Sonntag, 1. Jnli
1888.
Druck und Verlag von Carl Pfeffer
vorm. Wurm L Pfeffer in Heidelberg.
Verantwort!. Redacteur PH. Klausner
in Heidelberg.
Verkündigungs-Blatt für die Bezirke Heidelberg, Meinheim, SchMhingen, Mesloih, Zmsherm, Sppivgk«. Mosbach, NeLardischofsheiW, Eberdach, Kschr^
^Buchdruckern und Expedition: Brunnengaffe 24.Malidürn, Adelsheim, BüZKkkA, Tallberbifchofshkilll Md MerlhtiN, Buchdruckern und Srpesttwn: Brunnengaffe 84-
Anzeigen: die s.spaltige Petitzeile rdtt »Ntt,«amn für »uk-
rvärtS 1v Pfg., Lokalanzeigm A Vfg., Etellcnzesuche und
WohnungS-Anz. 3 Pfg., Reclam« AS Psg. Bei mehrm. Erschein,
bedeutenden Rabatt. GratiS-Verbreitung durch Mauer-Anschlag.
Erscheint täglich außer Montag. Abonnementspreis mir
'M wöchenil. Unterhaltungsblatt .,A!r Heidelberg", für Heidel-
8: monatlich 5>Ü Pfg. mtt Trägerlohn, durch die Post be-
zogen viertelj. Mk. 1.2» ohne Zustcllungsgebühr.
Admukments-Cinilldmz.
. Dtit dem 1. Juli beginnt wieder ein neues Abonne-
nt auf das
"KeideWevger GcrgebLcrLt^
General-Anzeiger
wöchentlich gratis erscheinenden Unterhaltungsblatt
„Att-Keideköerg" und „Serkeo",
welchem wir hiermit ganz ergebens! einladcn.
Der Preis ist der billigste aller täglich erscheinenden
» smer und beträgt vierteljährlich Mk. 1.65 frei in's
Lbei dem Postschalter abgeholt nur Mk. 1.25. In
welberg und nächster Umgebung monatlich 50 Pfg.
dx. Inserate in dem Heidelberger Tageblatt sichern bei
Ichr großen Verbreitung den besten Erfolg.
brj . Gestellungen nehmen alle Postanstalten und Land-
hler iiger, sowie unsere auswärtigen Herren Agenten und
unsere Trägerinnen jederzeit entgegen.
-- Pie Krpedition.
Das neue Reichsregiment.
^8 ^"chdem in der Reichshauptstadt die Thronbesteigung
M Wilhelm mit großem äußeren Prachtaufwande
kebiw' vielsagenden, geschichtlich denkwürdigen Kund-
" ^s neuen NeichSoberhauptes erfolgt, die kurze
? ^r beiden wichtigsten Parlamcnle in Deutschland
binnen ist, dürfte cs am Platze sein, einen kurzen allge-
i„ Rückblick auf die politische Entwicklung der Lage
Ähr l^en Zwei Wochen zu werfen. So kurz dieser
ihssx un erscheint, so groß und gewaltig sind die Ereig-
HiH.^che m demselben sich zugetragen haben. Sofort
tzelj?/m,Tode des Kaisers Friedrich machte sich in der
eine gewisse festere Stimmung bemerkbar. Das
stii, H? Auftreten und Eingreifen des Kaisers Wilhelm,
seix^Meebefehl, sein Aufruf an das preußische Volk, die
^tikis^ Eröffnung des deutschen Reichstages und des
en Landtages, die damit verbundenen bedeutsamen
^itionu^n des neues Herrschers, sowie die vollzählige
wichst live, Betheiligung der deutschen Fürsten an der
HM /töseröffnung, — Alles bas waren Ereignisse von
Rep "Deutung, von gewaltiger Tragweite, bei denen
Person des neuen Kaisers in vollem Glanze der
icher Uk königlichen Majestät, im Glanze monarchi-
lv?°erlieferung in den Vordergrund trat.
