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Heidelberger Lokalanzeiger: Neuer Heidelberger Anzeiger (27) — 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.43807#0159

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Grfcdeint tüglidz

| Bi Äusnahure der Somn- und
| ®ieotage, 6 Beilagen das
| Deidelerger Bolfsblatt“ nnd
88 Sfeitige „Cllaufirierte Sonn-
GShlatt“. Preis GO Ai
Mit den Beiblättern 40 Mfg,
Mount lich. Duted) bie Puftuter-
ührlich 1 Ak. ohne Be:
ſtellgeld





Ge ſchä

Was das deutſche Volk bewegt.

| Man würde die Wahrheit verleugnen, mwenn man Jagen

Alte, die außergewöhnliche Intimitüt der dentſchen Bes,
ungen zu England, weiche gegenwärtig im Vorder—
und des Tagesintereffes ſtehen, hͤtte unſer Volk gleich—
lig gelaſſfen Die Berleihung des Schwarzen Adler⸗
tdens an Lord Roberts hat die Bewegung verſtärkt, die
age wird lauter und immer lauter erhoben: Welche
haſſachen find vorhanden, daß der deutſche Kaſſer Eng—
hd gegenüber eine Verbindlichkeit zeigt, wie fie feinem
| deren Staate gegenüber, aud dem fo eng verblindeten
| Velterreich Ungarn nicht, bisher erwieſen worden iſt?

& 68 muß betont werden, daß ſich die Stellung der
| Sölfer zur auswärtigen Politik feit Fürft Bisınarda Rück
it außerordentlich geändert hat, weit Mehr, als man in
Rreifen der Diplomatie. und der Staatsmnner anzu—
que geneigt if.
Mleijter der praktifhen Bolitit, und nicht bloß die Größe
kiner politiſchen Erfolge hat ihn populär gemacht, ſondern
it noch mehr die unummwundene Offenheit, mit der ev
Ürach. Das kann nidt Yeder, aber von Bismard haben
icht bloß die Deutſchen, haben alle Nationen gelernt,
er daß die Diplomatie Feine geheimnisvolle Schwarz:
nit, jondern eine, falthlütige Würdigung ber eigenen und
er fremden Intereſſen iſt. Fürſt Bismarck hat auch ge—
tt, daß jeder Dienſt einen Gegendienſt zur Voraus ſetzung
ber muß, daß nicht Worte und Höflichkeiten die Ge—
ichte ausmachen, fondern Thaten, Chaten und nochmals
aten! 2
di Gerade an dieſen Thafen hat e8 der Internationalen
Äblomatie aber in den letzten zehn Jahren gewaltig ge—
lt, and) uns Deutfchen find zwar mancherlei Worte, ober
lwenig Thaten der Freundſchaft geſpendet worden. Wir
ben oft hören müſſen: Paßt auf, ihr werdet ſchon ſehen,
98 die internationale Diplomatie ſchaffen wird! und hinter⸗
1* war e$ nichts. Was Haben unfere deutfchen Bertreter
| deren zur Liebe thim müſſen? Notwendig, weil es ſich
J umgehen ließ, war es nicht. Und ſo iſt die deutſche
ütion auf Grund des natürlichen Meuſchenberſtandes
Naht dahin gefommen und auch berechtigt zu fragen: Was
un uns Undere, denen wir jo viel thun?
u Die deutſche Politik Hat die Deutichen Intereſſen nach
räften {ich zu wahren bemüht, aber fie hat ganz augen-
alte nicht immer SEiniaß gefunden, wo angeflopft
Urde! 8 wird Heute nicht mehr angenommen, dag Fürft
U nur feines Alters wegen von feinem Poſten
ed
Türe

