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Heidelberger Lokalanzeiger: Neuer Heidelberger Anzeiger (27) — 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.43807#0511

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| Ericheint täglich mit Ausnahme der Soun- und Feiertage,
| Als Beilagen das „Heidelberger Volksblatt“ 111d das 8feitige
| zuftrierte Somnntagsblatt“. Preis Z0 Pfg., mit den Betz



ättern 40 Pig. monatlig. Dur die Pojt vierteljährlich
| 1 Mk. ohne Beſtellgeld.

28. Jahrgang.
Druck und Verlag von G. Geiſendrfer.
Werantwortlich Ich. Geiſendörfer.

Nr. 127. —

Deutſches Neich.
Berlin, 1. Juni. Wie die „Nordd. Allgem. Ztg.“
rnimmt, regte der Reichskanzler anläßlich der ungünſtigen
ahrichten welche ihm in der letzten Zeit über den
) Quatenſtand und die Ernteausſichten in weiten Ge—
leten der Monarchie zugehen, im Staatsminiſterium an,
ASbald innerhalb der einzeluen Reſſorts alle geeigneten
aßnahmen zu treffen, um angeſichts der drohenden Miß—





aſſen
Weimar, 31. Mai. Heute fand hier unter Teilnahme
ner fehr großen Zahl bedeutender Männer eine Ge—
üchtnisfeter für den verſtorbenen Großherzog
Karl Alexander. ftatt. Am Morgen verlieh im Hof-
heater Kuno FijHer-Geidelberg in einer zu Herzen

;
| Abend ſchloß ſich im jeder Hinficht. würdig der erniten
| tier des Bormittags an. Beiden Teilen der Feier
wohnten der Großherzog von Weimar, die verwitwete Erb⸗
oßherzogin und die Großherzogin von Baden bei.
Italien.
Rom, 1. Juni. Die Königin Helena iſt heute
ih 9 Üühr von einer Tochter glücklich entbunden wor—
nr Die Königin und ihr Kind befinden {ich wohl. Die
eugeborene hat die Namen Jolanda Margherita
halten.
Spanien.
8 Madrid, 1. Juni. (
‚Mer ein Italiener ift, wurden verhaftet. In Corunna
MM der Belagerungszuftand ausgernfen worden.
Madrid, 1. Kuni. Ein Telegramm des Imparcial“
nn Barcelona meldet; Der SGeneralkapitän und die Be—
| rden erhielten eine auswärtige Mitteilung über die Ent⸗
| gung eines anarchiſtiſchen Anſchlags gegen den
Öejagt, die Verſchworenen würden nach Barcelona und von
Ort nach Madrid reiſen.
England.
London, 1. Juni. Ein Telegramm des „Standard“
| ü Shanghai meldet: Iu der ganzen Provinz macht
© eine {tarfe Erregung bemerkbar, weniger aus politi—
) (den Gründen, als infolge des Auftretens von Heu—
Öredenfhwärmen, welche die Erute völlig vernichten.

| Die Wirren in China.

3 Peking, 1. Juni. Die bedingungsloſe Annahme der
| Se derung der Mächte auf Zahlung der Entſchädigung
. in 450 Mil. Taels durch die Chinejen rief unter den
|, rſandten große Befriedigung hervor. Uebrig bleiben that⸗









ı die



Des Bruders Braut.

) qeoman aus der ruſſiſchen Geſellſchaft von E. Golowin.
Genehmigung des Verfaſſers überſetzt von A. Hauff.
2 (Fortjegung.) 2
G Peter Borosdin befand ſich ſchon länger als eine
oche bei ſeinem Bruder zu Beſuch Seine Beziehungen
Wſewolod waren die denkbar herzlichſten; man hätte
Yet kaum denken können, daß beide jemals einander als
an gegenüber geftanden Hatten. Der erfte nicht {ehr
. ahgen Hatte, die unbeftimmte Befürchtung, daß in des

;



| unden Wera ſtrahlte ja vor Glück! Das war für

We das Wichtigjte. Nur eines Konnte er nicht fajjen:
Wſewolod dieſes unruhige Treiben vom Morgen
ef dumm Abend nötig Hatte? Ihm war die beſtändige An—
Sehnde von SGäften, welche fo ohne Umftände, bald zum
© Alt, bald abends kamen, äußerſt läſtig und, obwohl
ar Bezug auf Bekanntjchaften nicht beſonders wähleriſch
An. machte es doch einen unangenehmen Eindruck auf
X Wera ſtets von dieſen ſonderbaren Freunden umringt
an hen. Wera aber bemerkte augenfjcheinlih nicht den
age an und eingingen; mit unbegrenztem Vertrauen
Öle Be alles hin, was der SGatte ihr bot, und damit auch
V ekannten, weiche er ins Haus einführte..
Emnes konnte Petja allerdings nicht wiſſen: Wſewolod































Montag, den 3. Juni

E T Er

eintreten fönne mit Nückficht auf die Näumung des
Landes. Einige fremde Bertreter können nicht verftehen,
wie China für die pünktlidhe Zahlung der Entſchädigung
zur Zufriedenheit der. Mächte Garantie leiſten kann, wie
es die gemeinfjame Note verlangt.

