Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Lokalanzeiger: Neuer Heidelberger Anzeiger (27) — 1901

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.43807#0491

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext




































; "Ericheint 7 lich Malt Ausnahme der Sonn⸗

AU3 Beilagen das „Heidelberger Bolka3bhlatt“ und das um

(ilttem 20 Dia. Aonatli0. ren zu A er ae N *
ern g. mona u e Boft vierteljährl

1 ME, ohne DE We ) ?







28. Jahrnn
Druck und Verlag von G. Geiſendörfer.
_ Verantwortlich: Hch. SE

dr. 122.








Dienstag, den 28. Mai






eigen: die 7 Petitzeile oder deren Kaum
ET Qokale SGejhäftg= und Privat-Anzeigen bedeutend
; SEI Reklamen 10 Pfg. Für Cufaabın me von Anzeigen
an beitimmten Zaner wird Ol garantiert. Gratisverbreitung

. durch Säulenanſchlag.









Jahrgang.

1901.







Deutihes Heid

Wildyarkitation, 25. Mai. Die Kaiſerin ſt heute
früh hier eingetroffen und begab ſich in's Neue Palais
Wildpark, 25. Mai. Der Kronprinz ift nach—
mittags 6 Uhr im Neuen Palais eingetroffen.

Berlin, 25. Mai.
Linienſchiffsdiviſion, beſtennd aus den Schiffen „Kurfürſt
Friedrich Wilhelm“, „Brandenburg“ ,

Heimreife anzutreten. ,
Berlin, 25. Mai. Der Reichsanzeiger⸗ meldet:
Dem großbritannifchen Feldmarſchall Earl Roberts
_ wurde der Schwarze Adlerorden, dem Generalmajor John
Neill und dem Earl of Kintore der Rote Adlerorden
erſter Klaſſe verliehen. _
; Riel, 25. Mai. Das erfte Gefchw ader unter dem
Befehl des Kontreadmit als Fiſchel iſt von der Uebungsreiſe
niach der Nordſee zurückgekehrt. Beim Einlaufen der Flotte
fand unter Mitwirkung der am Eingange des Kunfihafens
liegenden Forts ein großes Scheingefecht ſtatt. Es wurde
ein Angriff ſämtlicher Hafenforts und Batterien auf die
einlaufende Flotte markiert.
— Münden, 25. Moi. Prinzregent Qnitpold ver-
lieh dem Sfterreichijhen Minifterpräfidenten, v. Körber
das Großkreuz des Verdienſtordens der bayeriſchen Krone
WMünchen 25 Mai. Die „Augsb. Abendztg.“ be-
ſtätigt, daß die bayeriſchen Armeekor ps innerhalb
derſelben Friſt wie die übrigen deutſchen Heeresteile ein
neues Gewehr erhalten, das aber nicht im Spandau
hergeſtellt werde, ſondern in Amberg, wo die nötigen Ein⸗
richtungen bereits vorhanden find.

Fraukre i ch.
Patis, 925. Mai. Der „Eclair“ will wife, daß der


heit des von Riffpiraten ermordeten Kaufmannes Bouget,


die Häauptlinge der Tuatſtämme gerichteten Briefes Auf—
llärung zu fordern, und daß die Lage ziemlich ernſt ſei.
Der Geſandte berichtet danach, daß die marokkaniſche Re—
> gierung der Familie Ponget die geforderte Geldentſchädigung
gewähren will, daß jte jedoch jede Aufklärung betreffend
Auf das An:
fuchen des Gefandten, der eine Fräftige Haltung befür—
wortet, erhielt der Kreuzer „Chanzy" Befehl, fich dem
Abmirat Caillard, der beiden bereits nach Marokko abs

gegangenen Kreuzer befehligt, zur Verfügung zu ſtellen
Außerdem ſind im Marineminifterium Anordnungen ge-


Zu ſenden, Falls die marokkaniſche Regierung in ihrer
2 Feind] ſeligen Haltung gegen Frankreich beharrt. In einer
halbamtlichen Darlegung des „Figaro“ wird ausgeführt,

daß Frankreich entſchloſſen fet, die‘ bisherigen. —





in Marokko zu achten. Dan durfe aber nicht vergeifen,
daß jeder Handel an der maroffanijhen Grenze fajt un:
möglich fet, und daß Frankreich das Recht habe, für feine
‚Angehörigen dieſelben Rechte auf marokkaniſchem Gebiet
zu berlangen, wie ſie die Marokkaner in Algerien genießen.
Paris, 25. Mat.
wird aus Beking gemeldet, daß in der lebten Sigung des
diplomatiſchen Korps die Gattin eines amerikaniſchen
Diplomaten von zwei Geſandten beſchuldigt worden ſei,
aus dem Palaſt der Kaiſerin⸗Witwe zahlreiche, überaus
koſtbare Kunſtgegenſtände geſchafft zu haben. ;
Serbien.

