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Heidelberger Lokalanzeiger: Neuer Heidelberger Anzeiger (27) — 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.43807#0907

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e —

Exrſcheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage.

Is Beilagen das „Heidelberger Volksblatt“ und das Sfeitige

en Sonmntagsblatt“. Preis ZO Pfg., mit den Bei-

olättern 40 Big. monatlidh. Durch die Pofjft vierteljährlich
1 ME. ohne BeiteNngeld.









28. Jahrgaug.
Druck und Verlag von G. Geiſendörfer.
Berantwortlich: Bch. Geiſendörfer.

Hr. 226, Fernſprechanſchluß Nr. 621.






eidelberger




Freitag, den 27. September



Anzeigen: die 1-[paltige Petitzeile oder deren Raum

20 Bias Lokale Geſchäfts- und Privat-⸗Anzeigen bedeutend

ermaßigt. Reklamen 40 Pfg. Für Aufnahme von Anzeigen

an beftimmten Tagen mird nicht garantiert. Gratisverbreitung
durch Säulenanſchlag.

i

28. Jahrgang.
IIII Lrthurſruſe ll,
1901.









Fernſprechanſchluß Rr. 621.





Ueber die Lage in Südafrika

wird der „Bad Landesztg.“ geſchrieben:
London, 25. Sept. Die durch die letzten Opera—
tionen der Buren auf dem Kriegsſchauplatze in Südafrika
geſchaffene neue Lage beginnt ſich allmählich an Hand der
ſpärlich einlaufenden glaubwürdigen Nachrichten zu klären,
und es wird immer mehr erſichtlich, daß es keinesfalls
übertrieben iſt, wenn dieſelbe als für die Engländer äußerſt
ungünſtig und bedrohlich hingeſtellt wird. Generalkom—
mandant Louis Botha hat im Verein mit ſeinen Unter—
generalen Dewet, Kruitzinger, Lucas Meyer, ſowie mit
dem Präſidenten Stejn der ſich jetzt im Botha ſchen Haupt⸗
quartier befindet, einen großen, ſorgfältig angelegten und
vorbereiteten neuen Kriegsplan ausgearbeitet, der dahin
deht, eine gleichzeitige große Invaſion in der Kapkolonie
And Natal in Scene zu ſetzen, nach der Durchführung
der letzteren und nach den erſten größeren Erfolgen der
Buren ganz offiziell die Annexion der offupierten Diftrikte,
wenn nicht, der ganzen britijchen Kolonien zu prokla—
mieren, und unter dem Schubße diejer den Engländern
nachgeahmten und ebenjo wie die Annexion des Trans—
vaals und des Freiſtaates berechtigten Maßregel dem all⸗
gemeinen Aufſtande der Kapholländer und der Natalburen
eine ſolide und geſunde Grundlage zu geben. Dieſer
Plan hat durchaus nichts Phantaſtiſches an ſich, ſo ſchwie—
rig und weitausgreifend er auch erſcheinen mag, und wenn
die Buren ſich das Ziel geſetzt haben, den ganzen Krieg
nach britiſchem Territorium zu verlegen und, wenigſtens
ildlich geredet, die Engländer doch noch ins Meer zu
jagen, fo hat diefe großartige dee augenblicklich. beffere
Chancen, als dies jeit Anbeginn des Feldzuges der Fall
geweſen iſt. Sogar einzelne Stimmen in der Londoner
„Yingopreffe geben neuerdings an der Hand der betreffenden
Meldungen der Spezialberichterſtatter unumwunden zu,
daß es um die britiſche Sache ſüdlich vom Oranjefluſſe
ur Zeit fehr ernit und gefährlich beftellt ift, und daß die
hatfache nicht länger weggelengnet werden kann, daß die
Streifkorps der Buren {ich der weſtlichen und ſüdlichen
Meeresküſte ebenſo wie der öſtlichen mit unheimlicher Ra—
pidität nähern. Die äußerften Vorpoſten der eingedrungenen
Buren befinden jich Heute in gerader Luftlinie nur noch
ungefähr 40 englifche Meilen von Kapftadt, und anderer-
is iſt es Thatſache, daß die Moß-Bay ſeit mehr als 14
agen unter den Schutz der Kanonen britiſcher Kriegs—
ſchiffe geſtellt worden iſt, ein Beweis, daß man an jenem
Teile der Küſte ſchon längit mit dem Eintreffen der feind-
lichen Reiterſcharen rechnet. Alle dieſe unangenehmen
Falta werden vom britiſchen Hauptquartier und vom
Londoner Kriegsamt ſo geheim als nur eben möglich ge—
Halten, ebenſo wie die annähernd bekannten Zahlen der
lolonialen Rebellen, welche in den letzten Wochen zu den
Waffen gegriffen und ſich den eingedrungenen Burenkorps
ngeſchloſſen haben. Die Anzahl der rebelliſchen Kap⸗—


































