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Heidelberger Lokalanzeiger: Neuer Heidelberger Anzeiger (27) — 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.43807#0343

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es täglich mit Ausnahme der Sonn- uud Keiertage,
, ügen das „Heidelberger Volksblatt“ und das Sfeitige
tern Sonntagsblatt“ Preis 30 Pfg., mit den Bet

* AQ0 Pig. monatlich. Durch die Roft vierteljährlich
1 Mk. ohne Beſtellgeld.





28.

U ans

Jahrgang.

Verlag von EG, Geifendörfer,






Anzeigen: die 1-[paltige Petitzeile oder deren Kamm

20 Aion Lokale Gefjchäfts- und Privat-Anzeigen bedeutend £

ermäßigt. Reklamen 40 Pfg. Für Aufnahme von Anzeigen

an beſtimmten Tagen wird nicht garantiert. Gratisverbreitung
durch Säulenanſchlag.















DE, wi,
— —









Freitag, den 12. April





Deutiches Meich.

le alt, 11. April. Hente Mittag fand die feier-
) Thesen Yüllung des vom der Provinz Brandenburg er-

und von Profeſſor Herter modellierten Reiter—
des Kaiſer Wilhelms J. auf der Langen—

| f nn T Das Kaiferpaar traf um 12 Uhr mittags
Geile Feſtplahe ein, worauf unter dem Donner der




























Her um 12 Uhr 35 Minuten die Hülle des Denk-
N Aal Nachdem die Hülle gefallen war, befichtigte
ler eingehend das Denkmal mit dem Künftler
in ¶t hiedenen anderen Herren, ſowie den Mitgliedern
Aiſchen Speeiakgefandfehaft. Alsdanın wurden vor
® Ha verfchiedene Kränze niedergelegt.
ale m Aut, 1. April.
der Candesdirektor Frhr. v. Manteuffel
See race, in der er ausführte, dieje Feier ſei

de und Allınacht bei jener unfeligen That am

keit ab —
Oft fu 2 9 er auch gegen den Aaifer, der durch Aller
Beid ein Erſcheinen dem Feſte die wahre und lebte

te ü 7
groBe TEN Habe, insbejondere der Dankbarkeit gegen

Stande Quf die ruhmvolle Vergangenheit der Mark
Kön nhurg und ſchloß mit einem Hoch auf den Kaiſer,
öl ‘ Markgrafen Wilhelm II. Anläßlich der
Senthüͤllung wurde eine Anzahl Ordensauszeich—
; ns tiehen, Der Bildhauer Profeffor Herter erhielt
© Mölerorden 3. Claffje mit der Schleife.
Nach der Parade im Luſt—
fand im Marmorfaal des königlichen Schloſſes
d Stafel ftatt Bei derſelben erhob ſich der Kaiſer
ats mei pruch, morin er für Die ir bei der
SM dere Düllung zuteil gewordene Begrüßung dankte.
MM emo Teien Saiten angefchlagen worden, die auch
Und a, len, (Sr erwidere mit dem Ruf: Die Mark
Bert; ärker Hurrah!
Som Sn 17. April. Geheimrat Profeifor X oh erhielt
MM hop UStritijter den Auftrag, fidh nad) Dberfchlefien
Sn
ons Dtigen, ſowie die gemeingefährlidhen Krankheiten
Sapran hefrvten Gegenden zu bereifen.
A The, 11. April. Das Geſetzes- und Verord—
e veröffentlicht die Betriebsordnung für
nah nen mit nebenbahnähnlichem Betrieb.
Sig 2 u. AM. beftimmt: Betr. der Einrichtung der
Iechnit a Die Feuerung iſt dem neuejlten Stand der
düchen ſſprechend ſo einzurichten, daß möglichſt wenig
tik rn ftattfindet. Iunerhalb der Städte darf
n De geheizt werden. Neue oder mit neuen
r Mehene Lokomotiven dürfen erſt in Betrieb ge—
1 {ie der vorgejchricbenen Prüfung unter-
er befunden find. Vängitens 8




