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dem wöchtntl. UnterhaltungSblatt „Alt Heidelberg", für Heidel- I 'vWA
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M 81. Verantwort!. RedaettmPH. Klausner Freitag, 6. April
Druck und Verlag von Carl Pfeffer !
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Mit dem 1. April begann wieder ein neues Abonne-
ment auf das
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General-Auzeiger
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briefträger, sowie unsere auswärtigen Herren Agenten und
hier unsere Trägerinnen jederzeit entgegen.
Hie Expedition.
Deutsches WZich.
Karlsruhe, 3. April. Bis heute ist eine amtliche
Benachrichtigung der Abgeordneten über den Wiederbeginn
°er Sitzungen noch nicht erfolgt. Indes nimmt man an,
baß nächsten Dienstag die Mitglieder der Kammer hier
Eintreffen werden. — Am gleichen Tage, den 11. d. Mts.,
findet die Eröffnung der Kre is v ers ammlun g statt,
deren Geschäfte zwei Tage beanspruchen. Die Geschäfte
der Verrechnung für die Landarmenpflege sind dadurch
vereinfacht, daß nach dem neuen Gesetze vom 15. Febr.
b- I. den Kreisen für die nächsten 4 Jahre ihr thatsäch-
uchcr Aufwand für die Landarmenpflege aus der Staats-
lasse ersetzt wird. — Das „Gesetzesblatt" enthält eine
Neuregelung der Vorschriften über die Handhabung der
Baupolizei, wobei insbesondere genauere Anordnungen über
den ins Einzelne gehenden Inhalt der vorzulcgenden Bau-
pläne gegeben sind. Außerdem ist jeder genehmigungs-
pflichtige Bau zum mindesten einer zweimaligen, besonderen
Prüfung (Bauuntersuchung) an Ort und Stelle durch den
AZens zu bestellenden Bezirksbaucontroleur zu unterziehen.
Hie veränderten Vorschriften treten mit 1. Januar 1889
M Kraft.
Berlin, 3. April. Ein socialdemokratisches
Flugblatt, welches am 18. März in mehreren Städten
Deutschlands verbreitet wurde, ist als die Antwort der
socialdemokratischen Partei auf das Manifest des Kaisers
Friedrich anzusehen. Ueberschrieben ist das Pamphlet
»An das Volk" und erklärt der „Kreuzzeitung" zufolge in
eradczu cynischen Worten, daß im Gegensatz zu den vom
deutschen Volke in diesem Monat gefeierten Gedenk- und
Trauertagen das revolutionäre Proletariat den 18. März
als einen Gedenktag der Freiheit festlich zu begehen habe.
Neben den üblichen socialdemokratischen Ergüssen über
„corrumpirte und in sittliche Fäulniß gerathene Bourgeoisie"
leistet das Blatt Unerhörtes in der Verhöhnung der Aller-
höchsten Botschaft des Heimgegangenen Kaisers und spottet
darauf in gleicher Weise über die Regierungsgrundsätze
des Kaisers Friedrich. Dieses Flugblatt wurde an jenem
Tage zu derselben Zeit in Hamburg, Altona, Magdeburg,
Leipzig, Mainz und Mannheim in vielen Tausend Exem-
plaren verbreitet, kleinere Posten kamen auch an anderen
Orten zur Vertheilung, worüber die Ermittelungen noch
nicht abgeschlossen sind. Dieses Schandwerk ist fast gleich-
werthig mit dem Sigl'schen „Vaterland".
Berlin, 4. April. Der „Köln. Ztg." wird gemeldet:
Aus Charlottenburg erfahre ich, daß der Kaiser
eine recht schlechte, durch Husten öfter gestörte Nacht hatte
und deßhalb auch heute später als sonst das Bett verließ.
