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Heidelberger Tageblatt: unabhängige Zeitung für Nordbaden — 1888

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Nr. 78-101 (1. - 29. April)
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IrarrLreLH.
Paris, 4. April. Nachdem schon gestern die minis-
terielle Erklärung von der Kammer ohne Wärme
und von dem Senat mit äußerster Kälte ausgenommen
worden war, lauten die heutigen Auslassungen der
Presse dem Ministerium wenig günstig. Die gesammte
Rechte erklärt sich entschlossen gegen das Cabinet, ebenso
herrscht bei den Opportunisten, namentlich in dem engeren
ferryistischen Kreise, offene Feindschaft gegen das Ministerium,
das von der „Republique Franeaise", den „Debats" und
dem „Siscle" auf das heftige angegriffen wird. Bor
allem erbittert die Ernennung Goblets zum Minister
des Aeußeren, und die „Republique Franoaise", zu deren
nächsten Freunden Rouvier gehört, gibt bezeichnender
Weise die Aeußerung eines Abendblattes wieder, welches
meldete, Rouvier habe wegen der Ernennung Goblets zum
Minister des Aeußeren seinen Eintritt in das Ministerium
abgclehnt mit den Worten: „Ich will keinem Ministerium
Ollivicr angchören." Obgleich die radicalen Blätter vor-
läufig die ministerielle Erklärung höchlich billigen, meinen
doch viele Mitglieder der Partei, die Erklärung sei zu
farblos und von dem Opportunismus angekränkelt. Die
eigentlichen Boulangisten, wie der „Jntransigeant" und
die „Lanterne", scheinen wenig zufrieden und werfen Floquet
vor, er sei in den Fehler des alten Regiments zurückge-
sallen und er habe zu sehr der Stimme der Kammer,
nicht aber derjenigen des Volkes Rechnung getragen. Der
„Jntransigeant" verlangt geradezu die Rchabilitirung
Boulangers, ehe er Floquet das Zeugniß des wirklichen
Patriotismus ausstellen will.
Paris, 4. April. Heute fand bei Floquet ein
Minsterrath statt. Goblet hat heute Vormittag die
Geschäfte des Ministeriums des Aeußern übernommen.
In dem an die Vertreter Frankreichs im Auslande ge-
richteten Rundschreiben, durch das er die Zusammensetzung
des neuen Cabtnets mitgetheilt hat, wird betont, der neue
Minister des Aeußern sei entschlossen, die Friedens-
politik seiner Vorgänger fortzuführen. Am nächsten
Mittwoch wird Goblet das diplomatische Corps empfangen.
Paris, 4. April. Kriegsminister Frey einet wird
wahrscheinlich General Warnet zum Chef des Gene-
ra l st a b e s ernennen. (Warnet ist Boulangers Nachfolger
im Commando des XIII. Corps in Clermont-Ferrand.)
General Logerot hat Freycinet die Directoren und Leiter
der einzelnen Dienstzweige des Ministeriums vorgestellt.
Er erklärte denselben, er rechne auf ihren Beistand. Er
versicherte sie seiner Sympathie und bat sie, ihre Aemter
zu behalten; er habe zwar die Absicht zu bessern, aber
nicht umzustürzen und werde erst nach reiflicher Prüfung
die nöthigen Aenderungen treffen. Freycinet beabsichtigt,
dem Cabinet des Ministers den ausschließlich militärischen
Charakter zu bewahren und will alle die bürgerlichen Ver-
hältnisse und parlamentarischen Angelegenheiten betreffen-
den Fragen einem zum Kriegsministerium gehörigen Sekre-
tariat zuweisen. In Anbetracht der Wichtigkeit, die dieses
Secretariat eintretenden Falles gewinnen kann, wird die
Leitung desselben wahrscheinlich einem höheren Beamten
anvertraut werden.
Italien.
Rom, 3. April. Der König ließ Crispi 40000
Franken für die durch die jüngsten Ueberschwemmungen in
Deutschland Betroffenen zustellen; beigefügt war ein
Schreiben des Ministers des königlichen Hauses, worin
der Wunsch des Königs ausgesprochen ist, Deutschland
seine Dankbarkeit auszudrücken für die vielfachen Beweise
von Sympathie, welche die deutsche Nation bei den ver-
schiedensten Gelegenheiten für Italien bekundete. Crispi
übergab die erwähnte Summe dem deutschen Botschafter,
welcher ihn ersuchte, dem Könige Namens der deutschen
Regierung zu danken.