Cine




















innere Unterſuchung desſelben vorgenommen werden, bei
welcher die Siederohre zu entfernen ſind. Nach ſpäteſtens
je 6 Jahren iſt dieſe Unterſuchung zu wiederholen. Die
Maſchinen müſſen ohne Rückſicht auf etwa anderweite
Bremsvorrichtungen mit einer Handbremſe verſehen ſein,
die jederzeit leicht und ſchnell in Thätigkeit geſetzt werden
kann. Jeder Motorwagen muß mit zwei ſicher wirken—
den Bremsvorrichtungen verſehen ſein, von denen jede für
ſich im Stande iſt, den vollbeſetzten Wagen aus der größten
zuläſſigen Geſchwindigkeit rafch zum Halten zu bringen,
Von dieſen Bremſen ſoll die eine eine Handbremfe fein,
welche unabhängig von den elektrifchen Neguliervorrichtungen
zu halten it, die andere eleftromagnetifjche Bremſe.
Das elektriſche Triebwerk jedes Motormagens muß fo
ſtark ſein, daß es bei voller Beſetzung des Wagens noch
einen vollbeſetzten Anhängewagen in den bedeutendſten
Steigungen der Bahnſtrecke ohne erhebliche Verlangſam—
ung der Fahrgeſchwindigkeit fortbewegen kann. Zur Ver-
hütung von Unfällen ſind an den Motorwagen große,
entſprechend geformte Räumer und an den Langſeiten
Schutzbleche, welche das Untergeſtell bedecken, anzubringen.
Betr. der Bewachung der Bahn ujw.: Die Bahnitrecke
muß mindeftenS einmal in jedem Tage auf ihren ordnungs—
mäßigen Zuſtand unterfucht werden, fofern die zuläffige
Fahrgeſchwindigkeit der Züge mehr als 20 Kilometer in
der Stunde beträgt, bei geringeren Fahrgeſchwindigkeiten
iſt die Unterſuchung mindeftens jeden dritten Tag vorzu—
nehmen. Für Bahnſtrecken, welche ſtärkere Steigungen
als 40 Proz haben, ſind für das Bremſen der Züge be—
ſondere Vorſchriften durch die Aufſichtsbehörde zu erlaſſen.
Gleiches gilt für die Züge und Wagen, welche auf längere
Strecken ausſchließlich durch die Schwerkraft oder mit

rad⸗ und andere Bahnen von außergewöhnlicher Bauart.
Den Stationsbedienſteken, ſowie den Zugbedienſteten iſt
ſchriftlich bekannt zu geben, der wievielte Teil der Wagen—
achſen auf jeder Strecke bei der zugelaſſenen höchſten Fahr—
geſchwindigkeit zu bremſen iſt. Die größte zuläſſige Fahr—
geſchwindigkeit für Züge und einzelne Maſchinen
darf in der Kegel bei Bahnen mit 1,435 Meter Spur-
weite 30 Kilometer, mit 1 Meter Spurweite 30 Kilo
meter und mit 750 Millimeter Spurweite 25 Kilometer
in der Stunde nicht überfteigen. Größere Fahrgejhwindig-
Teiten find nur mit Genehmigung der Auffichtsbehörde und
nach entfprechender Ergän ung der Sicherheitsvorkehrungen
zuläſſig. Betr der Signale des Maſchinen- und Wagen—
führers Der Maſchinenführer muß die Breinſe ſelbſt
wirkſam machen und löſen können. Betr der Vorſchriften
für das Publikum: ES ift unterfagt, die Wagen mit ge-
ladenen Gewehren oder feuergefährlichen oder exploſiven
Gegenſtänden zu beſteigen

Berlin, 10. April. In den Kreifen des Weinhan-
del s und der Weinproduktion herrſcht dem „Lok.Anz.“








1901.