Belgrad, 25. Mat. Hier traf eine Meldung von
der Grenze ein, daß geſtern eine ſerbiſche Streifwache
eine Abtellung türkiſcher Arnauten und Nizams in
einem Hinterhalt zwiſchen zwei ſerbiſchen Blockhäuſern auf
ſerbiſchem Gebiet überraſchte In dem dabei fich ent
ſpinnenden Kampfe wurden zwei ſerbiſche Infanteriſten
ſchwer verwundet.

Turkei.
Konſtautinopel, 24. Mai. Zwiſchen dem Kriegs-


Bey gab es geſtern einen aͤußerſt erregten Auftritt. Der
Kriegsminiſter warf Izzet vor, durch ſeine Ratſchläge in
der Bojtfrage die Türkei vor Europa erniedrigt zu Haben;
er warf Izzet die ftärkften Fnfulien an den Kopf und er
drohte, indem er auf feinen Degen hinwies, mit der An⸗
wendung ſcharfer Mittel, wenn Izzet in der Erteilung
ſolcher Ratſchläge, welche die Autorität des Sultans und
des Staates ſchädigen, fortfahre S

; frika.

Algier, 25. Mai. Einem hieſigen Blatte zufolge
wurde diefer Tage eine ziemlich große Menge Waffen
und Schießbedarf, welche von einem ausländiſchen Segel⸗
ſchiffe in der Nähe von Djidjeli on die Küſte geſchafft
wurde, nach dem Innern des Landes geſchmuggelt

Die Wirren in China.

Peking, 25. Mat. „Daily Mail“ meldet; Der
ruſſiſche Gefandte ſchlug in der Verſammlung der Ge⸗—
fandten vor, die Seezölle auf 10 Prozent zu erhöhen;
ferner follten die Mächte gemeinfam die Bürgjhaft für
die chineſiſche Anleihe übernehmen; endlich widerſprach er
nachdrücklich die Erhöhung der Landzölle. Nach einer
Meldung desſelben Blattes unterſtützt Frankreich den buſſiſchen
Antrag betreffend die Anleihe.

Zientfin, 25. Mai. Der „Standard“ meldet: Die
Engländer fanden 18 neıte Fünkzehnpfünder ſowie 4000


lagen.

Waſhington, 25. Mai. Der ruſſiſche Geſandte
hatte geſtern eine einſtündige Unterredung mit dem Unter⸗
ſtaatsſekretär Hill. Nad einer halbamtlichen Mitteilung







werde Rußland den Vorſchlag ablehnen chineſiſche Ob—
ligationen zu dem bereits erwähnten Zinsſatze anzunehmen,
oder die Mächte müßten dafür bürgen Die Vereinigten
Staaten halten es für unmöglich, einer ſolchen Bürgſchaft
zuzuſtimmen. Man glaubt hier China werde nunmehr
die ganze geforderte Entſchädigung zahlen oder wenigſtens
ſich verpflichten müſſen, ſie zu zahlen.

Der ſüdafrikaniſche Krieg.
gentt rt, 25. Mai. Eine ſtarke Patrouille Grenz
jäger, welche eine Vorratskolonne nach Upington ‚geleiteten,


Mann ftarken Burenkoinmando unter Gognroy angegriffen.
Die Buren waren auf dem Marfhe nach Kenhart, um
die Stadt anzugreifen. Nach fünfitündigem Kampfe
wurden die Huren zurücgeworfen. 15 Buren wurden

wurden eine Anzahl Pferde, Gewehre und Munitionsvor⸗
räte erbeutet.
verwundet.
Middelburg, 25. Mai. Die Huren brachten in
der Nähe der Station Goodwan einen Lajtzug zum Ent»
gleijen. Der Lofomotivführer wurde getötet, der Heizer
verwundet. Die Buren wurden verjagt,

noch in den Befig der Vorräte feken konnten. Der Bruder


genommen.

Vermiſchte Nachrichten.

Karlsruhe, 25. Mai. Fall Plank. Im Ver⸗
laufe des Rechtsſtreites zwiſchen den Kindern des vor
anderthalb Jahren verunglückten Kammerſängers Fris
Plank und der großherzoglichen Civilliſte, iſt es auf eine




außergerichtlichen Erledigung der Angelegenheit gekommen
und die Klage zurückgezogen worden.

BN. Ronftauz, 27. Mat. [Verjhiedenes.] Bor-
geftern Abend wurde eine Tajchendiebin, die in einem
Warenbauſe ihre Kunſt übte, auf friſcher That erwiſcht.
Zwei J Jungen, die durch das Schaufenſter der Bscamotageée


glücklich gelang, die Diebin verhaften zu laſſen — Dieſer


Zum Jakob“ die Leiche des am 24 April ertrunkenen
Hafenarbeiters Hof geländet. Der Verunglückte war am
genannten Tage einem Frachtſchiff entgegengefahren, beim
Ueberſteigen von einem Fahrzeug auf das andere auSge-
glitten und ertrunken.

