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Heidelberger Lokalanzeiger: Neuer Heidelberger Anzeiger (27) — 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.43807#0875

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Erſcheint pH mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.

96 Beilagen das „Heidelberger Bolfshlatt“ und Das Bfeitige

Muftrierte Sonntag$blatt“, Lreis ZO Pfag., mit den Beiz

Hlättern 40 Big. monatlid. Durch die Koft vierteljährlich
\ 1 MME ohne Beitellaeld.







28. Jahrgang.
Druck und Berlag von G. Geiſendörfer.
| Berantwortlih: Hch · Geiſendörfer·

Mr. 218. Fernſpeechanſchluß Nr. 621.

7 *
; Deutſches Reich.
Ueber die Frage der Lehrlingsausbildung auf dem
Lande hielt kuürzlich Regierungsaſſeſſor Dr Hecht auf
ener Handwerkerverſammlung in Blankenloch einen bes
aͤchtenswerten Vortrag, deſſen leitende Geſichtspunkte wir
in Folgendem wiedergeben wollen. Nach 8 131b der
Gewerbeordnung joll der Lehrling in der Prüfung den
Nachweis erbringen, daß er nicht nur alle in feinem Ge⸗
werbe gebräuchlichen Handgriffe und Fertigkeiten mit ge
nügender Sicherheit ausübt, fondern daß er auch über den
Wert, die Beſchaffung Aufbewahrung und Behandlung
der zu verarbeitenden Rohmaterjalien ſowie über die Kenn⸗
zeichen ihrer guten und ſchlechten Beſchaffenheit unterrichtet
it; durch die Prüfungsordnung kann ferner beſtimnmt
werden, daß die Prüfung audh ir der Bırch- und Rech
nngsführung zu erfolgen hat. Ja, der Geſelle, der die
Meerprüfung ablegen will, muß kraft Geſetzes in Buch-⸗
und. Rechmaungsführung geprüft werden. Daß dieſe Be⸗
ſtimmungen nicht blos auf dem Papier beſtehen bleiben,
nden neroic durchgeführt werden, dafür forgen uniere!
Handwerksfammern. Für die Handwerksmeiſter auf dem |
Lande entftehen aber dadurch gewiſſe Schwierigkeiten, deren
— Qöfung fon Geute durch die Handwerkskammern in weit
us chauender Weiſe ins Auge gefaßt werden muß. Wüh-
rend die Lehrmeifter in der Stadt ihre Lehrlinge in die
Gewerbeichule ſchicken können, wo fie theoretiſchen Unter
richt im den verfhiedeniten Gegenſtünden erhalten, 1ft cS jür
die Landhandwerksmeijter außerorbentich ſchwer ihre ‚Lehr-
linge theoretijch fo auszubilden, daß fie den Anforderungen
des Gejeges gemäügen und mit den ſtädtiſchen Lehrlingen
fonkurrierem Können. Die Lehrlinge is die Gewerbeſchule
der nächften Stadt zu ſchicken iſt oft ein Ding der Un-
möglichkeit, da es entweder an geeigneten Zugverbindungen
fehlt oder der Mufmand an Zeit und Geld zu doch iſt.
Für die Gründung einer eigenen Gewerbeſchule bezw ges
merblichen Fortbildungsſchulen wie noch fürzlich vom
6. Badijeyen Handwerkertag in Offenburg angeregt








































morden it, it oft die Zahl der worhandenen
Lehrlinge in der Gemeinde zu Wein. Ganz ver—
ehrt mwüre es aber, wenn man die ländlichen

Geſellenprüfung nachſichtiger und
milder behandeln würde, wie die im der Stadt aus-
‚gebildeten Lehrlinge. Denn dann würden über kurz ober
larıg die ländlichen Lehrlinge fowohl in den Augen des
Publikums wie aud der Handwerksmeifter {elbft, zu Lehr
lingen zweiten Grades hHerabgedrüct werden, ſie würden
‚mit mehr oder weniger Recht als Nichtskönner!“ ange-
ſehen werden und die jebt fchon oft beklagte Schwierigkeit
‚auf dem Lande, einen Lehrling zu bekommen mürde in
Butunft noch viel größer werden, da viele Eltern Sorge
trügen ihren Sohn zu einem Landhandwerker in die Lehre
ı geben e Anforderungen bei der Geſellen—

zu geben. Mein, die ; t bei Di 1
prüfung muſſen für alle Sehrlinge, einerlei woher fie