Aug' um Auge, Zahn um Zahn.
Roman von Karl Eden.
YO RE MNachdruck verboten.
Sortſetzung) ?
Der Auffeher jchwang die Fackel durch die Luft, um
tärker anzufachen. Sie ſtiegen noch mehrere ſchmutzige
n hinab, immer lauter wurde das Dröhnen der
ımpe, und endlich fiel ein Lichtſchein auf die Wand,
und Georg fah, daß fie aus dem Schacht in einen großen
terirdijchen Raum getreten maren, von dejfen Wänden
s Licht der flackernden Fackeln tauſendfach wiederſtrahlte
nzähligen Juwelen, die zwar nur wertloſe Bergkry—
le waren, aber ihm, den die Hoffnung neu belebte un⸗
sſprechliich ſchön erſchienen. Auf der Spitze der letzten
iter vernahmen ſie Stimmen; zwei Sträflinge arbeiteten
er Pumpe, und ein Dritter fiand am Fuße der Leiter,
fie zu empfangen. Sin Freudenruf ertönte, als fie
rgs Kleidung erkannten und daran fahen, daß ein
uer Arbeiter gefommen war, um ihre Unfirvengungen zu
teilen. Der junge Mann und fein Führer fanden auf
dem funfelnden Fußboden und der Kektere blickte mit zor-
ger Miene um fd). .
„Ihr Schurken“, rief er, „das Waffer hat während
; Nacht zugenommen! Soll ich eine Bande von Vaga-
nden füttern, weldie zu faul find, um nur eine Pumpe
drehen? An die Arbeit, Ihr Hunde, oder ich laſſe












uspeitfchen und den Tabak wegnehmene


holländer wird in den letzten brieflichen Nachrichten von
Kapjtadt als bedeutend größer Hingeftellt, als bisher auf
britifdher Seite offiziell zugegeben worden ijt, und man
macht fih am Kap der guten Hoffnung Heute feine YWu-
jionen mehr darüber, daß eS Nur eines entiprechenden und
längit erwarteten Anlajfes, mie des jeßt gemeldeten gemein-
ſamen Vormarſches nach Süden der Transvaaler und
Freiſtaatler, bedarf, um den großen Holländer-Ausſtand
mit einem Schlage ins Leben zu rufen. Die Streitkräfte,
welche Botha, Dewet und Kruitzinger für ihre neuen
Operationen zur Verfügung haben, müſſen ſich alles in
allem auf 11000 bis 13000 Mann belaufen, und da
die Buren inzwiſchen viele Geſchütze nebſt der nötigen
Munition wieder aus ihren Verſtecken hervorgeholt und
ausgegraben haben, ſo werden ſie auch mit einer ganz
ſtattlichen Artillerie verſehen ſein, wozu dann noch die
verſchiedenen den Engländern in den letzten acht Tagen
fortgenommenen Kanonen zu rechnen wären An ſonſtigem
Kriegsmaterial, an Lebensmitteln und Pferden ſcheint
überdies auf Seiten der Buren abſolut kein Mangel zu
herrſchen, und fo dürfte der neue Feldzugsplan der tapfe—
ren Burghers viel mehr Erfolg verſprechen, als es den
Engländern lieb iſt, zuzugeſtehen. Daran können auch die
vielen Bemühungen der britiſchen Preſſe, dieſer neuen
Phaſe des Krieges jede Bedeutung und Gefahr abzu⸗
ſprechen, nichts ändern VS ;

Deutſches Reich,

Berlin, 26. Sept. Der „NReichsanzeiger“ meldet:
Dem Rechtsanwalt Bafjffermann in Mannheim
nationalliberaler Reichstagsabgeordneter für Jena D. Red.
wurde der Kronenorden dritter Klaſſe verliehen.



