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Heidelberger Tageblatt: unabhängige Zeitung für Nordbaden — 1885

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No. 51 - No. 76 (1. März - 31. März)
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*



— B *

Montmartre eingeſandt. — Der Miniſter des In—
nern hat die Ausweiſung von 22 ausländiſchen So—
cialiſten beſchloſſen. Davon ſind 5 bereits abgereiſt,


fahndet. Dieſe Maßregel wurde getroffen angeſichts
der für den 18. d. M. geplanten Kundgebungen,
zu denen die deutſchen Socialiſten eingeladen ſind.


Saale Burg, Rue du Temple, ſtattfand, wurden
für den 18. d. M. folgende Beſchlüſſe gefaßt: Die
Revolutionäre ziehen nach dem Kirchhofe Pere-La⸗
chaiſe, wo die Comunarden Blanchi, Valles, Flonrens
liegen, ſodann nach dem Kirchhofe Jory, wo Trin—
quet, und nach dem Kirchhofe Levallois-Perret, wo
Ferre begraben ſind, um rothe Kränze auf die Grä—
ber niederzulegen. Verſchiedene Züge werden rothe
Fahnen führen. Die Revolutionäre werden am 18.
d. M. rothe Fahnen aus ihren Häuſern aushängen.
England.


Granville bezuͤglich der Rede Bismarcks, er wolle
die Bemerkungen Bismarck's betreffs der Depeſchen⸗
zahl und der Depeſchen, welche überhaupt nicht
hätten veröffentlicht werden ſollen, nicht beruͤhren,
er hoffe aber den deutſchen Reichskanzler auf regel⸗
mäßigem Wege Erklärungen zu uͤbermitteln, welche
zeigen wurden, daß dem Vorgehen der engliſchen
Regierung eine ſehr verſchiedene Färbung gegeben
werden könne. Hinſichtlich der Rede aber, die ich
im Oberhauſe unter dem Drucke eines heftigen parla—
mentariſchen Angriffes gehalten, und die zu meinem
aufrichtigen Bedauern dem Furſten Bismarck aus,
wie ich glaube, einem Mißverſtändniſſe in threr
Tragweite Verdruß bereitet, ſo handelte es ſich da—
bei im weſentlichen darum, einen Angriff Richmonds
zuruͤckzuweiſen, daß unſere Politik ſo ſchlecht ſei,
daß ein großer auswärtiger Staatsmann fie ver—
urtheilte. Statt von einem Rathe Bismarcks hätte
er (Granville) vielleicht von einer Anſicht deſſelben
ſprechen ſollen. Wenn er hinzugefügt habe, daß
Richmond nicht erwarten ſolle, daß England alle
Aktionsfreiheit in fremden und kolonialen Fragen
aufgeben ſolle, ſo ſei dies gegen Richmond, keines—
wegs gegen Bismarck gerichtel geweſen.

London, 7. März. Aus Korti wird gemeldet:
In einem Tagesbefehl ſpricht General Wolſeley
den Truppen ſeinen Dank für deren Muth und


Jahresſchluß nach Khartum zu fuͤhren. Er fügt
hinzu, man ſehe jetzt einer Zeit verhältnißmäßiger
Ruhe entgegen; die gegenwärtige Armee ſei zur
Belagerung Khartums noch nicht ganz organiſirt
und man müſſe fich augenblicklich mit der Vorbereitung
zum Vorrücken im Herbſte begnügen.

Amerila.

Newyort, 5. März. General Grant iſt ge—
fährlich erkrankt. Ein krebsartiges Gewächs hat
ſich an der Zungenwurzel gebildet, das ſich ver—
härtet und verſchlimmert. Die Krankheit wird von
den Aerzten als ein bösartiger epithelialer Krebs
bezeichnet und ſie erklären, daß eine Operation nutz⸗

