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Heidelberger Lokalanzeiger: Neuer Heidelberger Anzeiger (27) — 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.43807#0451

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Ericheint täglich mit X der | ) J

eernt tAusnahme der Sonn⸗ und Feiertage.

Al Selngen NS „Heidelberger Bolksblatt“ und das Sfeitige

© Mltrierte Soyntagsblatt“.. Preis 30 Pfg., mit den Bet

1 lüttern 40 Pfg. monatlich. Durch die Poſt viertelſährlich
1 ME ohne BeiteNgeld. .











2

28. Jahrgang.
Druck und Verlag von G. Geiſendörfer.
Werantwortlich Bch. Geiſendör fer.

Nr, 112.
— Deutſches Reich.

Berlin, 13. Mai. Die Reichstagskommiſſion
dur Vorberatung der oſtafrikaniſchen Eiſenbahnvorlage er—
digte die Vorlage in der General- und Spezialdebatte,
Br den Bahnbau ausführende Deutſche Bank geſteht dem
Keiche das Verkaufsrecht 10 50 Jahre nach der Betriebs⸗
eröffnung zun Die Kommiſſion hat die Anträge des Ab—
ordneten Müller- Fulda Ctr) angenommen, daß der
Reichszinszujchuß frühejtens 1903 ftatt 1902 beginne,
Son dem Gewinn über 5 Prozent das Reich die Hälfte
te und im Falle des Verkaufs nur das 20fache au-
latt das 25fache des durchſchnittlichen Jahresertrages al
bfindung an die Aktionare gezahlt werden ſoll.
Zur Frage der Eiſenbahngemeinſchaft
8 Stuttgart, 11. Mai In der Kammer wurden die
eratungen über Eiſenbahngemeinſchaft und Zar if
Teform Heute beendet. Der Antrag der Volkspartei, die
Stage der Tarifreform an eine fünfgliedrige Kommijjion
Ju üÜberweifen, wurde angenommen. Der Antrag der
Nommiffionsminderheit, Prüfung der Frage des Eintritts
In die preußiſch heſſiſche Eiſenbahngemeinſchaft wurde in
Amentlicher Abſtimmung mit 51 gegen 26 Stimmen bei
wei Stimmenenthaltungen abgelehnt. Der Antrag der
Sozialdemokraten auf Reichs- Betriebsgemeinſchaft
mit 44 gegen 34 Stimmen abgelehnt, dagegen der
Nachſatz des Antrages über die Tarifreform der fünf-
Aiedrigen Kommiſſion überwieſen. Alsdann wurde der
trag der Kommiffionsmehrheit (Volkspartei. und Centrum)
nit 53, gegen 26 Stimmen angenommen und Hierauf der
Bufagantrag (Ausführung des Artikels 42 der Neichsver:
Taffung und Ausgeftaltung des Einfluffes des Reiches auf
Me Eifenbahnen) einftimmig angenommen.
Tan die beiden fomit angenommenen Anträge der Mehrheit
dt Die Regierung‘ möge darauf hinwirken, Saß 1. die
ge tiumung, des Artikels 42 der Reichsverfaffung zur
usführung kommt, wonach ſämtliche Regierungen ver—
Pilichtet find, die deutſchen Eiſenbahnen im Intereſſe des
Algemeinen Verkehrs wie ein einheitliches Netz Iu ver—
alten; 2. daß dem deutfehen Reich durch ein Reichs—
ſenbahngeſetz oder ſachgemäßige Geſtaltung des Reichs⸗
enbahnamts und Erweiterung ſeiner Befugniſſe ein den
hteigerten Bedurfniſſen entſprechender Einfluß auf den
riet der deutſchen Eiſenbahnverwaltungen im Sinne
SS Artikels 42 eingeräumt wird. '
VO England,
er Sondon, 13. Mat. Meber den türkifhen Poft-
Yeit hatte ‚die britifche Preife bisher, abgejehen von
Telegrammen, vollſtndig geſchwiegen. Heute bringen
aily Telegraph“, „Standard“ und „Daily Graphic“
Arge Artikel mit einer Darſtellung des Thatbeſtandes.
daily Telegraph“ bemerkt dabei: Wenn die Mächte einig


















































