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Heidelberger Lokalanzeiger: Neuer Heidelberger Anzeiger (27) — 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.43807#0647

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aa —
helnt taglich it Ausnahme der Sonn⸗ und Zelertage
as A Geidelberger Volksblatt“. und das Sjeitlae

ittern Tte Sonntagsblatt“. Preis ZO Big. mit den Bei-
Attern 1d Pfg. monatlih. Durch die Poft vierteljährlid
— 1 Mk. ohne Beſtellgeld










*

28. Jahrgang.
ge and Verlag von EG, Geifendärfer,
| antwortlich: Ich. Geiſendörfer.

161. Fernſprechanſchluß Nr. 621.

an
Die Bilanz des füdnfrifanifchen Krieges.
HE dem geſtrigen Tage find 13, Fahre feit dem
on 0 jüdafrifanijchen Krieges verfloſſen deſſen
je 9 auf den 11. Oktober 1899 fill. Damit if die
Et, melde die Engländer anf die Beendigung des ſüd⸗
rtauiſehen Krieges und auf die Unterwerfuug der Buren
De etwenden gedachten, bereits um 18 Monate überfchritten.
joe nach der prahleriſchen Ankündigung der Engländer
bil der Burenfrieg bereits nach drei Monaten mit der
ölligen Unterwerfung der beiden Burenjtaaten endigen.
HE die englijche Nation lernt jebt die Wahrheit des
Seilügelten Wortes kennen: „ES kommt immer anders!”
| abſehbarer Zeit iſt kaum an ein Ende des ſüdafrika—
Krieges zu denken. Die Berichte, welche am Montag
Sit enaltjchen Unterhaufe über die Verhandlungen zwijdhen
m OHener und Botha verlefen worden find, zeigen zur Ge—
J ech daß zwar die engliſche Kriegsleitung den Frieden
eiſehnt, daß aber die Führer der Buren, und fie
1 ü rften hierbei alle noch im Felde befindlichen Buren hinter
din Haben, für feinen Frieden. zu haben ſind, deſſen Be-
8 gungen nicht mit dem Sage anfangen: Die beiden
Burenſtaaten {ind frei und unabhängig.“
Ya Wenn man die Lage auf dem Kriegsſchauplatz nicht
J ch den amtlichen engliſchen Meldungen, ſondern nach den
a betrachtet, meldje ab und zw teils aus privaten
J en Quellen, teils aus dem Burenlager zu uns
| en ſo gelangt man zu dem Ergebnis, daß die Situa⸗
1 den der Buren jedenfalls nicht völlig hoffnungslos ft,
} Di die englifche Armee ift durch Strapazen, Entbehrungen,
0 he Krankheiten und vor allem durch-die wach-
| Me Demoralijation und Kriegsmüdigkeit derart desor—
pen, daß fie eben nicht hinreicht, um mit dem Reft
| % fämpfenden Buren auf einem Terain fertig zu werden,
ches der natürliche Berbündete der Buren iſt
w Vielleicht könnten die Engländer mit den Buren fertig
De wenn fie wefentliche Berftärkungen, wenn fie friſche
ODE nach Südafrika ſchicken Könnten, Aber „woher
























2













England an verfügbaren Truppen beſaß hat es nach
. a gefandt und die Werbetrommel ertönt vergeblich
| Teit die Engländer erkannt yaben, wie lebensgefährlich der
„Spaziergang nach Transvaal“ iſt.
J fh Buren nicht in ehrlichem Kampfe beikommen konnten,
T ni en fie e8 mit der Mordbremnerei und mit der rücfichts-
oſeſten Barbarei verfucht.



lagen Die verbrannten Farmen haben ihre Beſitzer
ur daran erinnert, daß ſie jetzt nichts mehr zu verlieren

Be hat nicht den Mut der Buren gebrochen ſondern
Te Erbitterung auf das höchſte entflammt. So ſehen die
Sünder jich einer wenn auch verhältnismäßig Heinen
chaar an den Krieg gewöhnter und entfchlofjener Männer

Des Bruders Braut.





— (Sortfekung.)

Katja haßte ſchon von früher her Wera.

x

eindin ins Herz treffen.
Ich habe nichts














Im Eſſenbah
bahn⸗Koupee
Ol daß an dem
En hat, eine Dame Schuld jet,
ne Unterfchlagenen verleitet habe.
Aote freitim ni
ſelbſt On ‚nicht

Wera wurde von

bringen. -
— Tegung.