Innern des Reiches, wie nach außen hin mach-
^<k. w^rgänge den denkbar tiefsten, nachhaltigsten Ein-
Naturgemäß waren in Folge der schweren, unheil-
siltchtn "rankung des Kaisers Friedrich mannigfach Be-
aufgetauckit, parteipolitische Bestrebungen in den
Vordergrund getreten, welche überall Mißtrauen und Miß-
behagen erweckten. Im deutschen Reiche besorgte man einen
jähen Uebergang zu politischen Reformen, denen die Mehrheit
des deutschen Volkes mit kühler Zurückhaltung gegenüber
stehen würde. Eine gewisse Gespanntheit in den obersten
Regionen ließ die Besorgniß nicht schwinden, daß Deutsch-
lands verdientester, berühmtester Staatsmann, der eiserne
Kanzler, diesen Reformbewegungen über kurz oder lang
weichen würde, daß dadurch auch unsere auswärtige Politik
auf fremde, unsichere Bahnen gedrängt würde. Im Aus-
lande verhielt man sich meistens schweigend und abwartend,
jedoch wurde die Abnahme des Vertrauens auf die Stetig-
keit der deutschen Politik sehr bald in auswärtigen Preß-
organen bemerkbar.
In allen diesen Beziehungen schaffte Kaiser Wilhelm,
sofort nachdem er die Zügel der Regierung ergriffen^hatte,
die wünschenswerthe Klarheit. Es wäre ungerecht, wenn
man uns, indem wir diese durchaus den realen Verhält-
nissen entsprechende Schilderung der jüngsten Zeitläufte
geben, des Mangels an Pietät gegenüber dem verstorbenen
Kaiser Friedrich zeihen wollte. Wir zählten zu Denen,
welche den Herrschertugenden und edlen Gesinnungen des
entschlafenen kaiserlichen Dulders rückhaltlose Anerkennung
zollten, welche ihm ein Maß aufrichtiger Verehrung ent-
gegenbrachtcn.
Mit dem Eintreten des Kaisers Wilhelm in die Reihe
seiner der Geschichte nngehörenden, regierenden Vorfahren
trat, wie bemerkt, ein völliger Wechsel sowohl in der deut-
schen, wie auswärtigen Auffassung der Dinge ein,
welche unbedingt zu Gunsten des Reiches wirkte. Die
impossante Fürstenversammlung in Berlin, die Darlegung
des kaiserlichen Regierungsprogramms vor den berufenen
Vertretern der deutschen Nation waren unzweifelhaft sonnige
Lichtblicke nach langer zweifelsbanger Nacht. Ein wahr-
nehmbarer Aufschwung des nationalen Empfindens durch-
zuckte die Volksseele, mit einem Schlage waren alle inner-
und außerpolitischen Bewegungen gebannt und das euro-
päische Wetterglas, die Börse, stieg unverzüglich auf „gut
und beständig", ein Standpunkt, der bis zur Stunde
innegehaltcn wird. Die auswärtigen Mächte, soweit sie
nicht durch innige Verbrüderungsacte ohnedies enge mit
Deutschland sich verbunden fühlten, legten das diplomatische
Gesicht in freundliche Falten, Rußland insbesondere wies
das Bestreben auf, das im Aufkeimen begriffene zarte
Verhältniß mit der Madame Belle France erkalten zu
lassen, Frankreich nahm dem Reiche gegenüber eine cour-
toisievollere Haltung an. Die deutlichen Anspielungen des
jungen Kaisers auf des deutschen Reiches sturmerprobte
Wehrkraft, der ächt kriegsherrliche Ton seines schneidigen
Armeebefehles, die feste, mit Gottvertrauen gepaarte Zu-
Angeia.
Erzählung aus vergangenen Tagen.
(Fortsetzung.)
D III-
Giovanni nicht gelungen, e'
"S der
- 5- um
eine Erklärung der
- vermummten Gestalt zu erlangen, so be-
"m sich hinsichtlich des gefürchteten Nebenbuhlers
Uld zu verschaffen, nach der Villa Jsola zu gehen
"Sela seine Liebe zu erklären.
