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Heidelberger Lokalanzeiger: Neuer Heidelberger Anzeiger (27) — 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.43807#0651

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Erſcheint täglich mit Ausnahme der Som»

Als Beilagen das „Heidelberger Volksblatt“ und das gſeitige

uftrierte Sonntagsblatt“, Preis Z@ Pfg., mit den Betz

‚Blättern 40 Pfg. monatlich. Durch die Poſt vierteljährlich
1 ME, ohne Beitellngeld. /

und Feiertage.











28. Jahrgang.
Druck und Verlag von EG, Geifendürfer,
Berantwoͤrtlich: Ich. Geiſendör fer.

VNr. 162 Zernſprechanſchluß Rr. 621
Deutſches Neich.

B. Karlsruhe, 14. Juli. Ihre Königlichen Hoheiten
der Großherzog und die Großherzogin bleiben noch Sonn⸗
tag und Montag hier und gedenken in der Nacht zum
Dienſtag die Reiſe nach St. Moritz anzutreten

Berlin, 13. Juli. Nach einer Beſtimmung des Kaiſers



ſeite einen Adler, der einen Drachen unter ſeinen Fängen
hält, auf der Rückſeite den Namenszug des Kaiſers mit
der Kaiſerkrone und der In{chrift: „Den ſiegreichen Streitern
1900 China 1901.“ Die Stahldenkmünze für Nicht—
combattanten hat die Inſchrift; „Verdienſt um die Expedition

nach China.“
Kiel, 13. Juli. Der Kaiſer befahl, das von dem
engliſchen Schiffsingenieur Caſey dargebotene Modell
desaltenpreußiſchengriegsſchiffes Preußifcher
Adler das ſich zur Zeit im Reichsmar ine amt befindet,
dem Marinemuſeum in Kiel zu überweifen.

Die Wirren in China,
Peking, 13. Juli. Prinz Tſchün (der die Ent-



deutſchen Geſandten in Peking, Frhrn. v. Keltteler, über—
Bringen foll) trat geſtern die Reife nach Deutſch—
land an. Ein Sonderzug brachte ihn und ſein Gefolge
ach Taku, wo er ſich nach Shanghai einſchifft. Am
20. d. M. fährt er an Bord des Lloyddampfers Bayern“
ach Genua und von dort auf dem Landwege nach Berlin.
Die Abreiſe von Peking geſtaltete ſich zu einem prächtigen
Schaufpiel. Der deutſche Geſandte mit dem Sekretär
Ompfing den Prinzen, u deſſen Ehren auf dem Bahnhof
Fine dentihe Ehrenkompagnie mit Muſik aufmarſchiert
war. Der Prinz, der Prunkgewänder und die gelbe Jacke
Aug, fehritt in den Bahnhof ein, gefolgt von dem langen
Zuge der Herren des Gefolges mit Dienern und Gepaͤck⸗
wagen. Zwei Brüder des Prinzen und eine große An-
3abl chinefijcher Würdenträger, die den Prinzen zum Bahn
bo} geleiteten, verabſchiedeten {ich dort. Oeführt wird die
Geſandtſchaft von zwei Stabsoffizieren des General-
Teldmarfchalls Grafen Walderjee. —
Südamerika,
= = Mio de Janeiro, 13. Juli. Admiral Mello, der
Führer des Hlottenauffjtandes von 1893, der im
April unter der Anflage verhaftet worden war, ſich auf
onarchiſtiſche Umtriebe eingelaſſen zu haben, beſchwerte
ſch ſeiner Zeit bei der Kammer und behauptete, er ſei zu
Unrecht verhaftet und ihm fei die Möglichkeit der Ver-
feidigung abgefchnitten worden. Cr berufe fich für dieſe
Seldhwerde auf die Verfaffung, die jedermann geftatte, den
— Präftdenten der Republik öffentlich anzuklagen, wenn er
ie Umtsgewalt mißbraucht. Die Kammer mählte damals

Des Bruders Braut.

