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Heidelberger Lokalanzeiger: Neuer Heidelberger Anzeiger (27) — 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.43807#0615

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hal Anzeiger

28. Jahrgaus. — 6 Karen En en 38, Sol han —
Det ud Bela zon G-Geifendärfer, Neuer He idelbe rger nzeiger Geisel Wiehl.

Verantwortlich: Ich. Geiſendörfer.
— Donnerstag, den 4, Juli Feruſprechanſchluß Rr. 621. 1901.

— — U 18 — — —
Die Reform der Gewerbegerichte. ı QBir betrachten diefen Zwang als durchaus gerechtfertigt, | diefer Frage die Beachtung aller Kreije verdient. Die.
; . , — denn in Gemeinden mit 20,000 und mehr Einwohnern Zuſchrift lautet: 6 —

Was lange dauert, wird gut.“ Länger als 3zwel | wird das Bedürfni3 nach Gewerbegerichten faſt durchweg Wer eine vom Amtsger icht ausgeſtellte
Jahre hat ſich der Reichstag und einundeinhalb Monate kaum zu beſtreiten fein. \ Pfandurkunde erhält, der glaubt zumeiſt, nun ſei
— A * N tn ‚mit der dr zum N über Weit heftiger jedoch als dieſe Neuerung iſt von den er geſichert. Der Glaube ſcheint beſonders begründet,
die Gewerbegerichte beſchäftigt, bis nach mancherlei weſent⸗ Gegnern des Geſetzes die Erweiterung der anigungsamtlichen wenn das Amtsgericht auf diejer Urkunde bemerkt, daß



















Lichen Differenzen das jegt vorliegende (Ergebnis zu Stande | Fpztigfeit der Gewerbegerichte befämpft worden. Während e8 den Pfandeintrag, der von einer anderen Stelle
fam. Wenn das vorhin erwähnte Sprichwort zutrifft, | sie Gewerbegerichte bısher nur dann als Einigungs⸗ (Kommunalbehörde) vorgenommen WAL, geprüft und
und die Erfahrung ſpricht dafür, dann wird man von der | Egger fungieren konnten, wenn {Ore Anrufung durd beide feinen Grund zur Beanftandung gefunden habe. Nun
nach heftigen Kämpfen zu Stande gekommenen ION | sreitende Zeile erfolgt, beftimmt der S 62a des neuen Jieft man aber im vorliegenden Fall, daß die Gerichte
der Gewerbegerichte und ihrem weiteren Ausbau als Eini⸗ Geſebes, daß, wenn die Anrufung des Gewerbegerichts nur annehmen, die Hypothek [ei nichtig; fie Fonfta-
gungsämter‘ wo9lthätige Wirkungen erwarten dürfen. von einer. Seite erfolgt, der VBorfikende dem andern Teile | tieren weiter, daß der Amtsrichter der die Urkunde
Ueber die, Wirkung der Gewerbegerichte beſiren wir oder deſſen Stellvertretern oder Beauftragten Kenntnis ausftellte, fahrläjfig handelte; fie weifen aber die Klage
nahezu elfjährige Erfahrungen, denn das Keichsgeſetz über | gehen und zugleich nad) Möglichkeit dahin wirken fol, daß troßdenr ab, weil der Geldgeber bei Anwendung
die Gewerbegerichte datiert vom 29. Zul 1890. Die | auch dieſer Teil ſich zur Anrufung des Einigungsamtes der ihm obliegenden Sorgfalt hätte finden
Erfahrungen, welche wir mit den Gewerbegerichten und be- | popeit findet. Feiner iſt der Borfitende nad) S 62a be müffen, daß die Cintraglıng der Hypothek
ſonders auch mit ihrer einigungsamflichen Thätigkeit ge⸗ fugt zur Einleitung der Verhandlung und in deren Ver— unwir kfam Yen. 8 wird als grob fahrläſſig be⸗
Nacht haben, ſind nach allgemeinem Urteile durchaus Tau. an den Streitigfeiten beteiligte Perſonen yorzuladen zeichnet, wenn man {ich begnügt, eine Pfanduriunde
günftige. Aber immer ſtärker hatte {ich der Uebelſtand Ind zu vernehmen. Cr fanıı hierbei, wenn das Einigungs: — einfach entgegenzunehmen, und daraufhin vorzugehen,
geltend gemacht, daß die Gewerbegerichte in ihrer einigungS: | amt von einer Seite angerufen worden ij, für den Fall als ſei alles in Ordnung. Dieſe Nachläſſigkeit ers
aͤmtlichen Thätigkeit allzu ſehr beſchränkt waren. Diele | „og Nichteriheinens eine Geloſtraf bis zu 100 Mark ſcheint den Gerichten als die wirkende Urſache“ des
TA zu den EL Ar 7 an. N androhen . . Schadens, den der Gläubiger dadurch erleidet, daß feine
ejegentwurf herborging, Weider am 19, al. d en 7 . ; Hypothek ungiltig iſt. ier ſteht der Laienverſtand

