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Heidelberger Lokalanzeiger: Neuer Heidelberger Anzeiger (27) — 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.43807#0603

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6 Sel, täglich mit Ausnahme der Con und Feiertage,
Ya lagen aß „Heidelberger Volksblatt“ und das Sfeitige
. A tt jtrierte Sonntagsblatt“. Kreis 30 Pfa., mit den Bei

ttern 4 40 Pfg. monatlich. Durch die Bol vierteljährlich
— 1t— abi Beſtellgeld



28, Saßeqaug,
ns und Verlag von EG. Geifendörfer,
— — Grifendörfer,




— Heidelber ger






N eigen: die ripatdlae Ketitzeile oder deren Kaum |

| fg. Lokale Geſchäfts- und Privat⸗Anzeigen bedeutend

34 Reklamen 40 Pig. Für Aufnahme von Anzeigen

an beitimmten Tauen wird nicht garantiert. Gratisverbreitung
durch Säulenanſchlag.









Jahrgang.




Ir. 150. Ferniprechanidhluß Nr. 621,

Montag, den 1. Juli

Fernſprechanſchluß Nr. 621. 1901.



Deutſches Neich.

au Perlin, 29. Juni. Die Herbftübungsflotte tritt
ut Armeeverordnungsblatt, am 11. Anguit in Wilhelmg-
üben zuſammen.
ene Bremerhaven, 29. Juni. Der Raifer wird bei
Sri Rückkehr von der Nordlandreiſe am 8. Auguſt hier
wartet. An diejen Tage treffen von China das Hofpital-
cchiff „Sera“ und der Dampfer „Palatia“ ein.
hent ravemünde, 29. Juni. Der Kaifer unternahm
ne Wit Vormittag einen Spaziergang am Strande und hörte
mittags einen Vortrag des OGeheimrats Valentini,
7 in Vertretung des Chefs des Civillabinets hier einge
Soffen ift. Prinz Heinrich begab fih an Bord des
: AS Schneewittchen“ nach Lübeck.

3 ranfreich.

u Paris 29, Juni. Der „Gaulois“ veröffentlicht eine
nterredung eines ſeiner Mitarbeiter mit dem ſeit einer
/ Yeige von Jahren aus dem politiſchen Leben zurückge-
“Cienen ehemaligen Minifter des Auswärtigen FLourens
iniſterium vomn 22. Dezember 1887] über die bei den
j ernfahrten Paris Berſlin ſichbekundenden Freund-
7 Jafts tsbezeugungen der Deutſchen gegenüber den Franzoſen.
Slourens fagte: „Man darf darin nicht eine ſpotane
Zreundfehaft ſehen, noch fie als macchiavelliſtiſch auslegen.
n Deutſchen ſcheint die Annäherung an Frankreich not⸗
ven ig für die Aufrechterhaltung des Friedens und folg—
für die Entwicklung ihres Handels und ihrer Indu-

Dr Ich kann ihre Aufrichtigkeit in den jebigen‘
gſallsbe eugungen für Frankreich und die Franzoſen
in Frage ſlellen. Die Gelehrtenwelt hat uns übri—
. Tel immer geliebt. Und man muß gerechterweije feſt
* ei, daß zu allen unſere Gelehrten. mit
UN Kollegen von jenjeits des Rheins die beiten Be—
. Kam unterhalten haben. Die bürgerlidhe Klaſſe han—
| bei dieſer Gelegenheit ficher mit der größten Offen—
9 it, und man darf nicht vergeffen, daß fie die Öffentliche
; Can macht und lemft. Der deutſche Kaiſer hat
eine Gelegenheit vorübergehen laſſen, Frankreich
On eNSwürdigfkeiten zu erweifen. Nur al8 er jüngit den
Gwen Botfchafter nach Meg eingeladen Hat, ift er wohl
; N Nicht von der Aoficht befeelt gewejen, Frankreich "an-
nehm zu fein. Der Mdel neigt zu Rußland. Wenn er
; Se glreich auch nicht gerade feindlich i{t, fo empfindet er
MM auch keine beſondere Zuneigung zu ihm. Die fran⸗
en Fahnen, die man jetzt in Deutſchland entfaltet,
Marfeillaie, mit der man unfjere Landsleute begrüßt,
1 Trajchen mic durchaus nicht. Nur müffen wir falt
ag ER und unfere Diplomatie muß einen Rück
dr © haben, denn offenbar ift alles Intereffe auf Seite

Deutichen. Laſſen wir ſie alſo auf uns zukommen,
Ziehen unſere Vorteile daraus. Es wäre verkehrt,










ie utrreſſenpount der Deutjchen mit einer Gefühslpolitit
— Süntworten. Vergeffen wir nicht, daß wir damit







nicht weit gefommen find. Denn mit Gefühlen treibt man
feine Politik. |

WBermifchte Nachrichten,

Mannheim, 29. Juni.



iſt dem Bürgerausſchuſſe zugegangen.

ung vom 1.