Gleichwohl erledigte der Kaiser heute Vormittag die Ne-
gierungsgeschäfte in vollem Umfange und empfing nach 12
Uhr den Kronprinzen. Das winterliche Wetter machte
die Ausfahrten heute unmöglich. — Demselben Blatte wird
aus Wien gemeldet: In gewöhnlich gut unterrichteten
Kreisen erhält sich seit heute Mittag das Gerücht, daß
Fürst Bismarck sein Entlassungsgesuch einzu-
reichen im Begriffe stehe. Als Grund seien Gesund-
heitsrücksichten angegeben, doch gilt cs für wahr-
scheinlich, daß ein geheimer Eon slict vorliege.
Berlin, 4. April. Der Geburtstag des Reichskanzlers
Fürsten Bismarck hat Veranlassung zu einem Depeschen-
wechsel zwischen dem König von Italien und dem
deutschen Reichskanzler, sowie zwischen letzterem
nnd dem italienischen Ministerpräsident Eris Pi gegeben,
wobei das herzliche Einvernehmen der beiderseitigen Re-
gierungen zu einem bedeutsamen Ausdrucke gelangt ist. Es
wird darüber aus Rom telegraphisch berichtet: Der „Fan-
fulla" zufolge sandte der König Humbert dem Reichskanzler
Fürsten Bismarck die herzlichsten Glückwünsche anläßlich
des Geburtstages des Fürsten. In dem Glückwunsch-
schreiben heißt es, der König ergreife die Gelegenheit, um
seine innigsten Wünsche für die völlige Wiedergenesung des
Kaisers auszusprechen. Der Reichskanzler dankte für das
Interesse, welches ihm der König auch bei dieser Gelegen-
heit bekunde; das gereiche ihm zu ganz besonderer Genug-
thuung. Es liege ihm an, sich darüber auszusprechen,
wie großes Gewicht der Kaiser darauf lege, daß König
Humbert wisse, wie dankbar er für diesen Freundschafts-
beweis sei. Das Telegramm schließt, der Kaiser hoffe
noch lange genug zu leben, um die Folge eines Einver-
nehmens zu verwirklichen, welchem er stets die größte
Wichtigkeit beigelegt habe und noch beilege. — Auf die
Glückwünsche Crispi's sprach Fürst Bismarck seine Genug-
thuung über die Freundschaft aus, die ihn mit dem Führer
der italienischen Regierung verbinde, mit dem er in poli-
tischer (Hinsicht vollkommen übereinstimme, was nicht nur
für die beiden betheiligtcn Nationen und deren Zukunft
ersprießlich sei, sondern auch für den europäischen Frieden.
Crispi wird die beiden Depeschen dem Ministerrathe mit-
theilen. Die lebhafte Sympathie des Königs Humbert
für Deutschland spricht sich auch in der hochherzigen Gabe
aus, welche König Humbert für die von den Ueberschwem-
mungen in Preußen und Mecklenburg Betroffenen ange-
wiesen hat.
Berlin, 4. April. Die hiesige Universität leistete
heute Sr. Majestät dem Kaiser den Eid der Treue.
Um 11 Uhr versammelten sich zu diesem Zwecke sämmt-
lichc ordentliche und außerordentliche Professoren in der
Aula; der Rector und die Universitätsrichter sungirten als
Protokollführer. Zuerst schwor der Rector, Professor
Schwendner, vor den vier Facultäten, dann erfolgte durch
den Rector zunächst die Vereidigung der Universitätsrichter,
alsdann der vier Facultäten in der altgewohnten Reihen-
folge. Um 1 Uhr wurde der Senat, die Universitäts-
beamten und die Mitglieder der mit der Universität ver-
bundenen Institute vereidigt.
Berlin, 4. April. Für die Ueberschwemmten
wurden bis heute an der Berliner Börse rund 85 000 Mk.
gezeichnet. — Die im Februar v. I. eingerichtete deutsche
Postagentur in Kamerun hat bereits im ersten Jahre
ihres Bestehens einen recht ansehnlichen Verkehr vermittelt.