>l>8 „'Mn Entschluß führte er schon am folgenden Morgen
ei^ Uv als er, nachdem er das freundliche Gebäude er-
khM "" dessen Thür nach Signora Allessandra fragte,
U sek/r dem der Dienerin die Antwort, daß diese weder
bsch^d Noch zu sprechen sei. Er ließ fick, dadurch nicht
rin°e7^l>udern überredete Marcella, ihrer Herrin ferne
«tz»,. d Bitte, ihm einige Augenblicke Gehör zu schenken,
e Sich zögernden Schrittes entfernend, kehrte
M rÄ ^uer Weile mit der erbetenen Erlaubniß zuruck
Ms s ° in das Zimmer, in welchem er die Herrin des
MUri,, )u.u einmal gesehen. Hier mußte er noch eme
rHtzi Ieit warten, ehe er ihre gemessenen Schritte ver-
sh, .'Und als fix dann das Gemach betreten, ihn förm-
I pch .er sie mit ehrerbietiger Höflichkeit begrüßt, sagte
! merklichen Zurückhaltung:
f"rchesA Erschafft mir die Ehre Ihres Besuches,
G^nvra", erwiderte dieser mit einiger Befangenheit,
U Gkk'e gleich zur Sache kommen. Es kann Ihnen
ik, p>^mniß sein, daß ich Ihre Nichte, seit dem Augen-
d i^. Sie in der San Lorenzokirche gesehen, glühend
M L be, und ich brauche Ihnen demnach kaum zu
Mn 'hr Besitz mich zum glücklichsten Menschen
k^urde. Mein heutiger Besuch hat den Zweck,
iiuen w «, Ihren Einfluß aus Signora Angela
! Gunsten geltend machen
zu
zu wollen.-"
„Daß Sie meine Nichte lieben, Marchese, will ich
glauben", unterbrach ihn ernst und ruhig Signora Alessandra,
„dennoch dürfen Sie schwerlich an eine Verbindung mit
ihr denken, da bei dem bekannten Adelsstolz Ihrer Eltern
diese sie kaum als ein Mitglied ihrer Familie willkommen
heißen würden. Angela Manfredi aber steht an Stolz
den Colonnas nicht nach, und wird nie eine Ehe ein-
gehen, wenn sie nicht die Ueberzeugung hat, daß auch die
Eltern und Verwandten ihres Gatten ihr mit Liebe ent-
gegenkommen!"
Der junge Marchese hatte Signora Alessandra
schweigend zugehört, die in Bezug auf seine Eltern der
Wahrheit gemäß gesprochen und vielleicht seinen Plan einer
heimlichen Verbindung mit ihrer Nichte durchschaute. Nach
ihrer wenig ermuthigenden Erwiderung sprach er nochmals
in beredten Worten seine Liebe zu Angela aus und be-
hauptete, alle sich dieser entgegenstellenden Hindernisse besiegen
zu können, wenn er nur die Hoffnung hegen dürfe, Angela
Manfredi einstmals als Gattin zu besitzen.
Zu seiner Freude erhielt er auf diese Erklärung keine
zweite abweisende Antwort, denn Signora Alessandra war
von den Versicherungen des jungen Mannes, dessen Be-
nehmen keinen Zweifel an der Aufrichtigkeit seiner Worte
aufkommen ließ, gerührt, dennoch aber schlug sie mit großer
Entschiedenheit seine Bitte, Angela sehen und sprechen zu
dürfen, ab. Auf sein weiteres Drängen bestimmte sie ihm
endlich einen Tag, an dem er ihren desfallsigen Entschluß
erfahren würde. Auch erklärte sie ihm auf seine Anfrage,
daß er keinen Nebenbuhler habe, sie aber eben so wenig
wisse, ob Angela ihm ihre Neigung zugewandt.
Zufrieden mit dem Erfolge seines Besuches verab-
schiedete er sich von Signora Alessandra, die ihn mit förm-
licher Höflichkeit entließ, und trat den Rückweg nach
Neapel an. An den Festungsruinen vorübergehend unter-
suchte er diese genau, ohne dort etwas Verdächtiges oder
auch nur eine Spur der vermummten Gestalt zu finden,
verficht, welche aus allen Kundgebungen hervorleuchtete,
sie ließen im Auslande erkennen, daß die Zeiten des
Schwankens, des Harrens und Bangens in schwebender
Pein vorbei, daß ein kraftvoller, machtvoller Geist die Ge-
schicke des Reiches zu leiten sich anschicke, daß des seligen
Kaisers Wilhelm I. Hoffnungen auf seinen Lieblingsenkel
der Verwirklichung entgegenreifen.
