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Heidelberger Tageblatt: unabhängige Zeitung für Nordbaden — 1885

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No. 178 - No. 202 (2. August - 30. August)
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https://doi.org/10.11588/diglit.43927#0750
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einen bewaffneten Waffenſtillſtand, der ebenſo koſt⸗
ſpielig iſt und Rußland die Gelegenbeit bieten wuͤrde,
jeden Bundesgenoſſen unter der Bevölkerung des
fadlichen Aſiens von unſexer Seite zu entfernen?
— Der Biihof von Cbeſter, welcher, geſtern im
Gymnafium zu Northwich die Schulpreiſe vertheilte, !
Hrückte Befriedigung daraber aus, daß der Schul-
plan auch die deulſche Sprache umfaſſe. Er be⸗
tonte, daß die deutſche Sprache diejenige ſei, welche


weshalb das Studium derſelben einen unentbehr⸗
lichen Theil einer geſunden Erziehung bilde.
Londun, 6. Aug. Der Kolonialſekretar Stanley
erklaͤrte gefiern einer Deputation von Mitgliedern
des Parlaments und anderen an Sudafrika inte⸗
reſfirten Perſonen, er wolle nichts thun, um den
Zwieſpalt zwiſchen Engländern und Holländern in
Südafrika zu verſchärfen. Das Anerbieten des
Haupilings Khama, ſich unter engliſches Protektorat
zu ſtellen, könne er nicht annehmen. Hinſichtlich
des Betſchuana⸗ Landes ſei noch nichts entſchieden,



aber er glaube, die gegenwärtigen Polizeikräfte
würden hinreichen,
zuerhalten. Die Frage wegen der Annexion oder
Proklamitung des Protektorats über Zululand
nehme die Aufmerkſanikeit der Regierung ernſtlich
in Anſpruch.

Aus Yah und Leru.

garlsruhe, 5. Auguſt. Ein Verſuch mit
elettrifchen Lichte wurde am Samſtag Abend in dem
Hauſe des Herrn Metzgers Henſel in der Kronen⸗
firaße voͤrgenommen, und iſt als ein wohlgelungener
und befriedigender zu bezeichnen. Zum erſten Mal
bedient fich alfo in Karloruhe ein Privatmann elek⸗
wiſcher Beleuchtung. Die Elektrieitat wird durch
eine ſogenannte ommelmaſchine erzeugt, welche
die Form einer Trommel hat und durch einen Gas⸗
motor in Bewegung geſetzt wird. Das erzeugte
Licht iſt ein ruhiges. Zuckungen find kaum zu be⸗
merfen und ſeinẽ Lichtfuͤlle verbreitet eine wunder—
bare vele. Am Samſtag Abend leuchteten vier
Lampen.

Tarlsruhe, 5. Auguſt. Der 26. Vereinstag
des aligemeinen Verbandes der deutſchen Erwerbs⸗
und Wirthſchaftsgenoſſenſchaften findet laut einer
Mittheilung des Genoffenſchaftsanwalts in den Tagen
vom 18. dis 22. Auguft hier ſtatt Nach Erſtat⸗
tung des Berichts ſeitens des Anwaltes werden die
Angelegenheiten der Vorſchuß- und Creditvereine,
der Konjumvereine und der uͤbrigen Genoſſenſchaften,
ſowie gemeinſame Angelegenheiten berathen werden.

Karlsruhe, 6. Aug. Der deutſche Anthropo⸗
logenkongreß wurde heute Morgen un 9 Uhr durch
den Vorfitzenden Schaafhauſen eröffnet. Derſelbe
beſprach in der Eröffnungsrede die Bedeutung der
Arthropologie für die menſchliche Aulturgeſchichte
und widmete ehrende Anerkennung dem verſtorbenen
Dr. Nachtigall. . Geheimrath Wagner verlas den
telegraphiſchen Gruß des Großherzogs von Baden.
Minikerialdirektor Eiſenlohr begrüßte die Verſamm⸗
lung im Namen der badiſchen Regierung; Ober⸗
burhermeiſter Lautex im Namen der Stadt Karls⸗
ruhe. Es wurden



Vortraͤge gehalten von Profeſſor



Das auf der Baͤhne beendete Schauſpiel ſchien
im Zuſchauerraum fortgeſetzt werden zu ſollen.

Im erſten Range be fihte man ſich das junge
Mädchen hinauszutragen, das in Folge der Hitze
und der jeelijihen Aufregung in Ohnmiacht gefallen
und um das die ältere Begleiterin, in welcher man
die Mutter vermuthete, mit allen Zeichen der größten
Angſt bemüht war.

