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Heidelberger Lokalanzeiger: Neuer Heidelberger Anzeiger (27) — 1901

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rſcheint 44g110 mit Ausnahme der Soun- und Feiertage.
3 Beilagen das „Heidelberger Volksblatt“ und das Sieitige
Muftrierte Sonntagsblatt“. Preis 3O Pfg., mit den Bet-
ättern: 40 Pig. monatlid. Durch die Roft vierteljährlich
1 ME, ode Beitelgeld.





28, Jahrgang.
ck und Verlag von E. Geiſendörfer.
erantwortlich: Uch. Geiſendör fer.










Anzeigen: die 1-{paltige Petitzeile oder deren Kaum
20 Bin, Lokale Gefchäfts= und Privat-Anzeigen bedeutend
ermäßigt. Reklamen 40 Pfg. FJür Aufnahme von Anzeigen
an beftimmten Tagen mwitd nicht garantiert. Gratisverbreitung

durch Säulenanſchlag.











Nr. 208. Fernſprechanſchluß Nr. 621.



Freitag, den G. September


















































U. SS. S. A.

klärung eines ganzen, in ehrlidhem Kampfe befindlichen
Solfes mußte jchonm feit einigen Wochen Curopa auf die
chrichten vorbereiten, die jetzt ſogar die engliſchen Zei—
gen nicht mehr unterdrücken können; die Kapkolonie iſt
hellem Aufruhr, ſchaarenweiſe ſchließen fich die Afrikan-
ihren, Vettern an, troß der Drohung mit Strang und
ei; — und was jich noch Sffentlich Loyal verhält, das
Anterjtügt heimlich die Landsleute mit Proviant, Quartier,
achrichten und vor allen — mit frijchen Pferden. So
tigt c@ {ich täglich mehr, daß das Meg der britifchen
Akupation viel zu großmaſchig iſt. Wenn cs auch über
"38 ganze ungeheure Gebiet von der Tafelbai bis über
n Vaal geſpannt iſt; die flinken Fiſchlein ſchlüpfen
berall durch, und der Fijcher Hat das Machfehen. Was
erbeutet, ſind Frauen, Öreije und Kinder. Die Kries
er aber vermehren fich, jtatt ſich zu vermindern: es ift
Kampf mit der Hydra, der an Stelle jedes abge—
hlagenen Hauptes zwei neue wuchſen — und Lord Kit-
— jcheint tros alledem nicht aus dem Hokze zu fein,
dem man die Heraklefje ſchnitzt.
en er die Stümpfe ausbrennen möchte, find augen-
einlich Theaterfakeln, bengaliſche Lichter, die Keinen
®ihoden sm 2 ,
Dabei demoralijiert Zommy Atlins von Tag zu Tag
. Die endlofe, wilde Hezjagd Hinter einem viel be-
licheren Feinde, der wie ein Spuk verfwindet, um

der aufzutauchen, hält Keine Truppe der Welt ans.
& Soldat ijt jeder Anſtrengung gewachfen, wenn er im
Ampfe jteht oder dem Kampfe unmittelbar zZueilt, aber
ergebnisloſen Gewaltmärſche, dieſe unaufhörlich ge—
Nächte kann er nicht ertragen; der Stumpfſinn,
Langeweile und die Enttäuſchung werfen ihn nieder.
trifft auch den Bergſteiger die Bergkrankheit faſt nie
ſchwierigen, intereſſanten Terrain, ſondern faſt immer
jenen abwechslungsloſen, ſchwach geneigten Schnee
en, die den Geiſt ermüden und die Energie töten. An-

ft eS nicht zu erflären, daß eine in Hımdert Schlach-

kionalſtolzes und Bozermutes, {ih am hellen Tage, faſt
; Berlufte, wie eine Hammelherde fangen läßt.

‚Öölfer müffen ihre Erfahrungen fo gut felbit machen,
Einzelmenjchen. Die fhmerzlidhen Lehren der Vers
genheit nügen den folgenden Gejchlechtern wenig. Die

ÜOtbaren Ringens, in dem {ih die nordamerikanifchen
ien vom Mutterlande losriſſen N
aſt genan, wie ſie heute liegen. Auch damals





Roman von Karl Eden
Gortſebung)

haft Deine Sache ganz gut gemacht“, gab Graf Bo—
di Schlumm zur Antwort
Bei dieſer halb unerwarteten Antwort machte {ich
umm bittere. Vormürfe darüber, daß er nicht cine
mal ſo hohe Summe verlangt Hatte, denn dadurch
© er die zehn Rubel, die er dem Spion nur wirklich
n Hatte, fünfzigfach wieder zurückerhalten.