Yokohama, 1. Junt. Nach hier eingegangenen Nach»
richten beftätigt ſich die Nachricht von AHriftenfeindlichen
Unruhen auf der koreaniſchen Inſel Quelpart nicht, aber
die Ermordung eines franzöſiſchen Prieſters


entſendet Truppen nach den Orten der Ruheſtörungen.

Der ſüdafrikaniſche Krieg.

London, 1. Juni. Aus Standerton wird ge—
meldet Der holländiſche Konſul, der hier eingetroffen
war, um mit Botha eine Unterredung zu haben, iſt
nach Pretoria zurückgekehrt, well Botha nicht erſchienen
mar. Der Konful uͤberwies ſeine Miſſion einem Dele—
gierten. —

London, 1. Hunt. „Daily Mail” meldet aus
Kapſtadt: Mehrere ſüdafrikaniſche Zeitungen drücken die




des Kabinets ernannt wird. as Hürde die burenfreund-
lichen Afrikander gerade nicht friedfertiger machen.
Haag, 1 Juni. Präſident Krüger richtet an die
Regierungen von Rußland und Frankreich die Bitte,
ſeinen Antrag auf Verweiſung der Regelung der ſüd—


Schiedsgericht zu unterftüßen. Dr. Leyds3 wird in


London, 1. Juni— Die letzten Telegramme aus
Transvaal berichten von einer Reihe bisher nicht be—


Bethel ſtattgehabten Gefechte, in welchem e8 auf beiden
Seiten zahlreidhe Berkufte gab, wird gemeldet, daß


verſchiedene Gefechte bei Engel-Creaſtdrift ſtatt.
Qondon, 31. Mat. Hiefige Sachverftändige befürchten,
daß das von Kitchener gemeldete Gefecht bei Blak-
fontein einen neuen großen Sieg DelareyS be:
deutet. Es gibt mehrere Vlakfonteins im weftlichen Transvaal


lich von Johannesburg gelegene
Brüfſel, 31. Mai. Der Empfang mehrerer Mit—


den Zaren wird in hieſigen Burenkreiſen mit Krügers
Antrag auf ſchiedsrichterliche Löſung der Südafrikafrage


Die Kriegsberichte, welche jetzt regelmäßiger. bei


geraten. Mach der Hochzeit entſprachen ſeine Verhältniſſe


ihm nicht. vergeben, was in feinen Augen beinahe ein Ber
rat war. Als ſie ſich wiederſahen, wurde Wſewolod ſehr
kühl von ihm empfangen; von dem früheren Wohlwollen
für den Günſtling war nicht eine Spur übrig geblieben,
und Wſewolod hatte bald Gelegenheit, ſich zu überzeugen,
daß die Zeit der hohen Gönnerſchaft unwiederbringlich
dahin ſei. Der Kammerherrenſchlüſſel wurde ihm als
Troſt für die verſcherzte Karriere verliehen. Er begriff,
daß er von Tſchiſtopolski nichts mehr zu erwarten hätte,
und richtete daher ſeine Batterien ſofort nach einem an—
deren Ziel.
„Mein Schwiegervater“, ſagte er ſich, „beſitzt ein
ſehr großes Vermögen. Wer weiß, wie lange Pawlik,
dieſer ſchwachbrüſtige junge Manu, noch leben wird! Wozu


ich mit dem Erbe ein viel beſſeres Leben führen kann in
der Unabhängigkeit eines reichen Gutsbeſitzers; dieſe ge—
währt eine Stellung, von der man auf die bureaukratiſche
Welt herabſehen kann. In dieſer muß man, was man
auch ſagen mag, ſich oft bücken und erniedrigen!“
Knjäſchitſch hatte ſeine Tochter ſehr freigebig ausge—
ftattet; er Hatte ihr ein Jahresgeld von 25 000 Rubeln
ausgeſetzt. Das war jedoch gar nicht nach Wſewolod's
Geſchmack! Er hatte vielmehr darauf gerechnet, ein Kapi—
tal zu feiner unbeſchränkten Verfügung zu erhalten, um
nicht in beſtündiger Abhängigkeit vom Schwiegervater leben

7











Anzeigen; die 1paltige Petitzelle oder deren Raum
‚120 Bfg. Lokale Gefdäfts- und Privat-Anzeigen bedeutend
ermäßigt. Reklamen 40 Bfg. ZJür Aufnahme von Anzeigen
art beftimmten Tagen wird nicht garantiert. Gratisverbreitung |
durch Saulenanſchlag.

|









Jahrgang.



1901.

der Transvaal-OGejellichait eintreffen, lauten vortrefflich
Dewet überfhritt neuerdings mit 3000 Mann die Örenze
und fiel in die Kapkolonie ein, wofjelbjt die Yuvafion neue
Ausdehnung gewinnt. | in

‚ / BVermifchte Nachrichten.

