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Heidelberger Lokalanzeiger: Neuer Heidelberger Anzeiger (27) — 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.43807#0479

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Ye heint täglich mit Ausnahnte der Sonn. und See
8 Beilagen das „Heidelberger Bolksblatt“ und das Sjeitige
Öluftrierte Somtagsblatt“. Preis ZO Pfg., mit den Bet
ätfern 40 Big. monatlid. Durch die oft vierteljährlich

— 1 ME, ohne Beſtellgeld.



28. Jahrgang.
Drue und Berlag von G. Geiſendärfer.
Werantwortlich By, Geifendürfer,






Anzeigen: die 1:{haltige Petitzelle oder deren Raum
208 ? *





durch Säulenanſchlag. ©



+

—IIIIIIP





Deutſches Reich.

Das Geſetz⸗ und Verordnungsblatt veröffentlicht in
ter Nummer eine Berorduung des Finanzminifteriums
Betr. den Vollzug des Kapitalrentenſteuergeſetzes

arnach find u. a. von der Kapilalrentenſteuer frei: die
inſen aus den vom Geſchäftsbetrieb herrührenden und
aber nach Artitel 7 Ziffer 5 des @Gewerbiteuergefebes zum
Wwerbſteuer pflichtigen Betriebskapital gehörigen Aktivaus⸗
Händen und Kontokorrentauthaben der Gewerbsunternehmer,
erner die Zinfen und Gewinnanteile, welche offene Han—
Alsgeſellſchafter die perſönlich haftenden Mitglieder der
omm andugeſellſchaften Handelsgeſetbuch ö 105 bis 160,
161 bis 177) al8 folche beziehen, ferner die anf Reichs:
ejeben über die Unfall und Invalidenverficherung be—
Tubhenden Mentenbezüge, fowie die Wittwen- und Waiſen—
Gelder und Benefizien, welche auf einem öffentlichen oder
Privaten Dienfiverhältnis beruhen und daher als Entgelt
für frühere Arbeit, Dienſtleiſtung oder Berufsthätigkeit zu
betrachten find; insbefondere gilt dies von den Bezügen,
welche den Hinterbliebenen der Beamten des Reiches und
des badifchen Staates, der Offiziere, Unteroffiziere, Sol—
daten und Militärbeamten, der evangeliſchen Kirchendiener,
der Schullehrer und der Mitglieder der Fürforgekaffe für







Aus der badijchen Beamten oder Militärwittwenkaſſe, aus
der Bfarrwittwenkaffe und aus der Fürſorgekaſſe zuſließen
Sind die Vorausſetzungen für den Beſitz eines Wohnſitzes
in keinem Bundesſtaate vorhanden, ſo genügt bei Landes—
Und ſonſtigen Reichsangehörigen der nicht bloß vorüber⸗
gehende Aufenthalt im Großherzogtum zur Begründung
der Kapyitakrentenfteuerpflicht. Angehörige anderer Bundes-
laaten, welche im Großherzogtum und außerdem in ihrem
— Deimatsftiaat einen Wohnfig haben, werden zur badiſchen
Koapitalr entenſteuer nicht herangezogen. ;
= Merlin, 22. Mai. Der frühere Staatsfefretär des
Reichsamts des Innern und jetziger Oberpräſident von
Provinz Sachjen, Dr. v. HBötticher, wurde als
Vertreter des Domfapitels zur Naumburg auf Lebenszeit
In8 Herrenhaus berufen. 7 ;
‘ Rußland.
Streik-Unruhen in Rußland.
Petersburg, 22. Mai. Das Amtsblatt der Präfektur
Meldet: In den Obuchowihen Eifenwerken in Alexan-
drowsty weigerten fich am 20. Mai nach der Nittags-
auſe etwa 200‘ Arbeiter verjehiedener Abteilungen, die
Arbeit wieder aufzunehmen. Bon dem Sehilfen des Di-
— Teltors, Dberfileutnant Ywanow, nach dem Grunde ihres
. Verhaltens befragt, irugen die Arbeiter ihre Beſchwerde
vor. Die Verfuche des Dberftleutnant, die Arbeiter zur
Wiederaufnahme der Arbeit, die in verſchiedenen Abteilungen
der Werke zerftreut maren, gaben mit der Sirene ein





