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Heidelberger Lokalanzeiger: Neuer Heidelberger Anzeiger (27) — 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.43807#0583

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8 Beilage „@eidelberger Volksblatt“ und das Sfeitige
} (8 Beilagen Da8 göblatt“. Preis 30 Pfg., mit den Bei-
Blättern 40 18. monatlig. Durch die Loft vierteljahrlid
DO & 1 IE, ode VBeitelneld. .

Ericheint täglieg m:! Ausnahme der Sonn- und Feiertage, |









258, Jahrgang.
Druck und Verlag von G. Geifendürfer,
_ Verantwortlich: Hch. Geiſendör fer.







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20 ins Lokale: Ge{MäftS- und Privat-Anzeigen bedeutend
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28. Jahrgaug.
—IIIIIIIIII



| Nr. 185.





Dienstag, den 25. Juni





Mit dem 1. Juli beginnt ein
lür unſere Poſtabonnenten Der

Heidelberger

„Cokal-Anzeiger

(Nener Heidelberger Anzeiger)

| Tucht feinen Qefern in gedrängter‘ Neberficht möglicht raſche

| Mitteilung zu machen von allen wichtigen Vorkommniſſen

auf politiſchem und wirtſchaftlichem Gebiet.
Unparteiiſch und alle Schäden des Parteige—

triebes bekümpfen iſt auch fernerhin unſer Loſungswort.

Unterhaltungsſtoff finden unſere Leſer zur Ge—

unüge im vermiſchten Teil und im Feuilleton unſeres Haupt⸗

blattes ſowie in dem wöchentlich s Seiten ſtark ber

| gegebenen KL

Illuſtrierten Sonntagsblatt

| unß dem wöchentlich zweimal erfcheinenden

Heidelberger Volksblatt,
] Der „Heidelberger Lokal-Anzeiger“ koſtet mit
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| der „Heidelberger Lokal-Auzeiger“ monatlich
nur 30 Bfg. mit den Beilagen 10 Pig. mehr.
Verlag und Redaktion,

&Chaughat.
| _ Die Londoner Regierung hat in fehr korrekter Weife
| &rflären Iafjen, daß fie nichts dagegen einzuwenden Habe,
| wenn in der wichtigen chHinefijhen Hafenjtadt Shanghai
| außer der englijchen Befagung auch eine deutſche Garnijon
| berbleibe.. Sie hat darauf hinweifen Taffen, daß das weite
Hinterland für den Handel aller Nationen Raum biete
und die Deutſchen dort mit den Briten gleichberechtigt
| wären. Ob die engliſche Regierung dies nun aus wirt
| licher Sympathie für Deutichland oder gemäß den Be-
limmungen des deutſch britiſchen Uebereinkommens für
Maſien gethan hat, mag dahingeſtellt bleiben, genug, fie
| Et es gethan, und das Kant und muß uns genügen. -
Anders mie das offizielle England denkt das nicht:





| dor ein gewaltiges SGejchrei! Diefelben Zeitungen, die im
nuar aus Anlaß der Anweſenheit Kaiſer Wilhelms
Sm Hinfdeiden und Leichenbegängnis der Königin Bike

Des Bruders Braut,
yaroman aus der ruſſiſchen Geſellſchaft von C. Golowin.

it Genehmigung des Verfaſſers überſetzt von A. Hauff.
% '. Fortfegung.) SEN



nem Bruder ‚die Rede? Die giftigen Anfpielungen des
Üorters wurden ihm. immer MNarer und Schamröte über⸗
“9 fein Geſicht Der Inhalt des Artikels war folgender:

Aus unſerer plutokratiſchen Kloake ſteigen zuweilen

*

erliefern, ereignete ſich vor kurzem, und zwar dies-

Gouvernement die Würde des Adelsmarſchalls
leidet.
Bon wem ft nun der Wechrel präfentiert worden? Von

Sn des bekannten Eifenbahnunternehmers X...