Im Parquet hatte das Fallen des Vorhangs
Pique⸗ Acht keineswegs zu beruͤhigen vermocht.

Er tobte, ſchrie und fluchte und wollte mit Ge⸗
walt auf die Bühne ſpringen und den verdammten
Taſchenſpieler inmitten ſeiner Geiſter zu erdroſſeln
Waͤhrend ſeine Gefährten, die nun einſahen, daß
ihr Plan auf Erregung eines für den Italiener
verhaͤngnißvollen Tumultes mißgiuͤckt und daß ein
möglichſt ſchnelles, unbemerktes Entkommen am
meiften im Intereſſe lag, fich die größte Muhe
gaben, ihn wegzubringen, war das Publikum der
GSallerie, von feinem Toben beluſtigt, noch zuruͤck⸗
geblieben, drängte ſich in's Parquet und hetzte ihn,
als ob er eine Dogge waͤre.

Dieſem ſtandalbſen Auftritt mußte ein Ende ge⸗
macht werden.

Die Gensdarmen hatten den Ruheſtörer wie⸗
derholt zum Fortgehen aufgefordert und drangten
jebßt mit Gewaͤlt durch die Menge, um ſich ſeiner
zu bemächtigen.

Ehe ſie aber an ihn gelangen konnten, hatten
ihn ſeine Gefaͤhrten umringt. aufgehoben und nach
einer ganz ertgegengeſezten Richtung fortgeſchleppt.

Km entſcheidenden Augenblicke war ploͤtzlich der
Bucklige, wie aus dem Böden gewachſen, erſchienen


SValdwinimersbach, 6. Aug Vom herr⸗
lichſten Wetter hegünftigt, wurde auch bei uns der
letzte Reſt des Getreides eingeheimſt. Bezüglich der
Qualität kann man wohl zufrieden ſein, dagegen
weniger mit der Quantität Die Preiſe für neues
Getreide find verhältnißmäßig nieder und die Ver⸗
kaufer ſagen: „Man merkt noch keine Früchte vom
Getreidezol“. Geſtern Nachmittag brachte ein
(eichte8 Bewitter den gewuͤnſchten Regen, der die
Hoffnung und den Muth der Landwirthe wieder
auffriſchte.

O Borberg, 6. Aug. Tros der ſeit Vochen
erfolgten Ausſchreibung der hiefigen Arztſtelle, hat
ſich dis zur Stunde noch kein Bewerber um dieſelbe
gefunden. Unſere Gemeinde iſt nunmehr im Um⸗
frei8 von 2 Stunden ohne Arzt. Dieſe Thatſache
ift um ſo mehr zu beklagen, ais ja ein namenloſes
Elend über unjere Gegend hereinbrechen müßte,
wenn beiſpielsweiſe — was Gott verhüten mdge —
eine Epidemie ausbrechen würde. Jedermann em-
pfindet die drückende Hülflofigkeit und wuͤnſcht man
es dringend, daß ſich bald eine Kraft finden möge,
die geſonnen iſt, hier ihre Wirkung zu entfalten.
Vielleicht lenken dieſe Zeilen das Augenmerl eines
Arzies aus Heidelberg auf unſere verwaiſte Ge—
meinde.

Neckarau, 5. Aug. Nächiten Freitag, den
7, d. M. findet dahier der erſte Wochenmarkt ſtatt.
Es werden nun aile Dienſtag und Freitag dahier
Jochenmaͤrkte abgehalten. Die betreffende Wochen⸗
marftordnung iſt bereits von der hieſigen Gemeinde-
behörde ausgearbeitet worden. Es ift mit der Ver⸗
wirklidhung dieſes Projektes einem langſt gefuͤhlten
Bedüirfnik abgeholfen und find die hiefigen Ein
wohner dem verehrlichen Gemein derath der hiefigen
Geineinde ſehr dankbar dafür.

* Gttlingen, 5. Aug. Die Eröffnung dex neu
erbauten Seitenbahn vom Bahnhofe nach der Stadt
wird nach einer hier angelangten Benachrichtigung
von Seiten der Generaldireklion der Großherzog⸗
lichen Staats⸗ Eiſenbahnen am 19. d. M. erfolgen.