-

\ *
Zur Wahlbewegung.

Die Dentſch-ſoziale Partei wird am Samstag, den
28. Sept., Abends 9 Uhr im Gaſthaus „um Hirſch“
in Eppelheim eine öffentliche Wahlverſammlung ab-
halten, in welcher außer Herr Landtagsabgeordneter
Mampel Herr Reichstagsabgeordneter Liebermann
von Sonnenberg ſprechen wird. Alle Wähler ſind
hiezu eingeladen. ze | A

5 Mannheim, 26. Sept. In einer geftern Abend
hier abgehaltenen Verſammlung des großen. Partetaus-
ſchuſſes des nationalliberalen Vereins wurde Herr Kauf—
mann Heinr. Kern einſtimmig als Kandidat für die
Landtagswahl in Mannheim auſgeſtellt. Herr Kern nahm
die Kandidatur an.

Karlsruhe, 26. Sept. Der Wahlaufruf der deut—
ſchen Volkspartei, der heute erſchienen iſt, ſtellt u. a fol⸗
gende Forderungen auf: Einführung der direkten Wahlen
für den Landtag, Abjchaffung der erjten Kammer ; freiefte
Ausgeſtaltung des Vereins: und Verſammlungsrechts;
Wiedereinführung der direlten Wahl für Bürgermeiſter und

ler. Georg warf einen Blik auf die Sträflinge, fie ſahen
ſchmutzig, übermüdet, abſchreckend häßlich aus und glichen
kaum menſchlichen Weſen mit ihren eingefallenen Gefich—
tern, aus welchen alle Hoffnung entflohen war. ;

— „Dier {ft ein neuer Arbeiter, er wird mit Nr. 84 zu-
Jammen arbeiten, und wenn das Wafjfer morgen früh um
dieſe Zeit nicht wieder anf den alten Stand gebracht ift,
jo ſollt Ihr Eure Strafe haben, Ihr faulen Hunde!”

fi allein mit diejen drei Genojfen, von denen zwei ihm
als abſcheuliche Verbrecher bekannt waren. Achtzehn Stun⸗

die beiden anderen an derſelben arbeiteten, konnten Lucca
und Georg ſich der Ruhe hingeben. Vollſtändig erſchöpft
legte ſich der letztere auf den Fußboden des Raumes und
fiel endlich in einen unruhigen Schlummer, bis eine Glocke
durch den Schacht herab ertönte, um die Ablöſung ans
Werk zu rufen.

XXIII.
Die einzige Wahl.

Fünfmal war die Glocke in dem dunklen Schacht er—
klungen; dreimal, um die Sträflinge an die Arbeit zu
rufen und zweimal, um die Ruhezeit anzukündigen; daraus
wußte Donnington, daß cr fich ſchon drei Zage in diefer
Mine befinde. Aber noch war nichts zu Hören von Pu-
gatſchin. Die Glieder waren ſteif und thaten ihm weh


Gemeinderäte in allen nicht der Städeordnung Unterftehen-
den Gemeinden; Reformen auf dem Gebiet des Amts—
berfündigungswejens. Trennung von Staat und Kirche;
unbedingte Beibehaltung der gemifchten Schule; Trennung
der Schule von der Kirche. Entſchädigung unſchuldig
Verurteilter und Verhafteter; Beſchränkung der Vermögens—
anſammlung in der toten Hand. Gerechtere Verteilung
der Steuerlaſten; Neuregelung der Grund-⸗ und Häuſer—
{teuer ; gerechtere Verteilung der Cinquartierungslaften und
ausreichendere Entſchädigung für diefelben. Berückſichtigung
der badiſchen Induſtrie und des einheimiſchen Handwerks
bei Vergebung von Staatslieferungen. Unbedingte Selbft-
ſtändigkeit der badiſchen Eiſenbahnverwaltung; geſetzliche
Beſtimmungen, durch welche dem Landtag ein Einfluß auf
die Tarifbildung gefidhert wird; Schaffung von Arbeiter-
kammern; Anſtellung weiterer Fabrikinſpektoren mit Hin-
zuziehung weiblicher Hilfskräfte,

