den letzten Jahren mächtig im Auſehen geſtiegen ſei. Der
Marſchall hofft, daß Hamburg, wie es ſich bisher an die
Spitze des aufolühenden Handels geftellt Habe, mit alter
hanſeatiſcher Thatkraft ſich auch Hier wieder an die Spike
ftellen werde. Er weiß die Hohe Auszeichnung des Chren-
bürgerdechts zu ſchätzen, und ſolange der Name Walderſee
beſtehe, werde jeder Familienangehörige ſich deſſen dankbar
erinnern, doß einer der Familie die hohe Ehre gehabt habe,
der Stadt Hamburg anzugehbren. Nach der Rede über⸗
reichte der bayerifhe Speztalgejandte Graf Orken—
berg namens des Prinzrvegenten dem Grafen Walderfee
die Inſignien des St. Hubertusordens Der Feldmar-
ſchull dankte und erinnerte an die vorzliglichen Leiſtungen
der bayrifchen Truppen des Crpeditionsforps. Hieran
ſhloß ſich ein Frühſtück im großen Mathausjaale. Nach
Beendigung desſelben begab ſich Graf Walderſee in das
hm zur Verfügung geſtellte Quartier im Aminckſchen
Gauſe an der Binnen-Alſter — Morgen Vormittag wird
der Feldmarſchall das ihm von der Stadt Altona ange—
botene Frühſtück annehmen und wird ſich dann voraus—
ſichtlich nach Itzeh de zur Beſichtigung des Feld⸗Artillerie⸗
regiments Graf Walderſeen Nr 9 begeben.

Hamburg, 8. Aug. Außer dem General v. Wittich
waren zu Walderſees Empfang anweſend Kriegsminiſter
v. Goßler, Generalſtabschef Graf v. Schlieffen. General
v. Wittich überreichte dem Grafen Walderſee zwei Kabinets—
ordres, worin ihm hohe Anerkennung für De“ geleifteten
Dienſte ausgeſprochen wird. Es ward ihm weiter mitge—
keilt, daß ihm der Orden pour le wérite mit Eichenlaub
laub verliehen ſei, daß das Feldartillerieregiment Nr. 9
fortan den Namen Graf Walderſee trägt, und daß er
wieder in die alte Stelblung als Armee-Inſpektenr
eingeſe 61 mwerde. Sodann wurden den Offizieren, Unter—
offizleren und Mannſchaften Ordensauszeichnungen ver—
liehen. Im Rathauſe begrüßten der Bürgermeiſter der
gejamte Senat amd die Bürgerjchaftsmitglieder den Feld-

marjchall.
Deutfches Reich.

B.N. Karlsruhe, 8. Auguſt. Dem Wunſche Ihrer
Majeſtäten des Kaiſers und der Kaiſerin entſprechend
werden die Großh. Herrſchaften erſt am Sonntag, den 11.
der Haupttrauerfeier in der Kirche zu Cronberg anwohnen.

B.N. Karlsruhe, 8. Aug. Ihre Kgl. Hoh. die Groß—
Herzogin beabjichtigt, morgen, den 9.‘d., mittagsS zur Kurzem
Beſuch Ihrer Neffen und Michten nach Friedrichshof zu
reiſen, wo Höchſtdieſelbe noch den Sarg der keueren ver—
ſtorbenen Schwägerin im Schloſſe trifft. I. Kol. Hod.
gedenkt abends hierher zurückzukehren.

entſchließen ſollten, meinen Vorſchlag anzunehmen, und
jagen Sie mir hier in dieſem Zimmer am nächſten
Dienstag Yore Antwort! Und mum fort mit Ihnen, ich
habe zu thun!“ Der verwunderte Georg wurde ohne wei:
teres aus dem Zimmer geſchoben und glättete in hilfloſer
Verwirrung eine Banknote, welche Bonham ihm in die
Hand gedrüct Hatte, . X

VII.
Cine Kartenpartie.
— An einem Spätfommertag erfhien Georg wieder im
Haufe der Fräulein Quilter, und Cva begleitete ihren
Bruder wieder nach dem Farmhanfe, das fie früher be-
mohnt Hatten. Lange und ernfthaft Hatte der junge Mann
‚über da8 glänzende Anerbieten Bonhams nachgedacht, und
„er hoffte, daß er nach JehS Monaten unter der Leitung

werde, das Gejhäft zu führen, wie c8 die Intereffen feines
Prinzipals erforderten. Eva war entzückt über Georgs
glänzende Ausfichten. A a
Ich werde unſerem Bormund jegt immer dankbar
ſein!“ rief fie. „Und jebt weiß. ich auch, woher zu je
dem WeihnachtsSfejt das reiche Geſchenk kommt. Es war
Tante Emilie, davon bin ich überzeugt; denn Tilly Quil-
ter hat etwas verlauten laſſen, woraus zu ſchließen iſt,
daß Tante Emilie ſich dafür intereſſiert, mir eine gute
Stelle zu verſchaffen.“

„Du mußt alle Gedanken an eine Gouvernantenſtelle
aufgeben“, ſagte Georg. „Das iſt jetzt ganz und gar









Anzeigen: die paltige Petitzeile oder deren Raum

20 Kies Lokale Gejmäfts= und Privat-Anzeigen bedeutend

ermäßigt. Kekflamen 40 Pfa. Für Aufnahme von Anzeigen

an beitimmten Tagen wird nicht garantiert. @ratisverbreitung
durch Sänlenanſchlag.

er











Fernſprechanſchluß Nr. 621. 1901.