Jahre vorüber gegangen. Er trug das Haupt nicht mehr
so stolz wie früher, in seinen Zügen lag Ermattung, das
Auge hatte den glanzvollen Schimmer verloren, das Ge-
bieterische war daraus verschwunden. Sie wenigstens sah
es nicht mehr darin, sie sah in Arkoni nur den Mann,
der die Blüthen ihres Herzens zerstört hat, der sich jetzt
zwischen sie und den Prinzen drängte.
Während Paula unter diesen wiederstreitenden Empfin-
dungen Arkoni ansah, betrachtete auch er sie. Das war
die Königin der Nacht, deren Bild ihn so viele Jahre
verfolgte, aber hier in dem grauseidenen Kleide, das sich
eng an ihre üppigen Formen schmiegte, sah er auch wieder
seine ehemalige Paula, nur noch schöner, reizender, wie
zum Besiegen geschaffen! Was kann ihn zurückhalten, dieses
Weib, sein Weib zu umarmen? — Der eisige Blick, mit
dem sie ihm jetzt in die Augen sieht, ohne auch nur mit
den Wimpern zu zucken, war derselbe mit dem die Königin
der Nacht ihm begegnet war!
„Welch ein Wiedersehen, Paula", bemerkte er end-
lich leise.
„Baron Arkoni befindet sich im Boudoir der Stefanie
Fern", sagte die junge Frau, ans Fenster tretend.
„Ganz recht, zu dieser kam ich, ohne Ahnung, daß
ich in der Künstlerin Dich Wiedersehen sollte. Du wirst'S
mir glauben, sonst hätte ich mir den vorangegangenen
Moment mit Prinz Waldemar erspart."
„Bleiben wir bei der Sache! Was führt Sie zu der
Künstlerin?" unterbrach ihn die junge Frau.
Arkoni suchte Ruhe zu gewinnen. „Das Anliegen
einer hohen Person!"
„Und diese hohe Person ist?"
„Die Fürstin!"
„Ah!" kam es von Paula's Lippen; dann sah sie
Arkoni mit stolzer Ruhe an. „Und Sie hat man zum Ge-
sandten ausersehen? Fügen Sie Ihren Mittheilungen nichts
hinzu, ich werde es Ihnen selbst erzählen."
(Fortsetzung folgt.)

Rom, 4. April. Der König und die Königin
sind in Begleitung des Ministerpräsidenten Crispi heute
Nachmittag 2 Uhr nach Florenz abgereist. — Nach Mel-
dungen der „Agenzia Stcfani" aus Massa nah ist Ras
Alula mit den Abessynicrn in der Richtung Ghinda und
Asmara abgegangen und ist die Ebene von Sabarguma
seit gestern fast vollständig geräumt. Es sei sicher, daß der
Negus, der vorgestern in Ghinda übernachtete, den Rück-
zug angeordnet habe. General San Marzano schätzt die
Streitmacht der Abessynier auf 70000 bis 80000
Mann. — Der preuß. Gesandte v. Schlözer hat gestern
dem Papste sein neues Beglaubigungsschreiben überreicht.

Aus Nah und Fern.
* Karlsruhe, 4. April. Von zehn Candidatcn für
den Amtsrevidentendienst, welche sich der im Laufe des
Monats März auf Grund der Verordnung vom 6. Juni
1882 abgehaltenen Prüfung unterzogen haben, sind durch
Beschluß des Ministeriums oes Innern vom Heutigen
nachstehende sieben als befähigt zu diesem Dienst erklärt
worden: Aktuar Heinrich Theobald von Hainstadt, zur
Zeit in Offenburg, Finanzgehilfe Karl Baumann von
Karlsruhe, z. Z. daselbst, Finanzassistent Eduard Lohr von
Ochsenbach, z. Z. in Ueberlingen, Finanzassistent Heinrich
Traut von Rinklingen, z. Z. in Karlsruhe, Aktuar Gustav
Müller von Waibstadt, z. Z. in Schwetzingen, Aktuar
Johann Schreiber von Stockach, z. Z. in Schopfheim, und
Aktuar Florian Schmidt von Notzingen, z. Z. in Buchen.