— Donnerstag, den 23, Mai 1901.
walt die Maſchinen zum Stillſtand zu bringen. Der | China auferlegten Schade nerſatzbetrages als nicht
Dberftleutnant Jwanow, der nur über 40 Mann verfügte, | münfchenswert abgelehnt. Der einſeitige amerikaniſche
fuchte die Unterjtübung der Polizei nach Alsbald wurden | Vorfjchlag, den Betrag auf 800 Millionen Mark Herabzu-
zwei Sscadrons Gensdarmen, eine Abteilung berittener | feßen, hat demnach feine Ausficht auf Annahme. Die
Poliziſten und 200 Schutzleute an Ort und — nachſte Sitzung findet morgen ſtatt.

ſandt Inzwiſchen hatten die Arbeiter, deren Zahl etwa

600 war die Arbeit eingeſtellt und DE unter Pfeifen: Der ſüdafrikaniſche Krieg.

und Sürmen 805 Wort 3 OeOf en m 5 Sondon, 22. Met. Nach der amtlichen Verluftlifte
im Thormeg fand, wurde durch einen Meſſerſzin verwun pkieben in dem Gefechte bei Grobelaarechte gegen die

det. Ein Arbeiter wurde verhaftet. — Ein Polizeiunter- ; f rgen
03 Ah einen 18 Her Oel oa | Dırren am 5. Mat aus den Reihen der Weſtauſtralier:
offigier wurde durch einen aus der Menge geſchleuderten 1 Offizier, 5 Mann tot, L Offizier und 8 Mann vers



Stein inz Geficht getroffen. Die Arbeiter ſammelten ſich ö . ,
auf dem Wege nach Schlüſſelburg und in den benachbarten wundet 1 Mann wird vermißt. —
Hünjern an. Der Verkehr der Straßenbahn iſt unter— —
brochen. Der Bolizeidireltor Palibin, der die Polizei be- Vermiſchte Nachrichten.
fehligte, gab in Befürchtung weiterer Verwicklungen den Wiesloch, 20. Mai [Berj Oleden c8.] Für die
Befehl, die Menge zu zerütreuen. Die Aufforderung hierzu |; Zen Gemeinderat gewählten Bürgerausihußmitglieder
blieb erfolglos, worauf die Gendarmerie und berittene Herren Karl Burchardt, QLilh. Heft und Philipp
Poligiſten gegen Die Menge yorging, welche mit nen Schmitt wurden als Stellvertreter die, Herren Nu dolf
würfen antwortete, Ind viduen welche hinter Einfrie⸗ Steingötter, Heinrich Horn und ®arl Walli-
digungen und in die Hünfer geflüchtet waren, ſchleuderten je gewählt. — Der Gemeinde-Soran iOlag
Steine gegen die Poliziiten, welche fich in die Werke zurück: | „7 1901 wurde in der lebten Situng der Bürderlichen
ziehen. mußten. Balibin 309 hierauf die Abteilung Sol- Kollegien debattelo8 und einftimmig nach der Vorlage
daten, die auf dem Hofe und in der Werkftatt bereit ſtand, genehmigt. Qi einer Gejamteinnahme von Mt, 112 578
heran. Diefe griffen mit den Boliziften zufanımen die Ars | 5 oiner Gejamtansgabe von 51964 Mark verbleiben
heiter an, wurden aber wiedermn mit Steinwürfen empfangen Deckung 60 614 ME, welcher Betrag durch Umlage
A eet eeet e
nach verſchiedenen Richtungen auseinander. ſlob © | bo 1901 NEE 10.504070 aDtect sege 7524 780 IR. ;
Arbeiter wurde getödtet, acht verwundet. In dieſem Augen: ; ;
blie trafen mehrere Xompagnien Yufanterie ein, mit deren Zeitraum von nur: Fahren um 00 ME.
z 0 En von Jahren um rund 2800000 Mk.
DE DE a Gert | N aan ati
wurden verhaftet em Zuſammenſtoß wurde Palibin Jahren in gleicher Weiſe ſteigen iſt als ſicher anzunehmen,
an Sopf und Beinen von Steinen getroffen. Ein Polizei: IE en Sa EM Lat ge Un
. N . * EMS ‚erhöht. Eine Wohlthat für die Gemeinde iſt die Ent—
EN und elf I N En ar 7 nahme" von Neberfehüffen aus der Städtiſchen Sparkaſſe
mehr öder wenigen (diwer. Ein verwundeter Arberter iſt au -gemeinnütgigen Zweden (für Bürgerfchule, Gewerbes
bereits geftorben. ; — cchule, Kinderſchule, Straßenbeleuchtung u. ſ. w) ARE |
T 7 7 7 doch für das Jahr 1901 die Summe von 22 1713. Mb.
— Die Wirren in China, zur Entnahute aus den Meberjchüffen genehmigt. Müßte
Berlin 22. Malt Wokberfee meldet aus Beting: | did Selrog N a Umlagen gedeckt werden,