Frankreich,

Marfeile, 26. Sept. Auf die Begrüßungsanfjprache
des Marineminijters ermwiderte General Boyron, die ihn
ausgeſprochene Anerkennung gebühre größtenteils den Zrup=-
pen, die vor ihm in China gewefen Jeien. Sodann ge-
dachte Vohron der thatkräftigen Unterſtützung des franzö—
ſiſchen Admirals, der die franzöſiſche Flotte in den chine-
ſiſchen Gewäſſern kommandierte. Einem Berichterſtatter
des „Temps“ erklärte der General, Graf Walderſee
ſei ein Mann von höchſtem Verdienſte und
Werte.“ In der mir von der Regierung erteilten In-
ſtruktion hieß es, Walderſee werde dank ſeiner hervorragen⸗
den Fähigteiten bald eine große Autorität im Rat der
fremden Generäle erlangen. Dies bewahrheitete ſich auch
Wir find immer einig vorgegangen. Walderſee erkannte
auch meinen hingebungsvollen Beiftand an. General von
Schwarzhoff, der bei dem Brande in Peking verun-
glückte, kehrte in unſeren Beziehungen weniger den Sol-
daten als den Diplomaten hervor, aber gleichwohl war
das Einverftändnis volljtändig. Die Beziehungen zwijchen
Deutjchen und Franzojen waren intimer, als die zwijdhen
den Militärs fremder Mächte. >

Marfeille, 26. Sept. General Boyron, der Heute


veſtre im Namen des Präfidenten Loubet bebrüßt, der
dem General feinen Dank für ſeine Kommandoführung aus—
ſprechen ließ. Sodann hieß Marineminiſter de Laneſſan
im Namen der Regierung den General willkommen und
beglückwünſchte ihn und ſeine Truppen dazu, daß ſie mit
militäriſchen Erfolgen zurückkehrten und daß der Friede
wieder hergeſtellt ſei.
Oeſterreich-Ungarn.
Wien, 26. Sept. Die „Polit. Korreſp.“ meldet aus

Salonik: Die Friſt, die den entflohenen Jungtürken zur
Rückkehr geſtattet worden war, iſt abgelaufen. 26 Per—





er das Zeichen, um die Arbeit wiederaufzunehmen, als
ein ferner Lichtſchimmer ſichtbar wurde, und bald darauf
der Eigentümer der Mine unter ihnen ſtand. Mit der
Energie der Furcht beſchleunigten die Arbeiter an der
Pumpe die Thätigkeit des Triebrades, als Pugatſchin mit
der Laterne die Röhre beleuchtete, an welcher die Höhe
des Waſſerſtandes zu ſehen war, während Nr. 84 und 27
ſich erhoben. Schimpfworte und oft Schläge waren die
Belohnung für die Arbeiter, weldhe ihren Herrn grimmig
anblickten, wenn es ungeſehen geſchehen konnte. -
„Halt!“ rief Pugatichin, „und hört mich an!“
"Sofort verfiummte das SGetöfe und Stille herrſchte in
dem funkelnden Gewölbe. —
„Endlich einmal habt Ihr Eure Schuldigkeit gethan,
Ihr Schufte, und das Waſſer iſt einen Fuß unter dem
gewöhnlichen Stand! Dafür ſollt Ihr belohnt werden
durch einige Stunden der Ruhe, denn heute iſt mein
Namenstag. Schweigt!“ fuhr er fort, als ein Gemurmel
des Dankes ſich erhob, „Ichweigt oder ich nehme mein
Verſprechen zurückk Nr. 72 und 112, Ihr koönnt den
Schacht hinaufiteigen und in dem Majchinenhaus bleiben,
bis ih nachfomme in ungefähr zehn Minuten. Nun, rührt
Euch! Oder iſt Euch die Pumpe hier lieber als die frijche
Luft?" 2 :
Bei diefen Worten verfhwanden die Sträflinge mit
merkwürdiger Geſchwindigkeit im Dunkel des Schachtes
„Nun, Ihr beiden“ fuhr Pugatſchin fort, nehint je—



infolge der ungewohnten Arbeit und ſein Rücken war ge—






dröhnende Schlagen der Maſchine erklang ſchnel-



beugt. Neben




der eine Art und folgt mir!"
— Bortfegung folgt)






 
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