So haben wir bei aller innigen Antheilnahme an dem
schweren, verhängnißvollen Geschicke unseres unvergeßlichen
Kaisers Friedrich durchaus alle Ursache, der Entwickelung
der Dinge mit bestem Vertrauen eutgegenzublickcn, haben
wir Ursache, der Thronbesteigung des jungen Kaisers Wil-
helm mit aufrichtigster, herzlichster Freude entgegenzu-
jubeln, — des jüngsten deutschen Kaisers, der dem ent-
schlafenen ältesten Oberhaupte des Reiches in allen Stücken
so merkwürdig ähnlich steht. Und wenn man nun in ein-
zelnen deutschen Preßorganen einer verhaltenen Mißstim-
mung über den Gang der Ereignisse begegnet, wenn dort
schon heute mit Hinweisen auf wirlhschaftliche, auf Steuer-
fragen Unzufriedenheit und Zwietracht vorbereitet werden
will, — bas sind Zeitverirrungen, Auswüchse kleinlichen
unfruchtbaren Zeitgeistes, welche den Lauf der Weltbe-
gebenheiten nicht aufzuhalten vermögen. Die Berufung
des jungen Kaisers auf die bekannte kaiserliche Botschaft
vom November des Jahres 1881 hat in den gedachten,
mißvergnügten, meistens particularistisch durchsetzten Preß-
organen vielfache Mißdeutungen erfahren: namentlich wur-
den jene, vom verstorbenen Kaiser Wilhelm in dieser Bot-
schaft aufgezählten wirthschaftspolitischen Aufgaben des
Staates zur Erzeugung einer parteipolitischen Agitation höchst
verwerflichen Charakters mißbraucht, obwohl der generelle
Hinweis auf diese Botschaft hiezu in keiner Weise berech-
tigt. Wie der Großvater, so will der kaiserliche Enkel
jene Wege weiter verfolgen, welche zur gesunden Entwicke-
lung der staatlichen und wirthschaftlichen Kräfte Deutsch-
lands, welche zu dem socialpolitischen Frieden und Aus-
gleiche führen. Nur politische Kurzsichtigkeit, nur ein partei-
taktischen Jnteressendienendes, böswilliges Uebelwollen kann
aus diesen Absichten des Kaisers ein Recht zum Gesichter-
schneiden, zur Agitation ableiten wollen.
Wir unsererseits und mit uns die überwältigende
Mehrheit des Volkes ist der festen Ueberzeugung, daß die
von radicalen Parteiorganen vorausgesagten und gehofften
„inneren Kämpfe" zum Mindesten ohne wesentlichen Ein-
fluß auf die Gesammtgestaltung der deutschen Verhältnisse
in politischer und wirthschaftlicher Hinsicht sein werden.
Mag auch die eine oder die andere, in constitutioneller
Form zur Erledigung zu stellende Zeitfrage eine von den
Wünschen des neuen Kaisers und seiner Rathgeber ab-
weichende Erledigung finden, im Großen und im Allge-
und beschloß seinen in Bezug auf diese gefaßten Plan am
Abend auszuführen.
Im Palast seiner Eltern angekommen, ward ihm der
bestimmte Befehl seines Vaters mitgetheilt, auf dessen
Rückkehr zu warten, da er mit ihm zu sprechen habe.
Diesem Befehl mußte er Folge leisten, doch verging der Tag,
ohne daß der Marchese heimkehrte. Als er seine Mutter im
Familiensaal traf, behandelte diese ihn mit ungewohnter
Gemessenheit und fordere ihn auf, sie gegen Abend auf
einer weiteren Fahrt zu begleiten. Er konnte sich dem
nicht entziehen, ward aber zu seinem Verdruß verhindert,
die Antwort seines Freundes hinsichtlich dessen Begleitung
nach der Festung persönlich zu erfahren.
Erst spät kehrte er mit seiner Mutter zurück und ver-
nahm von den Dienern, daß wiederum sein Vater abwesend
sei, ohne irgend welche Bestimmungen für ihn ausgesprochen
zu haben. In seinem Zimmer fand er einen Brief seines
Freundes, in welchem dieser ihm mittheilte, ihn nicht be-
gleiten zu können, und ihn zugleich beschwor, von seinem
gefahrvollen Unternehmen abzustehen.