Des Bruders Braut.
Meoman aus der ruſſiſchen Geſellſchaft von C. Golowin.
Mit Genehmigung des Verfaſſers überſetzt von A. Hauff.
Geortſetzung.)
iu Nunotſchta. welche den Charakter ihrer Freundin ſehr
nn fannte, {chloß dies aus deren Mienen, wiewohl die
ge Wirtin in anſcheinend ungezwungener Lebhaftigkeit
Sejpräch mit den neben ihr jigenden Exzellenzen im
. ange erhielt.
A Das opolente Diner war der vollendete Gegenjaß 3
. A. beſcheidenen Wendeſſen beim Gouverneur, Beſonders
a e8 durch den Neberfluß an teuren Weinen und
7 rnen Delikateſſen. Wo nur Knjäſchitſch das alles her
en E$ war fajt unheimlidh! Da gab es Sterlett,
jr Sönig der Filche, in Champagner und wirkliche Fa-
de nicht etwa bloße Schauftücke, ganze Zrüffeln, welche
; a unter der weißen Serbiette hervorkugten. Pracht-
en Ananas prangten in Kryſtallglocken Der Wein war
en jede Kritik erhaben, — mit einem Wort, der Saft-
der hatte feine Koften oder Müben gefheut! Darum
HN Re er Heute auch in triumphirender Selbſtzufriedenheit.
0 © Diener waren ſogar gepudert und erſchienen in einer
Sort weiß woher bezogenen — auffallenden, voten
e mit ſilbernen Wappenknöpfen
Ban 2 dem Diner, das fajt zwei Stunden gewährt
























Heidelberner

_ Dienstag, den 14, Mai

forte endigen. Der Wiener Ber
meldet indeljen, Rußland zeige fich zurüchaltend; wenn
das ſich beftätigt, meint Das Blatt, werde ih der Sultan
ſicher auf Verſchleppungen und Winkelzüge verlegen. Man
melde zwar, die Botjchafter hätten Weiſung erhalten, ent
jchiedene Maßregeln zu treffen, doch verlaute nicht, worin
dieſe Maßregeln beftänden. Die Stellung der Zürkei in
Poſtangelegenheiten ſei allerdings nicht normal, ſogar ihre
beſten Freunde ſeien darüber einig daß man ihr die Poſt
nicht anvertrauen könne ) |

N Rußland
Petersburg, 11. Mai. Durch kalſerlichen Ulas wird
die Emiſſion einer Aproz Anleihe im Nominalbetrage von


konſolidierten ruſſiſchen Rente angeordnet,
dazu dienen joll, die den Eiſenbahngeſellſchaften im Jahre
1900 vorgeſchoſſenen Summen dem Staatsſchatze wieder
zuzuführen, fowie die gleichen Ausgaben des laufenden
FJahres zu decken. Die Anlage iſt in 53 Gerien &
8000000 Fre8. geteilt; die Schuldverfhreibungen lauten
auf 500, 2500 und 12500 Fres., und zwar mit der
Maßgabe, daß 500 Tre.‘ gleich 1871/, Nubel, 404 ME,
19 Pfund Sterling 151, Shilling, 239 holländiſchen
Gulden und 961/, Dollars Gold find. Die Zinjen find
vom 1. SKunt 1901 ab vierteljährlich zahlbar. Die
Schuldverfehreibungen dürfen vor dem 14. Sanıuar 1916
weder zurückgekauft noch amortifiert werden und ſind für
immer von allen ruffilchen Steuern befreit. - .
Der ſüdafrikaniſche Krieg.