Li⸗Hung Tſchang entſchloß ſich die Borer an der ſüd—
chen Demarkationslinie ernſtlich zu bekümpfen. Jetzt -h. Aus der badijhen Pfalz, 22 Mai. Die ge—
operieren feine Generäle im Verein mit den franzöſiſchen genwärtige Witterung] mag zwar dem Wunſche der
Truppen unter Leitung des Generals Baillaud. Haupt⸗ Ausflügler, keineswegs aber dem unſerer Landwirte ent—
mann Kusßer ereilte eine zerfprengte der 3. Kompagnie | [prechen; denn die Futterausfichten werden durch den
des dritten Regiments entfommene Borerabteilung von Mangel an Regen immer geringer. Die Weggras-Ber»
400 Mann bei Mantfjcheng, 22 Kilom. nordweftlich von fteigerungen find‘ daher von Liebhabern aufs zahlreichſte

Paotingju. Bei der 8. Kompagnie find bis jebt fünf beſucht und iſt die Steigerungsluſt eine ſehr rege Der:

Verwundete feſtgeſtellt. A De Landmann ſieht fich infolge der angegebenen mißlichen

Geſandten wurde mit allen Stimmen gegen die des amert- | abzumachen. Aber auch bei den Übrigen Felderzeugniſſen
kaniſchen Vertreters Rockhill eine Ermäßigung des! macht fich das Ausbleiben des Regens ſehr fühlbar





Des Bruders Braut.
Noman aus der ruſſiſchen Geſellſchaft von C. Golowin.
M Genehmigung des Verfaſſers überſetzt von A. Hauff.

50) 7 Quriiegung.)
Petja ſchritt wieder ftüirmifdh im Zimmer auf und ab.
Vſewolod ſchwieg, bis des Bruders Aufregung ſich etwas
beruhigt zu haben ſchien und deſſen Stimme weniger zornig

Als bekümmert klang —
Dentſt Du etwa, Petja, mir ſei leicht zu Mut? Ich
habe immer in Freundſchaft mit Dir gelebt! Was kann
19 dagegen thun, wenn mich ihre Erſcheinung beim erſten
Anblic hinriß Das Herz lußt ſich keine Vorſchriften

machen! Ich muß es Dir anheimſtellen es zu glauben

Oder nicht, aber ih weiß ſelbſt nicht, wie das gekommen
De liebte fie ſchon bei unferer erften Begegnung auf dem



Petja hielt in feinem Sturnılauf vor dem Bruder
An, Eine neue Woge heftiger Leidenfehaft wallte in
m auf. —7
„Sage mir, was heute in Krasnoje geſchehen Du
; haft Natürlich die günftige @elegenheit nicht unbenußt ge:


Wantwortet Hat fie eingewilligt? Weißt Dir, noch vor
Ds Tagen ſagte fie mir, daß fie gegen den Willen ihres
T üters die Meine werden wollte, und jebt, wo fie Dir
"egegnet, ift Alles zuſammengebrochen.“ . !