Lehrlinge bet der












eidelberger

Mittwoch, den 18. September

msgebildet ſind, dieſelben ſein Es

nde ſelbſt in den abgelegen⸗
ihre Geſellen- und ſpäter
ſo exakt und gut abzu—
Es
Handwerkskammer, dieſe außerordentlich
Lehrlingsausbildung auf, dem Lande

aͤdt ausgebildeten Sehrlinge:

erblichen, techniſchen und
bildung der Meiſter Geſellen und Lehrlinge
Zu kroffen.“ Ob dieſe Veranſtaltungen etwa in Anſtellung
von BWartderlehrern oder in Berbreitung von geeigneten
Lehrmitteln an die LehHrmeifter 11.1. w. beftehen ſollen,
eingehender Prüfung und Erwägung bedürfen. Wir
Haben zu unſern badiſchen Handwerlkskammern das feſte
Bertrauen, daß fie auch dieſe Frage gründlich und ein—
fichtsvoll prüfen und rechtzettig auch die beſonderen Ber-
Hültnifie des platten Landes und des Gebirges in Berück⸗

ſittlichen Aus

B.N. Salem, 17. Sept, Prinz Marx von Baden,
Der fi vor Kurzem nad Gmunden begeben Hate, wird
Diefer Tage hier erwartet. '

Der füdafritanifche Krieg.
London, 17. Sept. Der „Daily Mail“ wird aus
Kapſtadt gemeldet: Kitchener ſchlug vor, die ganze Kap⸗
olonte unter Kriegsgeſetz zu ſtellen Der Gouver—
:neur der Kapkolonie unterfiügte den Borfehlng. Das ganze
Kabinett der Kolonie und die ganze Einwohnerſchaft, mit
Ausnahme einiger Fanatifer, {ind aber dem Planventgegen.
Das Kabinett will nad der „Frankf Ztg.“ eher einer
‚erniten Srifis gegenüber treten, als zulaſſen, daß Kapſtadt
unter Kriegsgeſetz kommt A



Vermifchte Nachrichten.
& Walldorf, 17. Sept. Ein Meſſerheld Am
leblen Sonntage kam es bet einer Tamzunterhaltung im
‚Sajthans zum Ochien hier zu‘ Streithändeln, ſo daß der
Witt jich ins Mittel Legen und befonders einen Burfchen,
den SF. B., zurechtweifen mußte. Diejer fühlte ſich dadurch
‚fo beleidigt, daß er dem Wirte im Hausgang auflauerte
und dieſem beim Vorübergehen mittels eines Meifers
‚mehrere Stiche im den rechten Oberarm verſetzte Den
Vater des Thaters, der fehon feit Jahren als Taglöhner
im Ochſen jein Brot zu wverbienen ſuchte trifft „Feine
Schuld, da er fo viel wie gar feinen Sinfiuß auf feinen
Sohn befibt. A ;
— BN. MAdelgheim, 17. Sept. Tötlicher Unglücks—
fall] Der 18jähr. Dienftfnecht Albert Wörner, auf dem
nahe gelegenen Damberger Hof beſchäftigt, wurde geſtern



















Petitzeile oder deren Kaum |

die 1-{paltige
a ur de 5 Brivat-Anzeigen bedeutend

20 Big. Lokale Gejäfts- und ; ——
ermäßigt. Meklamen 40 Pig. Kür Aufnahme von Anzeigen |.
an a ren Tagen wird Mt garantiert. Gratisberbreitung |
; durch Saulenanſchlag N









IR 7 7 . 4


Fernſprechanſchluß Nr. 621.

belitange der Göppel-Futterfhneid-

rumgeſchleudert und derart auf dem mit

Alten Stallgebält aufgejchlagen, daß der
Die Leiche wurde ın8 Hiefige Spital .

