Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Lokalanzeiger: Neuer Heidelberger Anzeiger (27) — 1901

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.43807#0247

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext










Gr Bet lich mit Ausnahme der Soun- und Feiertage, 1.
8 Beilagen NOS Detbebe ran Volfsblatt“ und das Sfeitige |
Ayünfirierte Somtagsblatt“, reis 30 Bfg., mit den Bel
lättern 40 Big. monatlich. DurG die Boft vierteljährlich
En . 1 SEE. obne BeiteNlneld, 7%













































28. Jahrgang.
Druck und Verlag von G. Geiſendärfer.
Verantwortlich: Ich. Geiſendr fer.

Deutſcher Reichstag.
(Epezialbericht des „Heidelberger Lokal-Anzeiger.“)
— 7 CC) Berlin, 12. Wars.
— 67 Sitzung

Der Erxöffnungsakt der heutigen Sitzung, die um 4
ihren Anfang nahin, galt dem 80. Geburtstag des



ident Graf Balleſterem erdffnet diefelbe mit einem
warmen Glückwunſch, den das Haus, einſchließlich einigen
Ozialdemtokratifcher Mitglieder ftehend anhörte. Graf Balle-
ireım betonte, daß der erlauchte Fürſt, das Skaatsober—
Baupt des zweitgrößten deutichen Bundesſtaates in ganz
beſonderen Beziehungen zum Reiche ſtehe und daß dieſer
halb der deutſche Reichstag alle Veranlaffung habe, an
der heutigen Feier des getreunen Bayerlandes lebhaften An⸗
&l zu nehmen und feine Glücwünfehe für das ferne
Wohlergehen Sr. Königl. Hoheit auszufprechen. ur diefem
Sinne habe der Präſident eine telegraphiſche Kundgebung
in den. Prinzregenten erlafjen. 2 —
Auf der Tagesordnung ſtand die 2. Leſung des Etats
es Reichseiſenbahn Amtes zu dem von der Bud—
Setfommiffion cine Reſolution vorliegt, die regelmäßige
Mitteilungen über die Verhandlungen und Ergebniffe der
Über Fragen der Sicherheit und Bequemlichkeiten des Eiſen
hnverkehrs ſtattfindenden Konferenzen fordert. Im Zu⸗
Ammenhang damit wird eine Reſolution Muüller Sagan
ür Debatte geitellt, die eine Berbilligung und eine Berein-
chung der Berfonen und Sütertarife auf den Reichs:
Menbahnen fordet. ; .
Der Präfident des Reichseiſenbahn Amtes, Schulz
breitet fich in längeren Ausführungen über die auf der
gesordnung ſtehenden Eiſenbahnfragen Verminderung
Gefahren, Einfachheit und Bequemlichkeit des Reſſens,
Nrabſetzung der Tarife und dergl. Hieran ſchließt ſich
e längere und ausgedehnte Debatte, bei der auch wieder—
in der vielerörterte Eiſenbahnkrieg zwiſchen Preußen und
Sachſen zur Sprache kommt SR
Der ſächſ. Bevollmächtigte Graf von Hohenthal
t das Beftehen eines fog. Krieges oder auch nur ernftz



Afte Neibereien entfchieden in Aorede. )
Nächſte Sitzung Mittwoch 1 Uhr Schwerinstag
Veuntſhes Hei.
Berlin 12 Marz Der heutige Bericht uüber das
eſinden des Kaiſers lautet „In Berlaufe der Wund-
ung feine Störung; weitere Abnahme ber Schwellung.“
























Luitpold von Bayern.
Münden, 12. März. Der Kaijer von Defjterrei
heute früh hier eingetroffen und am Bahnhof vom

Der Hochzeitstag.
Roman von S$. Balme-Payfen. —
2 bunt verboten. |
Eortſetzunn 8 Pe
In Giſela s Hand erzitterte der kryſtallene Kelch als
ch s Glas an das ihrige ſtieß Sein Blick, der tief
hre Augen tauchte, fagte er mehr als Worte. ;
Es wurde ihr plötzlich leicht umd glücklich zu Mute.
€ ganze Befangenheit jdwand. |
„Nun lerute der Fürft fie doch noc) — wenn auch
1 im Tepten Augenblick, denn c& war bereits gemeldet,
der Jagdwagen vorgefahren ſei in ihrer anmutigen
atürlichkeit, in ihrem gamgen Lieben kennen. Sie fland
in lbhlich unbefangen Rede und Ankwort und entfaltete
98 von ihrer jonnigen Lebhaftigfeit. ;

jun SO. Geburtstag des Prinzregenten





Mag!
Cr hielt den Burgunder für den
Sen Frau die Zunge gelöff,
„Die Magie der Liebe kannte