zufolge eine tiefe Aufregung über die Beſchlüſſe erſter
Leſung der Reichstags-Komiſſion zum Weingeſetz Wie
das genannte Blatt mitteilen kann, hat ſich eine Reihe
der hervorragendſten am Weinhandel beſonders intereſſierten
Handelskammern ſowie ſämmtliche Weinhändler Vereini—
gungen der Moſel, des Rheins, der Nahe, des Elſaß, der
Pfalz und Franken an die Vereinigungen der Berliner
Weinhändler mit dem Erſuchen gewandt, entweder allein
oder im Verein mit den Aelteſten der Kaufmannſchaft un—
verzüglich eine Delegierten-Verſammlung zu berufen. In
den betreffenden Kreiſen erwartet man, daß Berlin als—
bald dieſem Wunſche nachgibt, damit noch vor der zweiten
Leſung jener Kommiſſionsbeſchlüſſe ein einheitlicher Proteſt
aus Nord⸗ und Süddeutſchland gegen dieſelben erfolgt.
Frankreich.

Paris, 11. April. Präſident Loubet erhielt vom
König Viltor Emanuel folgende Antwortdepejche: „Ich
danke Ew. Exzellenz recht lebhaft für die liebenswürdigen
Worte und den meinem Oheim, dem Herzog von Genua,
und dem italieniſchen Geſchwader bereitenden herzlichen
Empfang. Die Königin ſchließt ſich mir an, um Ihnen
unſere hohe Danbarkeit für Ihre Glückwünſche auszu—
ſprechen. Ich bitte Ew. Exzellenz, meine aufrichtigſten
Wünſche für Ihre Perſon und für das Gedeihen des mit
Italien befreundeten Frankreich entgegenzunehmen“

Toulon, 11. April. Präſident Loubet ſtattete nach—
Mittags dem Herzog von Genua an Bord des Kriegs—
ſchiffes „Lepanto“ einen Beſuch ab. Die Beſatzung brachte
ein mehrfaches Hurrah aus. Die Muſik auf dem „Lepanto“
ſpielte die Marſeillaiſe. Der Herzog und Loubet ſchüttel⸗
ten ſich Herzlich die Hände. Hierauf ſchritt Loubet die
Front der italieniſchen Offiziere ab, drückte ihnen die
Hand und und fpracd) einige Herzliche Worte. Alsdann
führte der Herzog Loubet in den Salon, wo beide 12
Minuten verblieben. Nachdem Loubet das Schiff ver-
faffen hatte, Matteten der Minijter des Aeußeren, Delcaſſé,
und der Marineminiſter Laneſſan dem Herzoge einen
Beſuch ab, bei dem erſterer dem Herzog den Großcordon
der Ehrenlegion überreichte. Loubet empfing ſpäter die
Spitzen der Behörden und begab ſich dann ins Arſenal,
wo ein Bankett zu Ehren des Herzogs ſtattfand. Ueberall


Toulon, 11. April. Bei der Unterhaltung, die Prä—
ſident Loubet mit dem Herzoge von Genua hatte, ſagte
Loubet, die Beziehungen der beiden Völker ſeien ſehr freund—
lich. Er werde verſuchen, fie zu erhalten. Der Herzog
von Genua ſprach feine Befriedigung Über den Empfang
aus. Der König habe fein Kommando verlängert.

Oeſterreich- Ungarn.

Peſt, 11 April. Aus Tata Tovaros (Komorn) wird
gemeldet, daß auf den Kohlengruben von Felſö-Galla
ji Samstag infolge Nusftandes der Arbeiter Gen—
armen und Landwehr in Bereitfchaft find. Oefjtern Nach»





9 Des Bruders Braut.

Mir * zus der ruſfiſchen Geſellſchaft von C. Golowin.
enehmigung des Verfaſſers überſetzt von U. Hauff.

(Fortſetzung.)

Petja zeichnete ſich hierin nicht durch große

aus aber die jungen Damen thaten dies

u all Nöfigen, feine Unkenntnis immer wieder
zu geſtehen. Es war eine Art‘ von Heiner Ver-

Dir heute für. einen Erfolg Haft! ſagte Per—



r innen ſich über Petja Inftig machten.
Sie m’ mir tanzen?“ fragte fie.
Mt darin kein Meifter, wie Sie gefehen Haben