D Neckargemünd, 4. April. (Unlieb verspätet.) Auch
unsere Gemeindebehörde versäumte es nicht anläßlich des
Hinscheidens unseres geliebten Kaisers alsbald eine Bei-
leidsadresse an unser von so viel Schmerz und Herzeleid
heimgcsuchtes Großherzogliche Fürstenpaar gelangen zu
lassen, wofür alsbald in den wärmsten Worten der Dank
des großherzoglichen Paares hierhergelangte.
*** Neudenau, 4. April. Dem Vernehmen nach wird
in Bälde auch an hiesigem Platze eines jener Institute er-
richtet, welche so segensreich und ersprießlich wirken; wir
meinen die Errichtung einer Station für Barmherzige
Schwestern zur Krankenpflege. Unser wackerer Decan,
Herr Heintz, wird zu diesem Behufe einen Krankenvcrein
bilden und stellt die Gemeinde erfreulicher und löblicher
Weise Wohnung und Holz für den genannten Zweck zur
Verfügung. Wer je Gelegeuheit hatte, das Walten der
Schwestern wahrzunehmen, weiß, welche Wohlthat es für
einen Ort ist, solch' gesegnetes Institut zu besitzen, die
Schwestern sollen uns daher doppelt und herzlich willkommen
sein; unserem braven Herrn Decan aber sei Dank und
Ehre für die thatkräftige Anregung der Sache, Ehre
aber auch dem Gemeinderath für sein so bereitwilliges
Entgegenkommen!
):( Mosbach, 4. April. Von Donnerstag bis incl.
Sonntag findet im großen Rathhaussaale dahier die vom
Gewerbeverein veranstaltete Ausstellung von Lehrlings-
arbeiten statt, worauf wir alle Handwerksmeister und
Freunde der Sache aufmerksam machen.
HI Mosbach, 4. April. Herr Krcisschulrath Goth
wußte in löblichster Weise den genialen Kunstmaler Herrn
Schirmer aus Würzburg zu veranlassen, im Lehrsaal der
Höheren Töchterschule dahier einen Cursus in der orien-
talischen Malerei zu veranstalten, an welchem sich nicht
nur die Schülerinnen der genannten Anstalt, sondern auch
andere Damen betheiligen können. Gelehrt wird die Nach-
bildung von Frucht- u. Pflanzenstücken, Bouquets rc. Diese
Malereien auf Arbeitstischchen, Schmuckkästchen rc. sind in
der That reizend und kann der Besuch dieses Cursus auf's
angelegendlichste empfohlen werden.
fsi Tauberbischofsheim, 4. April. Ein gräßliches
Unglück hat sich im benachbarten Dittigheim ereignet. Es
versuchten daselbst nämlich vorgestern einige Kinder in
ihrem jugendlichen Uebermuthe einen Gartenstein umzu-
reißen. Ihr Vorhaben gelang denn auch schließlich, jedoch
fiel der Stein so unglücklich auf eines der Kinder, daß
diesem der Schädel zerschmettert wurde. Der arme Kleine
ist der 6jährige Sohn des Herrn Hellmuth. Die Eltern
sind über den so jähen Verlust ihres Kindes untröstlich.
Anderen Kindern dürfte dieser traurige Vorfall eine ernste
Mahnung zur Vorsicht bei solch gefährlichem Spiele sein.
— Eine Messeraffaire spielte sich dahier ab, indem ein
Bursche aus Hochhausen einem hiesigen Burschen nach vor-
ausgegangenen Streitigkeiten einen Messerstich in die Brust
versetzte, der unbedingt tödtliche Folgen gehabt hätte, wenn
er nur eine Kleinigkeit höher beigebracht worden wäre.
Die rohe Feigheit, welche im Messerziehen liegt, kann gar
nicht hoch genug bestraft werden.
* Eppingen, 4. März. Heute um die Mittagsstunde
wurde in der Nähe des Wirthshauses zum „Schwanen"
die Leiche einer ertrunkenen weiblichen Person im unge-
fähren Alter von 30 Jahren aus der Elsenz gezogen.