Da er nun für den Augenblick keinen Begleiter hatte
und auch nicht allein gehen wollte, so schob er die Unter-
suchung der Ruinen bis zum folgenden Abend auf, be-
schloß aber dafür, nach der Billa Jsola zu gehen und der
Geliebten nochmals durch seinen Gesang seine Huldigungen
darzubringen. Mit seinem Instrument versehen machte er
nach eingetretener Dämmerung sich auf den Weg und er-
reichte den Garten zu einer früheren Stunde, als dies
bisher geschehen.
Wiederum herrschte in der nächsten Umgebung des
Hauses tiefe Stille, und als er forschend durch die Ge-
büsche spähte, um irgend ein Zeichen von der Geliebten
zu entdecken, sah er aus einem dicht mit Orangenbäumen
umstellten Pavillon ein mattes Licht hervorschimmern. Neu-
gierig, wer noch zu so später Stunde sich in dem Garten-
häuschen aufhallen möge, näherte er sich demselben und
erblickte zu seiner freudigen Ueberraschung Angela. Sie
1888.
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hler iiger, sowie unsere auswärtigen Herren Agenten und
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Das neue Reichsregiment.
^8 ^"chdem in der Reichshauptstadt die Thronbesteigung
M Wilhelm mit großem äußeren Prachtaufwande
kebiw' vielsagenden, geschichtlich denkwürdigen Kund-
" ^s neuen NeichSoberhauptes erfolgt, die kurze
? ^r beiden wichtigsten Parlamcnle in Deutschland
binnen ist, dürfte cs am Platze sein, einen kurzen allge-
i„ Rückblick auf die politische Entwicklung der Lage
Ähr l^en Zwei Wochen zu werfen. So kurz dieser
ihssx un erscheint, so groß und gewaltig sind die Ereig-
HiH.^che m demselben sich zugetragen haben. Sofort
tzelj?/m,Tode des Kaisers Friedrich machte sich in der
eine gewisse festere Stimmung bemerkbar. Das
stii, H? Auftreten und Eingreifen des Kaisers Wilhelm,
seix^Meebefehl, sein Aufruf an das preußische Volk, die
^tikis^ Eröffnung des deutschen Reichstages und des
en Landtages, die damit verbundenen bedeutsamen
^itionu^n des neues Herrschers, sowie die vollzählige
wichst live, Betheiligung der deutschen Fürsten an der
HM /töseröffnung, — Alles bas waren Ereignisse von
Rep "Deutung, von gewaltiger Tragweite, bei denen
Person des neuen Kaisers in vollem Glanze der
icher Uk königlichen Majestät, im Glanze monarchi-
lv?°erlieferung in den Vordergrund trat.
Innern des Reiches, wie nach außen hin mach-
^<k. w^rgänge den denkbar tiefsten, nachhaltigsten Ein-
Naturgemäß waren in Folge der schweren, unheil-
siltchtn "rankung des Kaisers Friedrich mannigfach Be-
aufgetauckit, parteipolitische Bestrebungen in den
Vordergrund getreten, welche überall Mißtrauen und Miß-
behagen erweckten. Im deutschen Reiche besorgte man einen
jähen Uebergang zu politischen Reformen, denen die Mehrheit
des deutschen Volkes mit kühler Zurückhaltung gegenüber
stehen würde. Eine gewisse Gespanntheit in den obersten
Regionen ließ die Besorgniß nicht schwinden, daß Deutsch-
lands verdientester, berühmtester Staatsmann, der eiserne
Kanzler, diesen Reformbewegungen über kurz oder lang
weichen würde, daß dadurch auch unsere auswärtige Politik
auf fremde, unsichere Bahnen gedrängt würde. Im Aus-
lande verhielt man sich meistens schweigend und abwartend,
jedoch wurde die Abnahme des Vertrauens auf die Stetig-
keit der deutschen Politik sehr bald in auswärtigen Preß-
organen bemerkbar.
