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Heidelberger Lokalanzeiger: Neuer Heidelberger Anzeiger (27) — 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.43807#0123

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1901.





Grſhern? taglich
milt Ausnahme der Soun und
Feierlage Als Bellagen das
Heidelberger Bolteblalt? und
bas Sſeitige Illuftrierte Sonn⸗

Angsblatt“. Preis 30 Pfg.,
— mit ben Beiblöttern 40 Men,
Modnatlich Durch die Poſt vier⸗
kelſhrlich 1Alle. ohne Be—
ſtellgeld



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Schöne Träume,

Je länger der deutſche Kaiſer in England verweilt,
und es find nun bald zwei Wochen, um fo mehr nimmt
die Bagl derjenigen Leute zu, melde vermeinen, das Gras
wachfen Hören zu Können! Das Seflüjter von einer deutich-
englijchen Annäherung oder gar von einem geheimen dentich-
engliſchen Vertrage wird von Tag zu Tag färker, und
die nicht jeltenen Reden, weiche auf der Juſel Wight bei
feierlichen Anläſſen gehalten werden, tragen dagzır bei, die
Gemwichtigkeit der oben erwähnten Behauptungen zu Härken.

Das ſind die augenblicklichen Erſcheinungen! König
Eduard von England ſprach wiederholt von der innigen
Freundſchaft wiſchen den betden Monarchen und
Der dentichen und englifchen Nation — daß dieje letztere
Vreundichaft im Weientlichen nur auf dem Papier befteht
weiß er wohl ſelbſt, und unſer Kaiſer depeſchierte dem
Vord Roberts er freue ſich ihn nunmehr in ſeiner Eigen—
ſchaft als Generalfeldmarſchall ſeinen Kameraden neunen
u fönnen. Mber man fann nicht ſagen, daß dieſe Aus⸗
daſſungen in Deutſchland einen begeiſterten Widerhall ge—
unden haben, man hätte ſich entſchieden mehr gefreut,
bhenn ſich die Meldung, der engliſche Generaliſſimus in



genommen, beftütigt hätte.
führnng bekannt geworden iſt, hat doch etwas zu ſehr ver—
ſlummt, von anderem ganz abgeſehen
Hat die ſogenannte deutſch britiſche Annäherung im
Reiche menig Anfang gefunden, hält man 3 vielmehr mit dem,
was feinerzeit Graf Bülow ſagte, nämlich daß Deutſch—
land auch England gegenüber ſeine Intereſſen wahren müffe,
and daß Hier dynaftijche Beziehungen feine Holle ſpielen
dürften, fo iſt man im Auslande noch weniger darauf
eingegangen. Es iſt edenfalls eine bemerkenswerte That—
ſache, daß Rußland immer weiter von uns abrückt, fe
näher wir Eugland zu kommen ſcheinen. Denn wir wollen
dem Gerede von einem deutſcheengliſchen Zweibunde nicht
alfzu viel Gewicht beilegen und abwarten, mas da kommen
wird. Aber das MM ficher, daß. auch fchom die äußerliche
AOntimität in Petersburg verdrießt und fchon Lange vers
= Srofien hat 0
Neichskangler Graf Billaw hat vor dem Reichstage 10
manches zur volliten Befriedigung der Volksvertreter klar⸗
gelegt, aber um Eins ift er bisher Jorgjam herumgegangen,
Nämlich um eine Erklärung der Thatſoche, daß der Zar
Wwei Wochen, nachdem er den Grafen Walderſee mit größter
Bereitwilligkeit als Oberbefehlshaber in China angenommen
und ihn ſelbſt welter empfohlen hatte, ſpäter ſeinen Truppen
den Befehl zum Rückmarſch erteilte. Dieſer Befehl, der

































Der Hochzeitstag,
. Roman von $. Balme:Bayfen. }
50 — A Nachdruck verboten.

Gortſetzung.)

dırfem herrlichen Jungen und feiner Berliehtheit an-
angen?
„Ihn vielleicht dermaleinſt heiraten — warum nicht?
Mein Vater hat mich verſtoßen —“ ihre Stimme bebte
— hier bei Dir {ft c8 mir, fo lieb ich dich habe — ZU
— fürhterlig einfam und fl mit diefem Sturm im
Herzen —“ fie nyreßte die Hände gegen die Bruft
und ihre Augen füllten ſich mit Thränen
da iſt nun einer, der mich heiraten will — warum ihn