Nach den übereinstimmenden Mittheilungen verschiedener
Personen soll die Verunglückte aus Landshausen gekommen
eine ledige Näherin sein und Klara Imhof heißen.
* Durlach, 4. April. Die Drahtseilbahn auf den
Durlacher Thurmberg ist nahezu vollendet und wird nächstens
in Betrieb genommen werden. Auch die Wagen sind schon
da. Die Bahn hat drei Schienenstränge, wovon der mittlere
sowohl für die Auf- als Abfahrt dient, in der Mitte der
Länge befindet sich die Ausweichstelle mit 4 Strängen.
Zwischen den Schienen sind Zahnstangen angebracht, in
welche die Bremscäder eingreifen. Zur Fortbewegung
dienen die Zahnstangen nicht, sondern diese geschieht durch
ein Uebergewicht von Wasser, welches in einen Behälter
des oberen Wagens aus einem Reservoir gefüllt wird.
Der herabgehende Wagen zieht den andern hinauf. Die
Anlagekosten sind auf über 100000 Mk. beziffert.
* Lahr, 2. April. Die 1887er Jahresrechnung des
hiesigen Reichswaiseuhauses schließt ab mit einem Vermögens-

stande von 316988 Mk. 84 Pfg. und weist eine Vermögens-
vermehrung im Jahre 1887 von rund 9600 Mk. nach-
* Aus dem Breisgau, 3. April. Ein interessanter
Proceß wird mit Nächstem das Gericht in Freiburg be-
schäftigen. Wegen unerlaubten Spiels, das unter dem
Volksnamen „Zwicken" bekannt ist, haben sich etwa 60
Personen aus der Gemeinde Oberhausen zu verantworten-
Einige ließen sich durch die Spielsucht so weit hinreißcn,
daß die hieraus entstandenen Schulden durch den heim-
lichen Verkauf von Vieh, Frucht rc. gedeckt werden mußten-
Man ist aus den Ausgang des Falles allgemein sehr gespannt.
* Wilhelmsbad, 30. März. Ein empörender Meuchel-
mord ist heute früh halb sechs Uhr an dem landgräflichen
Revierförster Mangold von Wachenbuchen durch Wilderer
verübt worden. Derselbe wurde aus dem Hinterhalt im
nahen Walde durch einen Schuß in den Kopf getödtet;
der Tod muß sofort erfolgt sein. Die Polizei von Hanau,
Herr Rittmeister von Strahl, Chef des Hofmarschallamts,
Herr Oberförster Link, sowie sämmtliche landgräfliche Förster
und Gehülfen waren um die Leiche versammelt, und all-
gemeine Theilnahme und Erbitterung herrscht über die
schreckliche That. Das Gericht erschien um 11 Uhr um
den Thatbestand an Ort nnd Stelle aufzunehmen, worauf
der Ermordete auf einem Wagen nach Wachenbuchen ver-
bracht wurde.
* Ronsdorf, 2. April. Ein Bürger von hier war
auf der Heimkehr von einem Gange nach auswärts von
einem heftigen Unwohlsein befallen worden. Mit vieler
Mühe und unter Aufbietung aller Kräfte konnte er sich
bis in die Nähe seiner Wohnung schleppen; doch brach er
bewußtlos im Schnee an einer Stelle zusammen, wo er
nicht bemerkt werden konnte. Plötzlich machte sich die
Hauskatze, die noch draußen gewesen war, am Hause durch
lautes und anhaltendes Schreien bemerkbar; sie kam je-
doch nicht ins Haus, als geöffnet wurde, sie lief vielmehr
zu ihrem im Schnee liegenden Herrn und machte so die
Hausbewohner aufmerksam. Der Mann wäre sonst sicher
erfroren.
* Aus Baden, 4. April. In eine mit heißem Wasser
gefüllte Maischbütte fiel in Freiburg ein Branerbursche.