Heilbronn. 6. Aug Zum Wůrttemb.
Feuerwehrtag haben ſich bis heute 58 Feuerwehren
mit 1929 Mann angemeldet. Von weitaus dem
größten Theil der eingeladenen gorps ſtehen jedoch






die Anmeldungen noch aus, ſo daß anzunehmen ift,
Heilbronn werde fich eines außergewohnlich ſtarken
Beſuchs zu erfreuen haben. — Seitene derjenigen
hiefigen Wirthe, welche am 8. Württ. Feuerwehrtage
die Bewirthung auf dem Feſtplate uͤbexnommen
haben, iſt nun definitiv beſchloſſen worden, am
Montag den 2t. einen ganzen Ochſen auf dem
Hammelwaſen braten zu laſffen. Die Wittwe des
Rößlewirths Hahn in Cannſtatt wird den ſ. 3.
auf dem Voltsfeſt hiebei angewendeten Apparat
zur Verfſigung ſtellen.

* Germersheim, 5. Aug. Das Turnfeſt des
5. Bezirf3 des Pfaͤlzer Turnerbundes wird Sonntag,
den 16. Auguſt dſs. Is. dahier abgehalten. Das
Programm iſt ſehr reichhaltig. Zum Einzel⸗ und
Nereingwettturnen kommen mehrere werthvolle Ehren⸗
gaben zur Vertheilung. dei unguͤnſtiger Witterung




und ſeinen Genoſſen
den Weg ins Freie gezeigt.

„Bringt ihn nach der Scheune, raunte er ſeinen
Gefaͤhrten zu. Ich werde dem Hauptmann ſeine
Heldenthaten melden und Euch Beſcheid bringen,
was weiter geſchehen ſoll.“

XXVI.

Die Dame, welche in einer Loge des erſten
Ranges mit einem ſo durchdringenden Schrei in
Ohnmacht gefalen war und vom Publikum mit ſo
großer Theilnahme betrachtet wurde, war Bertha
don Benkendorf geweſen.

Nicht ohne Mühe war es den theilnehmenden
Haͤnden, die fich der beſorgten Mutter und der be⸗
flarzten Schweſier zur Hilfeleiſtung angeboten hatten
gelungen, die Ohnmachtige aus der überfülten Bude
ins Freie zu ſchaffen.

Die fliſche Luft ubte einen wohlthätigen Ein⸗
fluß auf ihre Lebensgeiſter aus und noch ehe man
fie in den ſchleunig herbeigeholten Wagen geſchafft
hatte, war fie bereits wieder zu ſich gekommen.

Nach einer halben Stunde hatte ſie ſich in
ihrem Zimmer im „Rheiniſchen Hofe“ wieder hin⸗
laͤnglich erholt, ſo daß Frau von Liebermann, die
ſelbt ein Raub der todtlichſten Angſt und Aufre⸗
zung war, den Augenblick für gefommen hielt, mit
ihr ein Ziwiegeſpräch unter vier Augen haben zu
können.

Unter dem Vorwande, daß die Leidende der
Ruhe beduͤrfe und daß Cacilie, die ſich wirklich mit
auftichtiger Theilnahme um Bertha bemübte, ſie







durch ihre Lebhaftigleit ſtöre, ſchickte ſie die Tochter
aus dem Zimmer.




5
* Warms, 3. Aug. In Betreff einer angeb⸗ *

lichen Velſchworung im Gymnafium zu Speiel
wird der „Elherfelder Zeitg“ geſchrieben: Einek
gewaltigen Bären haben pfaͤlziſche Blätter Hürzlid
der Welt mit der ebenſo phantaſtiſchen wie €
ſchreckenden Mähr aufgebunden, daß eine Tnzahl
Speierer Gymnaſiaſten nichts mehr und nichts wenigẽ
im Schilde führten, als ihren Klaſſenlebrer 1
ermorden. In Speier, wo man eben erſt den Si
der pfälziſchen Sozialdemokraten⸗Haͤupter entde
haben wil, hat mar, wie un® von dort ein B
berichtet, über die Dreiftigkeit des Reporters, de
jene Nachricht in die Welt ſetzte, die Hände abe
dem Kopfe zuſammengeſchlagen, die Gymnafia @
aber jammt und ſonders möchten am liebſten ihrel
Nerkeumder Iynken. Wahr iſt an der Sache 4
nicht eine Sterber#filbe.

* Neuitadt a. d. H., 5. Auguft. Unjer K
ruͤhmtes Schüßenhaus („Bier Jahreszeiten“), eu
der Alteften hiſioriſchen Sammelpunkte in der PIAE
in welchem die Helden der Revolutionezeit ab⸗
Wohl und Wehe des Landes rathſchlagten, iſt ar
gebrannt.