Mark.
2000 Mark.

Dallanı (A. Mosbach), 98, Sant.

mit,

Waffen“ entlaſſen.
Pforzheim, 29. Juni.

er ihr rate, wie der Streit wegzuzaubern jet.

behalten {olle.
ſchon wieder Streit.

HBrunnen möglich fet.

B.N. Oos, 30. Juni.

Kalk. Das eine Pferd verendete ſofort,
andere auf der Stelle getödtet werden mußte.










Menzingen, 27. Juni. [Ein ſchwerer Unglücks—
fall] ereignete fich geftern in der in der Nähe gelegenen,
Cin Pferd
riß einem daſelbſt bedienſteten Knecht ein Ohr ab und
verſchluckte dasſelbe vermutlich, da eS nicht mehr aufges
funden werden konnte. Außerdem brachte das Pferd dem
Knechte noch ſchwere Verletzungen im Geſichte bei. Der
Schwerverletzte wurde durch den Arzt in Gochsheim ſofort
in die Klinik nach Heidelberg verbracht.

Lörrach, 27. Juni. Durch den Schrecken ge—
tötet.] Geſtern gingen zwei Pferde eines hieſigen Fuhr⸗
halters durch und liefen geſchirrlos im Galopp durch die
Spitalſtraße, welche ſtets ſtark von Kindern belebt iſt. Da
ſie ſich in der Mitte der Straße hielten und alles recht-
zeitig flüchten konnte, ſo iſt ein direkter Unfall nicht an—
gerichtet worden. Leider aber. erlitt das Sjährige Kind der
Familie Elſäſſer beim Aublick der wild heranſtürmenden
Pferde einen ſolchen Schrecken, daß es dem „Oberl. Bote“
zufolge nach kurzem Aufſchrei der herbeieilenden Mutter
tot in die Arme Tau.

Hannover, 29. Juni. [Bei der heutigen Antemes
bilwettfahrth ereignete ſich ein ſchwerer Unfall. Der
erſte deutſche Wagen Mercedes Nr. 38, geführt von De—
grais, der um halb 7 Uhr von hier jfartete, iſt bei Gro⸗
ſſort mit voller Wucht gegen einen Baum gefahren Der
vordere Teil des Wagens wurde vollſtändig zertrümmert
amd beide Inſaſſen hinausgeſchleudert. Während Degrais
mit leichten Abſchürfungen davonkam, erlitt ſein Geführte
einen doppelten Arm⸗ und Beinbruch, vier Rippenbrüche
und eine ſchwere Verletzung des linken Auges.
Hilfe war ſofort zur Stelle. Der Unfall wurde dadurch


ſtänden 2
Staub aufwirbelten, daß der Weg nicht zu erkennen war
Leipzig, 129 Juni. Der Gläubigerausſchuß
der Leipziger Bank] hielt geſtern die erſte Sitzung
ab, der am Montag eine zweite folgen wird. Am Mitt
wodh) wird der Geſamtgläubigerausſchuß in Kaſſel fein,
um mit dem Aufſichtsrat und dem Direktorium der
Aktiengeſellſchaft für Trebertrocknung Über den Stand
dieſes Unternehmens zu beraten und feſtzuſtellen, welche
Ausſichttn für die Realiſierung des Treberengagements
der Leipziger Bank vorhanden ſind
—————————————S————

Ueber Bunte Regen

Machdruck geubotaf)
Anläßlich * berorſithenden Hundeausitellung zu Heidel⸗
berg am 27., 28. und 29. Juli d. J. dürfte es auch in







Des Bruders Braut,
‚Koman aus der ruſſiſchen Geſellſchaft von C. Golowin.
89 Genehmigung des Verfaſſers überſetzt von A. Hauff.