Der Unglückliche erlitt entsetzliche Brandwunden und erlag
denselben nach kurzer Zeit. — 800000 Mk. geerbt hat
ein badischer Hilfsmatrose in Konstanz von seinem in
Amerika verstorbenen Onkel. Der glückliche Erbe bedachte
seine Berufsgenossen bei der badischen Bodenseeschifffayrt
mit 1000 Mk. — In den städtischen Anlagen zu U eb er-
lingen hat schon wieder ein Erdrutsch stattgefunden, und
zwar an derselben Stelle, wie voriges Jahr. — InGold -
bach, A. Ueberlingen, wurde durch das Scheuwerden einer
der drei an den Wagen des Schreiners Herring gespannten
Kühe ziemlich Unheil angerichtet. Das ganze Gespann
stürzte haushoch in einen Hohlweg herab, eine der Kühe
brach den Rückgrat und mußte geschlachtet werden, Herring
selbst, der auf die Kuh fiel, kam mit leichten Hautver-
letzungcn davon. — In Herd Wangen ist das Wohn-
und Oekonomiegebäude des Zieglers Johann Christian
Epple abgebrannt. Schaden etwa 4500 Mk. Der Be-
schädigte ist versichert. — Zum Bürgermeister inReichen -
bach bei Gengenbach wurde der seitherige Ortsvorstand
Huber wicdergewählt.
Vermischtes.
— sEin merkwürdiges Zusammentreffens
ist es, daß der verblichene Kaiser nahezu genau das Alter
erreicht hat, das seine drei lebenden präsumtiven Nach-
folger zusammen aufweisen. Am 22. März würde Kaiser
Wilhelm 91 Jahre alt geworden sein, Kaiser Friedrich
zählt 56 Jahre, Kronprinz Wilhelm 29 und dessen ältester
Sohn 6 Jahre, was zusammen ebenfalls 91 ergiebt.
— Lübek, 3. April. Der Dampfer „Hansa". Kapitän
Pierstorff, Eigenthum der Aibau-Lübecker Dampfergesell-
schaft, ist unweit der Libauer Rhede gestrandet. Die
Mannschaft ist gerettet. Die „Hansa" ist vier Wochen im
Ostseeeis umhergetrieben worden.
— Siebeldingen, 3. April. Gestern Abend
wurde hier am Kanal in der Nähe der Ellermann'schen
Wirthschaft der Tagner Philipp Weidenbach von hier,
Vater von vier Kindern, von einem Mühlknecht derart
gestochen, daß er heute Früh 5 Uhr seinen Geist aufgab.
Der Thäter ist verhaftet.
— Aus Langfurt, einer kleinen Gemeinde in der
Nähe des Hesselbergs wird folgendes Vorkommniß ge-
meldet. Ein dortiger Bursche hatte bei einer Bauerndirne
gefenstert, ging in derselben Nacht noch zu einer andern
und wurde dann früh todt in einer Streuschuppe beim
Hause der ersteren gefunden. Angeblich soll derselbe bei
seiner zweiten Liebhaberin gestorben und von derselben
todt auf einen Schubkarren verladen und in die Streu-
schuppe gefahren worden sein. Das Nähere wird die Unter-
suchung ergeben.
— Herrischried, 2. April. Alle Schneetunnel
hiesiger Gegend, dürfte das in Herrischried fertiggestellte
an Großartigkeit übertreffen. Dasselbe mißt nämlich 40
Meter in der Länge und ist so hoch und breit, daß man
bequem hindurchfahren kann. Seitwärts in demselben haben
sich Arbeiter ein Zimmer wohnlich eingerichtet. Ueber dem
Tunnel liegt der Schnee noch 3—4 Meter hoch. Letzte
Woche wurden durch dasselbe zwei Seidenbandwebstühle
geführt. Viele Leute der Umgegend haben sich den präch-
tigen Bau mit Befriedigung angeschaut.
— fBestrafter Aberglaube.) Zu einem Bauers-
manne in Versmold kam dieser Tage eine Frau mit der
geheimnißvollen Mittheilung, in seinem Hause sei irgend-
wo eine Summe von 300 Thalern verborgen; wenn sie
20 Mark erhalte, könne sie den Ort des Verstecks bis
Freitag ausfindig machen. Der Bauer, dessen Habgier
mächtig rege wurde, gab das Geld her. Am nächsten
Tage war die Schwindlerin schon wieder da, diesmal gab
 
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