17. Sept. Hochwaſſer] Aus,
wird Hochwaſſer gemeldet.
inanlagen überſchwemmt.
ber 5. Mir. Auch die
fen. Bon der unteren Elz
und Elz haben einen ders
erftand erreicht, wie ſeit dem Jahre 1893
Befonders der Leopoldskanal jcheint jeden
her ſeine Ufer treten zu wollen. Die Fluthen

ne Menge Dehmdgras mit, {0 daß es
rKaiſerſtuhlgegend zu Ueberſchwemmungen
Aus Moͤrlenbach wird berichtet: Die an—
Wieſen und Felder
ſich. Im Gaſthaus



B.X. Karlsruhe,

geſchwollene Weſchnitz überſchwemmt

fichtigung ziehen werden zur „Krone“ mühlte das Waſſer ein Loch in die Mauer,
— ſo daß dieſelbe zuſammenſtürzte und der Bau geſtützt

werden mußte.
B Seitersheim, 17. Sept. Aus Unvorſ ichtig-
feit.] Ein Dragoner, bei den Herbſtübungen befindlich,.
namens Weber von Stahringen, fam auf einem Patronilens-
ritt aus Unvorfichtigfeit an den Hahı feines Karabiner...
Der Schuß Zerſchmetterte ihm die Kinnlade Weber war:
d darauf eine Leiche. . AI

B.N. (Ettlingen, 17. Sept. Mißglückter Rache“
alt.) Geftern Nacht wollte ein Heizer der Albthalbahn
einen Zug zur Entgleifung bringen und legte It. „LandS-
mann“ zır diejem Zwecke einen felten Gegenſtand auf die en
Schienen. Eine Entgleifung wurde dur langſames Fahren
vermieden, der Heizer aber wurde verhaftet und ins Amts:

gefängnis nad) Pforzheim gebracht.
B.N. Pforzheim, 17. Sept.





[Ein Gaunerpaar.]


Amſterdam und der angebliche Anufmann Karl Gebhardt Sn
von Widdern in Württemberg wurden geftern hier feft-
genommen. Sie „verunglückten” bet einem „Zrie“, den.
fie im Hotel Mekger ausführen wollten. Geldern ging
zunächit im diefes Hotel und ließ fich nieder. Bald daranf
erichien fein Kumpan und ſlellte ſich Geldern als unter
ftügungsbedürftiger Kaufmann vor. Geldern prüfte die
Bapiere und warf Gebhardt eine Mark hin, indem er
gleichzeitig die übrigen Gäfte auffordette, feinem Beifpiel U
„zu folgen. Wenige Zeit fpäter Hatten fie fichere Unters ©
kunſt hinter den ſchwediſchen Gardinen gefunden.
= B.N. Pforzheim, 17. Septor. Gerücht Heute
Morgen ging das Gerücht durch die Stadt, die Bankfirma
Winter, Engler & Co. fei in Zahlungsjdhwierigkeiten ges
raten. Wie ung nun von aufhentijcher Seite mitgeteilt
wird, tft diefe momentane Zahlungsjhwierigleit durch die
Entervention einer Pforzheimer Bankfirma behoben. a

















um Mage, Zahn um Zahn.
Roman von Karl Eden.
2 achdruck verboren
a Aortiekung) 2 )
Die Abſicht, Eba noch eine ruhige Nacht zu gönnen,
he fie das Schlimmfte erfahre, War alſo vereitelt. Sie
raten in den Salon, mo Sir Cdnard und Lady Randal
it Arthur Middleton {prachen, N
Ich bin ſehr erfreut, Sie wiederzuſehen Herr Middle-
an", rief Eva. „Aber was {ft aus Georg geworden?"
„@8 ft nichts zu machen, Sie müffen heute noch
alles jagen“, flüjterte Haslemere, Lady Randal“, fuhr
laut fort, „mein Freund bringt wichtige Nachrichten
von Georg, er wird Ihnen alles jelbft erzählen, denn er
mar Beuge der ſeltſamen Vorgänge." A

