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Heidelberger Lokalanzeiger: Neuer Heidelberger Anzeiger (27) — 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.43807#0695

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| Eriheint täglich mit Ausnahme der Souu- und, Feiertage.
| %US Beilagen das „Heidelberger Volksblatt“ und das 8feitige
Unfirterte Sonntagsblatt“. reis 30 {g., mit den Beiz



lättern 40 fg. monatlich.







6 *

28. Jahrgang.
Druck und Verlag von G. Geifendärfer,
Werantwortlich: Ich. Geiſendr fer.

Nr. 173. Sn
BPolitijche Wochenfehau.

Heidelberg, 27. SIuli.
im Zeichen des Kampfes




Die vergangene Woche ſtand
Gegen die Tuberkulofe.
Nationalen Kongreß zur Bekämpfung der
uberkulofe ſchon vorher mit dem Fnterefie entgegen-
9ejehen worden, welches diefem Kampfe gegen die furcht-
barſte aller Volksſeuchen zukommt, ſo haben die Verhand-
lungen des Kongreffes diefes Intereffe noch ganz erheblich
Belteigert. Der „clou‘“ des Kongreſſes war die Ent—
hüllung
dem Gebiet der Tuberkuloſe. Prof. Koch hat durch Er—
rimente feſtgeſtellt, daß die Kraukheit voln tubertuloſen
Wenſchen ſich nicht auf Rinder überträgt. Er folgert
% Dieraus, daß ſich dementſprechend auch die Krankheit von
uuberkuloſen Rindern nicht auf die Menſchen übertrage,
uß alſo die weitverbreitete Rindertuberkuloſe keine Gefahr

für die Menfjchen bedente. Die überwiegende Mehrheit
des Kongreffes ſtellte ſich auf den Standpunkt, daß den
Loch ſchen Feſtſtellungen, mit denen der Gelehrke übrigens
eine früheren Theorieen verlaffen hat, zwar eine hervor»
agende Bedeutung zukomme, daß aber die Frage keines:
698 fpruchreif jet und einer weiteren Prüfung dringend
Benötige. nn

Noch weit Heftigere Debatten gab es freilich in dieler
Woche um den heiß umftrittenen, aber noch immer wie
ES Ylr Bild zu Sais behandelten neuen Zoll:
tif
handelt es
agen haben die Menſchen von jeher am erbutertten de
Mritten. Der Zolltarif iſt nun endlich dem Bundesrat
gegangen, aber trotzdem hat ſich die Regierung noch
Mer nicht entſchließen können, der Geheimmiskrämeren
© nun fchon ſeit ſo langer Zeit mit dem Zolltarif ge-
eben wird, ein Ende zu machen. Daß Ddieje Taktik
icht geeignet iſt die Heftigkeit der Gegenjäße, die in Be-
ug auf die Zolfragen vorhanden find, zu mildern, das
Kit doc {5 Mar zu fein, daß fi die Megierung Telnen
Bwelfeln Dierüber hingeben fotlte.
m Die Heftigkeit der Gegenjäte, die noch bis vor kurzem
nerhalb der Muͤchte über den vorläufig Leßten Akt
5 Oinefifhen Dramas, über die Form der Be-
DET Sarie, beftand, hat in leßter Zeit erfreulicher-
See einer verſöhnlicheren Auffaſſung Platz gemacht.
War hat man fich von englifher Seite redliche Mühe
egeben noch im letzten Augenbuck einige Diſſonanzen in
antich ineſiſche Konzert zu bringen, aber die Bemüh—
un Englands, feine Sonderintereffen in China mehr
an Dillig. zu verfolgen, Haben erfrenlicher Weije den beab-
atigten Erfolg nicht gehabt. Nachdem die Einigung
Mn Über den Iegten Punkt, über den Zahlungsmodus
fe worden iſt, wird die weitere Abwicklung der chine
Den Angelegenheiten Hoffentlich halbwegs glatt vor fich








Aug' um Ange, Zahn um Zahn.
6 Nomen von Karl Chen.
A [Nachdruck verboten.)
Gortſetzung) Sn
no Als Coventry England verlaſſen hatte, fühlte ſich Georg
cbelnlamer als je, beſonders an den Abenden. Die
die utionären Cafe’S wollte er nicht allein beſuchen und
jatıtes mente der ruſſiſchen Grammatik boten kein amü⸗
Urlonr Studium. Da fiel ihm ein, daß er nod) niemals
Reige verlangt _ Hatte, während feine Kollegen dies der
| niach gethan Hatten, um ihre Verwandten zu be:
um} eis war er ftandhaft bei der Arbeit geblieben.
ler mit dem ſchönen Auguſt die Sehnjucht nach
Sehens Luft über ihn gefommen. Mber wohin follte er
ten @r hatte Geld genug, um einige Wochen am |

Seiap de qugubringen. Oder ſollte er nach Paris fahren?