x „Warum fehen Sie

2






















Samstag, den 13, Juli

gegenüber, die nichts mehr zu verlieren, aber alles zu ge—
winnen haben. Und daß ein foldher Geguer nicht zu ver—
achten ift, das fieht man allgemach auch in England ein.
Man fieht aber auch weiter ein, daß, wie. auch der
Krieg enden möge, die Bilanz desjelben für England eine
ungunſtige ſein muß. Der ſüdafrikaniſche Krieg iſt nicht






auch einer der blutigſten, und, was für die Engländer

ligſten Kriege, Noch niemals zuvor hat England eine
Viertelmillionen Soldaten auf einen überſeeiſchen Kriegs⸗
wie e8 diesmal der Fall iſt. Die
Abgänge und VBerlufte, welche dieſes Rieſenheer erlitten
hat, find ganz ungeheure, Die offiziellen Angaben der
englijchen Kriegsleitung geben nur ein ganz unzureichendes
Bild bon dieſen Veriuften. In dieſen Angaben werden
die in den Lazarethen und Krankenhäuſern befindlichen
Soldaten verfchwiegen und desgleichen die wegen körper⸗
licher Unfähigkeit aus dem Heer entlaffenen. Man kann
gut und gern rechnen, daß die Hülfte dieles Heeres kampf⸗
uͤnfähig geworden iſt.

Undgeheuer find auch die Koſten des Krieges. Der
Krieg gegen Napoleon in den Jahren 1813 bis 1814 hat
die Engländer 2880 Millionen Mark gefoftet, der Krim-
frieg 1500 Millionen; der Burenkrieg hat ſchon jetzt ſo
viel wie dieſe beiden Kriege zuſammen, nämlich weit über
vier Milliarden, verſchlungen. Noch ſchlimmer aber iſt
die politiſche Einbuße, welche England dur dielen
Krieg erlitten hat, denn c$ hat Hierbei nicht nur fein mili⸗
täriſches Renommee eingebüßt, fondern es hat auch in
Mien überall an Terrain verloren, vor allem in China

drückt wurde. Und noch [chlimmer als die militäriſche und
politiſche Einbuße iſt die moraliſche Einbuße, welche Eng-
land durch dieſen verwerflichſten aller Kriege in der Wert⸗
ſchaͤtzung aller civiliſierten Nationen erlitten hat.‘ So
weiſt die Bilanz des ſüdafrikaniſchen Krieges ſchon jetzt,
vor feiner Beendigung, für England ein finanzielles, mili-
täriſches, politiſches und moraliſches Difizit auf, welches
England nte wieder weit zu machen vermag.

Dentiches eich.
Berlin, 12. Juli. Das „Militärmochenblatt“ veröffent-
ficht eine Kabinetsordre vom 2. Iuli, die die Beamten-
ſtellenbeſetzung für die oſtaſiatiſche Befagungsbrigade enthält.
Bonn, 12. Iuli. Der Kronprinz iſt heute früh
aus Schillingsfürft hierher zurückgekehrt.
. Serbien.
Belgrad, 12. Juli. Obwohl aus Konſtantinopel keine
weiteren Peftfälle gemeldet waren, fandte die Re⸗
gierung in die Grenzorte Zaribrod und Riſtovaz ärztliche







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28, Jahrgang.
Gefmüftehelle: Untere Nehaeheahe 17,
Fernſprechanſchluß gr, 621. 1901. *

Der ſüdafrikaniſche Krieg.
Beeruft, 8. Juli. Methuen überraſchte auf dem
Marſche nach Enſelsberg am Abend des 3. ds ein
Burenlager. 43 Buren wurden gefangen, 29 Gewehre,
552 Stück Rindvieh, 600 Schafe, 38 Wagen und 600
Säcke, Getreide erbentet. 40 Burenfamilien wurden in
das britiſche Lager gebracht. Die Buren ließen 3 Tode
Der Kommandant entfam. Die Eng:
Jänder hatten zwei Verwundete. . —
Budapeſt, 12. Juli. Sin Pferdehändler in Herr-
mannsftadt erhielt von einem englijchen Agenten den Aufs
trag, in Hirzejter Zeit 2000 Pferde für Südafrika
zu liefern.

London, 12 Juli Lord Kitchener meldet vom
12. Juli aus Prätoria; Der Poſten der ſüdafrikaniſchen
Polizeitruppen bei Houtkop, nordweitlich von Dreeningen,
wurde geftern angegriffen. Die Buren eroberten einen
alten gezogenen Siebenpfünder, wurden aber dann zurück⸗
getrieben. Wir Hatten 3 Tode und 7 VBerwundete. —
Sn dem Gefechte, das Lord Methıuen am 5. Juli
oͤſtlich von Zeeruft hatte, wurden drei Buren getötet und
43 gefangen genommen, Desgleichen wurde Kriegsbedarf
und Vieh erbentet. Wir Hatten zwei Verwundete.
Bloemfontein, 12. Juli. Der Burenführer
de Wet ſoll, wie „Daily Mail” meldet mit ſeinem Kom
mando bei Brandfort ſtehen. Eine britiſche Abteilung operiert
ſüdlich von Kronſtadt. BE