%

Bauberer, der dieſer
der alte Hageſtolz

Giſela harte herzklopfend der Rückkehr Urich's Das
© auf die Thür gerichtet ſtand ſie da, regungslos,

feſtgebannt ſet, wo ihr ſo eben der ritterlihe Fürft
chiedend bie Hand gelüßt. 22H






















Mittwoch,
Prinzregenten
ſeiner älkeſten Tochter) begrüßt worden. Einen amtlichen
Empfang hatte fi) der Kaiſer verbeten. Das zahlreiche
Publikum begrüßte den Kaiſer und den Prinzregenten, mit
lebhaften Hochrufen A N —

München, 12. März In dem Trinkſpruch bei
dem geſtrigen Prunkmahl auf den Prinzregenten zu ſeinem
80. Scburtstrge betonte Prinz Ludwig, der Prinzregent







in vollem Einverſtündnis mit Kaiſer Wilhelim und im
Bunde mit den Bundesfürſten der freien Slädten Der


kretern des deutſchen Reiches zuſammenwirken bei dem fo
danfenswerten und glücklichen Beſtreben des Kaiſers zu-
nächſt Deutſchlands und dann der Welt Frieden zu er—
halten und zugleich den Angehörigen des Reiches den
nötigen Schuß zu gewähren. Der Beweis dafür fet die
Chinaezpebition, deren baldige&, erfolgreiches Ende alle
wünſchen

iſt heute Vormittag halb 11 Uhr Hier eingetroffen und
von dem preußiſchen Geſandten, den Mitgliedern der Ge⸗
ſandſchaft und dem bayeriſchen Bundesratsbevollmächtkigten
empfangen worden.
den Kronpriugen auf der Fahrt zur Nefidenz mit jubelnden
Zurufen
München, 12. März. Der Heutige Feittag wurde
durch Meveille der Garniſon eingeleitet. Selbit die ent-
legenſten Zeile der Stadt hatten Flaggenſchmuck angelegt
Große Menſchenmengen durchzogen die Hauptſtraßen. In
allen Kirchen wurde Feſtgottesdienſt abgehalten Im
Lanfe des Vormittags empfing der Prinzregent die Fami-
lienmitglieder und nahm ſodann am Miltag auf dem
Maximiliansplage eine Parade über die Garniſon ab.
Stürmiſche Hodhrufe geleiteten den Prinzregenten ſowoh


Parade taufchten der Kronprinz und der Prinzregent Be-
juche au®, worauf der Kronprinz zur Frühſtückstafel beim

Pündhen, 12. März. Vor dem neuen Nationaluu-
jeum fand Heute Mittag die Orundjteinlegung des Denk
mals des Brinzregenten ftatt. Anwejend waren die
Prinzen Arnulf und Ludwig Ferdinand, die vom
Prinzregenten als Vertreter geſandt waren. Bürgermeiſter
‚Dr. v. Borfcht hielt die Feſtrede Prinz Arnulf betonte


zum Denkmal gelegt werde, daß aber der Regent in ſeinem
ſchlichten Sinne wünſche, es möge bei ſeinen Lebzeiten nicht
ausgeführt werden Es folgten die üblichen Hammerſchläge





ſie ergegangenen Glückes berauſcht. Eine große, nicht
himmelſtürmende, aber feierliche weiche Stimmung er:
griff jie. Sie preßte die Hände gegen ihr glückliches

Nun Schritte —nun in der gebffneken, ſich ſchnell
wieder ſchließenden Thür feine Geſtalt, offen gehaltene
Arme ein Ruf dann, zitternd vor Jubel und Bewegung:
„Meine Bivacitas!“ und fie flog. ihm entgegen, lag amt
feinem Herzen, die Arme um feinen Hals gefchlungen, die
Lippen an feinem Munde in Langem Kuß. DS
Ein überwältigendes Glück it ftumm wie ein großer
Schmerz 2
Ihm und auch ihr mar es, one daß fie fih es
jagten — als hätten fie jid) heute zuerft gefunden, nun
erjt die ganze, reiche Liebe ihres Herzens erkannt, ſich
zum erſten Male hente umſchlungen, gelüßt — fo wie
etzt in dem hochwogenden Gefühl einer Leidenſchaft, die
Giſela bisher noch nicht gekannt. —
Er zog ſie auf ſein Sopha, nahm fie in ſeinen Arm,
küßte ſie immer wieder — als wenn er Jahre lang mit
brennendem Verlangen auf die Stunde gewartet. Und
dazwiſchen ſah er ſie an. O, dieſe Augen, wie er ſie


braunen Schimmer, die durch ihn gelernt haben zu
flammen und freilich ohne ſeine Schuld zu weinen.

Und ſie weinten auch jebt. Es war ein ganz leiſes,
munderbares Weinen, rührend anzuhören. Es Hang fo,
























A bie 1-[paltige Petitgelle oder deren Raum |
20 Pig. Lokale Ge[Häfts- und Privat-Anzeigen bedeutend |
ermäßigt. Reklamen 40 Pfag. Für Aufnahme von Anzeigen |
an beftimmten Tagen wird nicht garantiert. Gratisverbreitung | in

/ durch Säulenanſchlag. —










u
Der ſudafrikaniſche Krieg.

