Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Universitätsbibliothek Heidelberg, Heid. Hs. 3820,215
Rickert, Heinrich; Lask, Emil [Adr.]
(Heid. Hs. 3820,215): Brief von Heinrich Rickert an Emil Lask — Freiburg i. Br., 1913 Mai 9

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.27600#0001
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
!

2>S20 f MS
FreIburg i.B. den 9.Mai. 1913.
GZEC

Lieber Lask, Haben Sie vielen Lank für Jhren
Brief. Es geht mir gesundheitlieh jetzt wieder ganz gut, und ich
habe auch schon zwei Stunden Golleg gelesen. Heute lese ich nicht
mehr, da der Freitag nachmittag immer schlecht besucht ist, und ich
fange auch erst am Dienstag nach der Pfingstwoche wieder an. Die
auffallend kleine Zahl meiner Hörer^ es 'sind nicht viel über 160,
d.h. nicht viel über zwei Drittel von dem, was ich erwarten durfte^
ist gewiß zum Teil auf das Auditorium und seine Lage zurückzuführen.
Daß dieser Umstand aber allein die Schuld trägt, glaube ich doch
nicht. Jch habe wirklich,besonders in der zweiten Hälfte des vorigen
Wintersemesters,sehr schlecht Colleg gelesen, und wenn das so wei-
ter ginge, würde ich sicher einen großen Teil meiner^Anziehungs-
>/
kraft auf die Studenten einbüßen. Aber zu meiner Freude darf ich
hoffen, daß es in dem alten Auditorium wieder besser werden wird.
Jch fühle mich dort ganz behaglich, ja ich habe gestern sogar wie-
der einmal mit wirklichem Vergnügen Golleg gelesen, was mir schon
sehr lange nicht passiert ist. Dabei war der Stoff gar nicht beson-
ders interessant, und ich hatte trotzdem den Eindruck, daß es mir
gelang,wieder eine persönliche Fühlung mit den Studenten zu gewin-
nen. Das war in dem abscheulichen Glaskasten der neuen Universität
mir absolut unmöglich. Sollte ich freilich auf die Dauer eine so
viel kleinere Hörerzahl haben, so wäre mir das schon aus rein peku-
niären Gründen sehr unangenehm. Aber vorläufig gebe ich die Hoff-
nung noch nicht auf. Vielleicht lese ich im nächsten 7*:intersemester
wieder einmal mein Golleg über Faust. Das wird dann auf jeden Fall
 
Annotationen