Vermiſchte Nachrichten.
Mannheint, 11. FJuli. [Der Ludwigshafener
„Aufſchlitzer.“] Zur Beobachtung ſeines Geiſteszu-—
flandes wurde in Folge einer Verfügung des Landgerichts
Frankenthal der Borarbeiter Qudwig Graf (Der Aufe
ſchlitzer) aus Mundenheim auf 6 Wochen in der Kreis
irrenanftalt zu Klingenmünſter untergebracht. Bl
|| Lauda, 12. Juli. [Beim Baden ertrunfen.}
Geftern Mittag ertranken beim Baden zwei Bahnajfiltenten.
Der eine war dem Eririnken. nahe und als der andere
ihn reiten wollte, verſanken beide in die Tiefe. — Die
„Badı Nachr.“ melden hierüber noch folgendes: Bahn»
affiftent Hafner von Unterbalbach fuhr glei) nad) dem
Mittagefjen nach Lauda, um in der Tauber zu baden.
Mit ihm badete Bureaugehilfe Apfel von hier. Plötzlich
ſank Häfner vielleicht von einem Krampfe befallen, unter
Häfner ſchlang aber in ſeiner Not die Arme um Apfel und
309 ihn fo mit ſich in die Tiefe. Ein dritter Mitbadender,
ebenfalls ein Bahnbeamter, der einen der Ertrinkenden am
Fuße gepackt Hatte konnte ſich noch rettten ſeine weitere
Hilfeleijtungen waren erfolglos. Was den Fall noch be-
| jonders traurig geftaltet, iſt die Thatfache, daß der eine
der beiden Opfer der einzige Sohn feiner Eltern und der.





Sonderkommiſſionen, denen ſtrenge Unterſuchung der Reiſenden
obliegt.








— Seßt trat Wera auf Sie zu und rief mit erbebender

Stimme: „Was fpredhen Sie da? Wie Können

Aber in dem Augenblick ſchon fühlte ſie ſelbſt, daß
dies ihr letzter Verſuch war, jich an ihre {o lange feit-
gehaltene Selbſttäuſchung anzuklammern.
Verleumden? lachte Katja höhniſch auf „Wem ZU
Liebe, wenn nicht meinetwegen hat denn Ihr Mann die
Bank beſtohlen, deren Direktor er war? Wiſſen Sie das
auch nit? Ja, ich habe ihn jo weit gebracht, — das
darauf!
haben Sie eS denn nicht verſtanden
Sie hat er meinetwegen, eines
verlaſſen; für mich hat er Ihr
bis zum Verbrecher herabgeſunken.
‚ft der

tief verachten, marım
ihn davon zurüczuhalten ?
| gefallenen Weibes wegen,
Geld verſchwendet und iſt
Nun, wem von uns Beioen, Wera Maximowna,
Sieg geblieben?“ ; .

Katja glich in diefem Augenblick der triumphierenden
Sünde, — fo offen und frech drückte ſich auf ihrem
Bleichen aber {tolzen Geficht das Siegesbemwußtjein aus.
In Wera’s Augen kämpften Unglauben, Schrefen und
Born. ES regte fich in ihr eine ſelbſtquäleriſche Neugier
von dieſem Weibe noch mehr zu erfahren.

„Beweiſen Sie mir das!“ keuchte fie durch die zu—
ſammengepreßten Lippen hindurch. —

Die Beweiſe habe ich bet mir. Wiſſen Sie, warum
ich hierher kam? Ich will, daß nichts von der Schuld
an Wiewolods Verhängnis auf mir bleibe. Deshalb habe






Freigebigkeit, aber leiden ſoll er meinel-
wegen nicht. Cr mag alles zurücknehmen.“
Sie nahm aus der Ledertaſche, die fie in der Hand
hielt, drei Sammet⸗Etuis von ziemlich bedeutendem Um-
fang heraus und warf fie auf den Zi, ———
Hier ſehen Sie! A
Mit raſcher Bewegung Hffnete fie die Etuis. —
Jetzt hat wenigſtens Niemand mehr das Recht, zu
behaupten, Wſewolod ſei durch ſeine frühere Geliebte ins
Gefängnis gebracht worden." ; —
In dem erſten Etui befand ſich eine vierreihige große
Perlenſchnur mit einem Krillant-Schloß, im zweiten ein
Diamenken Halsſchmuck auf ſchwarzem Sammetband, im
dritten ein goldenes Armband mit drei außergewöhnlich
großen Kubinen. Die Edelſteine blitzten in den Strahlen
der Sonne, — ein ſeltſam ſpöttiſcher Triumph lag in
ihrem verführeriſchen Slanze. —
„Nun zweifeln Sie etwa noch?" fuhr Katja fort.
„Würde ich, das gefallene Weib, etwa folge Koſtbarkeiten
wegwerfen, nur um einer effektvollen Szene wegen? Nein:
ich Uebie Wſewolod, liebte ihn nicht weniger als Sie, und
auch jeßt habe ih ihn, wie Sie fehen, nicht vergeſſen, ob
gleich er mid verließ. In, ich geftehe c8; er hat mich
verlaffen, aber von uns Beiden, — von Ionen Wern
Maximowna und mir, — War ich nicht die erfte, die er
zurückſetzte!“
Katja lachte laut auf.

{tolz auf. feine



Dann wandte ſie ſchnel den .









duſchen a



Kopf um, — fie ftand mit dem Rücken gegen die Thüre


 
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