los ſein würde. Die Geſchwuͤre ſind an dem weichen
Theile des Gaumens dicht über der Zungenwurzel
und verbreiten ſich ſchnell. Der General iſt nur
im Stande, fluͤſſige und gehackte Nahrung zu ſich
zu nehmen und kann ſelbſt dieſe nur mit Schwie—
rigkeit hinuterſchlucken. Er wird allmählich ſchwächer
und magerer und man glaubt allgemein, daß er
nur noch wenige Monate am Leben bleiben wird.
Waſhingtoͤn, 4. März. Bei herrlichſtem Wetter
fand heute der Einzug des neuen Präſidenten
Cleveland in das Kapitol ſtatt. Etwa 150,000
Menſchen waren um dasſelbe verſammelt und Cle—
veland und Arthur wurden enthuſiaſtiſch begrüßt,
als ſie ſich von dem weißen Hauſe nach dem Kapi—
tol begaben. Dieſelben wurden dorthin von einem
Feſtzuge, an welchem 25,000 Perſonen theilnahmen,
geleitet. Dieſer Feſtzug beſtand aus 4 Abtheilungen.
Die erſte umfaßte die Nationaltruppen, Waſhing—
toner Miliz und die aus Veteranen des Buͤrger—
krieges zuſammengeſetzte „Grand Army of the
Republic.“ Die zweite Abtheilung beſtand aus
den 7000 Mann ſtarken Truppen des Staates Penn⸗
ſylvanien unter dem Befehle des Generals Hart—
ranft. Die dritte Abtheilung war aus Truppen
der Staaten Newyork, Maryland, Virginien, Nord—
und Suͤd⸗Carolinà u. ſ. w. unter General Fitzhugh
Lee zuſammengeſetzt. Die vierte Abtheilung end—
lich umfaßte die Mitglieder von etwa 30 demokra—
tiſchen Clubs aus Newyork und andern Theilen
der Union. Die Häuſer prangten im Fahnenſchmucke.
Vor der Eidesabtheilung hielt Präſident Clexeland
ſeine Inaugurationsrede. — Vor dem Schluſſe der
Seſſion hai das Repräſentantenhaus mit 198 gegen

Präſidenten Arthur authorifirte, General Grant als
General auf die Penſionsliſte zu ſetzen. Das iſt
denn auch geſchehen. — Beide Häuſer des Kon—
greſſes haben ſeit Montag faſt ununterbrochen
Sitzung gehalten, um den Etat ſeſtzuſtellen. Un—
ter dieſen Umſtänden iſt auch die von dem Aus—
ſchuß für auswärtige Angelegenheiten zur Annahme

führung etwa gegen Deutſchland zu ergreifender
Repreſſalien zu bebollmächtigen, unberückſichtigt ge—
blieben. Waͤhrend der nun abgelaufenen Seſſion
wurden 11,431 Bills eingebracht, aber nur 548
haben Geſetzkraft.

Auſtralien.

Siduey, 3. März. Die heute erfolgte Ein—
ſchiffung des Truppenkontingents von Neuſadwales
nach dem Sudan wurde als ein feſtliches Ereigniß
gefeiert. Die Anzahl der Freiwilligen, welche ſich
zemeldet hatte, überſtieg die erforderliche Stärke des
Kontingents um die Sechsfache und ununterbrochen
liefen Gelder und andere Gaben aus allen Theilen
der Kolonie ein, ſo daß der patriotiſche Fonds ſich
gegenwärtig auf Lſtrl. 45,000 belauft. Der Gou⸗
verneur Lord Auguſtus Loftus hielt eine Anſprache
‚an die Truppen, Infanterie und Artillerie, worauf
dieſelben ſich an Bord zweier Transportſchiffe be—
fanden.







Aus Nah zud Feru.

Karlsruhe, 6. März. Der Ringkampf zwiſchen
Schäfer und Holländer, welcher vorgeſtern Abend
unentſchieden geblieben war, ſollte am geſtrigen
Abend zum definitiven Austrag gebracht werden.
Der Zirkus war ſehr gut beſucht, jedoch blieb die
Hoffnung des Publikums auf ein endliches Reſultat
dieſer nun ſchon ſo lange ſchwebenden Differenz
zwiſchen Karlsruhe und Mannheim unerfüllt. Ueber
eine halbe Stunde rangen die beiden kräftigen
Männer im hitzigen Kampfe gegen einander, ohne
daß einer derſelben einen weſentlichen Vortheil über
den anderen errungen hätte. Schließlich wurde aus
dem Publikum das Verlangen laut, den Kampf
zu beendigen. Herr Windſon entſchied darauf
Namens der beiden Sachverſtändigen, daß Schäfer
und Hollaͤnder beide einander gewachſen ſeien.

Weinheim, 6. März. Der Poſtgehilfe Georg
Betz von hier, welcher ſeit Montag vermißt wurde,
iſt geſtern wieder zu ſeiner Familie zuruͤckgekehrt.
Er kam bis nach Genua und war das Motiv ſeines
unbedachten Weglaufens Verzweiflung über die Aus⸗
ſicht dreijähriger Soldat werden zu müſſen, wie
ſeine Angehoͤrigen auch richtig vermutheten.