Kurilowitſch kennt den jungen Mann, Exzellenz; er
England mit ihm bekannt geworden und haßt ihn
mmig, daß id) Mühe Hatte, ihn davon abzuhalten,
Briefe des Engländers zu zerreißen, wodurch er un—
Beſuch verraten hätte. So ſchlau Freund Kurilo—
ſo läßt er fich doch oft von ſeiner Leidenſchaft

Wenn Du nach Odeſſa kommſt, ſo ſende dieſen Ku—
witſch zu mir“, ſagte der Graf, „ich möchte wiſſen,
um er unſerm jungen Freund ſo feindlich geſinnt iſt.“
Er iſt hier, Exzellenz; er und Schimkow warten

en, da er glaubte, daß Sie den Wunſch Haben wür-
rirefflich!“ rief der Graf. „Bringe fie herein!“

















und ſeine Weltmachtſtellung auf das ſchwerſte erſchütterte;
auch damals hielt ein kleines Volk germaniſcher Bauern
mit ungebeugter Zähigkeit dem mächtigſten Weltreiche, der


Schrecken des Krieges nach und nach immer mehr von
den loyal gebliebenen Elementen in die Reihen der Auf—
ſtändigen.
Analogie einzuſtellen; beide Parteien {ind im Zuge,
die wilden eingeborenen Krieger auf den Gegner zu
heben. ;

Damals mußte, fo fchreibt Yanus im „Tag“, das
ſtolze Imperium, saigné a blanc, zulebt feine Fahne
einziehen, {ich als befiegt erflären und den Kolonien die-
jenige Selbjtändigkeit zugejtehen, die ein Bolk zu verlangen


es dieſesmal anders werden? Es ſcheint nicht!
ein ſo reiches Volk wie die Engländer kommt einmal auf
den Boden der Truhe und der Geduld, und dann plötzlich
zur Einſicht. Und uns will faſt ſcheinen, als werde dem
abgefallenen Rieſenſohne Alt-Englands, der fih U. S. A.


Staatenbund zur Seite ſtehen:

United States South
Africa — U. S. 8. A. , N

Y

Deutſches Yield

© Badenweiler, 5. Sept. Unfer allverehrter Landes:
fürſt wird ſeinen bevorſtehenden Geburtstag — 9. Sep-
tember — in unjern Mauern begehen. Um den Geburts-
tag des Großherzogs mit den erbgroßherzoglidhen Herrz
jchaften hier zu feiern, gedenfen die großHerzoglichen Herr—
{chaften im einigen Tagen von Schloß Mainau wieder hier
einzutrejfen. Die Freude darüber ift in der ganzen Ge-
gend eine allgemeine und aufrichtige.

Berlin, 4. Sept. Nun ijft die große Sühnung glück
lich vorüber. Diejes an Wechfelfällen etwas reiche Er—
eignis hat ſich fchließlidh doch in etwas anderen Formen
abgefpielt, als gejtern der Welt verkündet worden war,
Der Katjer Hat den fühnenden Prinzen nicht nur unter
vier Augen, wie es beſtimmt war, oder unter acht, näm-
lich im Beiſein des Staatsfefretärs des Auswärtigen auf
jeiner und des Dolmetfchers auf der Hinefijchen Seite
empfangen, fondern mit einem impoſonten Aufgebot der
ſtaatlichen und militäriſchen Machtfülle. Die Aenderung
muß in den letzten 24 Stunden beſchloſſen worden ſein




ceremonie Wert gelegt wird, dann allerdings die jetzt ge⸗
wählte feierliche Form, die den deutſchen Kaiſer äußerlich
in ſeinem Glanz und ſeiner Machtfülle zeigt, das zweck—
entſprechendere Arrangement darſtellt. Es war dann rich—
tig, dieſe Sühneceremonie als einen großen Staatsakt
und nicht als eine unter vier Augen zu erledigende per—
ſönliche Angelegenheit zu arrangieren. Wilhelm II. hat

Glas Champagner und zündete eine der beſten Cigarren

Nach wenigen Augenblicken ſtanden die beiden Spione
Sie hatten ſich wenig verändert,

ein Stutzer, und ſeine tiefe Stimme Hatte nichts von


ihren wirklichen Beruf erraten können
„Yun, Schimkow, find Sie wieder zurüdgefommen ?"
„Was giebt eS dem

„Ich war in Moskan, als Ihr Telegramm ankam


war Höchjt erfreut und jagte, er werde ficherlid) Seiner
Majeltät von dem Eifer Ew. Erzellenz Mitteilung machen.“
„Er überſchätzt meine geringen Dienſte“ murinelte
Bodistow befcheiden, „Sie haben natürlidh den Verbrecher
nicht. gejehen“, fuhr er fort. „Ihre Züge müffen ſich ge—
freugt haben. — Jh möchte wijfjen, ob dieſer glattzüngige
Schurke eine Ahnung von meinem Spieldjen hat“, dachte
er innerlich, indem er die Miene des Poltzeiſpions ſcharf
beobachtete, Ka
Aber Bodiskow hatte jetzt mit einem Menſchen zu
thun, der noch ein größerer Schauſpieler war als er
ſelbſt und ſeine Geſichtsmuskeln noch beſſer zu beherrſchen
verſtand. DE VO
u Sa“, erwiderte Schimfow, „unfere Züge Freuzten {ich
in Kiew, und da ich niemals eine Gelegenheit verſäume,







1901.

für derartige Akte ein nicht zu unterſchätßendes Repräfjen-

Fernſprechanſchluß Nr. 621.