ihrem Landſitz in Moreeambe-Park zu ſehen, aber
Chuh and einen unüberwindlichen Widerwillen gegen Sir
Nahe afı 7 ‚außerdem war die Einladung ein halbes

ins Unſchlüſſigkeit verſchwand jedoch beim Empfang
Wähnte EIS ſeiner Schweſter Eva, in welchem ſie er—

daß ſie die Ferien in Froſtham in der Penſion
tn De müffe, ohne andere Geſellſchaft als die des jüng-
Nam üulein Quilter, da die beiden anderen Damen diejes
MS ich zu einer Schweizerreife ent{chloffen hatten.











































Samstag, den 27.

gehen, wenn man fich aud immerhin noch auf manchen
Hwijcdhenfall gefaßt machen und auch dem Zahlungseifer

Juli


mehr perfelt gewordenen Abmachung mit China fol dieſes
ſeine Entſchädigungszahlungen an die Mächte bis zum
Jahre 1940 nebſt Zinſen getilgt haben. Wir wünſchen,
menſchenfreundlich wie wir ſind daß jeder unſerer Leſer
das Jahr 1940 erlebe und daß er daun fo viel im Ver-
mögen habe, als China den Mächten ſchuldig ge—
blieben iſt. BE —

_ Se mehr die neue orientalijche Frage in ein ruhigeres
Fahrwaſſer verläuft, defto ungeftümer meldet die alte
orientaliſche Frage wieder ihre Anfprüche bei den Müch-
ten an, In der vergangenen Woche ſpukte es auf dem
Balkan wieder ganz, befonders an der erbiſch-türki—
ſchen Grenze, wo die Rauferelen und das übliche Hulſe
abſchneiden wieder einmal engros betrieben wird. Die
Mächte werden auf der Hut ein müſſen, daß die „inte-
reſſanten Bölferfchaften“ auf dem Balkan im Zaum ge⸗
halten werden, denn nachgerade gewinnt das Wort immer
dringendere Berechtigung: Europa braucht Ruhe!

ruhigſte aller Sänder, und in der That jcheint die hoch:
Jommerliche Hike auch dort etwas Ruhe in der Politik
zu bringen. Zwar find die Generalratswahlen
nicht ganz ohne die üblichen Ruheſtörungen vor ſich ge⸗
gangen, aber dieje haben ſich doch in beſcheideneren Gren—
zen gehalten, als es in den letzten Jahren der Fall ge—
wefjen war. Auch Hat die Regierung alles in allem ganz
gut abgeſchnitten, denn angejichts der heftigen Agitation
ihrer Gegner mar fie eher auf Einbußen, al8 auf Gewinn
gefaßt, der ja nicht ganz ansgeblieben ift. ;

Ein ſchnelles Ende hat auch die Miniſterkriſis in
Dänemark gefunden, wo an die Stelle des Minijteriums

getreten ift. ine Merkmürdigkeit enthält dies Kabinet
für unfjere Begriffe infofern, al8 es an feiner Spitze
einen Univerfitätsprofeffor und zu Mitgliedern u. a. einen
Bauerngutsbefiger und zwei Redakteure hat. So etwas
giebt's bei uns nicht!

den alten Ohm Krüger betroffen; zu den vielen Schickſals⸗
ſchlügen, die ihm beſchieden waren, iſt der Tod ſeiner
treuen Leidensgefährtin, der vielverehrten „Tante Sanna“
getreten. Aber auch dieſer herbe Verluft hat den Mut
des alten Mannes nicht zu brechen vermocht, der uner-
ſchütterlich an die Zukunft feines Volkes glaubt, welches
in dem Kampfe gegen die erdrückende Uebermacht Eng⸗
lands noch immer nicht den jo ſchweren Prüfungen unter
worfenen Wut hat finfen Yaffen. Dr PP.

Deutſches Reich. —
Kiel, 26. Juli. Der Xaifer verlieh zahlreichen Ein-
wohnern YMalaga’s, Ddarınter dem Militärgouverneur

ein ſtilles kleines Neſt in Yorkſhire ausfindig zu machen,
mo fie zwei Wochen vergnügt mit einander zubringen und
mo er bielleicht auch fiſchen könnte. Mach einigen Tagen
kam die Antwort: Am Ufer des Yorefluffes, nahe beim


berühmt. Georg richtete feine Bitte um Urlaub nicht
birelt an den Chef des Haufes, ſondern durch den Ge-
ſchäftsführer deſſelben, welcher ihm am Abend mitteilte,
daß er drei Wochen Urlaub nehmen könne. „Und wenn
Sie noch eine Woche mehr wünfchen, Donnington", fügte
er hinzu, „fo fhreiben Sie mir nur einige Worte Sie
haben Ihre Pflicht gethan, und Herr Bonham und ich
ſind ſehr zufrieden mit Ihnen.“

Georg vernahm dies mit großem Vergnügen Seine

feines Bormunds, das er am Abend erhielt: ;