Mannheim, 1. Juni. [Konditorei-Ausitellung,]
in Mannheim. Schon am Samstag über act Zage alfo
am 8. Sunt cr. findet in Mannheim in dem Reitfülen
des großherzoglichen Schloffes die Eröffnung der 6. Deut⸗
ſchen Konditorei-Ausftellung unter dem Protektorat des
Herrn DOberbürgermeifter Beck ftatt. Wir hatten Ge—
legenheit, die feitens der Behörden in entgegenkommendſter


fichtigen und waren erftaunt über die gute Lage und Herz
richtung der mehrere Taufend Quadratmeter großen Aus:
ſtellungshallen im linken Flügel des Schloffes, aljo direkt
dem Bahnhofe zur gelegen. Was die Konditorei = Aus
ſtellung nun vor allen anderen Ausitellungen auszeichnen -
mag, dürfte der Umftand fein, daß wohl ein Jeder faſt
von den Erzeugniffen der Konditorei, Konfituren-, Marzi-
pan⸗ und Chocoladenfabriken etwas verſteht weshalb die
Ausſteller auch meiſt ſich an das große Publikum wenden
und ihre Erzeugniſſe durch Abgabe der herrlichſten Koſt⸗
Proben an die Ausſtellungsbeſucher beurteilen laſſen Es
ſollte infolgedeſſen ſchon aus diefem Grunde Niemand den
Beſuch der Konditoreiausſtellung in Mannheim in den
Tagen vom 8. bis 17. Juni d. J. verſäumen, um dort—
ſelbſt ſein Votum darüber mit abgeben zu können, welche
Chocolade oder welches der feinen Konditoreigebäcke ſeinem
Gaumen am beſten behagt. Da die Ausſtellung überhaupt
ſehr reichhaltig beſchickt iſt, ſo bietet ſie ſicher für Jeder—
mann ungemein viel des Intereſſanten und Sehenswerten
Nedaran, 31. Mat. [Fhr 25jähriges Jubiläum]
als Hebamme begeht Heute Fran Karoline Wahl. Die
Zahl „ihrer“ Kinder beträgt 1900. . . —
B.N. Waibſtadt, 2 Juni Trockenheit.] Wäh—
rend aus vielen Gegenden Gewitter mit wolkenbruchartigen
Regenfällen gemeldet werden, hat es in unſerer Gegend
ſeit vielen Wochen faſt noch keinen Tropfen geregnet. Ein
empfindlicher Futtermangel iſt eingetreten, da Klee und
Wieſengräſer auszubrennen beginnen.
B.N. Rarlaruhe, 2. Suni. Ausgewieſene Ita⸗
fiener.] Diejer Tage wurden 120 Ftaliener, die aus
verſchiedenen Städten Norddeutſchlands wegen Landſtreichrei
und Arbeitsloſigkeit ausgewieſen wurden, unter Begleitung
von 4 Schutzleuten und 4 Gendarmen zunächſt nach Baſel
abgeſchoben und dann weiter in die Heimat befördert
BN. GKarlsrnhe, 2 Juni. WUnterſtützungen
Die chemiſche Induſtrie Berufsgenoſſenſchaft hat den
Hinterbliebenen derjenigen berfiherungspflichtigen Perjonen,
die bei dem Unglück der chemiſchen Fabrik Oriesheim
„Elektron“ verjchieden find, die VBorbejcheide für die Ent—
Das Sterbegeld für die Ber-







zu müffen, denn er Hatte Schulden in ziemlich bedeuten,
dem Betrage.- Er Hatte fie nicht aus Seichtfinn gemacht-
jondern im Gegenteil aus Berechnung. Er hatte fich ge-

fagt, daß er vom feinem Einkommen nicht jenes Leben
führen könne, weldhes ihm zur Unterhaltung . fördernder


auf wie in einem Geſchäftsunternehmen Eine reiche
Heirat wird alles reichlich deden“, fagte er fih. Dem
Schwiegervater wollte er {ih nicht entdecken, und Doch
mußte er für Rüczahlung der aufgenommenen Darlehen
forgen, ohne der Gattin etwas zu entziehen, worauf fie,
nach ihrer bisherigen Erziehung Anjpruch zu haben glaubte.
Sm Gegenteil: Die Verheiratung konnte nur in dem Falle


und mit dem Gelde feiner Fran ganz Petersburg Sand
in die Augen ftreute. — Febt erinnerte er fih an Ras—
metalski

Dieſer hatte ſeine fruchtloſen Bemühungen, Wſewolod
auf feine Seite zu ziehen, noch nicht vergeſſen. Knjä—
ſchitſch zog jene Vorteile vom Staat, ohne welche er nicht
imftande gewefjen wäre, feine Fabrik weiter zu führen, und
dieſe Fabrik ſtand jebt in voller. Blüte. ;

Das behagte Rasmetalski natürlich nicht; dennoch
empfing er Wſewolod auf das Zuvorkommendſte und ver—
ſprach ihm goldene Berge, wenn er ſich ſeiner Führung
anvertrauen wollte. Der junge Mann aber, der dem
eigenen Scharffinn mehr anvertraute, als Rasmetalskis
Ratſchlägen, ließ ich auf Börfengefchäfte ein. Cr mußte









 
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