Zrankfurt, 4. Auguſt. Ein Amerikgner hel
auf dem Abort des Panoramas ſeine 2
mit 2000 Dollar8 liegen laffen Den Vexluf g
wahrte er erſt, als er am Eingang des %a[m‘“‚
gartens Entree bezahlen wollte. Ganz Befflmß
kehrte er nach dem Panorama zurüß, wo ihm 149 f
am Eingang von dem Portier die Brieftaſche ein

ir wolen 4

gehändigt wurde.

Aus Baden, 6. Aug.
verfäumen daran zu erinnern, daß in den ec
Tagen vom 8. bis 12. Auguſt die jährlich wieds;
kehrende Sternſchnuppenperiode eintritt.
Brombach haben zwei Sirſchhorner Jäger
Waldhüter B. beim Blatten derart in die 2
ſchoſſen, daß derſelbe laͤngere Zeit dienſtunfaͤhig





— SIn Käferthal bei Mannheim iſt der *
dacht aufgetaucht, eine vor 3 Wochen im 7
fl



geſtorbene Frau ſei vergiftet worden. Die ge
liche Ausgrabung und Unterſuchung der Leichẽ
beleits vorgenommen worden. Uebex das 7
niß verlautet noch nichts. Im Tabalemag
de8 Bahnhofes in KehHl fiel eine Pacpreil® f
den 42jährigen ledigen Kaufmann Adolf Roich
au8 Garj, in Schlefien, zermalmte ihm beide Og
fel nabhe dem Hüftengelent und verletzte ihn aflfiw„
dem am Rückgrat. Roſendorf wird wohl
müßlen. — Am legten Sonntag gab e8 auf ı
Tanzboden des Gaſthauſes 3. „Blume“ in Licht
beim Erntetanz nicht nur Prügel von der E
Sorte, ſondern auch Mefjerftiche, die zwifchen w
faſſern aus Druſenheim und den dieffeitigen
ben“ vorkamen. Bierbei wurde ein Lichte G
Bürgerfohn in die rechte Seite geſtochen. DL n
f








wundete liegt ernſtlich krank darmeder. 2
Wirth iſt zu Schaden gelommen, da mehrere {
Gaſte den allgemeinen Tumult benüßten, um “l
Bezahlung zu verduften. Nebrigens wurdel „g
Elfaſfer Buiſchen mit Schwobenhieben! ſibe
Rhein getrieben.
der Gemarkung
gebrochener Waldbrand hat etwa 1000 ME
den verutſacht. — Gypſermeiſter Hugger in

— —














mit Bertha allein fah, viche
bisher muͤhſam zur Schau getragene Faſlult
faͤnt der Stieftochter gegenüber in einen
ſagte mit bebender Stimme:
Bertha, ich verlange von Dir die 2
die volle Wahrheit! Es iſt durchein
glaublich, daß ein Spiel, mit einer ſo 2 ——
ſchicklichteit und Lebenswahrheit dasſelbe auch * 8 C
auggeführt ſein möge, daß SetftererJcheit n *
welche Du, wenn auch in etwas anderer ſil 8 8 t
mehlmals hintereinander geſehen haſt, einen * *
Eindruc auf Dich aufüben konnten, wie di? 7 8
der Fall war. Du biſt viel zu — g **
nicht nervos genug, um Dich davon dergel 4 * 8
reißen zu laſſen, Deine Ohnmacht muß not * *
weife durch andere Gründe verurfacht worD “\gtm“ i y
Y frage Dich deshalb allen Ernſte? “g„fa%, * Slag
Agentlichen Veranlaſſung zu Deinem heutigeh 3 DErn
Sie wollen e8 aljo, jagte fie iangſan⸗ —
ſie fich volftändig aufrichtete. * 4 d “ egn
„Ich befehle es Dir.“ ich 8 Mein
”Die Borftelung des Uberfallg hat 598 ] Any dar
artig erſchuttert, daß ich ohnmächtig ward / h"\lle deben
Bertha. Dil * na
„ habe Dit bereits erklärt, vaß I# p M ätqußnrq\;,
ein viel zu vernünftiges Mädchen halte, ber * * Nty
Du der Phantaſie eine ſolche Herrſchaft 44 8
einräumen ſollteſt, um von einem ſolchen 44 eb
derartig erſchuͤtiert zu werden,“ antwor
von Luͤbermann. P
„Und wenn ich nun darin mehr 24
als ein bloßes Scheingebilde?“ verſetzte
Gortſetzung folgt.)

de
4*


 
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