nn














































chland

Hohenlohe Kanzler war, Nurfland und Deut



Der Hochzeitstag.
Roman von H. Palms-Payſen
Machdruck verboten



Sortſetzung)
Waäre ſie nicht ſo ſchön gewefjen, dieje Dame", be-
Merkte der ebenfalls befragte Geſchäftsführer der Billa
Serbellont, ein junger, liebenswürdiger Herr, „Io hätte
ich auch der Name der Dame dem Gedächtnis nicht ein-
prägt.“ ———
Exfreut darüber, die zweile an ihn von dem alten
Deren geſtellte Frage, wo bie Billa Quiſiſang zu finden
%, beantworten zu fönnen, führte er denſelben in den
) ham hinaus. auf die änßerfie Spike des grünen Ab-
hangs unter eine hohe, weithin ſchaltende Pinie Man
wann dort einen Ueberblick auf den ſich nach drei Sei—
N ausdehnenden, jetzt in rbtlich violetten Tinten ſchim—
Mernden See und auf die diesfeitige grüne Hligelwand, in
ten Mitte aus einer Umrahmung von Cypreffen und
inien ein Helles Gemäuer hervorſchimmerte Dorthin
igend, bemerkte er: „Das ift die Billa Quiftfana, die
a der heiden Fräulein, deutfche Damen, die ihre
fa vornehmen Kranken öffnen. In etwa einer Viertel
nt kann die Caſa erreicht werden, Signor. Schöner
Weg dahin, ſchattig, kühl die Penſion durchaus zu
kuipfehlen
Die Auskunft genügte dem Rat
Der Gang dahin wurde in den nächſten Tagen bereits
Anternommen Giſela hatte die Mitteilung ſehr apathiſch


























e-












(46. Jahr gang.)

ckaurſtr





u



in Ditafteig Feit aujammengingen, daß feit feinem Rücktritt
pie beutfeh® Wendung zu England immer mehr bemerkbar
wirb, und daß fofort nad) den erſten Anzeichen diejer
Wendung der Zar feine Truppen aus China abberief.
Dan braucht fein Diplomat zu fein, um zu erkennen, daß
es mit Rußland etwas gefebt Hat, und die (Erflärung, daß
die deulfcheruſſiſchen Beziehungen nad) wie vor freundliche
ſelen, beweiſt nichts dafür, wo für ung der größere Bor-
teil war oder iſt.

Es ift für einen Deuſſchen wenig erfreulich, daß, jeit-
dem unſer Kaiſer ſeine Sympathien für England fo un—
zweifelhaft bekundet die engliſche Preſſe uns fo etwa in dem
was Ihr wollt, Euer Kaiſer hält doch unter allen Um—
itänden zu uns! Das Leptere trifft keinesfalls zu, aber
eben deshalb hat man bei uns ein Mecht zu der Forderung,
was wir von John Bull zu erwarten haben, Graf Bülow
hat im Neichstage gejagt: Wir leiften England keine Hand-
fangerbienfte, wir wahren nur unfere Intereffen ! Stimmt
das aber wirklich od? Vor einem Jahre verbot Fürſt
Hohenlohe die Waffenansfuhr nach England, doß fie heute
ftatifindet, ijt allbefannt. Und muß nicht eine jede Ne-
gierung aus ben Ereigniffen der Iekten Woche ihre Schlüſſe
ziehen ? ——

Wir wollen angeſichts des Hin und Wieder an Fürſt
Bismarcks ehernen Grundſatz erinnern: In der Politik
giebt es feinen Haß umd Keine Liebe, ſondern nur eine
Notwendigkeit! Und damit kommen wir zu der Frage,
deren Beantwortung ftets ſorgſam vermieden : Sind unjere
Beziehungen zu England eine Notwendigkeit, nachdem die
thatfächliche Haltımg Englands oder der Engländer ein
Gegenbeweis gegen diefe Notwendigkeit gemein. 14:7? Mußte
Deutichland vhne eine Sühne für al’ die Beleidigungen
yon 1896 erhalten zu haben, zuerft die Hand bieten? Der
einfache, ſchlichte Menſchenverſtand antwortet darauf mit
Nein! Wird die Diplomatie einen anderen Beſcheid unter
Beweis zu bringen vermögen, ſo wird in Deutſchland Jeder
‚zufrieden ſein. Dieſer Punkt, ganz allein dieſer iſt es um
den ſich alles dreht.