vom Reichstage mit allen Stimmen gegen die der größeren a Chan St a einen Augenblick {fill ann Cl jeinen Bruder Juriftene

=, Hälfte der beiden koͤnſervativen Partkeien angenommen wurde. 5 ; Deritand an. . ES it ihm nicht leicht, zu ſaſſen wis |

Es zeigte fi nunmehr die fehr merkwürdige Er⸗ daß es jehr häufig mut der Gelegenheit GMT Aneſprache On bon ihm De ae Sn e der

ſcheinung, daß nach der vom Reichstag beſchloſſenen An⸗ bedarf, um bei den ſtreitenden Parteien die Aufregung 3U | Geumndbuchbeanıte, darf. zwar eine Fehler machen.
nahıne des Gejegentwurfes die Agitation gegen benfelben | utlbern und die Neigung zum Entgegenfommen -3U UT Wenn er nachläſſig ijt, jo yaftet er. Aber dieſe ganze
plöglich weit ſtürker als früher und zum Tel ge UA. Bon den Gegnern des Geis iſt dieſe Beſtim. Wohlthat der Haftung, die ganze Hierin liegende evenz
yadezu maßlos und mit den ſtärlſten Uebertreibungen be- | ZUM vielfach A übertrieben aufgefaßt er Den] Auelle Sicherheit für den Kreditgeber, defjen. Hypothek
{rieben murde. Dieje Agitation eines Teiles der Indu⸗ Borſtende ed Einigungsamtes kann die Betelligten nicht infotge eines Verſehens ungiltig tft, wird mit einent 8
firiellen gegen den Gefegentwurf blieb denn ad) auf die | CUT 307 Verhandlung, geſchweige deun zu einer Cinigung. ZFederzuge wieder vernichtet Denn diefelbe. Sorgfalt,
fondern eben lediglich zum Ericheinen vor dem Einigungs⸗ Die der Beamte, ja Noch cine größere, hat das Bubli-

Regierungen nicht ganz ohne Wirkung, und fo vers . 7
zögerte ſich die Beſchlußfaſſung im Bundesrat. Er— amt zwingen, und es ſteht den beteiligten Parteien nad) fum aufzuwenden. & jofl den ju Lijtif gef ul

freulicherweiſe hat jich Der Bundesrat dırrch dieſe ie En frei, Den Eintritt in die Verhandungen ohne- +,n Beamten fontrokteren. Es ſoll aufpaſſen
kurz vor Thoresſchluß entfaltete Agitation nicht abhalten weiteres abzulehnen —— daß jener keine Fehler macht. Es wird ihm zum DBor-
affen dem Geſetentwurf ſeine Zuſtimmung 31 erteilen, Auch die ſonſt noch geltend gemachten Bedenken zweiten wurfe gereichen, wenn es die Fehler nicht verbeffert,
Ser gegen den bisherigen Zuſtand weſentliche Verbeſſerungen Ranges können wir nicht als ſuchhaltig anſehen Die | die eS fehen kann, obwohl fie der Amtsrichter nicht bes
mit {ich bringt, während Die gegen ihn erhobenen Bedenken bisher mit den Gewerbegerichten gemachten Erfahrungen mertt! Sollte diefe Anficht der Gerichte feftgehalten
faſt durchweg auf i mlichen und übertriebenen Auf⸗ berechtigen zu der Hoffnung, das ſie nach ihrer Neu⸗ werden und weitere Wurzeln ſchlagen, fo bedeutet das
Faffungen beruhen. Am 24. Junt hat Ser Bımdesrat deſtaltung noch mehr als bisher im Sinne des Ausgleichs eine Gefährdung des Realkredit8, deren Fol
das Gefeß angenommen, Cine Thatſache, die auffallender zwijden den Interefjen der Arbeiter und Arbeitgeber, im | gen gar nicht abfehbar find. Hutet Euch vor Hypo— —