‚Durban, 13. Mat. Das Reuterſche Bureau mel—
det: Frau BothHa trat heute an Bord des „Dunvegan
Caſtle die Reiſe nach Europa an. Sie hat die Zuſtimmung
Kitcheners zu einer Unterredung mit Krüger erhalten, um
auf dieſen im Intreſſe des Friedens einzuwirken

Kondon, 13. Mai. ‚Ein Brüffeler Telegramm des
„Standard“ berichtet, wie der „Frkft. Ztg.“ gemeldet
wird, daß Prüfident Krüger von Botha einen weiteren
YBericht empfangen habe, der die Lage der Buren al8 eine
jehr befriedigende {childert. Botha behauptet, daß die Yuto-
rität der Transvanl-Regierung im Land nördlich von Pre⸗
toria ausſchließlich anerkannt ſei. Der ſtellvertretende
Präſident von Transvaal, Schalk Burger, empfing die
neue Banknoten im Betrage von einer Million
Pfund Sterling zu emitieren.

Die Wirren in China.

Tientfin, 13. Mai. Der Kontreadmiral Kon z⸗
mitch kam geſtern mit ſeinem Stabe an Bord des ruſſiſchen
Kreuzers „Dimitry Donskoi“

Qondon, 13. Mai. Die „Times" melden. aus
Shanghai, 12. Mai: Am 4. Mat ift ein faiferliches

licher Stimmung. Er ließ fih fogar herab, fi über den
Gouverneur etwas zu moquieren, obgleich er es für ge—
wöhnlich mit feinen majeftättjchen Gewohnheiten nicht vers
einbar fand, zu fcherzen, und am allerwenigjten mit Unter:
gebenen.

„Da fällt mir eben ein“, fagte er 3u dem Gouver⸗
neur, Excellenz geruhen, im Jahre gegen‘ 15.000 ein:
gehende Schriftjtücke zu unterſchreiben, und wälzen davon
ungefähr 10000 an die Miniſterien in Petersburg ab.
Ihre Ünermüdlichkeit nötigt mir in der That beſondere
Bewunderung ab!” .

Der Gouverneur Hätte allerdings evwiedern Können,
daß er nur einen fehr geringen Zeil dieſer vielen Tauſende
von Schriftſtücken, welche durch ſeine ermüdeten Hände
gehen, auf ſeinem Gewiſſen hatte, aber der Herr Geheime
Rat Perepelkin zog es vor, nichts zu erwiedern

„Wir Alle“, fuhr Z{hijtopolsti fort, müſſen ſchließ⸗
lich noch in dieſem Ozean von unnütz vergoſſener Tinte
ertrinken!“

Dem Miniſter beliebte es hin und wieder, Über die
beſtehenden Mängel in der Staatsverwaltungsmaſchine zu
ſcherzen, natürlich aber unter Ausſchließung jeglicher ‚perfün-
licher Verantwortlichkeit an denſelben.

Man kann nicht gerade behaupten, daß ſich an dieſem
Abend die Geſellſchaft bei Knjäſchitſch durch beſonders leb⸗
hafte Unterhaltung auszeichnete. Auch die anweſenden
jungen Leute glaubten ihrem Scherzen und Lachen eine

|










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ker durch Saulenanſchlag.









He

28, Jahrgang.

1901.

‚in Verbindung mit den Megeleien in Tſchutſchau ver—
hängt wurden. Der Gouverneur von Tſcheklaug, Liuchu⸗
tang, und der Taolei General Bao werden ihrer Aemter
entfeht. Yungtſching, der Schatzmeiſter der Provinz, wird
zu lebensgefährlicher Zwangsarbeit an den Poſtſtraßen,
der Hauptmann der Leibgarde Tſchouſetes zum Tode durch
Enthauptung verurteilt. Die milde Beſtrafung der hohen
Mandarinen iſt durchaus feine angemeſſene Vergeltung
für die brutale Hinmordung britifcher Männer, Frauen
und Kinder. Man iit in Shanghet darüber empört, daß
die wirklich Schuldigen der Beftrafung entgehen. ;

nun EEE

Deutſcher Reichstag.
O Berlin, 13. Mai.