London, 12. März. Das Neuterfhe Bureau meldet:
Depejhen Lord KithHenerS aus Brätoria befagen: De
wet befindet fih nördlich von Brandfort. Fortwährende

folnmie zwei Abteilungen Buren.

Vermiſchte Nachrichten.
© Breiten, 12. März. [Uus



wieder zwei Zwangszöglinge entwichen Dieſelben begaben
ſich in der Nacht nach Bretten und brachen‘ hier in der
aus Holz gebauten Kantine des Steinbruchbeſihers Joſef
Fritz in der Nähe der Stadt ein In dieſer Kamime,
in welcher auch das Mittageſſen für die im Steinbruch
beſchäftigten Arbeiter bereitet wird, war ein ziemlicher Vor
rat bon Kochmaterial und auch an Bier, Branntwein c
vorfanden.

und bereiteten ſich ein Mahl, worauf ſie dann in betrun
kenem Zuſtande morgens wieder in die Anſtalt zuruck
kehrten. Als der Einbruch entdeckt wurde, war man den
Bürſchchen auch bald auf der Spur und ſie wurden durch
die hieſige Gendarmerie in der Anſtalt feltgenommen und
ins hiefige Ymtsgefängnie eingeliefert. 222
Hiodenau (A. Eberbach), 12. März. Beſchlag
nahme einer Leiche.] Als geſtern das Hier verftorbene
jührige Mädchen Maria Philipp auf dem Friedhof be-
erdigt werden follte, mußte die Beerdigung unterbletben,
da die Leiche von der Staatsanwaltſchaft Mosbach rekla—
miert wurde. Es liegt der Verdacht vor, das Mädchen
ſei keines natürlichen Todes geſtorben, letzterer ſei viel
mehr durch körperliche Mißhandlung herbeigeführt worden
— Thairnbach (A. Wiesloch), 11. März. [Feuer]
Heute Bormittag brannte das Wohnhaus des Cigarren-
machers Johann Adam Filſinger nieder. Dem ralchen
Eingreifen der hieſigen Löſchmannſchaft iſt es zu danken,
daß das Feuer anf feinen Herd befehränkt blieb. Zwei
2 Offenburg, 11. März. [Mealjhule] Cine
offiziöſe Zeitungsmitteilung aus dem hieſigen Rathaus
beſagt, daß durch die Errichtung einer 7. Klafjfe an der
hieſigen Healfhule der Stadt ein jährlicher Mehraufwand
von 4300 Mit. allein für Gehälter ermachfen würde.
Wahrſcheinlich würde auch die Errichtung eines neuen Nez
alſchulgebäudes mit einem Aufwand von mindeftes, 200000
Mark nötig werden. a
B.N. Kenzingen, 11. Mörz. [Verhaftet.] Sejtern
Abend wurde Hauptlehrer LeithH von Weisweil wegen



Seele aus der GefangenfHhaft Losköfen, um jauchzen zu
önnen. N

Gr ließ fie ruhig gewähren, eS Konnte nicht anders
fein — e8 war qut 19. ,
WMitten aus dem ſtillen Schluchzen
ſie ihm einige Worte zu

heraus flüfterte —

ſie, verzeih
mir, ſo viel Du kannſt, Ulrich —
Da küßte er ſie und ſprach längere Zeit leiſe auf ſie
ein. Es mußten wohl ſehr liebe Worte ſein, denn {te
ihr
vorhin die Freude an ihrer Schönheit entlockte
„Und nun, mein Liebling, bat er, „nichts mehr von
der Vergangenheit, kein Anklingen mehr an den Schmerz.
Er ſoll unſer ſonniges Glück nicht beſchatten er ſoll ver
bannt ſein. Vergeſſen können wir ihn, dieſen geſtrengen
Erzieher, ja nimmer und ſollen es auch nicht. Er bat
unſere Liebe geläutert und erſtarkt, und das Bewußtſein

Biſt Du glücklich Vipgeitas?

Obwohl er es ſah — wollte er es doch hören, konnte
es nicht genug hören. Doch am meiſten beſeligte ihn ihre
Hingabe, ihre Zärtlichkeit, die ſie ihm dazumal ehe ihre
Liebe die Feuertaufe erhalten, {o karg zugemefjen, unerbeten,
bis auf ein einziges Mal, niemals erwieſen Hatte. Yun
war fie fein geworben mit ganzer Seele, ohne Scheu und
Angſt, freiwillig und gern, in ſeligem Mitempfinden der
Wonnen diejer Stunden, Ungern erinnerte er ſich, daß



ie Zeit Flügel Hatte. Sie Hog viel zu ſchnell davon.



















 
Annotationen