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Heidelberger Lokalanzeiger: Neuer Heidelberger Anzeiger (27) — 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.43807#0147

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mit Aus nahme der Sonn- und
Feiertage. Als Beilagen das
„Heidelberger Volksblakt“ und

das gſeitige Illuſtrierte Sonn⸗
aagsblatt“ Preis 0 Pfg
| nit den Beiblättern 40 Pig,

monatlich. Durd die Poſtvier⸗

2

eber König Cduarn WER,

Die meiften Blätter haben ſich in letzter Zeit mit dem
neuen engliſchen König beſchäftigt und zwar in zum Teil
einſeitig abfälligen Artikeln. Sinem Aufjabe der „N. Zür.
BHig.", der auch den guten Eharakter-Crgen] ſchaflen des
Königs gerecht wird, entnehmen wir folgendes

Etwas nimmt König Eduard VIL m feinen Beruf
Mit hinüber, um des ihn mancher abſolute Herrſcher be—
neiden dürfte, das iſt das unbedingte Vertrauen ſeines
Volkes. Es iſt das fein blindes Vertrauen, ſondern es
gründet ſich auf eine Reihe von Thatſachen, Anlogen und
Charalterzüge die der fein beobachtende Vollsgeiſt an ihm
im Laufe der Jahre wahrgenommen und ihm gut ge—
ſchrieben hat. Wäre es anders geweſen, ſo hätfe man dem
„Brinz Heinz“ fchwerlich feine Jugendſtreiche ſo leicht
EN -

Der König iſt heute ein Mann von ſechzig Jahren
Er befindet ſich in einem Alter, indem viele am Ziel ihrer
beruflichen heit ſtehen und ſagen, hätte ich früher ſo
— Manches gewußt, ich halte es anders gemacht. Nun, der
önig weiß heute, was die anderen nicht gewußt haben,
und diefe große Erfahrung fteht Eduard VI vor allem
ur Seile Der König verfügt, dank feinen vielen Reifen
Über genaue Remntnis des Auslaudes Mir den meiſten
europaiſchen Höſen durch die Bande der Berwandt|chaft
verknüpft, hat er nie aufgehört, dieſe Beziehnngen durch
perſönliche Beſuche zu pflegen, er iſt mit den leitenden
Staatsmännern der meijten enropäifchen Staaten in per—
Vnliche Berührung gefommen ; aber mehr, er Hat nie ver:
ſüumt {ih mit Land und Leuten befaunt zu machen und
ih damit einen Schabß an Völferpjychologie zu erwerben,
der feinen nicht fo weltbewanderten Minfſtern notwendig
— Augute fommen muß. Schon jetzt wird ſein Wort in Fragen






rückſichtigt bleiben Fönnen.
Mer auch innerhalb der Örenzen des Reiches, in den
— Kolonten, hat fih der König umgeſehen. Cr ift ein ge
Nauer Kenner des indijhes Reiches, dem er ſeine ganze
— Mnfmerfjamfteit in Zuhunft wird zuwenden müffen, wenn
bet aller Loyalität, die der Inder für das britiſche Königs—
; haus und für den „Kaifer" hat, fih nicht unliebſame Ue—
berraſchungen ereignen follen. Der König hat Kanada be-
Teilt und Fühlung mit den Amerikanern genommen und
weiß zu beurteilen, was von den zuweilen ji ſehr laut
3U erfennen gebenden Sympathien der Yankees für
England zu Halten iſt
; Und auch der inneren Politik Englands it der Prinz
Aicht fern geblieben. Er hat alle die brennenden Fragen







der Hochzeitstag,
A Roman von H. Palmé-Payſen
J [Nachdruck verboten]

(Fortfegung.) .

Sturm, Wind und Regen waren verraufcht, die Sonne
Teuchtete wieder und die Fijher ruderten uns in den See
hinaus, an die breite marmorne Freitreppe der Villa
Tanzi

Die Treppe erſteigend und durch ein ſchönes Vorhaus

Cine niedrige, ganz aus blühenden roten Roſen gebildete
— die uns die ſüßeſten Düfte entgegenhauchte, hinweg:
ſhauend, erfaßte das Auge den weiten, glänzenden Waſſer—
piegel des lieblichen Sees in dem ſich der jetzt wieder
wolkenfreie Himmel in tiefſter Bläue ſpiegelte Ein Glanz
Und ein Meichtum an Schönheit ohne Öleichen {o auch in
den herrlichſten aller Gärten, durch den wir langſam hin—
vandelten, an ſmaragdgrünen Raſen vorbei über die
. lieſenhohe Magnolien ſchatteken.
Frau Aſta ward lebhaft und ſtaunte über die groß-


Du ſahſt, was die Natur und Kunſt hier in ſtekem Wechſel
bot, die fhönften Bäume und Site, farbenprächtige
Blumen? Ich glaube es nicht, denn trotz aller Pracht
und Schöne in Kunft und Natur, die Frau Afta zu prei-
— Jen und zu bewundern nicht müde ward, kam Tein Lant
7 bon Deinen Lippen, Maria, auch auf der Nücfahrt nicht,
die friedlich Mn war, ohne Windhauch und Kühle, hell

8

















28. Jahrgang.)





_Diensing, 12. Febvuar.