Die Gesammtzahl der von der Angentur behandelten Sen-
dungen belief sich auf rund 11700 Stück. Am stärksten
war natürlich der Verkehr aus Europa nach Ka-
merun, er umfaßte 4300 Briefe und Postkarten, 2250
Drucksachen- und Mustersendungen, 84 Einschreibsendungen
und 295 Packete.
Schweiz.
Bern, 4. April. Das eidgenössische Justizdeparte-
ment beantragte beim Bundesrath die Ueberweisung des
Verfassers des Basler Schandgedichtes an die Basler
Gerichte.
GeDerLeich-MAKLkN.
Wien, 3. April. Wie die „Pol. Corresp." meldet,
wurde auf Vorstellung des österreichischen und des italie-
nischen Botschafters in Konstantinopel eine Wiederauf-
nahme des Processes gegen den Mörder des
Jesuitenpaters Pastore vor dem Gerichte in Kon-
stantinopel verfügt, in Folge dessen der Angeklagte neuer-
dings verhaftet wurde.
Gin stolzes Weil».
Von Th. Alm ar.
(Fortsetzung.)
„Sic wissen cs nicht — soll ich's Ihnen sagen,Stefanie?
Was man von uns spricht, wird auch zu Ihren Ohren
gekommen sein, und wenn ich nun mit den tiefsinnigen
Worten jenes Dichters sagte:
Komm fort mit mir und werde mein;
Ich kenn' ein fernes, stilles Thal,
Dort sarge Deine Todten ein,
Dort ruhe aus von Deiner Qual!
Wenn ich sagte, ich trotze dem Zorn meines Hauses,
ich trotze der ganzen Welt, ich erhebe Stefanie Fern zu
seiner Gemahlin — werden Sie dann glauben, daß ich
>khnen mehr als Freund bin?"
Paula stand auf; ein Gefühl bisher unbekannten
Stolzes durchzog ihre Seele. Noch vor wenigen Minuten
s>Ee sie von Konradine sich sagen lassen müssen, daß eine
Schauspielerin auf einer tieferen Stufe der Gesellschaft
Hatte diese nicht zu ihr gesagt: Was weiter als
Rache könnte sie bewogen haben, hier als Künstlerin auf-
Mreten, wo er weile, dessen Name so hoch stehe. Ihr
Reiches Gesicht färbte sich, ihre großen Augen, aus denen
uur Leben sprühte, wenn sie auf der Bühne stand, nahmen
iinen cigenthümlichen Glanz an. Ja, es war eine Stunde
?es Triumphes für sie gekommen. Die Träume der Jung-
bau erstanden vor ihrem Auge. Das war der Prinz;
Arkoni's Worte waren Lügen gestraft, der ihr gesagt, für
einen Prinzen sei sie nicht geschaffen. Nun stand dieser
sie durfte sich nur an seine Brust lehnen; doch was
empfand sie für ihn? War die Regung ihres Herzens
^lebe? O nein, das allbeseligende Gefühl, welches einst
Mr Herz erfüllte, das war es nicht, und doch hatte der
Gedanke, an seiner Seite auszuruhen von allen Qualen,
etwas unendlich Beruhigendes für sie. Sollte sie ihm ihre
Vergangenheit enthüllen? Sollte sie ihm sagen: ich bin
nicht frei, aber mich fesseln nur äußere Bande, und die
sind leicht zu lösen?!
Paula stand sinnend am Fenster. Der Prinz näherte
sich ihr, und den Arm sanft um ihren Nacken schlingend,
sagte er:
„Stefanie, ist das kleine Wort „Liebe" so schwer
auszusprechen? Wollen diese stolzen Lippen es meinem
Ohr nicht vergönnen?"
Schon neigte Paula sich dem Maune zu, schon näherten
sich seine Lippen ihrer Stirn, da ging die Thür auf und
ein Diener meldete laut:
„Baron Arkoni wünscht seine Aufwartung zu machen!"