Herrenberg, 24. Mai. [Un glüͤdofall] Geſtern
wurde dem „Schw. B.Zufolge das ährige Söhnchen
des Privatiers Stengle hier von einem in deſſen Hofe am
Wege ſtehenden Pferde ſo unglücklich an den Kopf 8
ſchlagen, daß es ſofort tot war.







Des Bruders Braut.

———




52) — (Fortjegung.)

2 Konnte natürlich Wſewolod nicht mehr die frühere
brütderliche Siebe zollen. Das Bewußtſein von der treu⸗
loſen Handlungsweiſe des Bruders wollte nicht mehr aus |
inem Herzen ſchwinden
Kräften, es zum Schweigen zu bringen.

© 3 racht wird.
Pethja eilte zu frinem Bruder. Fr hatte vor dieſem
das Anf ſehen eines Rekruten, der ſich in der erſten Schlacht
tapfer zeigen will, und ſich bemüht, das Pfeifen der Ku—
geln zu üiberhören. Wiewolod merkte augenblicklich, w
SPewalt fich der Bruder anthun mußte, gab fich jedoch den
Anſchein als merlte er es ‚gar nicht. Und Wſewolod
verſtaͤnd ſich darauf, ſich alle Umſtünde zu Nutzen zu
Machen. Feet ſpielte er ihm gegenüber die Rolle des
Beleidigten und nahm mit verſtellter Großmut Petja's
BVerzichtleiftung als eine Anerkennung feines Vorrechts auf.

Dir fiehft“, fagte er, den Bruder mit hHerablaffender
ürde named, ganz als ob er ihm ein ſchweres Un—
echt zu verzeihen Hätte, „daß Du mir lem ungerechter

eije Borwürfe gemacht haft"

Petlſa fühlte fi jedoch nicht verlegt. Wie alle Leute,
welche ſchweren Kummer haben, vergaß er in dieſem Augen⸗

lick a eine Sigenliete,








fähig en wäre.
DSu biſt doch ein herzensguter Jungen fügte er mit
- warmer Herzlichteit hinzız. „Du haft nicht einen Schatten
von Egoismus. Solche Leute wie Du ſind ſelten in
ber Welt.“

Petja ſah ihn niteinem faſt feierlichen Gefichts-
ausdruck an.


überlaſſe Dir Wera. Dagegen wirſt Du mir geloben—
verſtehſt Du? — feierlich geloben, wie vor Gott, daß Du
ſie glücklich machen, daß Du ſie niemals erzürnen willſt.
Und merke e& Dir: im entgegengefegten Falle würde ich
ſie zu rächen wiſſen.“

„Selbſtverſtändlich verſpreche ich Dir das erwiderte

beleidigten. „Weshalb würde ich fie ſonſt heiraten? Wie
könnte ich ein ſo herrliches, liebes Weſen betrüben


führte den Bruder zu Knjäſchitſch Dieſer war beim Em—

pfang nicht wenig erftaunt, beide zuſammen kommen zu

jehen.

er Betja wiederholt freundlich auf die Schulter.

„Sie handeln wie ein EChrenmann“‘ rief er mit

„39 Hatte von Ihnen von jeher eine Hohe

Meinung."

Und ohne Zeit zu verlieren, ließ er die Tochter rıtfen.
Wera ſah verwundert und fhüchtern den Brudern an,







betrübt und verwundert darüber und geneigt, das Glück.


nicht, Wſewolod anzublicken der wenige Schritte entfernt
von ihr ſtand. Er erkannte‘ daß die Rolle, die er bei
diejer Szene fpielte, in in Weras Augen nicht fonderlich
Aber bald überwand

Ihre Augen glänzten

würfe machte, ihr Glück ließ ſie nicht das bittere Gefühl
begreifen, das ihre grauſame Dankbarkeit in Petjas DE Sn


Pawlik allein freute ſich nicht, als man ihm ſagte, wie
Alles gekommen. Er konnte ſich kaum dazu verſtehen
der Schweſter zu gratulieren.

„Gott gebe Dir alles denkbare Glück, Wera,“ ſagte
er {raurig. „Sch fürchte nur, daß Du Deine Wahl der-
einjt bereuen könnteſt. Dein Wjewolvd mag immerhin
geiſtreicher — als fein Bruder, aber ein [o gutes Herz
wie dieſer hat er nicht.“

Du kannſt vielleicht Recht. haben,“ erwiderte ſie feife,
nur machſt Du mir ungerechter Weiſe Vorwürfe wegen
meiner Wahl. Ich habe ja eigentlich gar nicht gewählt,
mein Wille war es nicht. Weißt Du," dies ſprach fie
im SFlüfterton, „Hätte mich Betja nicht dem Bruder abs
Mid muß man mit

Gewalt erobern. zn iſt ein ME A aber



















 
Annotationen