In allen diesen Beziehungen schaffte Kaiser Wilhelm,
sofort nachdem er die Zügel der Regierung ergriffen^hatte,
die wünschenswerthe Klarheit. Es wäre ungerecht, wenn
man uns, indem wir diese durchaus den realen Verhält-
nissen entsprechende Schilderung der jüngsten Zeitläufte
geben, des Mangels an Pietät gegenüber dem verstorbenen
Kaiser Friedrich zeihen wollte. Wir zählten zu Denen,
welche den Herrschertugenden und edlen Gesinnungen des
entschlafenen kaiserlichen Dulders rückhaltlose Anerkennung
zollten, welche ihm ein Maß aufrichtiger Verehrung ent-
gegenbrachtcn.
Mit dem Eintreten des Kaisers Wilhelm in die Reihe
seiner der Geschichte nngehörenden, regierenden Vorfahren
trat, wie bemerkt, ein völliger Wechsel sowohl in der deut-
schen, wie auswärtigen Auffassung der Dinge ein,
welche unbedingt zu Gunsten des Reiches wirkte. Die
impossante Fürstenversammlung in Berlin, die Darlegung
des kaiserlichen Regierungsprogramms vor den berufenen
Vertretern der deutschen Nation waren unzweifelhaft sonnige
Lichtblicke nach langer zweifelsbanger Nacht. Ein wahr-
nehmbarer Aufschwung des nationalen Empfindens durch-
zuckte die Volksseele, mit einem Schlage waren alle inner-
und außerpolitischen Bewegungen gebannt und das euro-
päische Wetterglas, die Börse, stieg unverzüglich auf „gut
und beständig", ein Standpunkt, der bis zur Stunde
innegehaltcn wird. Die auswärtigen Mächte, soweit sie
nicht durch innige Verbrüderungsacte ohnedies enge mit
Deutschland sich verbunden fühlten, legten das diplomatische
Gesicht in freundliche Falten, Rußland insbesondere wies
das Bestreben auf, das im Aufkeimen begriffene zarte
Verhältniß mit der Madame Belle France erkalten zu
lassen, Frankreich nahm dem Reiche gegenüber eine cour-
toisievollere Haltung an. Die deutlichen Anspielungen des
jungen Kaisers auf des deutschen Reiches sturmerprobte
Wehrkraft, der ächt kriegsherrliche Ton seines schneidigen
Armeebefehles, die feste, mit Gottvertrauen gepaarte Zu-
Angeia.
Erzählung aus vergangenen Tagen.
(Fortsetzung.)
D III-
Giovanni nicht gelungen, e'
"S der
- 5- um
eine Erklärung der
- vermummten Gestalt zu erlangen, so be-
"m sich hinsichtlich des gefürchteten Nebenbuhlers
Uld zu verschaffen, nach der Villa Jsola zu gehen
"Sela seine Liebe zu erklären.
>l>8 „'Mn Entschluß führte er schon am folgenden Morgen
ei^ Uv als er, nachdem er das freundliche Gebäude er-
khM "" dessen Thür nach Signora Allessandra fragte,
U sek/r dem der Dienerin die Antwort, daß diese weder
bsch^d Noch zu sprechen sei. Er ließ fick, dadurch nicht
rin°e7^l>udern überredete Marcella, ihrer Herrin ferne
«tz»,. d Bitte, ihm einige Augenblicke Gehör zu schenken,
e Sich zögernden Schrittes entfernend, kehrte
M rÄ ^uer Weile mit der erbetenen Erlaubniß zuruck
Ms s ° in das Zimmer, in welchem er die Herrin des
MUri,, )u.u einmal gesehen. Hier mußte er noch eme
rHtzi Ieit warten, ehe er ihre gemessenen Schritte ver-
sh, .'Und als fix dann das Gemach betreten, ihn förm-
I pch .er sie mit ehrerbietiger Höflichkeit begrüßt, sagte
! merklichen Zurückhaltung:
f"rchesA Erschafft mir die Ehre Ihres Besuches,
G^nvra", erwiderte dieser mit einiger Befangenheit,
U Gkk'e gleich zur Sache kommen. Es kann Ihnen
ik, p>^mniß sein, daß ich Ihre Nichte, seit dem Augen-
d i^. Sie in der San Lorenzokirche gesehen, glühend
M L be, und ich brauche Ihnen demnach kaum zu
Mn 'hr Besitz mich zum glücklichsten Menschen
k^urde. Mein heutiger Besuch hat den Zweck,
iiuen w «, Ihren Einfluß aus Signora Angela
! Gunsten geltend machen
zu
zu wollen.-"
„Daß Sie meine Nichte lieben, Marchese, will ich
glauben", unterbrach ihn ernst und ruhig Signora Alessandra,
„dennoch dürfen Sie schwerlich an eine Verbindung mit
ihr denken, da bei dem bekannten Adelsstolz Ihrer Eltern
diese sie kaum als ein Mitglied ihrer Familie willkommen
heißen würden. Angela Manfredi aber steht an Stolz
den Colonnas nicht nach, und wird nie eine Ehe ein-
gehen, wenn sie nicht die Ueberzeugung hat, daß auch die
Eltern und Verwandten ihres Gatten ihr mit Liebe ent-
gegenkommen!"