Das Alles weiß ich jetztn erwiderte Wſewolod ruhig.

SSie hat mir ſelber Alles erzählt.“ —





„Merkwürdig! Nun, und was weiter?" Wir find ihrer vielleicht Beide nicht wert. Es war mir
Wſewolod nahm ſich vor, nichts zu berheimlichen, da unſäglich traurig zu Mute, das geſtehe ich. Es iſt nicht
eine Unwahrheit ſeinerſeits doch bei dem erſten Zuſammen- leicht, die Hoffnung auf ein ſoͤlches Glück aufzugeben, .
treffen Petja’S mit Wera an den Tag kommen mußte. jelbft wenn e$ zu ©uniten eines geliebten Bruders ges
„Sie hat mir geantwortet“, bekannte er Daher frei⸗ ſchieht.“
mütig, „daß ſie nicht meine Frau werden könne, weil ſie Petja hatte bei den erſten Worten den Bruder nicht
ihrem verpfändeten Wort treu bleiben müſſe. Ich bin ge= | ganz verſtanden, am Schluſſe ſeiner Rede aber fuhr er
fonimen, um Dir das mitzuteilen.“ ; auf: „Was? Dr [prichjt-noch von einem Opfer, das
Peija s Geſicht leuchtete freudig auf. „Das hat fie | Di mir bringjt!? Was haft Di denn‘ geopfert? Dur
gejagt?” rief er aus, „Du irrft Dich nicht? Bitte, | Kennft fie erft ſeit geftern und willſt mich glauben
wiederhole mir doch noch einmal jedes ihrer Worte!" I maden.., ? — — Schweig, [Häne Dich!"
— Wiewolod wiederholte Wort für Wort die mit Wera | Wſewolod zog die Augenbraunen zujammen.
gehabte Auseinanderfegung, aber in einer Weije, daß | | „Was ürgerft Du Dich“, unterbrach er ihn hl.
Petja's kurze Freude bald wieder erlöfchen mußte. „Was bift denn Du feloft für eine. Unfehuld? Erinnere
Aus feinen Mitteilungen ging hervor, daß Wera, in— Dich lieber Deiner. früheren Aufführung, und wer es
dem fie ihn entfagte, ein ſchweres, leidvolles Opfer anf | mar, der Dich rettete, als die eigene Mutter Dich. dem
fich nahm. Gericht ausliefern wollte!“ SE
„Was bedeutet das?“ unterbrach ihn Petja. „Ich Petja erbleichte. A
verftehe nicht ganz." A Ur . „Das habe ih nicht vergeffen und werde es nie ver-
As Wiewolod vernahm, daß Petja ſich beruhigte und | geffen“, fagie er mit ntedergefhlagenen Augen. „Aber
ſogar ziemlich verdutzt ausſah, nahin er fofort einen tröften- Du hätteft mich gerade jetzt nicht daran erinnern follen,
den, Halb väterlichen Zon an. Wſewolod!“
„Ja, mein lieber Petja, ſo leid es mir thut, Dich Du vergißt das nicht? In Worten vielleicht nicht,
verlegen. zu müffen, aber ich fürchte, Du haft Dih in | wohl aber in der hat, und da die Nede nun einmal
ihr geirrt, das heißt — verftch’ mid recht — nicht in | darauf gefommen ift, To {age id Dir, e8 war Deine

/ heat. Sie ift ein gerades, anfrichtiges Weſen, und fo. | weiß, wen fie eigentlich heiratet.“





ſchwer es mir auch wurde, die abſchlägige Antwort von Ich habe ihr ſchon Alles erzählt“, erwiderte Petja
ihr zu erhalten, ich beuge mich vor ihrer Entſcheidung. ſeufzend. N
 
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