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Heidrich, Ernst
Geschichte des Dürerschen Marienbildes — Kunstgeschichtliche Monographien, Band 3: Leipzig, 1906

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https://doi.org/10.11588/diglit.36532#0048
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H. Die Zeit des Marienlebens.

1. Die Maria mit der Meerkatze und die Maria mit den vielen
Tieren.
In unmittelbarer Verbindung mit der Apokalypse, dieser Bibel
der stürmischen Zeiten des ausgehenden Jahrhunderts, hatte Dürer
das ernsteste, gedanken- und bilderreichste Thema der Kirche, die
Passion, ergriffen. Etwa im Jahre 1500 scheint die Beschäftigung
mit diesem Thema aufzuhören, und gleichzeitig findet auch die Ver-
arbeitung der Eindrücke der ersten italienischen Reise ihr Ende. Teils
in direkter Verwertung des italienischen Studienmaterials, teils mit
eigenem, wie er wohl fühlen mochte, unvollkommenem Bemühen suchte
er die Formen des bewegten nackten Körpers sich zu eigen zu machen:
neben den in die Tiefen des Herzens hinabgreifenden großen Auf-
gaben als notwendige Ergänzung kühle, gegen den vorstellungs- und
gefühlsmäßigen Inhalt des „Bildes" gleichgültige Formstudien. Das
wichtigste Werk dieser Richtung, der Herkules-Stich mit seinem Kon-
glomerat italienischer Formen, geht jedenfalls nicht über das Jahr 1500
hinaus. Bereits das nächste Jahr weist das erste Beispiel für die neue
Art der „Erfindung" nackter Körper auf: es beginnt die lange Reihe
der konstruierten Figuren Dürersd) Unmittelbar anschließend an den
Herkules-Stich, wahrscheinlich noch im Jahre 1500,') entsteht als letzter
oder wenigstens einer der letzten Ausläufer dieser italienisch-formalen

f Es braucht kaum noch gesagt zu werden, daß für alles, was sich hier und im
folgenden auf diesen Punkt bezieht, Ludwig Justis Forschungen die auch von "mir dankbar
benutzte Grundlage gewähren.
2) Die Gründe für die Datierung der Maria mit der Meerkatze und der mit den vielen
Tieren s. Anhang IV.
 
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