Weifje erjt am 29. Sunt amtlich bekannt gegeben worden | Sinne — Friedens wirken werben. thefem! rufen. die Urteile dem Purofthum 30, Wenn
it. Am 1. Januar 1902 wird Das neue Gejeß in Kraft ihr ſolche nehmt, ſo ſtudiert vorher das Geſetzbuch,
treten. 2 ; — aber beſſer als der Richter Denn Ihr ſollt ja den
Die weſentlichſte Neuerung welche das neue Geſetz mit Dent ſches Reich. Fehler verbeſſern. Je gröber die Schnitzer ſind, die
ſich bringt, iſt die, daß während die Errichtung der Ge: Karlsruhe, 1 Juli. Ueber das Selbſtverſchul— dieſer macht, deſto ſchlimmer für Euch, denn defto mehr

werbegerichte bisher Fahıltativ war, dieſelbe jebt für alle | den des Publikums Bei Handlungen der Staats | fallen fie jedem ins Auge! Es iſt grob fahrläffig,
Orte mit 20,000 und mehr ‚Einwohnern obligatorijdh ges } 01gaNC hat, gemäß einer Zuſchrijt der neFFanii: „Dig. wenn or die Urkunde einfad) entgegennehmt. ‚als ſei
macht wird. Die Bedeutung dieſer Neuerung iſt von den das hieſige Sberlandesgericht an Kuni 1900 ein vom alles in Ordnung Es iſt gewiß ein richtiger Ge |
Gegnern des Geſetzes ſehr übertrieben worden, da die Reichsgericht unterm 5. Mürz d. IJ beſtätigtes Urteil danke des Geſetzes, wenn es das konkurrierende Selbſt
meilten der in Betracht fommenden Gemeinden ſchon jebt | gefällt, das zwar noch einen nach dem früheren badijhen verſchulden eines Giſchadigten beachtet und das Gericht
Gewerbegerichte beſitzen und der Zwang zur Errichtung Recht zu entſcheidenden Fall behandelt, aber grundſätzlich anweijt, unter Umſtänden auf Grund deſſen jeden
derſelben thatſächlich nur ungefähr 30 Gemeinden betrifft. [| von jo allgemeiner Tragweite ijt, daß eine Beſprechund Schadenerſatz zu verſagen Aher ein jedes Selbſtver





warug erſchien ihm das, was er im den auf ihn gerich- | Petja: „Ich bedauere ſehr, aber Sie werden felbft bes
Des Bruders Bra uf. „| teten Blicken Wſewolod s Nas. Bielleicht regte ſich in greifen, daß ich Sie jetzt hier zurückbehalten muß ——
Roman aus der ruſfiſchen Geſellſchaft von E. Golowin. dieſem letzten Augenblick noch einmal die Hoffnung in Pelja antwortete keine Silbe. 7
Mit Genehmigung, des Verfaſſers überſetzt von A. Hauff. hm, daß Wſew olod ein Opfer nicht annehmen werde. — x.
83) (Fortjebung.) A IQ. willigte ein, die Bitte meines Bruders zu et: | . oyra am fol = , 1 Hr RS
„Bis ic erfuhr, daß man ftatt meiner meinen un- | füllen“, antwortete Wiewolod mit etwas unſicherer Stimme SE ala aa * er 4
ſchuldigen Bruder angeflagt hatte“, verjebte KBetja ruhig, | anf die bezügliche Frage des Nichters, „weil id) jeiner \ooknene Freiheit nur wenig rede. Er warf fh im
den Wagen, der zu feiner Abholung gefandt worden War,