„Mildinay jagt mir, Sie wünfchen einen Meinen Ur:
laub; ich denke, Sie haben ihn ehrlich verdient. Er ſo⸗
wohl als Nugget {prechen fehr vorteilhaft von Ihnen, und
es jcheint unzweifelhaft, daß Sie Gejchäftsgewandtheit be
fiben und Erfolg haben werden, wenn Sie ſo fortfahren
wie bisher. Ih glaube, Sie beabfichtigen nach Yerkſhire
zu fahren und Ihre Schweſter zu beſuchen. Es wird
Vergnügen machen, zu hören, daß ich von den Fräuleins
Quilter die vorteilhafteſten Berichte über ihre Fortſchritte
und ihre Führung erhalte, Suchen Sie zu erfahren, ob
Sie fi dort glücklich fühlt, oder ob ich irgend etwas für





8 ſchrieb ſofort an ſeine Schweſter und bat fe, irgend

























Anzeigen: die 1-{paltige Petitzeile oder deren Raum

20 Dies Lokale Gefchäfts- und Privat-Anzeigen bedeutend
ermäßigt. Nekflamen 40 Bfg. Für Aufnahme von Anzeigen

an beſtimmten Tagen mird nicht garantiert. Gratisverbrettüng
durch Säulenanſchlag.









28. Jahrgang.
Gefmüftsltelle: Autere Hedneleafe 17,

1901

Samhez Munoz, dem Konſul Pries, dem Zivilgouverneur
Grafen Eſperanza, dem Hafenkommandanten, dem Bürger⸗
meiſter und mehreren Damen wegen Hilfeleiſtung bei dem
Unglück der Gneiſenau“ Ordensauszeichnungen.
Berlin, 26 Juli. Die Nordd. Allg Zig ſtellt
gegenüber den Klagen in der Prefje über das rückfichts-
loſe Vorgehen der Engländer gegen die füdafrikanifchen
Stationen der Berliner Mijfionen folgendes felt: Die
engliſche Regierung erklärt ſich bereit, auf die Vorſtellungen
des deutſchen Generalkonſuls in Kapſtadt für den Schaden
Erſatz zu leiſten. Die Station Bethanien betreffend er-
wirkte der Generalkonſul die Zuſicherung der engliſchen

Fernſprechanſchluß Nr. 621.


unberührt bleibe und das noch vorhandene Vieh nicht res
quiriert wird.
Erſatz dadurch geleiftet, daß die Stationen die gleiche An⸗
zahl Vieh wie die weggetriebene zurückerhalten werden.
Desgleichen find die meiften deutfchen Kriegsgefangenen,
die nicht mitgefochten Haben, freigelaffen worden. Auch


freigelaffen worden. ; | A
Berlin, 26. Juli. Der heutige „Reichsanzeiger“ ver⸗

öffentlicht den Entwurf des Zolltarifgefeges nebit

Tarif.
Berlin, 26. Juli. Die „Nordd. Allg. Big. “. meldetz
Der publizierte Zolltarif enthält die für Getreidezölle,
Lebensmittel und Vieh vom „Stuttgarter Beobachter“
bereits gemeldeten Zollfäße. Kartoffeln find frei.
Bertragszölle auf Itoden dürfen nicht unter 5 M., die
auf Weizen nicht unter Mt. 5,50, die auf SGerfte nicht


hHerabgefeßt werden. |
Frankreich,

Paris, 26. Juli. Der bisherige franzöfijdhe Geſandte

hof von dem Verteter des Präftdenten Lonbet und den des
Minijters des Murswärtigen begrüßt worden. Außerdem
fanden fich zahlreiche Freunde de Geſandten ein ſowie eine




Zur Wahlbewegung, SO
= Merfesheim, 27. Juli. Nach einem Inſerat der 2
geftrigen Nummer diefer Zeitung wird kommenden Sonntag,

Profeſſor Quenzer von Heidelberg {prechen wird. Wir

aufmerkſam

A Sohwegingen, 26. Iuli.
ſichtigt, im Wahlbezirk Wiesloh-Heidel berg, einen
eigenen Kandidaten aufzuftellen. Wie verlautet, {ft als
ſolcher Herr Fabrikant Neuhaus von hier auserſehen.





als Ihr Vormund und treuer Freund
A Bonham.“ ——
Das Beiliegende war eine Fünfzigpfund-Note
Georg war entſchloſſen, ſeinen Weg ſelbſt zu bahnen,
und deswegen Hätte er fie nicht behalten, wenn er nicht

item Abend brachte er in dem Keinen Gafthaus Watefield
au und am Morgen darauf wurde er durch das Gloden:
jpiel des alten Kirchturms erweckt

HE.
Ueberraſchungen.
Beim erſten Sonnenſtrahl erhob ſich Georg, öffnete
das Fenſter, beugte ſich hinaus und atmete vergnügt die

duftige Morgenluft des ſchönen Augufjttages ein. Durch
mehr als achtzehnmonatliche, ausdauernde Arbeit hatte er

Tauſend Fragen beſchäftigten ihn; Ob fie
gewachſen ſei, ob ſie wirklich ſo ſchön geworden fei, wie

ſter zubringen.

lich ſei, ob der lange Aufenthalt bet den alten Damen



nicht etwa das offenherzige Mädchen in eine Meine Hoch-
mütige Kokette verwandelt Habe. Alle dieſe Gedanken

















 
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