mE RK

Der ſüdafrikaniſche Krieg.
London, 14 Febr. Die Morgenblätter melden aus
Pretoria, 12. Febr.: Oberft Babington nahm bei einer
Streife von Bentersdorp aus in Naauwport ein kleines
Burenkommando gefangen. Die Buren verteidigten ſich
hartnäckig und ergaben fich erſt, als eine Anzahl von ihnen
getöbet und vermundet waren. — Die britiſche Garniſon
in Lydenburg wurde in der vergangenen Woche von den

aufgenommen, ein Beweis, daß ſie ſich von dieſem Gange
gar keinen Erfolg verſprach

And er erhoffte doch ſo viel davon. Alles, wenn die
Beſitzerin der Villa, die dereinſt Ulrich und Maria bet
{ich aufgenommen, noch am Leben und geneigt war, bie
zu erbittende Diffenheit zu zeigen, Bertranen gegen Ver⸗
trauen einzulöſen.

Gleich nach eingenommenem Frühſtück, noch ehe die
Glut des Tages anbrach, rüſteten ſich Onkel und Nichte
Giſela, in leichtem weißen
Sommerkleid, den Kopf durch einen breitrandigen Hut
vor dem blendenden Sonnenlicht geſchützt, ging ſchweigend
neben dem rüſtig ausſchreitenden, in einen hellen Sommer—
anzug gekleideten alten Herrn her. Ihre Hoffnungsloſig—
feit erkaltele alle Freude an der großartigen Natur ringsum.
Sie blickte kanm um ſich, obgleich der ſanft anſteigende,
In Serpentinen ſich hinziehende Pfad mit jeder Wendung
reizende Rückblicke auf den See und das jenſeitige bewal⸗
dete Vorgebirge geſtattete.

Yun endete derfelbe in einen Helleu, breiten, von Hohen
Kaſtanien beſchatteten Weg. Immer näher rückte das
helle, deutlich ſichtbar gewordene Gemäuer der Billa —
eine. Wendung noch und da lag eS vor ihnen, das grün
behangene, im eine waldige Bucht des Berges hineinge-
ſlellte, ſtille Haus, windgeſchützt und durch ein Blätterdach
vor den heißeſten Strahlen der Sonne geborgen.

Zu Füßen der Maͤuer, üppig wie Unkraut, zog ſich











ein roter ürtel von blühenden Olcandern um den Ichlan-



fen Leib der Villa. Darüber vom Dad) des BYalkons



Aunzetgen;
——
deren Ranm BO Lokale
Oeſchkns und Privat An⸗
zeigen bodonntend erniäßzigt
Roflamaı 33 Big. Sür
— aan Hngeigen an
boftinunten Tagen wird nit

garantlert.



Yen,









Huren angegriffen, ohne daß c& zu einem erniten Kampfe
fam. Die Buren feuerten aus einem Geſchütz das auf
einer Anhöhe bei der Stadt aufgeſtellt war Einige Schüſſe
fielen in die Stadt. Sie richteten au ihr Gewehrfe uer
dorthin, das aber bei der weiten Entfernung wirkungslos


London, 14. Febr. Für Baden-Powells neue
füdafrikanifche Schnetruppe find im ganzen bisher 30,000
Anmeldungen eingelaufen; 2600 Diann find eingejtellt,
gegen 1500 Mann jind bisher nad dem Kap abgegangen.
Heute werden weitere 920 Mann einge[hifft werden;
weitere 850 Mann folgen innerhalb der nächfien 14 Tage.