ts Nun. prüfe man die Gründe des Verbrechens! Ver—
uche man ſich Mar zu machen, auf welche Weiſe der


















toria das Oberhaupt des Reiches nicht genug feiern
konntken, find heute wieder einmal aus dem Häuschen, weil
etwa taufend Soldaten diefes vor Kurzem fo viel gefeierten
Monarchen neben englijhen Truppen in einer chineſiſchen
Stadt in Garniſon bleiben ſollen Deutſchland dentt unt
feinem Gedanken daran, irgend eine Annexion in China


tjchom, und im Nebrigen kann es fidh nur um die Sicherung
anjäffiger deutfcher Neidhsangehöriger und den Schub
deuticher HandelSintereffen. handeln. E83 ift ganz felbft-
verſtändlich daß nach der kaum und ſtellenweiſe ſogar
recht notdürftig — wieder hergeſtellten Ordnung nicht
volles Vertrauen auf die glänzende Leiftungsfähigkeit der
chineſiſchen Behörden gefeßt werden kann, und unſere


zu überlaſſen, haben wir keinen Grund; 8 [ähe das doch
<tmwas gar zu wenig rühmlich aus.
Die englijdhen, und auch die amerikaniſchen Zeitungen


den fann. Als Freiherr von Ketteler, der deutſche Ge⸗
ſandte in Pecking ermordet wurde, ſchrieb man in London
und auch in Waſhington und Newyork ſofort, es ſei ja
gar nicht notwendig, daß Deutſchland ein Expeditionskorps


könnten die Japaner ebenſo gut im Auftrage des Deut-
ſchen Reiches machen. Dieſer Vorſchlag wurde damals
als Lächerlichkeit einfach ignoriert, aber aus der heutigen
Behandlung der Shanghai Angelegenheit erkennt man, daß
Syſtem in der Sache iſt. Deutſchland iſt der liebſte,
beſte Staat in der Welt, ſo lange es ſich aus feinen vier
Pfählen nicht heraustraut oder thut, was Anderen zum
Yeugen gereicht. Dumm fol der Deutiche fein, ſelbſtlos
und aufopfernd.

Wir wollen uns hüten, anzunehmen, daß Engländer
und Amerikaner nicht große Kaufleute find. Sie find es,
und außerordentlich energijche und rücjichtsloje dazır.


den ein Kaufmann haben kann, fie find Geheimniskrämer,
oder lieben doch die Geheimniskrämerei. Dabei kommt
es leicht dahin, daß ſie den Blick für fremden Wettbewerb


Beſitz ihrer eigenen kaufmänniſchen Art völlig ſicher, uud
dann ſehen fie fih mit einemmale überrumpelt. In
großen, entwicfelten Kulturftaaten die Preife mit aller
Gewalt durch Unterbietungen herabdrücken, das kann Jeder,


gewinnen, das iſt ſchwerer

Warum das ſchreckliche Lamento wegen Shanghai?


Sarnifon dort bliebe.

Erbe unermeßlicher Reichtumer der Verſuchung erlegen


68 mar notwendig, daß diefe Übelriechenden Giftdünfte


ſeinen Sohn nicht zu erziehen verftanden hat, vor das
Tribunal der Oeffentlichkeit gezogen werden.
Aber das iſt noch nicht alles. Wie eine eiternde
Wunde einen tiefen Eingriff in den menſchlichen Ge⸗
famt-Organismus bewirkt, ſo Hat auch hier die Ent»
anderen geführt. Es wurde ein Mitſchuldiger des jungen
KR . . . ermittelt, welcher denfelben natürlich verleitet
hat. Dieſer Mitſchuldige ſt kein anderer als der in
letzterer Zeit viel genannte Börfenfpekulant W...
Bein junger Mann, deſſen Talent,
wie man ſagt, zu großen Hoffnungen berechtigte, der


Karriere im Staatsdienſt aufgegeben hat. Das ijt
„auch ein Zeichen der Zeit. In einigen Kreiſen der
DRESECE Geſellſchaft iſt jenes glücklich“ begabte
Aeußere und jene glänzende Nonchalance wohlbekannt,
mit der er das Geld auf die Straße zu werfen vers


Seld feiner Fran. BB... ft nämlich verheiratet mit
der Tochter des Mdelsmarjchalls X ..., deffen Unter-
ſchrift ſo künſtlich nachgemacht worden iſt, unter mut—








Fernſprechanſchluß Rr. 621. 1901. .

