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Heidelberger Lokalanzeiger: Neuer Heidelberger Anzeiger (27) — 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.43807#0315

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lager „Heidelberger Bolfshlatt“ und das Sfeitige

‚I EU N ae ann DO 8 EHE ES

tern 40 Drag. monatlich. Dur die Poſt viertehahr
2 I ME odne Hefrelgeid, ES












28. Jahrgang.
Druck und Verlag von G. Geiſendrfer.
Verantwortlich: Hal, Geifendörfer,

\






Das Ende auf den Philippinen,
der Philipinos und den Organifator des Aufftandes gegen
die amerikaniſche Herrichaft, in der That in ihre Hände
bekommen! Der erften Meldung, welche dieſe Bolſchaft
brachte, konnte man zweifelnd gezenüberftehen, denn wenn
wir von dem Kriege Englands gegen die Buren abſehen,
ſo iſt in keinem Sriege der neueren Zeit fo unerhört viel
und mit ſo bodenloſer Unverſchümfheit geſchwindelt worden,
Wie in dem Feldzug der Amerikaner gegen die Philipinos

Am 10. Dezember 1888 trat Spanien nach dem un
glücklich verlaufenen Kriege gegen die Vereinigten Staaten
bon Amerika im Frieden von Paris die Philippinen an
diele ab. Die Poilippinos wollten freilich von den Seg⸗
unungen der amerikantſchen Herrſchaft ebenſo wenig wiſſen
als vorher von denen der ſpanniſchen. Und fie beriefen
fi mit Recht darauf, daß die AÄınerikaner, als ſie die
Annexion der Philippinen proflamierten, einen ſchnöden
Wort- und Zreubruch begangen Hätten. Bei Beginn des
Krieges gegen Spanien verfündete der Präſident Mac
Kinkey feierlich, daß die Vereinigten Staaten einerlei
Landerwerbungen beabſichtigt, fondern uur aus Humani⸗
tätsgründen in den Krieg zögen. Und nach der Schlacht
bei Cabite, als die Lage der Amerikaner ohne die Hilfe
der aufſtändiſchen Philipinos unhaltbar geweſen wäre, ver—
ſprach der Admirat Dewey, wenn auch wohl ohne Er mäch⸗
tigung der amerikaniſchen Regierung, den Philipinos für
ihre Unterſtützung die Gewährüng der Unabhängigkeit. Die
Amerikaner nahınen die Unterfigung der Philipinos mit
— Dank an und bekoNnten fie mit fhnödent, wort- und treu
brüchigem Undank

Kaum waren die Amerikaner mit dem mürben, alters—
ſchwachen Spanien fertig geworden, da proklamierten ſie
Entgegen allen Verheißungen und Berfprechung die Annexion
der Philippinen. Aber wenn fie fid) damals rühmten,
Innerhalb fürzefter Frijt mit der „Handvoll wilder Zagalen“
fertig zu werden — die „Handvoll“ beftand nebenbei be-
merkt aus über {echs Millionen — jo war das nichts,
Als die unrühmlichft bekannte amerikaniſche Großpratſchig⸗
eit Zwei Jahre und drei Monate dauert jebt bereits
der Krieg gegen die Handvoll Philipinos der den Ame—
ilanern ungeheuere Opfer an Gut und Blut gefoftet hat.
Wiederholt haben dıe Aınerikaner die fehwerften Schlappen
und Niederlagen erlitten, und militärifche Erfolge haben
fie auch bis ſeht ſo gut wie garnicht erzielt. So weit fie
Erfolge errangen, beruhten fie darauf, daß fie Leils durch

erſprechungen, teils durch Beftehungen einen Teil der
Tagalenhäuptlinge zu fich Hinüber zu ziehen und
Auf dieſem unkriegeriſchen und wenig heroiſchen
Wege den Feind zu dezimieren verſtanden. Iſt doch auch
ie Sefangennahme Aguinaldos nicht in offenem ehrlichem
Kampfe ſondern durch ſchnöden, heimtückiſchen Verrat er—