Roman aus der ruſſiſchen Geſellſchaft von C. Golowin.
Mit Genehmigung des Verfaſſers überſeßt von A. Hauff.
®ı Fortſetzung.)

„Ich habe mich ſchon lange von dieſem — Weibe ge—
ent“, verfuchte er fich zögernd zur entfhuldigen, bemerkte
Aber fogleich in den Mienen feiner Gattin die zornige
rachtung, welche dieſe armſelige Entſchuldigung in ihr
rvorrief. Auch in Katja erwedkten
in wenig fchmeichelhaftes Mitleid. ,
ir „Wiffen Sie“, rief Wera, „wer diejes Weib iſt? Es
dieſelbe Katja, von der ich Ihnen fruher erzählt habe,
e aus unſerem Haufe entlanfene Diebin!“
= Katja warf bei diefen Worten ftolz den Kopf zurück
ei „Ich denke“ ſagte fie, „cS if jet nicht an mir die
7 ſich zu ſchämen. Ich bin hinreichend gerächt für

S Vergangene, für Ihren Hochmut und für Ihre ver⸗
chtliche Gnade n
Dann wandte fie ſich ſcharf an Wſewolod und fügte

it füfternd hinzu: „Huch dafür bin ich gerächt, Wie-

°lod Waffiljewitich, daß Sie mich verlaffen haben.“

vi Sür einen Augenblick blieben ihre Augen auf ihn ge-

MD und es war ſchwer zu beſtimmen, was ihr Buͤck

S drückte, ob triumphierende Nachfucht oder einen lebten

ae Ymmer von Bedauern. Über fie wandte ſich fchnell

) nn verließ mit leichtem, raſchem Schritt das
v0 . . |

jeine Worte ein für




















N.

Montag, den 15, Juli
ſuchen
ſeien unbegründet Die Kammer dürſte nächſten Montag
den Bericht billigen.

Vermiſchte Nachrichten.

B.N. Mannheim, 14. Juli. [Für das Schau-
ſchwim men], weldes der Mannheimer Schwimmverein
heute Sonntag Nachmittag {m Nhein-Hafenkanal (unter-
halb der Kammerfchleuße) veranftaltet, Hat auch unſer
Großherzog einen Ehrenpreis geftiftet


In der Nähe des früheren Schlaͤchthauſes wurde die
Seiche eines ca. 20 Yahre alten gutgefleideten Mädchens
geländet. Daſſelbe trug ein ſchwarz und weiß karriertes
Kleid, einen ſchwarzen und einen woſllenen Unterrock. Auf
dem Hemde find die Buchftaben B. L. eingezeichnet.

B.N. Bretten, 14. Sult, [Ein gräßliges Un:
glück] ereignete ſich vorgeſtern Abend am hieſigen Bahn
Hofe. Auf bis jeßt unaufgeflärte Weife geriet der verhei-



üder einer Rangiermafchine und wurde derart überführt,
daß 19m das Eingeweide an verjchiedenen Stellen aus dem
Leibe trat. Der Verunglückte wurde ſofort ins ſtädtiſche
Krankenhaus überführt, wo er bald darauf ftarb.

Karlsruhe, 12. Juli. ſEin ſchweres Unglüch
ereignete ſich geſtern Abend auf dem Hiefigen Bahnhofe.
Segen */,8 Uhr ftand der etwa 50 Yahre alte verheiratete
hier in der Werderſtraße wohnhafte Poſtſchaffnet Joſef
Högel mit einem beladenen Poſthandwagen zwiſchen der
Sackſpur am öſtlichen Ende des Bahnfteigs III und Ge-
leis Vund dem letzteren ſo nahe, daß er vom Trittbrett
einer entgegenkommenden Rangierabteilung erfaßt, unter
den Wagen gezogen und ihm der rechte Oberſchenkel gb⸗
gefahren wurde. Der Verunglückte wurde vom Bahn-
perſonal mittelſt Tragbahre ſofort in das ſtädtiſche Kranken
haus verbracht, woſelbſt er ſeinen Verletzungen nach 9 Uhr
erlag. Er iſt Vater von vier zum Teil erwachſenen Kindern.