Qondon, 14. Febr. Nach einer Meldung des „Daily
Expreß“ wurden im Vororte Woodſtock bei Kapſtadt
pier weitere Beitfälle. feſtgeſtellt Woodſtock wurde von
jedem Verkehr mit der Außenwelt abgeſondert

London, 14 Jebr. Die Abendblätter in Kapſtadt
melden: Die hiefige Regierung und die Behörden er—
hielten Nachricht, daß Chriftian Demwet und Präſident
Steijn in die Kapfkolonie eingedrungen feien und ſich
Philipptowus bemächtigt hätten, geſtern ſeien dieſelben
von britiſchen Truppen angegriſfen und mit Verluſt wieder
aus der Stadt vertrieben.

\

*

* *
London, 13. Febr Cecil Rhodes wünſcht
Frieden! Das hieſige Finanzblatt Ipeſtors Review“
teilt. eine Menßerung von Cecil Rhodes mit, wonach dieſer
ſchon ſeit mehreren Wochen die Fortſetzung des Krieges
für zwecklos Halte. Rhodes foll gefagt Haben: „Lord
Roberts hat unglaubliche Fehler gemacht. Jedesmal, wenn
der Augenblick da war, um die Macht der Buren zu
brechen, verfiel er in eine Thatenloſigkeit, die den Buren
Zeit gab, ſich von Neuem zu ſammeln. Nach der Ges
ſangennahme Cronje's hätte Roberts in acht bis 10 Tagen
in Johannesburg oder Pretoria ſein können Damals
würde ſich die Transvaalregkernng ſofort unterworfen
haben. Als er endlich in Pretoria einrückte blieb er
wieder zwei Monate unthättg, und das Schlimmfite war,
daß er nad) der Einnahme von Komatipoort abermals
für viele Woden den Buren Zeit zur Sammlung ließ.
Dadurch wurde der ganze Feldzug verdorben und jetzt
würden noch zwei Kahre nötig ſein, um die Buren völlig
zu unterwerfen. Dies aber wird das englifche Volk nicht
aushalten, und deshalb iſt es beffer, man fucht einen


Generale das ganze Land vermüftet und alle Minen zer-
jtört werden.“ ; }





herab hing fAleierartig das weiche Gerank längſt verblüh—
ter. Glycinien. Weithin konnte vom Altane das Auge
tiefblauen
Himmel eine große Fläche erfaſſen, denn zu beiden Seiten
des Hauſes traten die Bäume und das hochaufragende
Gebuſch der Laurus Tinus weit zurück, getrennt durch
einen großen, ſammetgrünen Raſen,

Dies die Stätte, wo Maria gelebt und gelitten und
geſtorben.

Giſela kämpfte mit den Schauern der Wehmut und
Erariffenheit. Sie legte ihren zitternden Arm in den des
Onkels, durchſchritt langſam den Garten und betrat nun
dag Haus. Sin freundliches Müdchen in der kleidſamen
Tracht der Brienzanerinnen mit einem hübſchen Rüſchen—
Häubehen anf dem dunklen Scheitel und dem breiten,
weißen, bis auf die Schulter reichenden Leinenkragen auf
der Niedertaille, trat ihnen entgegen und fragte beſcheiden
nach dem Begehr der Herrſchaft.

Der Nat fragte mit einer gewijfen Spannung, ob die
Damen, die beiden Fräulein Rhode, zu Hauſe und für
ihn zu ſprechen ſeien, erleichtert aufatmend, als das Möd-
chen zuſtimmend nickte und in gebrochenem Deutſch freund—
ſich zum Eintritt in das Empfangzimmer bat. Die Fen⸗
ſlet ſtanden hier weit offen und geſtatteten einen Blick in
den ſchattigen Hintergarten, in welchem eine Cicade ihre
gefwähige Stimme hören ließ, fonjt war es auch hier
ebenſo {till mie im Vorgarten. '

Voll ſchwerwiegender Gedanken IhHritt der Rat im
Bimmer auf und nieder. Was würde die nächfte Stunde




 
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