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Heigelin, Karl Marcell
Lehrbuch der höheren Baukunst für Deutsche (Band 2) — Leipzig, [1830]

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https://doi.org/10.11588/diglit.3371#0008
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eine sehr wichtige Art übereinstimmt, erregen ein hohes Wohlgefallen.
Wie die einzelnen Theile der Konstrukzion, als Säulenstellungen, Ge-
wölbe u. s. w., so gefallen Uns auch die Körper ganzer Bauwerke
auser der reinen mathematischen Gestalt und der Harmonie ihrer For-
men besonders durch das allgemeine Anschliesen der unter sich über-
einstimmenden Theile an den Zwek des Ganzen. So reicht schon die
blose Konstrukzion sogar zu der höchsten architektonischen Schönheit
hinauf: dem Karakter, oder dem deutlichen Erkennen der Bestimmung
des Gebäudes; und die strengste Zwekmäsigkeit, die allem die rechte
Stelle anweist, sparsam mit den einfachsten und natürlichsten Mitteln
wirkt, ist der sicherste Grund der idealsten Wirkung, denn sie belebt
die Materie durch Bedeutung; sie nähert sich der Natur, welche auf
gleichem Weg die reinste Formen-Schönheit schafft. Aber so wenig
mit einem blosen malerischen Talente und ohne tiefere Einsicht in den
Bau-Verband solche Wirkungen zu erreichen sind, so wenig stehen
sie selbst dem scharfsinnigen und erfahrenen blosen Techniker zu Ge-
bot. Nur der Künstler, der die Schönheit kennt und den Stoff be-
herrscht, ist der Meister des Baues, nur er ist der Bildner nach dem
Sinne der Natur.

Nicht allein sind zur Lösung jeder Aufgabe höchst verschiedene
Konstrukzions-E'ormen anwendbar, und somit dem schaffenden Geiste
ein unendliches Feld der Erfindung und der Wahl gegeben, sondern
es bleibt auch die genaue Feststellung der Verhältnisse viel dem Takte,
oder dem richtigen Geschmake des Künstlers überlassen, und ist kei-
neswegs durch die technische Notwendigkeit schon ganz bestimmt;
deshalb muss auch die Lehre von der Wirkung der verschiedenen
Formen und Verhältnisse, so wie von der harmonischen Zusammen-
stellung derselben, in diesem Bande besonders betrachtet werden.



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