Des Bruders Braut.
Roman aus der ruſſiſchen Geſellſchaft von C. Golowin
Mit Genehmigung des Verfaſſers überſetzt von A Hauff.
41) (Fortfegung.) :
Sie ſetzten ſich in einen Mietswagen. Perchurow
ahm wieder ſein geſchüftsmäßiges, faſt düſteres Weſen
N und le .
5. Unterwegs wurde nicht gefprochen. Eine bleiche
Dünmmerung Iag über der Stadt und verdrängte mehr
ind mehr die Macht. Ein ſchwacher aber feuchter Wind
dümpfte etwas die durchdringende Kälte des frühen
Morgens. Niedrige, {were Wolfen zogen am Himmel
in und hüllten ihn in einen feuchten Nebel, in dem die
nrijje der Stadt verlhwanden. —— —
Und Pawlik? Wartet er immer noch auf Dich?“
ragte erchurow, als fie an dem Hauſe vorüberfuhren,
welchem Petja wohnte,
ein. Als ich von Polunin kam, ging ich zuerſt
ach Hauſe und fagte Pawlik, die Sache fei erledigt und
ürfewitfch Habe feine Herausforderung zurücgenommen.
etzt ift er [don zu Haufe, fehr zufrieden mit der von
Un bewiefenen Tapferkeit.“ 2



U Die Stadt, fuhren burc) den Hohlweg und erftiegen

ichten Abhang, Links war ein durch-




















Dienstag, den 2. April

SAN



ſo wenig Ehre macht wie
der Krieg auf den Philippinen überhaupt. n
Die Amerikaner behaupten, daß mit der Gefangennahme
Aguinaldos der Krieg auf den Philivpinen zu Ende fei.
Hinter diefe Behauptung möchten wir doch ein dickes
Fragezeichen ſetzen, wenn auch nicht zu beſtreiten iſt, daß
Aquinaldo die Seele des Widerſtandes gegen die Ameri-
kaner war Trotzdem aber müfjen die Amerikaner darauf
rechnen, daß ſich der Krieg auf den Philippinen noch
dieſes ganze Jahr hindurch und aller Wahrſcheinlichkel
nach noch bis in das nächſte Jahr hinzieht, denn ein Teil
der Tagalenhäuptlinge wird den Krieg, ebenſo wie fie ihn
bisher auf eigene Fauft und ohne Konnex mit Aguinaldo
führten, auch jeßt weiter fortführen, ;
Daran, daß der Krieg mit der Gefangennahme Agut-
naldos beendigt iſt oder in kurzer ‚Zeit beendigt werden
fönnte, iſt ſchon aus einem {ehr einfachen Grunde garnicht
au denken. Mit dem Ende des Mürz beginnt auf den

wi

5

erſchlaffenden Hike, welche bis Ende Mai währt und die
den militäriichen Operationen der Amerikaner ein entfdhie-
denes Hindernis entgegenfest. Im Yuımt beginnt dann
die noch ſchlimmere Regenzeit, die ebenfalls jede militä-
riſche Operatlon verhindert nnd dazı noch gefährliche, epide--
miſche Krankheiten im Gefolge hat. Bor dem Oktober können
die Amerikaner nicht an eine ernfthafte Wiederanfnahme
ihrer militäriſchen Opevattenen- denken und au dann
werden fie noch manche harke Nuß zu Inacken Haben, denn
e$ muß bedacht werden, daß auch die Herrſchaft der Spa—
nier über die Philippinen ſtets nur eine äußerliche war
und ſich in der Hauptſache auf die Küſtenſtreifen beſchränkte.