Aus Rheinbiſchofshein, 5. Maͤrz wird der
„B. Lopſt.“ geſchrieben: Heute Mittag 4 Uhr fuhr
der hiefige Poſtunternehmer Kauth an den Rhein,
um einen Wagen Sand zu laden. Der betr. Fuhr⸗
mann ließ die Pferde einen Augenblick allein ſtehen,
die Pferde benutzten den unbewachten Augenblick
und liefen im vollen Galopp mitſammt dem Wagen
in den Rhein, wo ſie in den Fluthen ihren Tod
fanden. Die Pferde und der Wagen, welcher noch
nicht geladen war, wurden eine Viertelſtunde nach—
her an der betreffenden Stelle wieder aufgefunden.
Kauth leidet dadurch einen erheblichen Schaden.

+ Buchen, 8. März. Der neugegruͤndete Mili⸗
tär⸗Gauverband des Bezirks Buchen hielt im
„Schwanen“ in Hainſtadt eine Abgeordnetenver—
ſammlung ab, welche trotz der ungünſtigen Witterung
von 8 Vereinen angehörenden 43 Vertretern beſucht
war. Herr Stadtrath F. Schäfer aus Buchen führte
den Vorſitz und machte die erfreuliche Mittheilung,
daß in Baͤlde alle Zweigvereine dem Verbande bei⸗—
treten würden. Berathen und genehmigt wurden:


Herr Schäfer aus Buchen, als Stellvertreter Herr
Uhrmacher J. Weis von Hettingen, als Secretär
und Verbandskaſſier Herr Kaminfeger K. Munch
von Buchen; als Ausſchußmitglieder die Herren
Stadtrath St. Höfer von Buchen, Vorſtand L. Kauf⸗
mann und Hauptlehrer Lang von Hainſtadt, M.
Schweikert von Hettingen, Bürgermeifter und Vor—
ſtand Walter und M. Münch von Heidersbach, Vor—
ſtand J. Schneider und Adolph Kuhn von Wall—
dürn, Vorſtand Berberich und Gemeinderechner
Ehmann von Rinſchheim, Vorſtand Scherer und
Gemeinderath J. Lauer von Altheim. Es wurde
Beſchluß gefaßt, das I. Verbandsfeſt im Laufe des
Jahres in Walldürn abzuhalten.




ihrem Willen herrichtete, wenn auch nicht, ohne mit


Frau, den Kanzleirath, den fie haßte, und auf den
ſie von der Höhe ihres Standesbewußtſeins her—
unterſah, an ihrem Tiſche mit einem ſolennen Früh-
ſtück bewirthend!

trefflichen Salat miſchte und Kotelettes briet, tief—


die in dieſem wechſelvollen Leben oft das menſch—
liche Herz in Bewunderung und Spunnung ſetzen.
Allzulange ſollte es indeß nicht dauern, bis fie aus
der letzteren erlöſt wurde, denn als nach dem Früh—
ſtlick der Juſtitar ſich entfernte, las fie in den Augen
ihrer Gebieterin, daß ſie ſich wohl eine Frage er—
lauben dürfe. Die alte Dame mußte, und hätte es
ihr Leben gekoſtet, ſich das Herz durch Mittheilung
erleichtern.

Der Schwager in Schleſien hatte aus dem ein—
fachen Grunde ihren Brief nicht beantwortet, weil
auch er zu ſeinen Vätern ins Jenſeits verſammelt
war. Aber, was wichtiger, auch ſein einziger Sohn
und Erbe war ſchon vor ihm hinübergegangen.
Wie es denn oft geht im Leben, hatte der Ver—
ſtorbene an ſeinen zuſammengeſparten Schäßen keine
Freude gehabt um eben dieſes Sohnes willen. Der
war inſofern aus der Art geſchlagen, daß er ſich
aus ſeinem vornehmen Stande nichts gemacht. Auf
den Univerſitäten erfaßten auch ihn moderne Ideen,
die dazumal wie Fruͤhlingsbrauſen über die Welt
gingen.