„indem er den forjchenden Sn 8 Unterſuchungsrichters en Glauben fchentte, daß er die Unterſchrift
zu vermeiden fuchte. „Das ijt doch ganz natürlich.” meines Schwiegervater ermwirfen würde. Den mit der, | —
Ja, das war ganz natürlich! Die ſittlichen Beweg- wie ich * echten Unterſchrift verſehenen Wechſel als ob er {ich darin vor dem Yuterjuchiungstichter AD
gründe traten in einer ganz wahrſcheinlichen Geſtalt zu— brachte er mir jelbft. Als dann die Unterſuchung croͤffe d den Augen der Menſchen überhaupt verbergen‘ Wolfe.
tage. Trapezuntoff biß ji auf den Bart, dann ging er | net wurde, wollte id meinen Bruder nicht verraten, und Mit jeheuem flüchtigem Blic überſah aD faſt menſchen—
mehrmals mit langen Sohritten im Zimmer auf und ab. | deswegen berfchwieg ich bis heute die Wahrheit.” leere Straße, um ſich zu überzeugen, daß ihn fein Bes
; Ich werde Sie mit Ihrem Bruder Konfrontieren, Etuen Augenblick herrſchte tiefe Stille in dem Zim— kannter ſähe —
ſchloß er endlich, Petja forſchend anjehend, als ober deffen | mer. Keiner der drei Anweſenden ſprach. Petjas Augen Wſewolod fühlte ſich dadurch beunruhigt, daß nicht
Ihneres mit ſeinem richterlichen Sharfblick durchdringen ſunkelten vor Widerwillen, aber er berſtand es, ſich ſchnell Wera ſelbſt ihn abgcholt, Hatte, Er wollte den Kutſch
wollte. ı DI e zu beherrſchen. Trapezuntoff blickte auf beide mit Erz | (ragen, ob fie ihm nicht einen Auftrag erteilt hätte Ab
Er befahl, den Arreſtanten Borosdin vorzuführen. ſtaunen und unwilfürlich wandte {ih feine Sympathie jefbit der Kutſcher ſchien etwas Verächtliches in ſeine
Dann griff er zur Feder und begann, Betja’s Ausfjagen | Petja zu. Endlich wandte er jich mit ſtrenger Stimme Benehmen angenonmen zu Haben. Vielleicht dum erſt
zu. notieren. A an Wſewolod: Woal in ſeinem Leben empfand Wfemolod die Macht
Als Wiewolod Hereingeführt Wurde, warf er auf den „Sie werden morgen aus Der Unterſuchungshaft ent- öffentlichen Meinung, Jetzt war er genbtigt, ſie anzuer
Bruder einen Blick, in dem ſich Entſetzen, Furcht und laſſen werden. Sie haben ſich jedoch Durch Unterſchrift kennen, ſich vor ihr zu beugen; Er, der die Menſchheit im
klägliche Bitte um Verzeihuug vereinigten. Trapezuntoff zu verpflichten, Petersburg vor Beendigung der Unter: allgemeinen bis dahin ſo tief verachtete, mußte nun vor
perhörte ihn mit einer fajt feierlichen Förmlichkeit, und | fuchung nicht zu verlaffen. Zebt Können fie ſich entfernen.“ jedem, der ihm entgegentrat erröten! Wera’s Ausbleib
Wlewolod entnahm aus feinen Fragen zugleich, wie Petja’s Iiewolos wurde abgeführt. Der Stempel der Schuld erſchien ihm al8 ein ſchlimmes Anzeichen.
Ausſagen gelautet hatten Ehe er dem Unterſuchungs— war ſo deutlich auf ſeinem Geſicht ausgeprägt, daß ſich ſo⸗ Und ſeine Befürchtungen follten in der That nicht u
richter antwortete, blickte Wiewolod nochmals nach dem gar. Trapezuntoff, als er ihn anblicte, jagen mußte: „Habe | begründet fein! Am Abend zZuvor war Knjäſchitſch an
Bruder. Auf en Augenblick trafen ſich ihre Blicken ich nicht auch den wirkligen Schuldigen freigelaſſen? fommen, — volle vierundzwanzig Stunden früher, als er-
Petja wandte den feinigen aber fofort ab, — jo wider- | . Dann wandte er fich höflich, bald entichuldigend zu wartet wurde. Er Hatte feine Rückkehr beſchleunigt, na












 
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