So wird die Freude über den Erwerb dieſes neuen
Landbeſitzes der, alle Inſeln zuſammengenommen, 296,182
Quadratkilometer umfaßt, eine fehr geteilte fein. Denn

iſt (fie bringen Tabak, Zuder, Hanf und wertvolle Hölzer
hervor), jo ift doch für die Bewirtichaftung des Bodens
bisher ſo gut wie nichts gefchehen. Und auch für die
Zukunft ſind die Musfichten nicht ſonderlich, da die Ame⸗
rikaner ſich darauf gefaßt machen müſſen, daß ſie auch
nach der endgiltigen Unterwerfung der Philipınos, die, wie
betont, noch in weiten Felde fteht, wie einft die Spanier
mit dauernden Anfftänden zu rechnen Haben werden, wenn
es ihnen überhaupt gelingt, fih im Innern der Jnſeln
feſtzuſetzen Wenn die Amerikauer Selbſlerkenntnis beſihen
ſo werden ſie erkennen, daß ihnen, auch wenn ihnen die
Unterwerfung der Philippinen in abſehbarer Zeit gelingt,
der erſte Schritt in die „Weltpolitik“ doch alles in allem
recht ſchlecht gelungen iſt.

Deutſches Reich.

Berlin, 1. März. Der Kaifer benubte das über
Macht eingetretene fhöne und warme Wetter, um Heute

Der
Wagen bog vom Wege ab und bewegte ſich ſchaukelnd
und ftoßend dem Wäldehen zu. Ein elwas beſchmutztes
zweiſpänniges Fahrzeug ftand. bereits dort. Es war
Karaſewitſch gelungen, ihnen zuvor zu kommen. Als Per—
churow und Petja aus dem Wagen ftiegen, kam er ihnen
in Begleitung eines Herrn, welchen er als feinen Schnn-
banten vorftellte, entgegen. ES war ein feiner Zeit aus !

konsky, welcher fich jet mit der Mdvokatur beſchäftigte.
Perchurow bezähmte feinen Widerwillen und verhandelte
mit gezwungener Höflichkeit mit ihm. Karaſewitſch und
Borosdin ſtanden einige Schritte von einander ent-
fernt bei Seite, Die Verhandlung der Sekundanten dauerte
lange und Petja wurde ungeduldig. Herr Schmalkowsiy
wollte nichts von Barriere Hören, weil, wie er behauptete, !
„Dabei an richtiges, Zielen nicht zu denken fjei, und eine
verlaufene Kugel des Schlechteften den Gegner niederſtrecken

„Ich möchte gerne wiſſen, dachte Perchurdow, „was
Dur damit jagen willft.“ Aber allen Einwendungen gegen⸗
über blieb Schwalkowsky unbeugſam, indem er behauptete,
Karaſewitſch habe als Beleidiger das Recht, ſeine Be—
dingungen zu ſtellen

„Fünfzehn Schritte Entfernung und auf drei ſchießen
Beide zugleidh, — was Kann es Befferes geben?“ Davon
ging er nicht ab. Karaſewitſch hatte ihn ſtreng zu in
ſtrueren verſtanden. ——





und weiterhin glänzte bie Oberfläche des

















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ahrgaug.
churrahell.
Na

mittag vom königlichen Schloſſe aus ſeinen erſten
Spazierritt in diefem Frühjahr zu unternehmen. Er
ſah fehr gut aus, unterhielt ſich aufs lebhafteſte mit ſeinen
beiden Begleitern Oberftallmeifter Grafen Wedel und
General & la suite v. Madenfen, und [dien in fehr
vergnügter Stimmung zu ſein. Die Narbe unter bent
rechten Auge war wenig ſichtbar

Berlin, 1. April. Der Reichs
iſt geſtern nach Oberitalien ab
Woche zuzubringen gedenkt.

Frankreich.