tationstalent und man kann, auch wenn nicht glaubwürdig
verſichert würde, ohne Weiteres glauben, daß er für ſeine
ſehr ernſte und ſtrenge Antwort an den kleinen chineſiſchen
Prinzen den entſprechenden Ton und die zu dem Augen—
blick paſſende Haltung gefunden hat. Als der chineſiſche
Prinz vor dem Neuen Palais vorfuhr, erwies ihm die
dort ſtehende Ehrenkompagnie kein Honneur, die Offiziere
grüßten nicht. Das gehörte zu dem ganzen Arrangement.
Der noch nicht entjühnte Prinz wurde gewiſſermaſſen ig-
noriert. Der Kaiſer ſaß im weißen Koller der Garde—
du Corps mit dem Stahlhelm auf dem Haupt auf dem
Throne, den die Prinzen und Würdenträger umgaben. Er
erhob ſich nicht, als Prinz Tſchun ihm nun unter tiefen
Verbeugungen nahte, ſondern winkte ihm nur kurz mit
der Hand und der kleine Prinz las ſehr verlegen ſeine
Anrede vor. Die Antwort des Kaiſers klang ſehr energiſch.
Er blieb ſitzen, während er ſprach, und der Prinz Tſchun
verließ dann unter vielen Verbeugungen rückwärts ſchrei—
tend den Saal. Die Sühnung war vollbracht und von dem
Augenblick an wurde der Prinz als Prinz behandelt. Die
Ehrenwache präſentierte unter Muſik und eine Schwadron
Gardehuſaren eskortierte den Wagen des Prinzen. Ent—
gegen den geſtrigen Feſtſezungen wird Prinz Tſchun nun
auch als Gaſt des Kaiſers behandelt Er machte heute
mit ihm eine Dampferfahrt auf dem Wannſee, iſt morgen
zum Frühſtück geladen und wird der Kaiſerin vorgeſtellt
werden. Uebermorgen ſiedelt er nach Berlin über, wo er
als Privatmann lebt. Das Schauſpiel iſt beendet
SE On (Frff. 3tg.)
Cronberg, 5. Sept. Die griechiſche Kronprinzen—
familie trat um 11 Uhr vormittags die Nücreije nach
Sriehenland an, begleitet von Leibarzt Dr. Spielhagen.
* 7

Zur Wahlbewegung, . ;
B.N. Schopfheint, 5. Sept. Eine geftern {tattgefundene
gut befuchte Berfammlung der nationalliberalen Vertrauens
männer des Amtsbezirks Schopfheim bejhloß Herrn Dber-
jchulrat Dr. Weygoldt wieder als Kandidaten für den
Wahlbezirk Schopfheim Säckingen aufzuſtellen

Oeſterre ich Ungarn.

Wien, 5. Sept. Faſt alle Wiener Blätter drücken
die Befriedigung aus über die Antwort, die Kaiſer
Wilhelm auf die Anſprache des Prinzen Tſchun erteilt
hat, ſowie darüber, daß die deutſche Regierung die Geduld⸗


furzweg und ſelbſt mit Verzicht auf die Förmlichkeiten, auf
welche die Würde Deutjchlands Anſpruch gehabt Hütte,
beendigte. Nur das alldeutſche Organ, die „Oftdeutjche
Rundſchau“, höhnt: „Das iſt die Sühne für die qual⸗
volle Ermordung des Botſchafters des deutſchen Reichs
kaum ein Jahrzebnt nach Bismarck a

mich mit dem Sejicht einer Berühmtheit bekannt zu machen»


Büffet aufzuhalten... Mißhandlungen und Knebel verzer-


gut gefpielter @leichgiltigfeit fort, „aber ich glaube, ich
würde den Menſchen überall wiedererkennen, ja, ih bin
überzeugt davon; fein Geficht fchien mir nicht ganz unbe-
fannt zu fein... ich meine eigentlid) —".

„Was meinen Sie?“ fragte der Graf mit fcharfer
Stimme. . . 2

„Es muß ein Irrtum fein, Exzellenz, aber die Züge
waren mir befannt, und feit der Zeit mühe ich mich ab,
mir Mar zu machen, wo ich ihn gefehen haben kann.
Wahrſcheinlich bloßer Zufall, der fich bald aufflären wird.”

„Ein hübſches, kleines Verſteckenſpielchen haben die bei⸗


augenſcheinlich den engliſchen Hund wiedererkannt und

treffliche Karten in der Hand, und beim Zeus, er ſpielt


aber mit Bodiskow möchte ich nicht lange fpielen.“
„Da fällt mir ein, Exzellenz“, fuhr Schimkow fort,


den; die Gensdarmen baten mich, es zu überſetzen, da es
in einer fremden Sprache geſchrieben iſt. Ich ſagte, es
habe keine Bedeutung und ſteckte es in meine Taſche, um
es Ihnen zu zeigen. Es lautet; „Ihr Feind iſt eben
nach Odeſſa abgefahren; habe nie im Leben ein ſo ſchur—
kiſches Geſicht geſehen; thun Sie ein gutes Werk




 
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