Stuttgart, 8. Aug. Anſchließend an die Korpsma—
növer des württembergijhen Armeekorps findet nach dem
„Schwäb. Merkur“ am 26. September im Manbvergelände
des Schwarzwalds unter Leitung des Diviſionskommandeurs
Herzogs Albrecht, eine größere Augriffsübung ſtatt
it Scharfſchießen der ſchweren Artillerie des Heeres Es
nehmen teil eine Infanteriebrigade und Teile aller Waffen-
gattungen, darunter eine Abteilung des Fußartillerieregiments
Nr. 8 in Meß.

Homburg, 8. Aug Das Kaiſerpaar brachte den
heutigen Tag in ſtiller Zurückgezogenheit in Homburg zu.
Heute Abend 6 Uhr werden ſich die Mitglieder der kai⸗
ſerlichen Familie am Sterbebette der Kaiſerin Friedrich
im Schloſſe Friedrichshof zu einer Andacht verfammeln.
Der Kaijer machte Heute Morgen dem Herzog von € a m-
bridge einen Befuch und unternahm darauf einen Spa⸗
Ziergang durch die Kuranlagen in Begleitung des Reichs⸗
fanzlers. Später Hörte der Kaijer den Bortrag des ſtell⸗
vertretenden Chefs des Civilkabinets, Geh. Regierungsrats
v. Valentini, dann hörte er den Vortrag des Hausmini-
{ter8 v. Wedel und des Yuftizminijters Dr. Schönſtedt.

Weimar, 8. Aug. Der hiefige Hof hat anläßlich des
Todes der Kaiferin Friedrich ſechswöchige Trauer vom
7. Auguft an angelegt.

Dresden, 8. Mıug. Das „Dresdener Yournal" ver
öffentlicht einen Armeebefehl des Königs, wonad) das
fächfijhe Armeeforps anläßlid) des Todes der Kaiſerin
Friedrich drei Wochen Trauer anzulegen hat. Die
außerhalb Sachjens ſtehenden Truppen haben die für
Preußen befohlene Trauer anzulegen.

Zur Wahlbewegung.

Am nächſten Sonntag finden in Heiligkrenzſteinach
und Altnendorf nationalliberale Verſammlungen ſtatt, auf
welche die Bewohner der umliegenden Ortſchaften hi
aufmerkſam gemacht werden. Der Landtagskandidat Prof.
Quenzer wird ſprechen. Da Herr Oberamtmann Beck
in Eberbach als landesherrlicher Wahlkommiſſär für den
Bezirk in Ausſicht genommen iſt, wird er bis zum Wahl—
tage an keiner Verſammlung mehr teilnehmen.

Frankreich.

Breſt, 8. Aug. Prinz Heinriqg von Preußen
ift heute früh 8 Uhr an Bord der „Hella“ auf der Hiefigen
Reede eingetroffen. Die „Hela“ tauſchte beim Einlanfen
mit den im hieſigen Hafen liegenden Schiffen Salutſchüſſe
aus. Alle Schiffe tragen Halbmaſt geflaggt. Gleich nach
dem Einlaufen wurden von einem Kanonenboot die für
den Prinzen Heinrich beſtimmten Poſtſachen auf die
„Hela“ gebracht.

Paris, 8. Aug. Im Geſgenſatze zu einer früheren
Depeſche wird aus Breſt gemeldet, daß Prinz Heinrich
ſich nicht an Bord der „Hela“ befand. Dieſes Schiff war
nur nach Breſt gefahren, um die Poſt des Prinzen in




Empfang zu nehmen.


unnötig. Ih weiß nicht, wie hoch mein Gehalt jebt fein
wird, aber die Stellung ift eine jehr verantwortliche, und
dem ent{prehend wird auch das Einkommen fein.“

Eva's Geſicht wurde erniter, und ihre Miene ließ auf
einen feſtſtehenden Entſchluß ſchließen.

„Das iſt bereits abgemacht, Georg“, ſagte ſie, „ich
bin entichloffen, mein Brot felbjt zu verdienen, und nichts
fann mich davon abhalten. Wenn Du mehr Geld ver--
dient, als Dr nötig Haft, Jo ſpare jeden Pfennig auf, um
einjt Warham wieder zurückaufen zu können.”

„Aber Eva, komm doch lieber mit mir und führe
meinen Haushalt; id) bin überzeugt, Bonham wird nichts
gagegen haben.” ;

„Mein, Georg“, ermwiderte Eva, „gehe Dur Deinen
Weg und ich den meinigen, eS ift beffer jo. Du ſollſt
nicht gehindert fein durch die Sorge um eine Schwelter,
welche vielleicht ſtets eiferſüchtig werden könnte, fo bald
Du nach einem hübſchen Geſicht ſehen würdeſt.“

„Gut“, erwiderte Georg, „dann verſprich mir wenig—
ſtens, daß, wenn Du Dich unglücklich fühlſt und anderen
Sinnes wirſt und die Mühſalen eines Gouvernanten—
lebens kennen gelernt haſt, daß Du dann ſofort zu Tante
Emilie gehſt, bis Du mir darüber Mitteilung ge—
macht haſt.“

„Schön, das will ich Dir verſprechen unter der Be—
dingung, daß Du nicht mehr verſuchſt, mich von meinem
feſten Vorhaben abzubringen.“



„Gut, es ſei, wie Du willſt, obgleich ih Deinen Ent-
ſchluß ſehr bedaure. n
 
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