CD Bauerbad) Amt Bretten, 14 Juli. Vermißt.
Seit Donnerstag Morgen wird die etwas geiſteskranke
73 Yahre alte Frau Göpferich von hier vermißt. Die—
felbe begab fich aus unbekannter Urfache von Haufe fort
und it bis abends nicht zurücgefehrt. Angehörige, welche
auszogen, um die Frau zu fuchen, fanden diefelbe auf
dem Felde zwijdhen Gölzhanjen und Breiten tot auf, von
wo fie geftern abend nad) ihrem HGHeimatsort überführt
mürde.

BN. Pforzheim, 14. Iuli. [Die neueröffnete
Strecke der Albthalbahn Pforzheim-Brötzin—
‚gen] bat Samftag Abend ihr erftes Opfer gefordert. Der
27 Jahre alte Arbeiter Theodor Eberle von Brögingen
wollte in der Nähe des „Nürnberger Hofes“ auf den in
voller Fahrt ſich befindenden Zug auffteigen, wobei er je-
doch ausglitt und unter die Näder des Zuges kam, die

Sobald Wera mit dem Gatten allein geblieben war,
verließen fie die Kräfte. Sie brach in ein Heftiges, von
Schluchzen unterbrochenes Weinen aus und mußte (ich
auf den Zijch ftüßen, um nicht umzufinfen.

Wſewolod ſtand ſchweigend vor ihr. Es mar ihm
nicht möglich, auch nur ein Wort hervorzubringen, auch
nur einen Schritt ihr näher zu treten

Wera erholte ſich ſchnell. Die Thränen des Haſſes

trocknen raſch, und der Zorn giebt die Kraft, auch einen
völlig unerwarteten Schlag zu ertragen. Wera empfand
jetzt Scham darüber, in Wiemwolod’s Gegenwart geweint
zu haben. Kor wieder erwachter Stolz ſprach um ſo
lauter, nachdem er ſich ſo lange blind ergebenener Liebe
unterworfen hatte. —
„Sie begreifen“, ſprach ſie mit eiſiger Kälte, indem
ſie Wſewolod gerade ins Geſicht ſah, „daß wir jett nicht
länger zuſammen leben können. Heute Abend ziehe ich in
ein Hotel. Diefes Haus überlaffe ich Ihnen und werde
nur meine Garderobe abholen laſſen Alles Uebrige
mögen Sie behalten, id will nichtS mit mir nehmen, was
mid an unfere Verbindung erinnern könnte!“

Cr machte eine Bewegung, wie um fich ihr zu nähern.
Widerſprechende Gefühle ſuchten in ihm nach einem Aus-
druck, brachten aber nur ein unzuſammenhängendes Stam—
meln hervor. . . ı

„Erregen Sie mich nicht unnötig!
nicht, fi zu rechtfertigen.
daß dies jetzt überflüſſig iſt.

Verſuchen Sie
Sie müſſen doch begreifen,













Was die Geld⸗Angelegenheit




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28. Jahrgang.


1901.

