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Heidelberger Lokalanzeiger: Neuer Heidelberger Anzeiger (27) — 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.43807#0057

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tngeblatt”.. Preis 30 Pig.
mit hen Beibküktenn 40 ZB.
monat. Das bie Bolkwier-






















MESSE.



5

Dom Burenkrieg.
(Uns den Bapieren eineS deutfhen Mitkämpfers.)
. Er
Unſere Ausſichten.

— Dur eine ausfichtSlofe Sache fest der Afriklander nichts
auf das Spiel. Hütte der Bur feine Hoffnung mehr, fo
wäre ber Krieg ſchon heute beendigt. Irrig iſt es auch,
anzunehmen, daß Präſident Krüger nur deshalb nach
Europa gekommen iſt, um Schut gegen England zu
inchen. Mein! Er weiß ganz genau, daß feine Lente aus
eigener Xraft die Briten daran verhindern Können, Herren
Südafrikas zu werden. Sr verlangt nur aus allgemein
menſchlichen Gründen eine Intervention, weil das un:


vergießen zwiſchen zwei Ariftlihen Böllern ohne Aus
ficht, daß eines von ihren das andere endgültig unter—
Triegt. Ich habe alle bie Anſprachen Krügers kurz vor


Waterval-unten wies er die Seinen auf die Gefchichte
Hiobs hin Und nehmen {fie den Leib, Gut, Chr, Kind
und Weib — das Meich muß uns doch Hleiben!“ Diele
— Stimmung jprach aus feinen Worten.
— „Reich“ in alttefltamentlichen Sinne auf, er ift der felten
Leberzeugung daß Transbaal als ſelbſlündiges Reich er-
Anlten bleiben wird. Er felbft hatte gar Keine große Luft,
Nach „Kuropa zu gehen. Der dringende Mat feines Leib.
ürztes gab {Aließlich den Ausfehlag. Auch die Übrigen
DBurenführer find nicht Meinmiütig. Was dariiber gelegent-
bich in engliſchen Blaäͤttern ſteht, iſt erlogen Kommandant
Grobler von der Swazilandpolice ſagte uns Deutſchen


wo es den Huren nicht fo gut ging, wie jetzt im gras
Teichen. [(hönen Frühling, mit einem gewiſſen zuverſicht
lichen Phlegma folgendes: „Kerels, haut bij melkaer
Yet noch een beetje; ons zal de land doch krjgen en
de rooineks uitslaagen.“ Diefe Meinung teilen Tauſende
- bon Buren: „Wir werden Uber ein bißchen unfer Land
doch wieder Friegen und die Notnaden (Engländer) heraus
chlagen!“ Gelegentliches Unglück macht ſie niet irre.


die Arbeit und das Ergebnis monatlichen Fleißes zu
Schanden machen, ſeine Bibel ergreift und daraus die
— Stärke zur Ertragung diefes Ungemachs und den Mut

3 erneuten Anbar von Anfang. an fhöpft, gerade ſo
hat auch der Bar in dieſen Tagen feine Bibel genommen,
— Und unverdroffen den Krieg von neuem begonnen, Diele
Buren-Zähigfeit Kann man {ich in Curopa, wo der Kampf
egen unendliche Schwierigkeiten der Natur nicht ſo be—

Der Hochzeitstag.
eoman von H. Palms-Payſen
Matchdruck verboten




EAN,





Gortſetzung)
= „Sie berfehrte mit Ihnen ſchrieb der Juſtizrat
Weiter, „war Zeugin der Krankheit und des Todes Ihrer
Sattin, jomit wäre ſie anch Zeugin Yhrer Sache.
— Frau v. Heßohaufen’S längeres Verweilen am Ort
Wäre recht wünjdhenswert, auch deren Annäherung an mid,
) Der einjeitige Verkehr mit meiner Nichte hat wenig Zweck.
— Meine amtliche Angelegenheit mit der Dame ift aber
erledigt. Munmehr Megt meinerfeit8 Keine Veranlaſſung
vor, mid) ihr zu nähern. Leicht Könnten Sie mir deren
— Zugünglichteit bewirfen, da mir eine derartige Bermitte-
Tung durch meine Nichte nicht wünfdhenswert erfcheint.
— 3 weiß, wie ungern Zeugnis abgelegt wird, Dbefon
ders, wenn e8 jich um jo Dheifle, gefährliche Dinge wie
ier handelt, aber giebt es eine Freundſchaft ohne Opfer»
villigkeit? Steht andererſeits dem Beleidigten eine ſo klä—
nde Zeugenſchaft, wie hier in der Perſon der Fran von
Deldhauſen zur Verfügung, fo dürfte er meines Erach
tens deren Ausnugung nicht verfängmen. ;
Er iſt dies ſeinem äußeren Anſehen ſchuldig Ihrem
Stolze würden Sie damit nicht zu nahe treten, inein
Üeber Neffe, und auch nicht zu befürchten brauchen, es
Bonne den Anjchein haben, al$ bezwecten Sie dadurch eine
Wendung der Sachlage. On ;
30 grüße Sie, mein Heber Neffe und Hoffe, daß {ich