Der junge Marchese hatte Signora Alessandra
schweigend zugehört, die in Bezug auf seine Eltern der
Wahrheit gemäß gesprochen und vielleicht seinen Plan einer
heimlichen Verbindung mit ihrer Nichte durchschaute. Nach
ihrer wenig ermuthigenden Erwiderung sprach er nochmals
in beredten Worten seine Liebe zu Angela aus und be-
hauptete, alle sich dieser entgegenstellenden Hindernisse besiegen
zu können, wenn er nur die Hoffnung hegen dürfe, Angela
Manfredi einstmals als Gattin zu besitzen.
Zu seiner Freude erhielt er auf diese Erklärung keine
zweite abweisende Antwort, denn Signora Alessandra war
von den Versicherungen des jungen Mannes, dessen Be-
nehmen keinen Zweifel an der Aufrichtigkeit seiner Worte
aufkommen ließ, gerührt, dennoch aber schlug sie mit großer
Entschiedenheit seine Bitte, Angela sehen und sprechen zu
dürfen, ab. Auf sein weiteres Drängen bestimmte sie ihm
endlich einen Tag, an dem er ihren desfallsigen Entschluß
erfahren würde. Auch erklärte sie ihm auf seine Anfrage,
daß er keinen Nebenbuhler habe, sie aber eben so wenig
wisse, ob Angela ihm ihre Neigung zugewandt.
Zufrieden mit dem Erfolge seines Besuches verab-
schiedete er sich von Signora Alessandra, die ihn mit förm-
licher Höflichkeit entließ, und trat den Rückweg nach
Neapel an. An den Festungsruinen vorübergehend unter-
suchte er diese genau, ohne dort etwas Verdächtiges oder
auch nur eine Spur der vermummten Gestalt zu finden,
verficht, welche aus allen Kundgebungen hervorleuchtete,
sie ließen im Auslande erkennen, daß die Zeiten des
Schwankens, des Harrens und Bangens in schwebender
Pein vorbei, daß ein kraftvoller, machtvoller Geist die Ge-
schicke des Reiches zu leiten sich anschicke, daß des seligen
Kaisers Wilhelm I. Hoffnungen auf seinen Lieblingsenkel
der Verwirklichung entgegenreifen.