Das Habe ih ihm angedeutet, denn ev Hat mir auch
ion einen Antrag machen wollen, vorläufig iſt es alſo
zu Ende mit ihm. Über ein Jahr jpäter — 0, die
Ewigkeit! — dann mag er kommen und mich holen und
mir ein Heim geben und mich lieben ſo viel er will,
denn ich ſehne mich nach recht viel Liebe und auch nach
Ruhe hier drinnen und nach Heiterkeit. Und wenn Du
Mir eine Liebe erweijen wilft, fo reije mit mir!” Oter
in — feiner Nöhe, — fo nah bei feinem Oute — in
derſelben Luft, die er atmet, erſticke, verzweifle, verkomme ich
9 mag nicht mehr leben — und möchte es machen wie
Maria: zu tief einflummern!“ Und fie warf ſich an














nicht wieder zurücgenommen, bielmehr jebt ausgeführt it,
bedeutet, eine große Schwenkung in der ruſſiſchen Politik
und dafür muß doch ein Grund vorliegen. Denn der
Zar iſt ſonſt als ein Mann bekannt, der bei dem ſtehen
bleibt, mas er einmal geſagt hat. Aber darüber wird nichts
Zuverläſſiges laut

Naturlich wird die Annahme von einer deutſch⸗eng⸗
ſchen Brüderlichkeit nur ein ſchöner Traum bleiben Es
iſt ja aus den Meldungen und Briefen vom chineſiſchen
Kriegsſchauplaß zur Genüge bekannt, daß die deutſchen
Soldaten ſich mit den Ruſſen und Amerikanern und ſelbſt
mit den Frauzoſen viel beſſer verſtanden haben wie mit
den Engländern, Temperament und Charakter find zu ber«
{cieden, als daß die Kluft ſich ſo ſchnell überbrücken leße.
nd Diele Kluft macht fi auch in der Politik geltend:
Der Brite treibt nur eine Bolitik der Berechnung, der
Dentiche läßt auch gern dem Gefühl fein Hecht. Nur
wollen wir es unſere Lebens Intereſſen nicht durchkreuzen
laſſen

In allen Verträͤgen, die wir ſeit dem Rücktritt des
Fürflen Bis marck mit England abgeſchloſſen haben, iſt das

Uhzlere ſets ſehr wenig entgegenkommend geweſen. Dem


Vorwürſe gemacht worden, daß er England gegenüber ſich
zu ſehr habe zu Konzeſſionen hinreißen laſſen, nament—
lich in dem Vertrage wegen Sanſibar, das ſchon halb
deutſch war, aber man inuß anerkennen, daß Caprivi auf

überhaupt etwas zu Stande kommen follte. Sollte etwas


werben müffen, mie — auch bei den vorjährigen Kaper—
ungen der deutſchen Poſtdampfer durch engliſche Kriegs
ſchiffe ucht anfgetrumpft iſt. Konnte im Vorſahre nicht
anders gehandelt werden als wie geſchehen, konnte dies
auch ſ. 3. Oraf Caprivi nicht.

Auch in den wejtafrifanifchen Grenzabmachungen haben
wir nichts Hervorragendes vom englijchen Better zu erreichen
vermocht, die für England wenig wichtige Walfiſch⸗Bah
in Deutich- Sübweltafrifa iſt heute noch nicht von den
Üriten heramsgegeben, und auch im Geheim-Dertrage wegen
der porlugieſiſchen Kolonien fiel England der Löwenanteil
au. (Sbenfo haben wir Samoa ziemlich teuer bezahlt, Sohn
Bull hat eS auszunüßen gewußt, daß für uns der Erwerb
Ehrenfache war. Und der im Sommer 1897 gefündigte
deutfch-enalifhe Handelsvertrag iſt bis Heute noch nicht
erneuert, weil man in London zu viel fordert. Alles in
allem: Von idealen deutfchzenglichen Berträgen kann man
nur iräumen. Das Erwachen enttäufcht graufam.








Et A 7—

um ihn und



brach in leidenſchaftliches Weinen aus.
Der Rat legte ſanft ihre Hand auf ihren Scheitel.

lebensfrohe, glückliche Giſela
Leid tief zu Herzen.
Er mies fie mit unendlicher Zartheit, aber ſehr ernſt

„Wenn Du Dich doch beſtreben wollteſt, einmal aus
Deinem eigenen Ideenkreis ganz und gar heraus zu
treten, gewaltfam Dich von Deinen mißtrauiſchen Ge⸗
danken abzuwenden und Dir ſtatt deſſen Ulrich's Gemüts⸗

ſei das Opfer ſchändlicher Berleumdung.“

nmel!“ ;

Giſela hob ihr thränenüberſtrömtes Geſicht zu ihm
auf und ſah ihn flehend an. Aber er ſprach in ruhiger
Feſtigkeit weiter: „Stelle Dir ſeine Gebrochenheit und
ſin Unglück vor und weiſe, im Bewußtſein dieſes, jeg⸗
fiches Mitleid mit Deinem Ich energiſch von Dir. Sei
Hart gegen Bich felbft und milde gegen andere. Nach dem
Prinzip läßt es {ih leben.“

In dieſem Sinne ſprach er noch eine Weile ernſt auf

ganz und gar bei der Sache waren.
Er hatte ſie in dieſem Falle doch nicht ſo ganz ver—





Au eigen;:
die Uſpaltige Petilzeile oder
deren Raum BO Big, Lokale
Geſchafts und Privat-An⸗
zeigen bedeutend ermäßigt.
Kellamen 35 Pfg. dür

7

garantiert.