|





fannt it, Baum in richtigen: Maße vorftellen. Mber ganz
abgeſehen vom perfönlichen Glauben an ihre Sache, der
ſie ſark macht, ſprechen noch eine Melhe von Faktoren
für den Crfolg der Huren, Krieg Koftet Geld, Geld und
nochmale Geld und „jeder Brunnen (höpft {ih aus,“
denit man in Europa und bebanert die ÜYuren, die aus
diefen Grunde doch bald aufhören müßten. Bewahre!
Der Dur, deffen Farm verbramut, Ddeffen Vieh geraubt
und beifen Frau vertrieben, tot sder gefchändel iſt, bat
„Jeine Sad” auf nichts geftellt,“ für Ihr it Geld zur
Kriegführung nicht nötig. Was er braucht, holt er ſich
zum Ueberfluß von den Engländern Ninunt's ihm diefer
Heute wieder ab, Halt er fih’S morgen wo anders wieder.
Bei feiner unglaublichen Bedlirfnislofigkeit genügt ihm ge-
trocknetes Fleiſch und Mailsmehl, das ihm bereitwlligſt
jeder Kaffer bringt, völlig zum Mahrungsunterhalt. Aus
dem Mehl backt er ſich Fettkuchen Eine Feldbäcerei
braucht er dazu nicht, denn überall finden ſich natürliche
Backofen in Afrika: die Termitenhügel.

In einem ſolchen harten Ameiſenbau wird unten in
den Gängen Feuer gemacht, oben darauf legt max einen
flachen Stein auf den das Mehl mit etwas Hammelfett





Fommt, und bald fit das Mittageffen fertig. Dazu laflen
wir un$ dann meiftens die ſchönen engliſchen Konſerven
ſchinecken Mitunter giebt es ganze Wagenladungen von
Spargel und ußem Eingemachten Aber auch ohne das,
was ben Briten abgenommen wird, Hat noch fein Buren
fonmmanbo jemals zu hungern brauchen. Un Vunition
fehlt e8 niemals. Unſere ſchönen Mauſergewehre find,
für die Briten unauffindbar, eingegraben. Die ganze
Armee der Buren iſt jebt mit den Briten abgenommenen
Martini Henry und Lee Metford Gewehren ausgerüftet,
für die jeder Ueberfall einer englijchen Felbwache reich
lichen Munitionserſatz ſchafft. Wenn der Engländer zu
lanfen anfängt, wirft er immer ſeine ganze Munttion
meg. Der Bur aber {ft damit ſehr ſparſam Mit hundert
Patronen kommt er ſehr lange aus, denn er ſchießt nur
dann, wenn er ſicher iſt, daß die Kugel auch fitzen wird,
nicht ſo ins Blaue hinein wie Tommy Atkins

Daß das humane Mauſergewehr jetzt außer Dieuſt
geſtellt iſt ſpuüren die Briten zu ihrem lebhaften Miß-
berguügen, denn die Lee-Metfords reißen gründliche Löcher.
Sie tragen ja nicht joweit, aber über 1000 Meter hinaus
ſchießt der Bauer doch ſowieſo nien Die Pferde fchließlich
werden ebenfalls aus den engliſchen Beftänden ergänzt.
Es iſt merkwäürdig, wie die abgetriebenſten engliſchen
Pferde bei den Buren bald ſpeckfett werden. Das kommt
daher, weil die Engländer fein Herz für ihre Tiere
haben,




nn







Aunzeigen:















ihre Infanterie beritten machen, die gar keinen Pferde—

verftand hat. Dieſe beritkenen Infanteriſten trotten funden
lang mit ihren Gänlen einher ohne ihnen Gelegenheit
zum Stehenbleiben au nur auf zwei Minuten. zu geben.
So ſchwillt den am Waſſerlaſſen verhinderten. Tieren
dann die Blaſe an und über kurz oder lang flürzt dies

Sanz



anders bei den Buren. Erſtens find fie vernünftige
Pferdepfleger. Zweitens ſchicken fie firapazterte Gänle

durch die treuen Kaffernburſchen immer wieder auf einige
Zeit zur Erholung fort. Bon wie außerordentlichem
Wert im gegenwärtigen Kriege der Kaffer ſeinem Baas“
iſt, wie Eugland auch abgeſehen von allem anderen an
der Kaffernfrage ſcheitern muß, das will ich in einer be—
ſonderen Betrachtung ausführen, Darnach aber follen die
Freunde in Deutjehland auch die. übrigen Gründe erfahren,
die Englands Sache als ausſichtslos erſcheinen laſſen


fein, ein erhebendes aber von dem Einfluß deutfher Mitz
fämpfer auf die jebt ins Leben getretene Straffheit der