Paula war wie versteinert. Leichenblässe überzog ihr
Gesicht und ein leises Zittern durchflog ihre Glieder. In
dem Prinzen begann sich Verdacht zu regen.
„Stefanie!" flüsterte er, „der Diener wartet, werden
Sic den Baron empfangen?"
„Ja!" hauchte Paula, und indem sie das Wort sprach,
waren auch Schrecken und Fassungslosigkeit von ihr ge-
wichen. Ein dämonischer Gedanke schien über sie ge-
kommen zu sein, laut und fest sagte sie zum Diener: „Der
Baron soll eintreten!"
„Stefanie!" rief der Prinz, zitternd vor Erregung,
„täuschen Sie mich nicht! Was hat Arkoni mit Ihnen
gemein?"
Paula konnte nicht antworten; denn die Thür ging
auf und Arkoni stand auf der Schwelle.
Ein Blick auf Paula, und der Baron war starr und
bewegungslos.
Der Prinz blickte von Paula auf Arkoni.
Paula trat ihm mit stolzer Würde und kaltem Blick
entgegen.
„Sie haben mich zu sprechen gewünscht. Bitte Durch-
laucht, bleiben Sie! Sicherlich wird uns des Herrn Barons
Angelegenheit nicht lange aufhalten!"
Diese offenbare Beleidigung von der, die sein Weib
war, in Gegenwart des Prinzen, trieb Arkoni das Blut
in die Wangen. Er bekam Leben.
„Verzeihung, gnädige Frau, meine Angelegenheit be-
steht in einem Auftrage, der mehr als Minuten beanspruchen
wird", entgegnete er gereizt.
„Sie haben einen Auftrag an mich? Theilen Sie ihn
mir mit! Ich hoffe, er ist nicht derart, daß ich ihn allein
hören müßte", sagte Paula mit derselben Ruhe.
Einen Moment blitzte es in Arkoni's Zügen wie
Zorn auf. Wenn er dieses Weib, das ihn herausforderte,
zu demüthigen wüßte! Noch schien der Prinz von der
Vergangenheit der vermeintlichen Stefanie Fern nichts zu
wissen, das sah er an dem Befremden, mit dem dieser
ihren Worten lauschte. Wenn er jetzt sagte: Paula, warum
verleugnest Du Deinen Gatten? in welchem Lichte würde
sie da dem Prinzen gegenüber stehen! und er leistete damit
seinem Fürstcnhause einen Dienst, der Belohnung verdiente.
Doch nein, das wäre eine kleinliche Rache gewesen. Die
unbedeutende Schullehrertochter hatte er als sein Weib ver-
leugnet, die stolze Künstlerin wollte er als solche reklamiren!
Dieses Weib durchschaute ihn ja auch, darum forderte sie
ihn heraus. O, sie sollte enttäuscht werden. Daher er-
zwang er die äußere Ruhe und entgegnete:
„Mein Auftrag ist wichtig; doch cs liegt in Ihrem
Willen, ihn auch für ein fremdes Ohr zu bestimmen."
Der Prinz ging an den Tisch und nahm seinen Hut.
„Hören Sie den Auftrag des Barons, gnädige Frau!
Meine Zeit ist ohnehin anderweitig in Anspruch genommen,"
sagte er mit kaum bemeisterter Aufregung und flüsterte
leise: „Stefanie, ich habe Vertrauen zu Ihnen. Ich könnte
Sie aber nicht mehr hoch schätzen, wenn Sie mir heut
Abend nach dem Theater nicht Alles enthüllten, was mir
jetzt noch dunkel ist."
Der Prinz war fort. Paula hatte ihn bis zur Thür
begleitet, jetzt stand sie Arkoni gegenüber — jetzt warf sie
einen Blick auf den Mann, den sie geliebt und gehaßt.
Er halte sich verändert. Nicht spurlos waren die letzten