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Heigelin, Karl Marcell
Lehrbuch der höheren Baukunst für Deutsche (Band 3) — Leipzig, [1833]

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https://doi.org/10.11588/diglit.3372#0006
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unbefangen waren, und in ihrer Art ihre Welt fanden, in der sie Frie-
den hatten. Aber eine mit Bewusstsein angenommene Sonderbarkeit
lässt die Kunst nimmer gedeihen, und die Werke, welche darin hervor-
gebracht werden, machen einen widrigen Eindruk; denn auch der Be-
schauende fühlt die Armuth an Liebe und Befriedigung mit, welche auf
dem Hervorbringer lastete, er fühlt den erkältenden Hauch der Mode.
Ein Stil freiwilliger Beschränktheit oder knechtischer Nachahmung kann
also der nicht sein, welcher unserer Zeit entspricht. Frei, nicht zufällig
muss die Wahl sein.

Den Weg zur näheren Entwiklung unserer Frage gibt ein allge-
meiner Überblik der Geschichte, deren einzelne Seiten an den gehö-
rigen Orten dieses Werkes besonders berührt sind.

Die Eigenthümlichkeit in den Bauarten der Völker hat verschie-
dene , zum Theil unter einander verschlungene Quellen, nämlich:
1) den Karakter des Wohnortes, 2) den Stand der Kenntnisse, 3) die
Verhältnisse der Gesellschaft, 4) die Religion.

Alle diese wirken zusammen bestimmend auf Sitte und Brauch,
und so auf den Stil der Baukunst. Sie bedingen und leiten die freie
Formenwahl, die Thätigkeit des erfindenden Kunstsinnes. Der Wohn-
ort fordert einerseits durch sein Klima, begünstigt andrerseits durch
dargebotene Stoffe gewisse Formen und Arten der Konstruktion; er
wirkt auf die Verzierung durch Vorbilder, welche er der Fantasie
bietet, so wie durch die allgemeine Stimmung, welche er derselben
mittheilt Dadurch übt er ein starkes Recht auf die Gestaltung des
Baustiles, welches aber dennoch eine unendliche Mannigfaltigkeit zu-
lässt, je nachdem die andern Bestimmungsgründe eine Richtung gelten
machen. Wie sah die Geschichte oft in einem Lande so sehr ver-
schiedene Bauarten aufeinanderfolgen, veranlasst durch die Fortschritte
 
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