Anıeigen:

Die 1-jpaltige Petitzeile oder
deren Raum ZOO Ba, Solale
Geſchäfts- und Privat An—
zeigen bedentend ermäßigh
Reklamen 35 Mfg. SZür
Aufnahme von Anzeigen an
beſtimmten Tagen wird nicht












ein Minifter, ja er ift ihnen pralliſch meiftens- nüßer ge⸗
treten als diele. Suchte er eine Zeitlang in den Kreiſen
der oberen Zehntanſen ſeine Vergnügungen, ſo fand er


hörte zu ſeinen ſchönſten Gigenfajaften als Kronprinz, daß
er feinen Yang, feine perſönliche Liebenswürdigkeit, feine
Inlelligen; in den Dienit der Armut ſtellte Er mar der
Beſchützer einer unendlichen Anzahl von Wohlthätigkeits⸗
anſtalten, viele der Hoſpitäler verdaufen feinem Wirken
alfein ihren Fortbeſtand, und er war immer bereit, irgend
einem ernſthaften, humanitären Unternehmen die Wege zu
eben. An den Sikungen der Komitees, denen er Zu
präſidieren pflegte, hatte er mit den verſchiedenſten Charak—
teren und Köpfen zu thun, und es lag ihm nicht ſelten
ob, da wo die Meinungen aufeinander platzten, im In—
kereſſe der Sache verſöhnend und ausgleichend einzumirken


der das Erbteil ſeiner Mutter iſt. Dieſer Takt iſt
eine große Regententugend, und wenn es wahr iſt, daß
der Takt der vom Herzen kontrollierte Geiſt iſt, jo muß
derjenige, der hierüber verfügt, beides beſitzen. Dieſer
Takt des Königs iſt eine große Bürgſchaft für ein frucht—
bringendes Zuſammengehen des neuen Königs mit ſeinen
Miniſtern, denn dank ihm wird es zwiſchen Krone und
Kabinet, ganz gleich, welcher Partei dieſes angehört, kanm
zu Konflikten kommen.

Was aber vor allem dem britiſchen Volke das Seal
Vertranen zu feinem König eingeflöGt Hat, Das ijt die

Thatſache daß er für deſſen Charakter ein feines
Verſtündnis beſitzt. Iſt er doch in ſeinem ganzen

Weſen ſelber der Ausdruck des britiſchen Volkes mit
allen ſeinen Vorzügen und mit allen ſeinen Diduysla.
Sein Sport Mt ihm fremd. Nicht ſelten hat man ihn
bei hervorragenden Cricket Matches geſehen, feine‘ Siege
auf dem Turf wurden als die des nn Volkes ge⸗
feiert, und die auf dem Waſſer erfüllten feine Landsleute
mit gerechtem Stolz. Die Marine, der er zwei feiner
Söhne zur Erziehung anvertraut Hatte, vergöttert ihn, und
der Tagesbefehl, den er bei ſeiner Thronbeſteigung an ſie
exlaſſen, hat durch die Heratiehleit des Tones dieſe Liebe
nicht vermindert.

Alle dieſe Eigenſchaften des Prinzen riefen bei feiner
ſchweren Typhuserkrankung jene rüchaltlofe Teilnahme
und nach feiner Genefung jenen Jubel hervor, der am
beſten dafür ſpricht, wie nahe er ſeinem Volke ſteht. Es
ſind eine Reihe von Bürgſchaften für eine Regierung des
neuen Königs vorhanden, welche die Zuverſicht begreiflich
machen, mit der das britiſche Volk dem EN
Beet 5

und et, = ber —— tieg — Bergen Qi


funfelnde Strahlen und zulegt, als er ſiegend die Höhe


mern brachte und alles taghell geſtaltete

Langſam erſtiegen wir die grüne Höhe zur Billa Ser“
belloni um Frau Aſta heimzugeleiten

Doch Du ſchritteſt voran und ließeſt uns bald allein


was ihr da$ Herz wohl fchon lange bedrüct zu Haben



Ich ſah ſie erſlaunt an.
fein? Blicten Deine Augen nicht fo ernit und wäre Dein


Deinen n Beruf für ſehr erfahren an. Nun ſollteſt
Du Deine Jugend bereits verloren haben; Dit, mit
Deinem fchmalen, zarten Kindergeficht!
Doch ich fragte nichts. Ich nahın hin, wie eS mir
gejagt ward, wie ih Did) in Deinem ganzen Weſen hin—
genommen ohne Fragen und SForfchen als meine Kebevolle,
ſtille, gednldige Pflegerin, als „Maria ohne Sand und
Namen“ wie id Dih [herzhaft oft genannt.