Vielleicht hatte er ſich wohl nur darum zu den
freieren Anſchauungen bekannt, weil im Hauſe ſei⸗



Erziehung jede freie Regung in ihm unterdruͤckt,
die Fluͤgel ſeines Geiſtes eingeengt waren, bis fie
dann fich Bahn gebrochen.

Seine offen dargelegken Anſichten ſollten zu
heftigen Zerwurfniſſen zwiſchen ihm und dem Vater

gegen dieſen die Krone aufgeſetzt und ſich in die
revolutionäre Bewegung von Achtundvierzig geſtürzt
atte.

Als in den Erbherzogthümern der Krieg gegen

denten ins Feld gezogen, und ſogleich in dem un—
glücklichen Treffen bei Bau gefallen.

Dieſe Nachricht hatte den durch die außerordent—
lichen Ereigniſſe des Frühlings ſchon über die
Maßen erregten alten Herrn ſo ſchwer getroffen,
daß ein Schlaganfall ihn niederwarf, von dem er
ſich nicht wieder erholen ſollte.

Er war nach monatelangem Siechthum ge—
ſtorben, und da er kein Teſtament hinterlaſſen hatte,
fiel der Frau von Waltersdorf und ihrer Tochter
die einzigen überlebenden Gliedern der Familie, die
große Erbſchaft allein zu.

Die Gerichtsbehörde, welcher Birkenſee unterſtellt
war, hatte die Anzeige von dieſen Ereigniſſen be—
kommen und der Kanzleirath ſich nicht nehinen laſſen,
ſie ſelbſt den Damen zu überbringen.

Die gnädige Frau ſchien wie von einem Alp be—
freit, aufzuathmen, da alle Noth für ſie plötzlich ein
Ende hatte, und es war ſeltſam, wie von Stund
an die jüngfte Vergangenheit aus ihrem Gedächtniß
völlig ausgetilgt zu ſein.

€ wuͤrde augenblicklich an den Bankier des











geſchrieben und die nöthigen Summen von dorther
bezogen, um alle Schulden inſoweit zu decken, daß
jedes gerichtliche Verfahren aufgehoben werden
konnte.

Der Credit der Familie war bald nach allen
Seiten wieder hergeſtellt.

Das Leben der beiden Damen gewann ganz von
ſelber wieder den großartigen Anſtrich von ehedem.
Im Handumdrehen hatten ſie zahlreiche Diener—
ſchaft und Equipage wie vor Zeiten zur Verfügung,
und Frau von Waltersdorf gedachte der kürzlich
verlebien Zeit wirklich nur mehr wie eines böſen
Traumes. Wie man aus ſolchem erwachend noch
eine gewiſſe Beängſtigung empfindet, überfiel auch
ſie wohl mitunter ein ſchauderndes Erſchrecken, aus
welchem ſie ſich dann mit einem um ſo wohlthuen⸗
den Gefühle des Geborgenſeins emporraffte. Er⸗
innerte ſie ſich noch jemals ihrer früheren Be—
dränger und Gläubiger, ſo geſchah es nur, um ſie
als eine Rotte zudringlicher Plagegeiſter zu bezeich⸗
nen, die ſie in underſchämter Weiſe beläſtigten.
Sie wollte fich auch keinesfalls nehmen laſſen, mit
feierlichem Pomp auf Birkenſee wieder einzuziehen,
obgleich Frau von Erlach aus allen Kräften dieſe
Idee bekaͤmpfte.

Die junge Frau, welche wohl minder niederge—
druͤckt ausſah als früher und wieder etwas erhobenen
Hauptes einherging, ſcheute ſich gleichwohl, mit
ihrem wunden Herzen in die Welt zurück zu
kehren.

Fortſetzung folgt.)







*
ſchon ſei
unſere G
jetzt fortn
hervorrag
Ausſicht
ſtand, de
Bahn gel
lehnendes
zu hoffen
rauf blick
Bürgerme
mit aller
der Grur
und dieſe
in all ihr
muthigte
machen, ı
Bezirk ent
haben der
Burgerver
für erfldi
Mark zur
einer Sec
Scheidewa
Nachbarſt?
die Hand ı
wird es
ſchnaubend
zu ſehen.
Au
Rohheit ı
Ortes im
das Unbeg
den Ort f
bffentlichen
dieſem gre
aller Mach
genügen,
muntere C
Faſtnacht⸗?
Ortſchaften
den Wager
gang in de
würfen zu
keine Ruhe
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Gaſſenſchlir
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Fehler in ı


die Schuld
die anſtatt
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