Fernſprechanſchluß Nr. 621.
Der Unglialicge war ſo⸗

ihm über den Körper gingen.
fort tot. 2 |
BN. Adern, 14. Suli. [Ein beflagenswerter
Unglücsfall.] Herr Seffelmacher Aug. Madlinger
mar in der Werkftätte des Herrn Zimmermann Glafer
an deſſen Sägewerk mit Holzſägen befchäftigt. Dabet brachte
er die rechte Hand in die Maſchine und verletzte ſich ſo
ſchwer, daß ihm die Hand abgenommen werden mußte.
Madlinger iſt ca. 30 Jahre alt, verheiratet und iſt als
fleißiger und braver Mann bekannt. Sein Schickſal findet
allſeitige Teilnahme.
Lichtenthal b. Baden-Baden, 13. Juli. Ein Wert—
brief abhanden gekommen.ſ Geſtern gegen Abend
machte man im hieſigen Poſtamt die Entdeung, daß ein
Wertbrief mit 150 Kronen abhanden gekommen ſei
Offenbar handelt es ſich um einen Diebſtahl. Unter dem
Verdacht, den Wertbrief entwendet zu haben, wurde heute
ein Poſtunterbeamter verhaftet, doch ſieht noch nicht feſt,
daß er der Thäter ift. ;
B.N. Donauefchingen, 14. Juli. [Zur Verhaftung
des Kaſſiers der Dortmunder Handelsbanfk.}
Der hier verhaftete zur Kur hier weilende 3Z1jährige zu
Stettin geborene Kajfier der Dortmunder Handelsbank,
Walter Strohe, auf Requfition der dortigen Staatsan-
waltichaft wegen Verdachts der Unterfehlagung und Untreue


joll {ih bis jeßt ein Defizit von 40 000 ME. zu Schulden
haben kommen laſſen, was er damit entfehuldigte, daß
ſein Gehalt nicht ausreichend fei und weder er noch feine
dran Über Privatvermögen verfüge. Vor feiner Ueber—


abgenommen worden. Gegen Mittag fand der Wärter
den Gefangenen als Leiche auf. Wahrſcheinlich hat er
ſich vergiftet. Die Leiche iſt ins Karlskrankenhaus ver-
bracht worden. Die Beerdignng findet auf dem hieſigen
Friedhofe ſtatt.
B.N Tennenbronn, 14. Juli. Zu dem hieſigen
Brandungliüc] erfahren wir noch, daß das Feuer von
einer Schmiedewerkftätte ausging, von wo Funken durch


fingen.
verſichert find. 1 ;
bietet einen ſchauerlichen Anblick Viele Leute, die erft


ftätte nichts mehr als einen brennenden Irummerbhaufen.
Seftern Mittag Halb 12 Uhr wurde die Hornberger Feuer- 2
wehr zu Aufräumungsarbeiten vom Bezirksamt befohlen.
Diele Familien find obdachlos. Auch ift die evangelifche
Kirche und das Schulhaus ein Raub der Flammen ges
worden. Borgeftern Nacht mußten ca. 100 Verfonen im

Freien Übernachten. .
B.N. Zreiburg, 15. Juli [Todesfall.] Heute




Wſewolod begriff, daß das Spiel für ihn unwieder
ruflich verloren war. Diefe vollftändige Hoffnungslofigfeit
jeiner Lage gab ihm einen Schimmer feiner gewöhnlichen


wenigifens zum Schein proteftieren. ;
Wie können Sie in einem ſolchen Augenblick von
Geldangelegenheiten fprechen“, fagte er und in feiner
Stimme klangen einige der ſonftigen einſchmeichelnden
Noten wieder. „Ih begreife, daß Sie ſich beleidigt


geben, daß Sie das Haus verlaffen. Eine Frau in

„Wie? MichHt zugeben? Sie wagen es noch von
„zugeben zu jprechen?"

„Und natürlich“, fügte er fich ereifernd hinzu, „werde
ich nicht erlauben, daß Sie das Kind mitnehmen... Meine
Nechte als Vater. . ." ;
Sie überflog ihn vom Kopf bis zum Fuß mit einem
lic, vor dem er verftummte.

„Sie fprechen noch von irgend weichen Rechten ?"
ſagte ſie verächtlich
meinem Bater. — Ehe ich aber für mich ſorge, habe ich
noch eine Pflicht zu erfüllen: ich muß Ihren Bruder aus
der unverſchuldeten Gefängnishaft befreien. Das Geld
Ich gehe zum Unter-
juchungSrichter und enthülle ihm die volle Wahrheit —
berfichen Sie: die volle Wahrheit !“ —


und entſetzt.



 
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