Marfeile, 1... April. Im Hafen arbeiteten hente
Vormittag 3500 Arbeiter Patrouillen yon Gendarmen
und Küraſſieren hielten an den Quais die Ordnung auf:
recht. Drei Italiener wurden wegen Beeinträchtigung
der Arbeitsfreiheit verhaftet. Die Stadt t ıudig. 2

CP VA A EP PT
Der ſüdafrikaniſche Krieg.
London, 1. April, Lord Kitchener berichtet aus

Krätoria: Cin Zug entgleifte in der Nähe von Plan

infolge Explofion einer Mine. Die Cskorte des Zuges .

wurde von 200 Buren angegriffen. Diefelbem

wurden aber wieder zuückgeſchlagen und ließen 6 Tote
und IL Berwundete auf dem Plabe. Wir Hatten Keine

Berlufte. Ein anderer Sijenbahnzug entgleiſte geſtern 0

Abend bei Olifantsfontein, ebenfalls durch CExplofton

einer VDiine. Huch hier Hatten svir Feine Berlnite,
Yondon, 1. April.























































fangler Graf Bülow
gerift, mo er die ftille





Aus Dilvemfontein wird
genteldet: Die Burenfommandanten Br an dt und Hertog
find in der Nähe von PetrusSberg fignalifirt worden.
Man weiß nicht, ob fih Präfident Steijn bei ihnen be
findet, und glaubt, daß er General De wet begleitet, der
ſich in Transvaal aufhält. Große Burenabteilungen durch- —
ziehen jetzt den Diſtrikt von Petrusberg und hatten dot
kleinere Gefechte mit den engliſchen Truppen. S

Die Wirren in China,
Petersburg, 1. April. In der Mandjehurei find En
in der Umgegend bon Tſchangtſchufun neuerdings wieder
Unruhen durch Räuberban den, marodierende chineſiſche
Soldaten und Boxer hervorgerufen worden. General
Kaulbars ließ die Militärpojten auf der Eiſenbahnſtrecke
Charbin⸗Tſchangtſchufu verſtärken und erſuchte den General
gouvernenr ©rodefow, ihm größere Truͤppenabteilungen
nad) Charbin zu fenden, da im Frühjahr ein allgemeiner
Wiederausbruch der Boxerbewegung erwartet merde. Die
geſundheitlichen Verhältniſſe in Zizikar find infolge des
Umherliegens zahlloſer Leichen SGetöteter oder Hungers ges
ſtorbener Chineſen und Mandſchuren, die bis jet gefroren
waren, nun aber auftauen und die Luft ſchrecklich ver
peſten, ſehr ungünſtig. Die ruſſiſche Garniſon hielt e&
in der Stadt nicht mehr aus, und mußte außerhalb auf
einer Höhe ihr Lager bezichen. A
































Betja, welcher Berchurom bei Seite gerufen Hatte, „YGg
bin mit Allem einverftanden, wenn wir nur endlich ans
fangen.“ a ———
Die vereinzelt ſtehenden Buchen wurden von den
ſchrägen Strahlen der aufgehenden Sonne mit goldenen:
Licht übergoffen. . BE
„Stelle Dich wenigitens jo, daß Du nicht in die Sonne
fehlt,“ fagte Perchurow zu feinem Freunde, welcher gleich

giltig die Pijtole aus feiner Hand nahın. DE
€ wurde lange nach einer geeigneten Stelle geſucht
Endlich fand man eine Heine Lichtung, weldje gegen das
Sonnenlicht durch alte Bäume gefhligt war. Fünfzehn
Schritte wurden abgemeffen. Die Gegner ftellten ſich
einander gegenüber. Betja betrachtete halblunbewußt feine
Pijtole, als ob ihn etwas Befonderes in der Konſtruktion
derſelben in Verwunderung ſetzte. Plötzlich lief ein Froſt
über ſeinen Rücken, er ſchien jetzt erſt zu begreifen, warum
er hier ſtehe und vor ihm dieſer Menſch, welcher ſo ſelt
ſame Bewegungen mit dem Arm machte und ſcharf her—
über ſah. Ihm wurde unangenehm und ſeltſam zu Maut.
„Warum blict diefer Menſch ſo ſcharf herüber?“ dachte er.
Sein Kopf [Ywindelte. „Um Gottes willen, follte ich
etwa ein Feigling fein?“ fragte er ſich mit plötzlichem

MNein, nein, ich



ni iſt alles gleich, was ihr beſchließt, ſagte



 
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