(Fortfegung.) ;
X. S
Petja war nicht gegangen, um “Freunde zu Safe,

I N zum Bezirksgericht, um dort feinen Bruder zu
ut Mit den gerichtlichen Förmlichkeiten wenig ver

loſtete es ihn nicht wenig Mühe, die Erlaubnis
N deſſelben zu erhalten.. Seine hartnäckig fort-
% Bitten „riefen Mißvergnügen bei den Beamten
ror an die er (ich wandte.
„Für alles beſtehen beſtimmte Vorſchriſten ſagte man
dend welche allgemein bekannt und für jedermann bin—
end ſein müffen!“
etja vermochte es allerdings nicht zu faſſen, wem es
n bringen könnte, daß fein Wiederſehen mit dem
— über © um bvierundzwanzig Stunden verzögert wurde;
ließ {ich nichts dagegen thun.
se N folgenden Tage um zwölf Uhr erfchien Betja wie-
hunter nn aber. mit der ſchriftlichen Erlaubnis des
Denny Anwalts in der Hand, im Unterfuchungsgefängnis.
Y Be wurde er auch Heute nicht fofort eingelaffen.
Rang een forſchende Blicke richteten {ich auf ihn und
t Som erilüffige Fragen wurden an ihn geftellt, warum
* N eigentlid mit dem Arreftanten Borosdin zu ſpre
“ wünſche Andere Beamte bedienten ſich der Aus
fie Sitten feine Beit und > fan ſich hn

. Set

Autze
en







Die Beamtenhierarchie verharrt in murriſchem Schwei⸗
gen wie der ſchlafende Wald im Märchen vor demjenigen,


jein Dicicht Öffnet.

„ie ie alle eilen“, dachte Petia, indem er auf die
anſcheinend ſo dringend beſchaftigten Beamten blickte,
welche fortwährend die langen SGünge des weitläufigen
Sebäudes hin und her durchmaßen

In den breiten Koͤrridoren hörte man den lauten
Widerhall der Schritte und das Geräuſch der zugefchla-
genen Zhüren. Wie die Schatten aus Dantes Hölle, die
vom böfen Gewiffen gejagt werden, kamen, und gingen fie,
doch erſchien ihm ihre geräuſchvolle Geſchäftigkeit ganz
zielz und zwecklos. Plöglih und unerwartet, wie das ſo
* der Fall iſt, wurde für Petja de Schwierigkeit auf
die einfachſte Weije behoben. Ein Ynfieher trat auf ihn
zu, warf auf das Papier in feinen Händen einen Blick
und führte ihn ohne weitere Frage zu einer Zelle.

Hier erſt verſtummte die geräuſchvolle Heftige Unruhe,

welche eher an den Gaſthof einer Handelsſtadt, als an
den ſtrengen Ernſt eines Gefängniffes erinnerte.
— Die Belle bot einen fajlt freundlidhen Anblick in der
Maienſonne, welche hell auf die frifch getünchten Wände
ſtrahlte. Luch Wſewolod ſelbſt machte nicht den gewöhn—
lichen Eindruck eines Gefangenen. Er war ſorgfältig ge—
kleidet, ſein Anzug ſogar parfümiert; nur der unraſierte
Bart zeugte von einiger Beichränfung.

Wſewolod empfing den Bruder mit erzwungener Herz-






Tetia

„SO bin nicht zum Scherzen zu Dir gelommen“ ,
fagte ev, fih an die Wand lehnend, .
Dir alle Einzelheiten Deiner Sache zu erfahren, alle bis
auf die leßte Kleinigkeit, verbirg mir nichts !- .

Wſewolod verſuchte zu lachen.

„Sieh doch einmal an! Willſt Du denn mein Ver—
teidiger werden, oder willſt Du nur einfach aus Neugier
mein Gewiſſen erwecken?“

Die ironiſchen Worte des Bruders brachten auf


„Ich komme zu Dir, um Dir beizuſtehen“, erwiderte
er ernſt, „dazu iſt aber Deine volle Aufrichtigkeit er—
forderlich!“


jeinen Augen, daß nicht mehr der frühere in unbegrenzter
Hingebung ihn vergötternde Bruder ihm gegenüberſtand,
ſondern ein Richter, der von ſeiner Schuld faſt ſchon
überzeugt war.

„Yun, welches Geftändnis verlangſt Du denn eigent⸗
lich von mir?“ fragte er etwas unſicher, indem er ſich
ſetzte

„Wie ich Dir ſchon ſagte, ein vollſtändig aufrichtiges
Ich weiß bis jetzt nur das, was
Deine Fran mir mitgeteilt Hat, was ich in der Zeitung
{as und was mir geftern Abend Perchurow fagte.”

„OD, der hat mich natürlich gehörig angelhwärzt!












 
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