Die Meine Gejelljchaft feste ſich und Middleton be⸗
gann fogleich feinen Bericht zum dritten Mal. Niemand
wagte, ihn zu unterbrechen, Eva blickte hilfeſuchend nach
Hrem Bräutigam, und Lady Randal beobachtete ihre
Nichte mit fichtlicher Angit. Es folgte eine lange Bes
ratung, in meldher befchlojfen wurde, Lord Haslemere und
Mhur Middleton ſollten ſich perſönlich an das auswär—
tige Amt wenden und dort über alle Umfjtände von Don-
Unglons Verſchwinden berichten. Der erſtere ſchrieb auch
an feinen Onfel, Sir Henry Montagu, den Botſchafter





























wieder nach London



XX.
“Auf, zur Rettung! |
Der Minifter der auswärtigen Angelegenheiten War
auf einige Wochen verreift, und e8 war nichts zu machen,
als ruhig zu marten, bis der Botſchafter in St. Peters
burg vielleicht Nachrichten geben werde, welche das Ge-
heimnis aufklären konnten. Eva litt jehr, aber fie war
jung und wurde von ihrem Bräutigam getröftet, und ſo
wirkte die Angſt der Erwartung am ftärkften auf. Bons
ham. Beftändig quälte ihn der Gedanke, daß er, da er
Donnington nach Odeſſa geſandt habe, die Veranlaſſung
ſei, daß der lebte der Bercival in den fibirijchen Berg-
werfen zugrunde gehe. BA

Bonham hatte einflußreiche Verwandte in St, Peters
| burg und verfuchte durch fie auf eigene Hand Nachfor—⸗
ſchungen anzufjtellen unter dem BVerfprechen reicher Bes
lohnung. Das erfie war es, zu ermitteln, in welchem
Rufe Graf Bodiskow fand; man mußte wijjen, ob er
ein Mann ‚fei, dem jolche tenflifche Pläne zugetraut wers
den fonnten, die ihn in den Augen feiner Standesgenoſſen
entehren und ſtrenger Strafe ausſetzen mußten; wenn
Middletons Bericht auf Wahrheit beruhte und das
glaubte er ſicher — was hatte dann dieſen ruſſiſchen Of—
fizier veranlaßt, ſich in ſo große Gefahr zu begeben? Es
mußte ein ſehr wichtiger Beweggrund ſein und wenn dieſer
HE werden fonnte, fo mar das NRätjel zur Hülfte
gelöft.




einzige Perfon außer Sonja Frolow war, welche das Ge
Heimnis der Verlobung Yaninas mit Donnington kannte,
und daß -der junge Mann befchloffen Hatte, von dem Ges

heimnis, das er dem jungen Möüdchen entriffen Hatte,
nichts zu erwähnen. Yanina Hatte ihn dringend aufge-
fordert, an Haslemere zu {hreiben und ihm ihre Vers
folgung durch Graf Bodiskow, ſowie die Strafe, welche

der lehtere von der Hand ihres Bräutigams erhalten
hatte, mitzuteilen; aber der junge Diplomat gelangte zu
dem Schluß, daß dies nur Eva nuklos Kummer bereiten
würde und feineswegs zur. Entdedung von Donnington

führen fönne, die doch die einzige Löfung des Geheim-
niffes wäre; deshalb ſchwieg er, und Haslemere ſeinerſeits






















mit den außerordentlichen Enthüllun
fannt zu maden. 7 A
„Wenn das arme Mädchen wirklih in Donnington
verliebt war, ne Berlobung hat jedenfalls nicht fatt-
gefunden —überlegte der gutmütige Lord, ſo iſt es
nußlos, ihren Kummer zu vermehren durch Mitteilung de
Vermutungen mit. fibirijchem Hintergrund. Wenn er wies
der zum Vorſchein kommt, fo ift’S gut, wenn nicht,‘ fo
wird ihr der Kummer erfpart.” |
So kam es, daß nach Bern keine Nachricht über
Middletons Ankunft gelangte, und Alfred Hatte auch nie
etwas von Middletons Daſein gehört, außer Stebbings
flüchtiger Bemerkung, ein Engländer ſei in Odeſſa in No
geraten, wobel jedoch kein Name genannt wurde,

gen Middletons bes









in Petersburg
Am folgenden Morgen reiſten ſie
1 en Eva in fehr gedrückter

ließ






Man darf nicht vergeſſen, daß Alfred St. John die

91—

Middleton war ebenſo verſchwiegen in allem wa


 
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