So haben wir bei aller innigen Antheilnahme an dem
schweren, verhängnißvollen Geschicke unseres unvergeßlichen
Kaisers Friedrich durchaus alle Ursache, der Entwickelung
der Dinge mit bestem Vertrauen eutgegenzublickcn, haben
wir Ursache, der Thronbesteigung des jungen Kaisers Wil-
helm mit aufrichtigster, herzlichster Freude entgegenzu-
jubeln, — des jüngsten deutschen Kaisers, der dem ent-
schlafenen ältesten Oberhaupte des Reiches in allen Stücken
so merkwürdig ähnlich steht. Und wenn man nun in ein-
zelnen deutschen Preßorganen einer verhaltenen Mißstim-
mung über den Gang der Ereignisse begegnet, wenn dort
schon heute mit Hinweisen auf wirlhschaftliche, auf Steuer-
fragen Unzufriedenheit und Zwietracht vorbereitet werden
will, — bas sind Zeitverirrungen, Auswüchse kleinlichen
unfruchtbaren Zeitgeistes, welche den Lauf der Weltbe-
gebenheiten nicht aufzuhalten vermögen. Die Berufung
des jungen Kaisers auf die bekannte kaiserliche Botschaft
vom November des Jahres 1881 hat in den gedachten,
mißvergnügten, meistens particularistisch durchsetzten Preß-
organen vielfache Mißdeutungen erfahren: namentlich wur-
den jene, vom verstorbenen Kaiser Wilhelm in dieser Bot-
schaft aufgezählten wirthschaftspolitischen Aufgaben des
Staates zur Erzeugung einer parteipolitischen Agitation höchst
verwerflichen Charakters mißbraucht, obwohl der generelle
Hinweis auf diese Botschaft hiezu in keiner Weise berech-
tigt. Wie der Großvater, so will der kaiserliche Enkel
jene Wege weiter verfolgen, welche zur gesunden Entwicke-
lung der staatlichen und wirthschaftlichen Kräfte Deutsch-
lands, welche zu dem socialpolitischen Frieden und Aus-
gleiche führen. Nur politische Kurzsichtigkeit, nur ein partei-
taktischen Jnteressendienendes, böswilliges Uebelwollen kann
aus diesen Absichten des Kaisers ein Recht zum Gesichter-
schneiden, zur Agitation ableiten wollen.
Wir unsererseits und mit uns die überwältigende
Mehrheit des Volkes ist der festen Ueberzeugung, daß die
von radicalen Parteiorganen vorausgesagten und gehofften
„inneren Kämpfe" zum Mindesten ohne wesentlichen Ein-
fluß auf die Gesammtgestaltung der deutschen Verhältnisse
in politischer und wirthschaftlicher Hinsicht sein werden.
Mag auch die eine oder die andere, in constitutioneller
Form zur Erledigung zu stellende Zeitfrage eine von den
Wünschen des neuen Kaisers und seiner Rathgeber ab-
weichende Erledigung finden, im Großen und im Allge-
und beschloß seinen in Bezug auf diese gefaßten Plan am
Abend auszuführen.
Im Palast seiner Eltern angekommen, ward ihm der
bestimmte Befehl seines Vaters mitgetheilt, auf dessen
Rückkehr zu warten, da er mit ihm zu sprechen habe.
Diesem Befehl mußte er Folge leisten, doch verging der Tag,
ohne daß der Marchese heimkehrte. Als er seine Mutter im
Familiensaal traf, behandelte diese ihn mit ungewohnter
Gemessenheit und fordere ihn auf, sie gegen Abend auf
einer weiteren Fahrt zu begleiten. Er konnte sich dem
nicht entziehen, ward aber zu seinem Verdruß verhindert,
die Antwort seines Freundes hinsichtlich dessen Begleitung
nach der Festung persönlich zu erfahren.
Erst spät kehrte er mit seiner Mutter zurück und ver-
nahm von den Dienern, daß wiederum sein Vater abwesend
sei, ohne irgend welche Bestimmungen für ihn ausgesprochen
zu haben. In seinem Zimmer fand er einen Brief seines
Freundes, in welchem dieser ihm mittheilte, ihn nicht be-
gleiten zu können, und ihn zugleich beschwor, von seinem
gefahrvollen Unternehmen abzustehen.
Da er nun für den Augenblick keinen Begleiter hatte
und auch nicht allein gehen wollte, so schob er die Unter-
suchung der Ruinen bis zum folgenden Abend auf, be-
schloß aber dafür, nach der Billa Jsola zu gehen und der
Geliebten nochmals durch seinen Gesang seine Huldigungen
darzubringen. Mit seinem Instrument versehen machte er
nach eingetretener Dämmerung sich auf den Weg und er-
reichte den Garten zu einer früheren Stunde, als dies
bisher geschehen.
Wiederum herrschte in der nächsten Umgebung des
Hauses tiefe Stille, und als er forschend durch die Ge-
büsche spähte, um irgend ein Zeichen von der Geliebten
zu entdecken, sah er aus einem dicht mit Orangenbäumen
umstellten Pavillon ein mattes Licht hervorschimmern. Neu-
gierig, wer noch zu so später Stunde sich in dem Garten-
häuschen aufhallen möge, näherte er sich demselben und
erblickte zu seiner freudigen Ueberraschung Angela. Sie