Duren, Direkte Nachrichten von Burenfeite fidern jebL
nur höchſt ſpärlich durch, der nicht von den Engländern
beſetzte Teil von Transpaal iſt für die Außenwelt poſtaliſch


Kaffernläufer zu dem gefährlichen Dienſt des Brief—


Europas vielfach in der Yrre. Vielleicht tragen meine
Aufzeichnungen etwas. zur Aufklärung bei, (Self. GA.
Beutiches Neid.
Uns Baden, 14. Kan. Im der geftrigen Bezirksver-
jammlung des nationalliberalen Vereins zu Durlach wurde,


bezüglich der Wahlrechtsfrage mit 37 gegen 11 Stimmen
angenommen. — Die Verfammlung der nationalltberalen
Bezirksvereine Sinsheim Neckarbiſchofs heim nahm
geſtern nach Vorträgen des Abgeordneten Bürgermeiſters


Mosbach einſtimmig den Antrag auf Einführung des kaute
lenloſen direkten Wahlrechts an — SR
Berlin, 15. Yan. Der NAaifer Heß dem. Dberbür-
germeiſter Kirſchner ein von dem Maler Doepler. nach
dem Entwurfe des Kaiſers ausgeführtes Erinnerungsblatt
zur Zweihundertjahrfeier mit eigenhändiger Unterſchrift
zugehen. Zwei andere Exemplare mit dem Facfimile des


beitimmt.



unſere Gedanken noch öfter, auch auf dem Papier wieder

zufliegen
Herzlichſt Ihr Ontel Egbert.“
Dieſes Schreiben übte auf Urich's wundes Gemüt
eine heilſame Wirkung aus Es nahm ſeinem Schmerz
den Stachel, Sr fühlte ſich von dem alten Herrn ver
ftanden und ſeines Urteils ſchroffe Strenge über dieſenige,
welche er nicht vergeſſen konnte, dünkte ihn auch nicht mehr
iv ganz, nicht nad) jeder Michtnng him gerechtfertigt, nach-
dem ber Nat ein jo mildes Licht über ihr Verhalten aus:
gegoſſen a
Der Entſchluß, Aſta vo. Heldhaufen aufzufuchen, wurde
am Nachmittag deffelben Zags ausgeführt.
Der Baron ließ anſpannen und fih bis an das Thor
der Stadt fahren. Dort flieg er aus, da er die lebte
furze Sirede zu Fuß zu gehen wünfehte. . En
Das große, von einem Sarten umgebene Gebäude lag
außerhalb des Stadtigetriebes, an einer der vielen den
Ort umgebenden Alleen
Der Baron trug einen hellgrauen, modiſchen Sommer—
anzug, von dem ſein finſter verſchattetes, hager gewor—
denes Geſicht mit der tefgebräunten Farbe auffallend
dunkel abſtach Ein Ausdruck düſterer Verſchloſſenheit
lagerte um den feſtgeſchloſſenen Mund, der das Lächeln
verloren zu haben ſchien. Sein großes, kühnes Auge
blickte wie immer feſt und ſtreng, wenn es ein Menſchen—
antlitz traf, zeitweiſe konnte es aber auch recht müde und



anteillos umherſchanen. In ſeinen Bewegungen, in ſeinem
ganzen Weſen that ſich ebenfalls eine gewiſſe Apathie kund

und in gelaſſen, gleichgültig ingendem Ton fragte er, in —


Er murde in das große allgemeine Empfangszimmer
der Anftalt geführt. a
Seine Karte nahm eine ſaubergekleideke leichtfüßige
und ſehr dienſtfertige Magd entgegen. Die ſchöne Dame
war hier allbeliebt, allein ſchon durch die Trinkgelder die
ſie tagtäglich für nichts und wieder nichts zu zahlen pflegte


aller Vornehmheit, unterhielt ſich oft und immer ſo fa—


denn auch gern ein bischen von Stadt, Sand und Leuten
erzählten, alles was es nur vom lieben Nächiten zu reden
gab. Denn die fhüöne Dame nahm an allem Teil, an
eines jeden Menjehen Leid. und Freude. Sine fo freis
gebige, leutſelige Herrſchaft war hier nod} niemals einge-


und „gemein“ gemacht Hatte, Barbara begnügte fich da-
her auc) nicht mit einer ſtummen, wortloſen Ueberreichung
der Vijitenkarte. Sie gab der gnädigen Frau redſelig
fund, was von dem „feinen Herrn” zu halten fer und
welchen Eindruck derſelbe auf ihre Perfon mache.

Ob Frau Aita Acht auf das Gerede gab? Beim An—
blid der Karte war fie erft bleich, damır ganz rot gewor⸗





liche Grregung vermochte die Weiße ihrer Wangen zu fär
ben. Sie Kannte fein Erröten, nur ein Erbleichen Dann
















 
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