Wol

MH
Ned
Hr ; .
fe eu Dit, mit mir geht eS vielleicht beffer,“ fagte
hen. 50 lächelnd, um feine verlette Eigenliebe zu ver-
ber °$ war ihm jebt nicht um Eigenliebe zu
er feinen Arm um die ſchlanke Geſtalt legte,
En feltjames Gefühl. Es war Dankbarkeit
ein entzückender Rauſch Sie war zum erften
Nicht nur das reine Wefen, dem er grenzen-
ee, udern auch ein irdijdes Weib,

9

tom




ſchwebten ſie durch den Saal und Petja ſchien es als
könnte er ſie jetzt mit ſich führen in ein Zauberland, wo
niemand ſie von ihm nehmen könne

„Prächtig, lieber Freund,“ hörte er plötzlich Perchurow
Stimme, „Du walzeſt wundervoll!“

„Ich danke Ihnen,“ flüſterte Wera, entſchwand ſeinem
Arm und ging auf die Terraſſe hinaus

„Das iſt unvergleichlich!“ bemerkte in neidiſchem Zone
Mimotſchka Saritſcheff zu einer ihrer Freundinnen, „ie
hat ſich ihm geradezu um den Hals gehängt.“

„Und warum ladet man uns hierher ein,“ erwiderte
Jene, nur damit wir ſehen ſollen, wie ſie vor uns die


„Sie bildet ſich zuviel darauf ein, daß ihr Vater fo
reich ijt,“ fügte eine Dritte. hinzıt.

Inzwiſchen hielt Madame Saritſcheff ihrem Sohne
eine Vorleſung

„Was zögerſt Du? Ich habe nicht geſehen, daß Du
auch nur einmal mit Fräulein Wera tanzteſt. Fordere
ſie wenigſtens zum Kottillon auf.“

„Nun, ſoll ich mich ihr anhängen?“ antwortete grob
der Sohn.

„Warum Habe ich Dich hierher kommen laſſen, warum
habe ich ſo viel Geld ausgegeben für Deine Reiſe, und
noch dazu erſter Klaſſe, Undankbarer? Du biſt hier der
erſte Kavalier, Kammerjunker und Du ſchämſt Dich nicht,
daß Dir ſo ein Armee Leutnant wie dieſer Borosdin, die
reiche Braut vor der Naſe wegſchnappt?!




























Toaften von kurzen Sinn. Mad Zijch wurde der. Zanz
fortgeſetzt. Die Strahlen der untergehenden Sonne fielen
jchräg durch die breiten Fenjter und Überfluteten den Saal
mit prachtvollen Purpurrot. Bald entjhwand auch diefes
und wurde durch das Licht zahlreicher Kerzen erfebt. Die
friſche Abendkühle ſtrömte aus dem fih in Dunkel
hüllenden Garten herein, herrlichen Blütenduft mit ſich
führend.

Wera 309 fich in den Garten hinaus. Ein Gefühl
von Ermüdung und Ueberdruß befiel ſie plötzlich Un-
bemerkt verſchwand ſie aus dem Saale und ging in den
Garten hinab. Lauter ertönte die Muſik im Saale, und
lauter wurde auch die Heiterkeit, welche der genoſſene
Wein anfachte. Die gelbe Sichel des Mondes kanı plöß-
(ih aus den Wolfen hervor und fein bleiches Licht Über-
flutete den NKafen vor ihr. Langjam ging fie die Allee
ertlang. Plöglidhh Hörte fie Schritte und ſah im Mond—
licht eine männliche Geftalt ih nähern. „Sit eS etwa
Petja?“ dachte fie, und zum erften Male fchlug ihr Herz
bei dieſem Namen ſtärkerr Sie hielt an, ſie wünſchte
nicht, ihm entgegenzugehen. Doch fie hatte {id geirrt, es
war nicht Betja, ſondern Miſcha Perchurow.

„Wie weit in die Ferne Haben Sie fih verloren,
Kouſine ?“ ſahte er in ſeiner gewöhnlichen, ſcherzhaften





Weije. „Man Hat mich abgejandt, Sie zu ſuchen. Seine
Exzellenz geruhen abzufahren, und Onkelchen wünſcht
+ Stpfer pie fichtait or1000

natürlich, Sie mrüchte N






 
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