Auf der Höhe angekommen, trennten wir uns von

2









Dentiher Reichstag.
Berlin, 11. Februar.
Das z Das nahm ohne Debatte den Reſt der Juſtiz—
verwaltung an. © beriet alsdann den Etat des Reichs—
ſchatzamtes
Abg Baſſermann (ntl.) macht einige Ausſtellungen
bezglich der Handhabung der Stempelſtener in Preußen.
Abg. Böckel (Antiſ.) beklagt die wachſende Schulden—
laſt des Reiches und die Begebung von Anleihen nach dem
Muclande. Wie das Neich machen auch die Einzeljtaaten
Schulden auf Schulden. Be
e⸗

Staatsſekretär Frhr. v. Thielmann erklärt:


tümliche Nachrichten in den Tagesblättern verbreitet wor⸗
den. Der Abſchluß der Vorarbeiten des Zolltar ifs im Reichs⸗
ſchatzamt {et allernächftens zu ermarten. Seit Jahresfriſt
feien alle verfügbaren Rräfte Lediglich mit dem Zolltarif
beichäftigt. @s werde jeßt die lebte Hand an die Arbeit


ba. Speck (Centr.) wünfeht vermehrte Prägung der


Skaatsſefretär Sehr. . Ihielmann bemerft: Cr


Probeitempel für 50 BPfennigitüce zur erhalten. Die ders


Abg v. Kardorff Geichsp) regt an, die Nickel—
münzen zu durchlochen; dagegen ſpricht der Abg Müller⸗
Sagan aus

Hierauf werden die Etats des Reichsamtes, der Reichs—
ſchuld und des Rechnungshofes angenommen.

Beim Etat der Verwaltung nt die Reichseiſenbahnen
wünſcht der Abg. Segitz (Soz.) Einführung der clet-
triſchen Beleuchtung und Abſchaffung der — Klaſſe, ſowie
ferner Herabſetung des Perſonen- und Gepäcktarifs, Auf—
beſſerung der Gehälter des Berfonal®.

Mbg. Dr. Niff-Straßburg führt aus: Die fteigenden
Einnahmen beweifen den fortſchreitenden Wohlſtand Elſaß—
Lothringens und zeugen von ber Tüchtigkeit der Ver—

maltung, umſomehr ſei es geſtattet, einzelne Be—
ſchwerden vorzubringen. Die Koſten einzelner ſtrategiſcher
Bahnen müßten beim Militäretat eingeſtellt werden. €


tarife eintreten zu Iaffen.

NAog. Sch lumberger (Hofpitant der Nationalliberalen)
Seit 25 Jahren warte man auf eine Reform der Per—
ſonen⸗ und 5 @ittertariie und der Beſoldungs und Lohnver—
hältniſſe. Die an den Reichseijenbahuen angeſtellten Be—
amten —* 44 Prozent, Die —



Frau Aſta und nun Maria ginge wir nebeneinander un-
ſerer nahegelegenen Billa zu. ;

Der Weg war helft, nur die Schatten der Cedern
durchkreuzten ihn. Da war es Maria, wo ich Dir Hond
und Herz anbot, ein Heim, das die ſtille Flamme der
Freundſchaft erhellen ſolle

Ich erſchrak als es geſchehen. Wie konnte ich denken,
daß Du zaudern — daß Du ablehnen würdeſt, was Dir
in herzlicher Zuneigung dargeboten? — Hatte ich Deine
Anfprüche unterfhägt ? Du fuchteft Liebe und ich) bot Dir
— Freundſchaft.
Nein, das war es nicht.

Du hatteſt Frau Aſta's Bedenken zu den Deinigen


Nun Höre ich Deine unfihere Stimme, Höre alle die
gleichen Worte, welche mir kurz zuvor ans Deiner Freun


fo gepreßt und zitternd

Aber dagegen, gegen dieſen Meinmut
Mittel.

Hatte fi doch ohne Dein Wiſſen und Wollen in je-
dem Worte Deine Liebe zu mir, Dein heißes Wünſchen
kund gethan

Was Du mir verweigerteſt, nahm ich ohne Erlaubnis
in Beſiß. Ich umſchlang Dich, küßte Deine reine, weiße
Stirn und führte Di als Braut an jenem Abend Heim.
Wenige Wochen und. Dr marft mein angetrautes Weib

Was Du mir, die Unbekannte, als „Maria“ gewejen,
das verblieb. Die „Gräfin Maria“ mit ihren großen

gab e$ ein
 
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