Die internationale Uebereinkunft zum Schube des
gewerblichen Eigentums wird in erſter und zweiter
Beratung ohne Debatte genehmigt, ebenſo in dritter Leſung
der Nachtragsetat und der Geſetzentwurf über das Flaggen
recht der Kauffahrtheiſchiffe
Es folgt die 2. Beratung des Geſetzentwurfs über die
Abaͤnderung des Branntweinſteuergeſetzes Abg Fil chbeck
harakterifiert das Verhalten der rechten Seite des Hauſes
die den Seniorenconvent überrumpelt und ſtatt eines Not—
geſehes, das die Verlängerung der Geltung des beſtehenden
Gefezes auf ein Yahr fejtfeben und fich nur auf die.
Nreunfteuer beziehen follte, neue, materiell rechtliche Be⸗
ſlimmungen in der Kommiſſion durchgeſetzt habe.

Abg. v. Wangen heim tritt den Ausführungen Fiſch⸗
becks entgegen. Es könne nicht verlangt werden, daß ſich
das Haus durch jede Abmachung des Seniorenconvents
gebunden fühle. ; |
Abg. Pachni
des Kontingentes für unannehmbar.
wuͤrden gegen die Kommiſſionsbeſchlüſſe ſtimmen
Abg Wurm Eoz Dem.) weiſt darauf hin, daß der
Zweck des Geſetzes nur der ſei, den Brennern keine neue
Konkurrenz zu ſchaffen

Abg. Holtz Gp
ſionsbeſchlůſſe

Die Herabſetzung der Kontingentsziffer auf 50,000 Liter
wird darauf gegen die Stimmen der Linken angenommen

geſchlagene Erhöhung der Brennſteuer ſätze um 50 pCt.

reien bedeuten würde. -

abgelehnt und der Kommiffionsantrag auf Forterhebung
mer gleichzeitiger Erhbhung der Steuerſätze um 50 pCt
angenommen,
genehmigt. ; ;
Es folgt die dritte Leſung des Gewerbegerichts—



Geſtirns verdunkelt.
urplötzlich am Horizont einer Provinzialftadt erſcheint, ſo

Gegenwart.

Noch vor
abſchiedete ſich der Miniſter Es war 11 Uhr, und der
liebenswürdige hohe Würdenträger, welcher ſchon am näch—

von der Laſt der fortdauernd zur Schau getragenen
Kebenswürdigkeit. Dienſteifrig drängten ſich die Herren
vor ihm in das Vorzimmer, wo er dem verbindlichen
Feſtgeber mit der ausdrücklichen Zuſicherung die Hand

komitee die betreffende Petition eingehend zur Erwägung
bringen. © .

Knjäſchitſch! Antlitz ſtrahlte in noch höherem Glanz,
ſeine Gäſte noch mehr von oben herab an, gleichſam als
wäre ein Abglanz der Miniſter-Hoheit auf ſeine Perſon
übergegangen.

Bauer felbft die Bioline fpielte, während ein gleichfalls
ſehr renommierter deutſcher Virtuoſe am Flügel ſaß.
Wera, welche diefes Trio kannte und liebte, hörte ſehr
aufmerkſam zu. Doch die Luft im Saal ſchien ihr
drückend ſie ging zur gebffneten Thür der Teraſſe und
olickte in die wunderbare ftille Maiennacht hinaus. Un—



gewiſſe Zurückhaltung auferlegen zu müſſen; die kleineren






ite, war der hohe Würdenträger erfichtlih in vortreff-

Sterne wurden durch die Anwejenheit des hellſtrahlenden

lod's: Wollen Sie nicht mit mir auf den Balkon hinaus⸗

*
















 
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