Welche bodenkoje Katfcherei muß
dem vorausgegangen fein! Es iſt ja freilich längſt kein



braven Engländern.


zugünglichen ſowie in deren eigenen Prefie als Kerle ge
ſchildert werden, die nicht das Licht der Sonne zu ſchauen
berdienen, Und die Sache mit Shanghai zeigt mit einem N
male fo Har, daß feine neue Lampe erforderlich ijt, warum
wir {o in Grund und Boden heruntergemacht werden:
Aus Geſchäftsrückſichten! Es iſt doch was Nettes um
die chriſtliche Nächſtenliebe Pfui Teufel nochmal!

Bei uns wird der Zorn und das Zähnefletſchen der
engliſchen Hetzpreſſe ziemlich leicht genommen, weil die
Regierung König Eduards nicht mitmacht. Aber eine
alte Vorſichtsmaßregel ſagt: Deck den Brunnen zu, bevor
das Kind in den Brunnen gefallen iſt. Es iſt bekannt
wie die Kommandanten engliſcher Kriegsfchiffe gegenüber


Wilhelm IT, foeben erft in London geweſen war, man
weiß auch, wie fehr englifche Minifter jich der Volks


ſchloſſen bei allem guten Willen der gegenwärtigen Res
in Shanghat einmal allerlei Häkeleien giebt, nichts Großes,
aber and) etwas jehr Ueberflüjfiges. Unter Umftänden iſt
nichts gefährlicher, als eine zu enge NMachbarfchaft.

Sollen wir wegen des „Zu-dichtesvan” aus Shanghat
fortgehen? GSewiß nicht! Wir find nicht nad China
gegangen, um uns die Füße zu vertreten, fondern um
dort Geſchäfte zu machen. Und dazu iſt auch, als ſicherer
Stützpunkt, die deutſche Garniſon in Shanghai, ebenſo


Mmand, unfere Garnijonen werden dort, nachdem die Dinge

fo weit vorgefchritten, bald wieder abziehen?
iſt alles, unwahrſcheinlich {ft dies fehr. Die Reichsregie
rung ſollte alſo von vornherein, ſie hat es wohl ſchon


für John Bull — von irgend einer Seite her. — die
flipp und Mar fagt: Hineinreden gilt nicht! würde allem
ſpäteren Lamento die Spitze abbrechen. (M. Tolbl.)

Deutſches Reich.
von Schweden-Norwegen iſt hente abends halb 8 Uhr nach
Berlin abgereiſt.
Berlin. 24 Juni. Die heimreiſende Panzerdiviſion
traf am 22, Juni in Colombo ein und geht am 26.

Berlin, 24. Juni. Der Dampfer „Sera" mit dem


Kiel, 24. Juni. Der Katfer und die Kaiſerin


maßlicher Mitwirkung des Schwiegerſohnes Mer
welcher von dieſen beiden Mitgliedern unſerer Jeunesse
doree“* iſt nun der Hauptſchuldige an dem ſchimpflichen
Verbrechen? That is the question! Nun, die Unten


aufklären, dieſelben verſprechen, ſehr intereſſant zu

werden. — Es verſteht ſich von ſelbſt, daß beide Ver-

dächtige verhaftet ſind. —
Zum Schluß noch folgendes; Man fagt, daß die
urſprüngliche Veranlaſſung zur Fälſchung der Unter—
ſchrift ſeines Schwiegervaters ſeitens des B ſeine
jetzt abgebrochene Liaiſon mit einem der wandelbarſten
Sterne unſerer Halbwelt geweſen ſei. KO

Gs ift ein nettes Bild von Sittenverderbnis, auf.
welches diefe Angelegenheit uns arme befcheidene Leute
der Arbeit einen Nüchtigen und zugleich entſetzten Blick
zu werfen geftattet 1 5 ;

Das Konnte fich allein auf feinen Bruder beziehen !
Daran war Fein Zweifel! Die Anfpiehungen waren zu
deutlich! Petja ward es finfter vor den Augen; das BZei-
tungsSblatt zitterte in feinen Händen. N ——

Noch einmal wollte er die Zeilen leſen, doch dieſe
verſchwammen vor ſeinen Augen in einander. Er warf
das Blatt beiſeite, und Korenizins waren in diefem Augen-
blick vollftandig vergeſſen. Er mußte nach Petersburg,
um ſeinem Bruder zu helfen, — hauptſächlich aber zu ihr
zu Wera! Wie?! Sein Bruder, der von ihm früher ver-
götterte Wfewolod, eines. Verbrechens bejchuldigt? Und
 
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