2 Ur, 1
7 TDeutfches Meich.

B.N. Sarlöruhe, 4. Febr. Morgen Mittag trifft
Ihre Majeſtät die Kaiſerin Auguſte VBiltoria aus










wird einige Stunden hier verweilen.
Berlin, 4. Febr. Der „RKeichsanzeiger“ meldet: Auf
befonderen Befehl des Kaiſers wird die Trauer um die


drei Monale, in der erſten Hälfte bis zum 8 März in
der tieferem Form bis zum 22. April in der weniger tiefen
orm getragen. —
Stalien )
Rom, 4. Febr. Die Agenzia Stefani meldet: Amt-
liche Nachrichten aus Addis Abeba beſtätigen daß der
König Hoggdam am 1. Februar geftor ben iſt und
jein zur Beit am Hofe Meneliks weilender Sohn Rezalin
die Nachfolge angetreten hat. .

Dentieher Re



ichstag.
Berlin, 4. Februar.
Etat des Reichsſuſtizamts
Abg. Baſſermann (natl.) bringt Beſchwerden vor
über die Verſchleppung von Prozeſſen in der bayheriſchen
Pfalz. Redner beſpricht weiter die Frage der kauf⸗
nniſchen Schieds und Sondergerichte und fragt ſchließlich


Bauhandwerker gediehen jet. 7
Staatsjefretär Dr. Niecberding bedanert, über die
Rechtszuſtände in der Pfalz ſich fachlich nicht Gußern zu

fünnen. Menn ihın Material zugeftellt werde, wolle er


Schiffspfanddienſtes anlange, ſo habe ſich die niederländiſche
Regierung dazu bereit erklürt daß die niederländiſchen
Gerichte die diesſeitige Entſcheidung anerkennen

Abg Beckh Koburg (reiſ BB.) hält die Zuſtände
in der Pfalz für nicht fo ſchlimm und wünſcht größere
Einfachheit in der Gerichtspilege. Er fragt an, wie weit
die geſetzliche Regelung der Entſchädigung unſchuldig Ver⸗
hafteter gediehen ſei Eine darauf bezügliche Reſolution

werde er bei der 3. Lefung einbringen. 2
Staatsſekretär Dr. Nieberding verwahrt ſich dagegen,


jeiem, die Beftimmungen über die Serichtsvollzieher zu
ändern. Betreffs der Frage der Entjchädigung unſchuldig
Verhafteter habe der Bundesrat befchloffen, der lebten
Reſolution des Reichstages in dieſer Frage nicht zuzu—






ſtraff
heilen
Sie ſollte ihn nicht umſonſt auf ein anderes vielleicht
wirkſameres Heilmittel hingewieſen haben. 2
Eine einzige Unterredung noch mit der „grande coquette”
und dann „Olüc auf zur Reiſel“ Nicht nach „der er-
quicenden, nervenftärkenden See“ — fondern nach dem
Süden, nach dem „heißen, ermatteten Süden,“ an den
Ort, wo Maria gelebt und geſtorben, nach — Bellagio!

CR *
*

angezogen. Mit Schmerz war Schmerz nicht zu


martete, daheim.

Sonft pflegte er um dieſe Zeit in feinen weit aus-
gedehnten Forften, im Wald- und Yagdrevier, mit der
Büchſe am Riemen planlos umherzuſtreifen ab und zu
auf ein Wild einen Schuß abgebend, wenn er nicht eben
zerſtreut und ſehr verträumt war. RE

Im Freien verſtrich ihm die Zeit ſchneller, das empfand
er heute, wo er in der Enge des Zimmers wartete und


Er ftand am Fenfter eines im Erdgeſchoß ſeines Hauſes
liegenden, kleinen, elegant ausgeſtatteten Gemaches, in das
die Hausdame, eine ältere, einfache, aber feingebildete Frau
den Bejuch führen follte. .

Gr war dort allein und blickte auf die Landſtraße,


in blendendem Sonnenlicht vor ihm lag.









 
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